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Slinger - Cyborg Director's Cut

Gestartet: 09 Jan 2014 08:12 - 5 Antworten


Veröffentlichung:
02.12.2013
Laufzeit:
83 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 09 Jan 2014 08:12

Kuro77

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Slinger (Director's Cut von Cyborg) - Platinum Cult Edition Blu-ray Review


Dank der Expendables-Filme erleben die Actionhelden der 1980er gerade ihren zweiten Frühling. Da verwundert es natürlich überhaupt nicht, dass nach und nach die Filme auf Blu-ray erscheinen, für die diese Generation Schauspieler berühmt-berüchtigt ist. Eine besonders schillernde Perle der Filmkunst jener Tage ist sicherlich Cyborg aus dem Jahr 1989. Nach Karate Tiger (1986) und Bloodsport (1988) ist es Jean-Claude van Dammes bekanntestes, aber auch kontroversestes Frühwerk. Die schwierigen Produktionsbedingungen, unter denen der Film entstand, sind sicher mit ein Grund, warum der Streifen nicht unumstritten ist. Eigentlich sollte Regisseur Albert Pyun für die Produktionsfirma Cannon Spider-Man (oja!) und die Fortsetzung zu Masters of the Universe inszenieren. Als daraus nichts wurde, fanden die bereits hergestellten Requisiten und Kostüme in dem daraufhin schnell zusammen geschusterten Verlegenheitsprodukt Cyborg Verwendung. Während Fans das Ergebnis bis heute als Kultfilm verehren, sehen das die kritischeren Gemüter verständlicher Weise anders. Jetzt kann sich jeder selbst ein Bild machen, denn der Film liegt nun unter dem Titel Slinger sogar im Director’s Cut auf Blu-ray vor.


Story:

Die menschliche Zivilisation hat ihre besten Tage bereits hinter sich. Die Erde gleicht einem Trümmerfeld, in dem die wenigen Überlebenden keinen Regeln oder Gesetzen mehr folgen. Es herrscht das Recht des Stärkeren. Die Gang um ihren brutalen Anführer Fender Tremolo (V. Klyn) tyrannisiert die Gegend um das ehemalige New York. Per Zufall rettet der Slinger Gibson (van Damme), der eigentlich Menschen sicher aus der Stadt schmuggelt, den weiblichen Cyborg Pearl (D. Haddon) vor Fenders Männern. Pearl soll wichtige Informationen zu einer Gruppe von Wissenschaftlern nach Atlanta bringen, die damit die Zivilisation wieder aufbauen möchten. Kurze Zeit später gerät Pearl aber doch in Fenders Hände, der natürlich ebenfalls an der Macht, die diese Informationen bedeuten, interessiert ist. Gemeinsam mit der Herumtreiberin Nady (D. Richter) heftet sich Gibson an Fenders Fersen, denn der Slinger hat auch noch eine persönliche Rechnung mit dem Banditen zu begleichen.

Vor einigen Jahren wurde bekannt, dass Regisseur Albert Pyun an einem Director’s Cut zu Cyborg arbeitet. Die Motivation dahinter lag darin begründet, dass Pyun noch vor Beendigung der Produktion die Verantwortung für den Film entzogen wurde. Somit hatte er keinen Einfluss mehr auf die finale Schnittfassung, die letztlich in die Kinos kam. Cyborg, wie ihn Fans seit nunmehr 24 Jahren kennen und lieben, hat also mit den ursprünglichen Intentionen des Regisseurs nur noch wenig gemein. Wer sich die knapp 90 Minuten genau ansieht, merkt schnell, dass der Film in vielen Teilen tatsächlich unfertig und grob zusammengeschustert wirkt – selbst im Vergleich zu ähnlich gelagerten Filmen jener Tage. An dieser Stelle erhofft man sich von einem Director’s Cut also am ehesten Abhilfe. Zusätzlich hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die amerikanische R-rated Kinofassung, die hierzulande ebenfalls als „ungekürzte Version“ in Umlauf ist, in einigen Gewaltszenen beschnitten wurde. Bekommt man mit Slinger also jetzt endlich einen unrated Director’s Cut geboten? Um es gleich vorweg zu nehmen: Beide Erwartungen werden enttäuscht. Obwohl Pyun Szenen einfügt, umschneidet, erweitert, verkürzt, im Film anders positioniert oder gleich ganz weglässt wird dadurch das Endprodukt auch nicht logischer, der Erzählfluss nicht geschmeidiger, als in der alten Fassung. Der größte storytechnische Unterschied besteht darin, dass nun kein Gegenmittel gegen eine Seuche mehr gesucht wird, sondern Informationen, um das Stromnetz des Landes wieder zum Laufen zu bringen. Darüber hinaus gibt es keine echten neuen Erkenntnisse zu vermelden außer, dass Fender und seine Gang auf einmal Satanisten sind.

