Muse sind in der heutigen Zeit eine der wenigen Bands, die es nicht
nur schaffen mit konstanter Besetzung alle paar Jahre ein
herausragendes Album zu veröffentlichen, sondern darüber hinaus
trotz stetig wachsendem Erfolg weiterhin bodenständig und frei von
Skandalen zu bleiben. Das eine derartige Leistung nicht unbelohnt
bleibt, zeigt sich bei der Veröffentlichung Muse – Live at Rome
Olympic Stadium, bei dem die Briten im nahezu ausverkauften Stadion
spielen.
Story
Aufgenommen wurde das Konzert am 6. Juli 2013 im Olympic Stadium in
der italienischen Hauptstadt. Bereits mit ihren Studioalben hat das
Trio deutlich gemacht, dass sie keine Feinde von viel Abwechslung
und aufwändigen Arrangements sind. Dass der britischen Rock Band
aber auch der Spagat gelingt, diese anspruchsvolle und vielseitige
Musik live adäquat zu reproduzieren und stellenweise dem Ganzen
noch eines oben drauf zu setzen, stellen sie spätestens mit dieser
Live-Blu-ray unter Beweis.
Logisch, dass das Hauptaugenmerk an diesem Abend auf dem noch
aktuellen Album „The 2nd Law“ liegt, denn insgesamt acht Stücke
davon finden sich in der Setlist wieder. Dabei dürfen aber auch
einige Klassiker und Charthits nicht fehlen. Aber der Reihe
nach.
Nach dem Intro eröffnen Muse (verstärkt um Gitarrist / Keyboarder
Morgan Nicholls) mit dem Opener „Supremacy“ von besagtem Album den
Reigen gefolgt von „Panic Station“, bei dem auf den Monitoren im
Hintergrund einige animierte Staatsoberhäupter (wie u.a. Barack
Obama oder Angela Merkel) die Band tänzerisch begleiten. Mit „Plug
in Baby“ folgt bereits das erste ältere Stück, das vom
italienischen Publikum lauthals mitgesungen wird. Dabei ist es
beeindruckend zu sehen, wie Gitarrist und Sänger Matthew Bellamy
durch die halbe Halle sprintet und dabei problemlos seine nicht
unkomplizierten Melodien auf seinem Instrument spielt.
Respekt!
Es fällt ohnehin auf, dass die Band, die dieses Konzert obendrein
auch selbst produziert, den kompletten Gig perfekt inszeniert hat.
Jede Bewegung sitzt als wäre jede Gestik, jede Mimik, jeder Schritt
einer ausgefeilten Choreographie unterworfen, wobei die Jungs
dennoch sehr natürlich und authentisch agieren. Zu nahezu jedem
Stück gibt es spezielle Showelemente, die audiovisuell hervorragend
in Szene gesetzt werden. Seien es schwarz-weiß Filter, die
besondere Elemente hervorheben, ein Banker, der mit Geldscheinen um
sich schmeißend bei „Animals“ über die Bühne stolziert, gigantische
Pyroeffekte wie etwa in „Knights of Cydonia“, das süße
Büro-Mäuschen an ihrem Schreibtisch am Rande der Bühne bei dem
Bricusse Coversong „Feeling Good“ oder die Tänzerin am Glühbirnen
Fesselballon bei „Guiding Light“, die Zuschauer im Stadion wie auch
vor den heimischen Bildschirmen bekommen ständig etwas fürs Auge
geboten. Langeweile kommt da gewiss keine auf und so vergeht das
anderthalb stündige Konzert mit weiteren hervorragenden Stücken wie
„Madness“, „Undisclosed Desires“ oder dem Überhit und Rausschmeißer
„Starlight“ leider viel zu schnell.
Bildqualität
Aufgenommen wurde komplett mit digitalen Kameras. Wären nicht in
einigen kurzen Momenten kleine schwache Banding Artefakte wie etwa
beim Aufblitzen der Pyroeffekte am Horizont zu sehen, würde das
Bild mühelos die Höchstpunktzahl knacken. Die optische Darstellung
ist abgesehen davon einwandfrei und liefert ein knackig scharfes
und außerordentlich detailreiches Bild. Selbst bei Longshots ist
die Feinzeichnung noch sehr akkurat bei sehr guter Kantenschärfe.
