Sportfilme haben gerade in den Vereinigten Staaten von Amerika eine
große Tradition.
The Fighter,
Million Dollar Baby oder
Blind Side - Die große Chance haben
dabei nicht nur das Thema Sport gemein, sondern bietet darüber
hinaus jeweils eine mit einem Oscar ausgezeichnete
schauspielerische Leistung. Nun gut, an dieser Stelle ist es
vielleicht zu früh, einen Blick in die Zukunft zu wagen, aber die
schauspielerische Darbietung von Chadwick Boseman und Harrison Ford
in
42 - Die wahre Geschichte einer Sportlegende
ist zumindest oscarwürdig. Warum? Das soll dieses Review
erklären.
Story
1945 – die amerikanische Bevölkerung umjubelt die Kriegsheimkehrer.
Die Welt kann endlich wieder aufatmen und in Frieden leben.
Allerdings ist die Rassentrennung immer noch ein großes Thema im
Land, so dass auch bei dem beliebtesten Volkssport der Amerikaner –
dem Baseball – keine farbigen Spieler erlaubt sind bzw. geduldet
werden. Zumindest bis Branch Rickey (H. Ford), seines Zeichen
Manager der Brooklyn Dodgers, den talentierten farbigen Jackie
Robinson (C. Boseman) unter Vertrag nimmt. So spielt er ab diesem
Zeitpunkt mit der Rückennummer 42 für die Mannschaft von Brookyln,
muss sich aber von Beginn an einer Menge an Anfeindungen
gegenüberstellen. Was nicht tötet, härtet ab und so muss er sich
gegen die Hasstiraden sämtlicher Fans und sogar seiner Mannschaft
behaupten.
42… was für ein alberner Titel für einen Film.
Zumindest bis man die tatsächliche Bedeutung dahinter erkennt. Die
42 war die Rückennummer von Jackie Robinson, der mit den Brooklyn
Dodgers Sportgeschichte geschrieben hat, da er am 15. April 1947
als erster schwarzer Spieler seit 1888 in einem Team der Major
Leagues auflief. Er avancierte schnell zu einer Art Symbolfigur für
die Rassenintegration nicht nur im amerikanischen Profisport,
sondern ebenfalls in der amerikanischen Gesellschaft. Verkörpert
wird dieser von dem bis dato eher unbekannten Chadwick Boseman, der
eine erstaunliche schauspielerische Leistung an den Tag legt.
Alleine schon seine natürliche Mimik ist außerordentlich
ausdrucksstark und sagt häufig mehr als 1000 Worte. Aber auch
Harrison Ford (
Indiana Jones) in seiner Rolle als
Dodgers Manager Branch Rickey liefert wohl seine beste Darbietung
seit Der einzige Zeuge ab. Da fällt es dem übrigen Cast bestehend
u.a. aus John C. McGinley (in einer Paraderolle als Red Barber),
Alan Tudyk (
Todeszug nach Yuma) oder Hamish
Linklater (
The Newsroom), doch fast
schon schwer dagegen zu bestehen, wobei diese ihre Figuren dennoch
sehr natürlich verkörpern.
Regisseur und Drehbuchautor Brian Helgeland (
Payback – Zahltag) ist es mit
42 - Die wahre Geschichte einer Sportlegende
gelungen ein tiefgreifendes und, trotz einiger historischer
Abweichungen, authentisches Sport Biopic-Drama abzuliefern, bei dem
trotz 128 Minuten Spieldauer die Zeit wie im Nu verfliegt. Viele
Szenen bieten denkwürdige Momente wie im Zwischengang beim ersten
Spiel der Dodgers gegen Philadelphia oder in der Umkleidekabine
nachdem Robinson an der Wade verletzt wurde, die den Zuschauer
fesseln und emotional mitreißen. Dabei ist es schön zu sehen, dass
nicht alles idealisiert dargestellt wird, sondern auch die
Schwächen wie Momente des Zweifels von Robinson zur Schau gestellt
werden. Somit gelingt Helgeland wunderbar der Spagat den Zuschauer
emotional zu berühren und diesen zusätzlich noch geschichtlich
aufzuklären, sowie darüber hinaus dennoch kurzweilige Unterhaltung
zu bieten. Bravo.
Bildqualität
Der Film wurde komplett mit digitalen Kameras aufgezeichnet.