Worüber sich Fans der altbekannten Fassung regelrecht ärgern werden ist die Tatsache, dass Pyuns Director’s Cut nunmehr sogar gewaltloser und unblutiger daher kommt. Fenders Überfall auf ein Fischerdorf wurde zum Beispiel komplett entfernt, ebenso zahlreiche andere blutige Gewaltszenen. Damit erklärt sich auch die moderate FSK-Einstufung „ab 16“ für Slinger. Letztlich behalten auch alle anderen Kritikpunkte, die dem Film ohne Zweifel zu Recht vorzuwerfen sind, unverändert ihre Gültigkeit. Das Drehbuch passt auf einen Bierdeckel, die Schauspieler sind durch die Bank unter aller Kanone, die Ausstattung und die Spezial-Effekte liegen selbst für damalige Verhältnisse auf C-Film Niveau. Selbst die Kampfszenen sind nicht besonders spektakulär. Van Damme, der Meister des Spagats und des Spinning-Kicks, wird hier nur ansatzweise gefordert. Damit entpuppt sich „Slinger“ inhaltlich schon einmal als ziemlich ernüchternd. Doch wie sieht es auf der technischen Seite aus?


Bildqualität:

Bevor Slinger in Deutschland ein Label fand, verkaufte Albert Pyun seine neue Fassung im Selbstvertrieb auf DVD. Schon damals wurde bekannt, dass für die neu eingefügten Szenen kein originales Filmmaterial mehr zur Verfügung stand, sondern nur noch ein VHS-Tape mit entsprechender Qualität. So muss man die vorliegende Bildqualität mit zweierlei Maß messen. Die gute Nachricht ist, dass die altbekannten Szenen aus Cyborg in erstklassiger HD-Qualität vorliegen. Schärfe und Detailzeichnung bewegen sich auf hervorragendem Niveau. Zusammen mit feinem Filmkorn und ausgewogenen Kontrasten entwickelt sich ein sehr angenehmer, filmischer Eindruck. Die Farbpalette ist eher warm und leicht ins Rötliche verschoben. Hier von einem „Rotstich“ zu sprechen, wäre allerdings falsch. Die leicht veränderte Farbgebung ist zu jeder Zeit als künstlerisch gewolltes Stilmittel zu erkennen. Der Schwarzwert verschluckt auch in den düsteren Szenen in der Kanalisation keine Details. Verschmutzungen oder Beschädigungen des Masters sind nicht zu erkennen. Dem gegenüber sieht es bei den neu eingefügten Szenen leider gar nicht rosig aus. Dass das Quellmaterial nur noch auf einem VHS-Band zur Verfügung stand ist einleuchtend, denn genauso sehen diese Szenen auch aus – für eine Veröffentlichung auf Blu-ray schlicht und einfach indiskutabel. Da sich alte und neue Szenen immer wieder abwechseln, entsteht der Eindruck eines Flickenteppichs, an den man sich erst einmal gewöhnen muss. Zum Sehgenuss trägt dieses qualitative Hin und Her jedenfalls nicht bei. Zusätzlich dazu leidet der Film, unabhängig vom verwendeten Filmmaterial, durchgängig an einem auffälligen Ruckeln bei horizontalen Kameraschwenks. Rechnet man alles zusammen, sind mehr als knappe fünf Punkte leider nicht drin.


Tonqualität:

Da die Rechte für „Cyborg“ inklusive der deutschen Originalsynchronisation nach wie vor bei MGM liegen, musste für die Veröffentlichung von Slinger eine neue deutsche Synchronisation erstellt werden. Immerhin wurden keine Kosten und Mühen gescheut, um die wohlbekannte „van-Damme-Stimme“ Charles Rettinghaus zu verpflichten, was schon mal eine gute Nachricht ist. Über die restlichen Sprecher lässt sich ebenfalls nicht viel Negatives sagen. Dass es sich nicht um die Crème der Zunft handelt, sollte dennoch klar sein. Viel störender ist sicher die Tatsache, dass die neue Synchronisation eben auch „neu“ klingt, man für einen Film dieses Alters eigentlich keine laute Hochglanzakustik erwartet. Eben diese Tatsache trägt aber dazu bei, dass sich die neue Synchro zu keiner Zeit organisch mit dem Film verbinden will. Die alberne, elektronisch „vertiefte“ Stimme von Fender trägt ihr übriges dazu bei. Darüber hinaus gibt es das altbekannte Gebrüll und Geschrei zu hören, bei dem selbst ein Synchro-Azubi nicht viel falsch machen kann. Neben neuen Szenen wurden auch neue Dialoge eingefügt oder umgeschrieben, die sich teilweise im Off abspielen, der jeweilige Schauspieler also gar nicht im Bild ist. Dadurch entpuppt sich gerade der coole Fender als regelrechte Quasselstrippe. Hätte man ihm gar nicht zugetraut. Neben neuem Text gibt es auch neue Soundeffekte und einen neuen Soundtrack zu hören, der sich allerdings noch weniger in das Gesamtbild einfügen möchte. Zu laut, zu nervig kleistert er die meisten Kampfszenen wie in einem hektischen Computerspiel zu. Das trägt nun wirklich nicht zu einer postapokalyptischen Stimmung bei. Die Abmischung des deutschen Dolby Digital 5.1 Tons ist aber grundsätzlich gelungen. Die Effektlautsprecher werden durchgängig diffus eingebunden. Der Subwoofer wird nicht gefordert.