Rauschen, was bei Aufnahmen dieser Art gerne auftaucht, ist zu
keinem Zeitpunkt zu erkennen. Die Farben bleiben stets natürlich
bei sehr guter Sättigung und optimal eingestelltem Kontrast. Wobei:
Die Band ließ es sich nicht nehmen, hin und wieder mit Farbfiltern
zu arbeiten (wie etwa bei „Animals“ oder „Feeling Good“) oder als
Ausnahmefall bei „Madness“ einen Kontrastboost einzusetzen. So oder
so: Jede Sekunde ist Videoästhetik pur, so dass kein Fan der Band
enttäuscht sein wird.
Tonqualität
Der Zuschauer hat die Wahl zwischen einer unkomprimierten LPCM
Stereo (96 kHz / 24 Bit), einer verlustfrei komprimierten DTS HD
Master Audio 5.1 (96 kHz) sowie einer verlustbehafteten Dolby
Digital 5.1 Spur. Letztere fällt dabei komplett aus dem Raster,
während die beiden anderen Varianten simpel mit einem Wort leicht
umschrieben sind: Referenz! So muss eine Live-Aufnahme klingen.
Nicht nur, dass die Klangwiedergabe absolut klar, ausgewogen und
von erlesener Dynamik ist, so gibt es absolut nichts an dieser
Abmischung zu beanstanden. Gerade beim Surroundmix ist die Live
Atmosphäre außerordentlich authentisch und realistisch, so dass bei
geschlossenen Augen schnell der Eindruck erweckt wird, dass man
sich im römischen Olympia Stadion befindet. Mit etwas Vermessenheit
könnte sogar die Behauptung aufgestellt werden, dass es sich bei
dieser Abmischung um eine der Besten, wenn nicht gar der Besten
überhaupt im Live-Blu-ray Sektor handelt. Wer es nicht glaubt, darf
sich gerne selbst überzeugen.
Ausstattung
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Audio CD mit verkürzter Setlist
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drei weitere Live Stücke (HD; 16:24 min.)
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Stockholm Syndrome
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Unsustainable
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Liquid State
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Behind the Scenes “The Road” (HD; 4:47 min.)
Das Bonusmaterial ist recht übersichtlich ausgefallen. Zum einen
gibt es noch drei weitere Live-Stücke in Form von „Stockholm
Syndrome“ und „Unsustainable“, die in Las Vegas aufgenommen wurden
und „Liquid State“- aufgenommen in Dallas. Zum anderen gibt es noch
ein kurzes knapp 5-minütiges Behind the Scenes Featurette, das dem
interessierten Fan einen Einblick in das Leben ‚on the Road‘
gewährt. Als extra Schmankerl wurde dem Set noch eine Audio CD mit
einer verkürzten Setlist beigelegt, welche die wichtigsten Stücke
des Konzertes abdeckt. Ein mehrseitiges Booklet mit Bildern vom
Konzert ist ebenfalls vorhanden. Das FSK Logo lässt sich leicht vom
Cover entfernen.
Fazit
In audio-visueller Hinsicht geht es kaum noch besser, so dass der
technische Bereich dieser Blu-ray locker mit der Qualität des
Konzertes mithalten kann. Wegen eines kleinen Mankos verfehlt das
Bild nur knapp die Höchstpunktzahl, wird aber letztendlich wohl
kaum jemanden enttäuschen. Der Ton setzt in puncto Konzertaufnahmen
neue Maßstäbe, die nur schwer zu übertreffen sein werden. Das
Bonusmaterial fällt da leider etwas aus dem Rahmen, bietet aber
einen guten Zusatzwert. Dass Muse nicht nur im Studio, sondern auch
auf der Bühne überzeugen, haben sie nun spätestens mit der furiosen
Show vom 06. Juli 2013 bewiesen. Nicht nur Fans der Band, sondern
auch Freunde anspruchsvoller und vielseitiger Rock Musik sollten
sich diese herausragende Veröffentlichung zulegen. Es lohnt sich.
(sah)
Story 10
Bildqualität 9
Tonqualität 10
Ausstattung 5
Gesamt * 8
Kaufempfehlung 9 von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
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