Story: 6/10
Bildqualität: 5/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 8/10
Das Slasher-Genre hatte in den 1980er Jahren Hochkonjunktur.
Michael Myers, Freddy Krueger und Jason Vorhees machten Stadt, Land
und selbst die Träume unsicher, während sie wild metzelnd
umherzogen und den Teenagern das Fürchten lehrten. Allerdings wurde
der Grundstein des Mörders, der scheinbar wahllos Teenies
abschlachtet, bereits im Jahr 1974 gelegt, und zwar von Regisseur
Bob Clark, der in den 80ern überwiegend mit Komödien wie der
legendären Porky’s Reihe Erfolge feierte. Der Titel dieses
Genreklassikers war
Jessy – Treppe in den Tod, der in den
Vereinigten Staaten unter dem Titel
Silent Night, Evil Night
in den Kinos anlief, und Jahre später unter dem Titel Stranger
in the House im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Nun, pünktlich zum
Weihnachtsfest, bringt Caplight besagten Titel auf den deutschen
Blu-Ray-Markt, und verpasste der Scheibe den ursprünglichen Titel
Black Christmas.
Story:
Die weihnachtliche Stimmung im Studentinnenheim wird jäh
unterbrochen, als ein mysteriöser Fremder die versammelte
Schwesternschaft mit obszönen Anrufen belästigt. In der allgemeinen
Aufregung wird die Studentin Claire schließlich das Opfer eines
wahnsinnigen Mörders, welcher die Leiche der jungen Frau auf dem
Dachboden des Heims versteckt. Während die besorgten Freunde und
Verwandten gemeinsam mit der Polizei eine Suchaktion starten, kommt
es zu weiteren Morden, und der mysteriöse Killer ist viel näher,
als alle vermuten!
Black Christmas darf ruhigen Gewissens als einer der wegweisendsten
Genrefilme überhaupt angesehen werden. Regisseur Bob Clark brachte
bereits viele Elemente ein, die anschließend für den Slasher-Film
zu unverzichtbaren Stilmitteln werden sollten: Die
Kameraperspektive aus der Sicht des heranpirschenden Mörders, die
Opfer – überwiegend Teenager – werden der Reihe nach mit teils
höchst ungewöhnlichen Hilfsmitteln ins Jenseits befördert, und
darüber hinaus spielt der Mörder mit seinen Opfern ein perverses
Katz-und-Maus-Spiel, aus dem im Prinzip niemand heil herauskommt –
bis auf das „Final Girl“, versteht sich.
Nach nicht einmal 12 Minuten geschieht der erste Mord – und der
unbedarfte Fan, der den Film noch nicht kennt, freut sich auf ein
konsequent durchgeführtes Schlachtfest. Allerdings bleibt es die
nächste Stunde über bei dem einen Mord. Im Mittelpunkt steht
hauptsächlich die Aufklärung desselben, beziehungsweise die Suche
nach dem Mordopfer. Ferner versuchen Behörden und Geschädigte
hinter die Identität des geheimnisvollen Anrufers zu kommen,
welcher die Studentinnen seit geraumer Zeit malträtiert.
Letztendlich ist Black Christmas über weite Strecken eher ein Krimi
mit Psychothriller-Elementen, und mutiert erst im letzten Drittel
zu einem Slasher, wie er von heutigen Genrefans erwartet wird.
Allerdings darf nicht vergessen werden, dass es sich hier um einen
der allerersten Filme dieser Art handelt, und man sich somit keinen
Genrevertreter, sondern den Genregründer zu Gemüte führt.
Trotz seiner wegweisenden Funktion fehlt es dem Film an
sehenswerten Highlights, zumindest für Gorehounds. Die Kamera zeigt
beispielsweise nie den Mord selbst, sondern lediglich den Beginn,
das Anschleichen – blendet dann aber im entscheidenden Moment ab,
so dass der blutrünstige Teil bestenfalls im Kopf des Zuschauers
entsteht. An der Spannung schmälert dies freilich nichts, denn alle
wichtigen atmosphärischen Elemente, wie bedrückende Musik und
düstere Schattenspiele, sind enthalten. Allerdings bleibt der Titel
für einen Slasher reichlich blutleer. Vor allem im direkten
Vergleich mit der Neuverfilmung aus dem Jahre 2006 wirkt das
Original harmlos.
Darstellerisch kann und muss vor allem die Gruppe der Studentinnen,
allen voran Olivia Hussey als Jessy, genannt werden, die samt und
sonders glaubhafte und nachvollziehbare Performances abliefern.