Ausstattung:

Die Angabe der Extras mit 209 Minuten auf dem Backcover der Blu-ray relativiert sich ziemlich schnell, wenn man sich den Inhalt einmal näher betrachtet. Ein Making-Of der Neusynchronisation ist mit rund drei Minuten Laufzeit äußerst knapp bemessen. Darüber hinaus gibt es noch eine qualitativ bescheidene Workprint-Fassung des Films zu sehen. Alles andere sind diverse Bildergalerien. Der durchaus interessante Audiokommentar von Albert Pyun zu seinem Herzensprojekt liegt leider nur auf der beigefügten DVD-Fassung des Films vor.


Fazit:

Technisch ist Slinger letztlich nicht zu empfehlen. Für den Preis einer Blu-ray erwartet man zu Recht durchgängig entsprechendes Bildmaterial. Das bekommt man hier leider nur bedingt geboten. Während die Szenen aus „Cyborg“ sämtliche Qualitätsstandards erfüllen, fallen die neu eingefügten Szenen leider extrem ab, so dass kein homogenes Gesamtergebnis entsteht. Der deutsche Ton wurde ansprechend abgemischt, Puristen werden sich aber an der neuen Synchronisation und dem nervigen Soundtrack stören. Die Extras auf der Blu-ray sind kaum der Rede wert. Wer den Audiokommentar von Albert Pyun hören möchte, muss zur DVD greifen.

Haben wir Albert Pyun die ganzen Jahre zu Unrecht verkannt? Ist an ihm in Wirklichkeit ein Meisterregisseur verloren gegangen? Wohl kaum. Auch sein Director’s Cut ist rational betrachtet immer noch ein unterdurchschnittliches Machwerk, das lediglich von seinem „Kultfaktor“ lebt. Pyun versteht sich ganz gut darauf, auch mit begrenzten Mitteln eine gewisse apokalyptische Atmosphäre zu erzeugen. Alles andere an Slinger ist genauso trashig wie seinerzeit bei Cyborg. Für viele dürfte dieser Re-Cut noch unbefriedigender sein als das Original, fehlen doch hier sogar die Gewaltspitzen, die Cyborg für lange Zeit das „schwere“ SPIO-Siegel „Strafrechtlich unbedenklich“ und eine Indizierung einbrachten. So ist diese Fassung nur für Hardcore-Fans interessant. Allen anderen ist schon auf Grund der stark schwankenden Bildqualität von einem Kauf abzuraten.


Kurzbewertungen:

Story: 5/10
Bild: 5/10
Ton: 7/10
Extras: 3/10
Gesamt*: 5/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die Story nicht berücksichtigt.


Kaufempfehlung: 5/10
Die Kaufempfehlung der Slinger Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story berechnet.


Testgeräte:

TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMR-BST720
Ton: Pioneer SC-LX56
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Boston A26 (Front-Wide, Surround), Teufel M-500 (Back-Surround)
#2
Geschrieben: 09 Jan 2014 08:43

Michael Speier

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Erstaunlich - den Film habe ich bisher überhaupt nicht gekannt. Tolles Review, schön Neutral. Ich glaube, ich werde dennoch die Finger davon lassen... :thumb:
#3
Geschrieben: 09 Jan 2014 09:09

TheRuhlander

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Zitat:
Zitat von Michael.Speier
Erstaunlich - den Film habe ich bisher überhaupt nicht gekannt. Tolles Review, schön Neutral. Ich glaube, ich werde dennoch die Finger davon lassen... :thumb:

Wie bitte? Du bist sonst so ein Trash-Fan! :p
#4
Geschrieben: 09 Jan 2014 09:49

Michael Speier

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Zitat:
Zitat von TheRuhlander
Wie bitte? Du bist sonst so ein Trash-Fan! :p

Ja. Erstaunlich, nicht wahr?
Allerdings war ich weder ein Karate- noch Kriegsfilm-Fan. Und auch Action-Filme habe ich erst viel später für mich entdeckt. Weder Van Dame noch Lundgren haben mich sonderlich gereizt. Bei Arny und Sly sah das schon anders aus...
#5
Geschrieben: 09 Jan 2014 09:55

Sawasdee1983

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Das ist ein Endzeitfilm kein Kriegsfilm ;)

Mir persönlich reicht hier aber die Kinoversion.
MfG Pierre

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#6
Geschrieben: 09 Jan 2014 10:10

Michael Speier

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Das war auch allgemein gemeint, und nicht auf diesen Film bezogen... ;)


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