Dementsprechend ist der Detailgrad bei sehr guter Schärfe und
feiner Kantenzeichnung außerordentlich hoch. Leichte weichere
Abschnitte fallen nur sehr selten und nicht sonderlich negativ auf.
Das bei Digitalaufnahmen nicht unübliche Rauschen ist bei dieser
Blu-ray hingegen nicht vorhanden. Beides in Kombination macht sich
in der Szene in Florida bemerkbar, als der weiße Autofahrer den
Journalisten Wendell Smith am Gartenzaun bedroht und dieser (der
Zaun) mit all seinen Unfeinheiten akkurat dargestellt wird. Die
Farben sind recht warm und natürlich ausgefallen, was für eine
stimmungsvolle, nostalgische Atmosphäre sorgt. Der Kontrast ist
sehr gut eingestellt und garantiert homogene Farbübergänge. Der
Schwarzwert könnte nicht besser sein und sorgt für ein tiefes
Schwarz. Die Kompression arbeitet auf hohem Niveau, so dass
keinerlei Spuren zu erkennen sind.
Tonqualität
Wie aus dem Hause Warner üblich, müssen die deutschsprachigen
Zuschauer mit einer verlustbehafteten Dolby Digital Spur vorlieb
nehmen. Diese muss aber dem englischen Pendant nicht unterlegen
sein, denn die deutsche Synchronisation überzeugt mit einer
ausgewogenen und natürlichen Abmischung. Für ein Drama sind die
Surroundkanäle auffallend häufig im Einsatz, so dass eine
hervorragende Räumlichkeit vorherrscht. Das macht sich z.B. sehr
gut bei den Baseballspielen oder auf dem Flughafen bemerkbar. Der
Bass ist leider nicht sonderlich präsent, was aber vielmehr daran
liegt, dass es die Szenen nicht hergeben. In einzelnen Momenten
darf der Subwoofer aber zeigen, was in ihm steckt. Dank der
ausgezeichneten Balance fügen sich sowohl die Hintergrundgeräusche,
der stimmungsvolle Score, sowie die Dialoge gleichberechtigt in den
Gesamtmix ein. Aus diesem Grund sind die Dialoge jederzeit klar zu
verstehen.
Ausstattung
-
Die Verkörperung zweier amerikanischer Ikonen (HD; 9:14
min.)
-
Das harte Baseballtraining (HD; 10:05 min.)
-
Das Vermächtnis der Nummer 42 (HD; 9:17 min.)
Gerade bei Filmen, die auf historischen Persönlichkeiten oder
Begebenheiten basieren, schreit es quasi danach, die Blu-ray Disc
mit allerlei entsprechendem Infomaterial zu füllen. Diese Chance
wurde hier leider vertan. Lediglich drei, dafür aber sehr
interessante Featurettes (immerhin komplett in HD) über die beiden
Hauptdarsteller, das Training der gesamten Crew sowie zur
tatsächlichen Person Jackie Robinson haben es auf diese Scheibe
geschafft. Ein Wendecover ist nicht vorhanden.
Fazit
In technischer Hinsicht bleibt nicht mehr viel Raum nach oben. Das
digital aufgenommene Bild liefert eine äußerst detailreiche
Darstellung und schöne stimmungsvolle Farben. Gerade die
Surroundkulisse sorgt für eine authentische und natürliche
Klangwiedergabe, bei der lediglich die Bässe etwas präsenter sein
könnten. Beim Bonusmaterial wird lediglich ein Pflichtprogramm
abgehalten, das aber immerhin sehr aufschlussreiche Informationen
liefert.
42 – Die wahre Geschichte einer
Sportlegende ist mehr als ein Biopic über einen
herausragenden und einflussreichen Sportler. Es ist ebenso eine
Momentaufnahme der amerikanischen Geschichte und wie die damalige
Bevölkerung dachte, sich aber auch (in die richtige Richtung)
entwickelte. Regisseur und Autor Brian Helgeland ist ein
außerordentlich herausragender Film gelungen, der den Zuschauer
nicht nur mit phänomenaler schauspielerischer Leistung belohnt,
sondern obendrein zum Nachdenken anregt. Wer dieses Werk bislang
noch nicht auf seinem Schirm hatte, sollte das alsbald ändern!
(sah)
Story 10
Bildqualität 9
Tonqualität 9
Ausstattung 4
Gesamt * 7
Kaufempfehlung 8 von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
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