Dabei verkommt der Film nicht zum typischen
„10-Kleine-Negerlein“-Abschlachten, sondern zeigt realistische
Personen mit typischen Problemen wie unerwünschter Schwangerschaft,
Liebeskummer und ähnlichem. Lediglich Marian Waldman als Hausmutter
Mrs. MacHenry ist mit ihrem übertrieben dargestellten
Alkoholproblem ein wenig too much, wobei ihr Overacting durchaus
als Auflockerung angesehen werden kann, wenn man die Zeit der
Entstehung berücksichtigt. Genrefans freuen sich vor allem über
John Saxon, der hier, bereits Jahre bevor er den Kampf mit Freddy
Krueger aufnahm, als Polizist vor der Kamera steht, dessen Rolle
der späteren aus den Nightmare-Filmen nicht ganz unähnlich ist,
auch wenn in diesem Film noch der persönliche Bezug zu den Opfern
fehlt.
Alles in allem ist Black Christmas vor allem ein Zeitdokument, das
für Freunde klassischer Slasher weitaus interessanter sein dürfte,
als für den normalen Durchschnitts-Horror-Fan. Inszenatorisch und
handwerklich ist der Film zwar absolut gelungen, allerdings nagt
der Zahn der Zeit doch gehörig daran, und heutigen Sehgewohnheiten
wird der Streifen absolut nicht mehr gerecht.
Bildqualität:
- Teilweise sehr starkes Bildrauschen
- Mittelmäßige bis schlechte Schärfe
- Kaum Details wahrnehmbar
- Starker, aber zu dominanter Schwarzwert
- Saubere, satte Farben mit einem leichten Hang zum rötlichen
Die sich ständig einschleichenden Unschärfe, gepaart mit dem
permanenten Bildrauschen, hinterlassen einen alles andere als guten
Eindruck. Allerdings darf man nicht vergessen, dass Black Christmas
nicht nur knapp 40 Lenze auf dem Buckel hat, sondern darüber hinaus
ein relativ geringbudgetierter Nischenfilm ist, dessen Lagerung und
Restauration vermutlich nie die nötige Sorgfalt zuteilwurde, die er
in den Augen seiner Fans verdient.
Eingedenk der Umstände ist die Blu-ray Auswertung als relativ
gelungen zu betrachten, und immerhin Farbgebung und Schwarzwert
sind ebenfalls recht passabel, auch wenn die Schwarzflächen mit
ihrer Dominanz alles verschlucken was hineingerät.
Tonqualität:
- Klar verständliche Dialoge
- Kein Hintergrundrauschen oder ähnliche Störgeräusche
- Dezent eingesetzte Raumklang-Highlights
- Musikuntermalung in gutem Verhältnis abgemischt
Zwar ist der 5.1 HD-Master-Ton keineswegs auf Top-Niveau, aber
angesichts der Produktionsbedingungen und der Tatsache, dass der
Ton „künstlich“ aufgeblasen wurde, erreicht die Tonspur
Erstaunliches. Zwar bleibt der gesamte Film – mit Ausnahme der
Musik – überwiegend frontlastig, aber hin und wieder lassen sich
tatsächlich ein paar dezent eingestreute Umgebungsgeräusche
ausmachen.
Ausstattung:
- Audiokommentar von Bob Clark
- Audiokommentar von John Saxon und Keir Dullea
- Black Christmas Revisited (36:25 Minuten)
- The 12 Days of Black Christmas (19:49 Minuten)
- 3 Interviews mit den Darstellern (63:41 Minuten)
- 2 „Uncovered“ Sound Scenes (3:06 Minuten)
- Black Stories – Ein Gespräch im Kino (20:20 Minuten)
- TV- und Radio-Spots
- Kinotrailer
- Wendecover ohne FSK-Logo
Das üppige Bonusmaterial wartet mit haufenweise sehenswerten
Dokumentationen auf, die kaum einen Wunsch offen lassen. Leider
liegen sämtliche Features in relativ schlechter Qualität und im
Bildformat 4:3 vor. Bei den beiden Audiokommentaren wurde auf
deutsche Untertitel verzichtet.
Fazit:
Technisch betrachtet kann man dem Kultklassiker leider keine großen
Lorbeeren zusprechen. Das Bild schwächelt in den allermeisten
Szenen bei Schärfe und Detailzeichnung, ist stark verrauscht und
verfügt über einen viel zu dominanten Schwarzwert. Tonal fährt der
knapp 40 Jahre alte Titel mehr auf, als man erwarten würde, kann
allerdings dennoch nicht mit ähnlichen Titeln mithalten.
Das umfangreiche Bonusmaterial ist ein echter Mehrgewinn, trotz
mangelhafter Qualität. Leider fehlen wieder einmal deutsche
Untertitel für die Audiokommentare.
Der Film selbst ist ein unschätzbares Zeitdokument, der Ursprung
des Slasher-Films, und wartet mit einer tollen Atmosphäre,
glaubhafter Story und tollen Bildern auf, ist aber für heutige
Verhältnisse relativ unspektakulär. Dennoch ist der Titel, gerade
für Genrefans, einen Blick wert, zumal hier bereits die Regeln für
diese Art von Film aufgestellt werden, die bis heute ihre
Gültigkeit besitzen. (ms)
Testgeräte:
TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP: Samsung BD-P 1580
Boxen: Samsung HT-E4500, 5.1 3D-Dolby Surround System