Hier auch mal ein Test von
www.4players.deFür Sony war die PlayStation 3 von Anfang an mehr als nur eine
Videospielkonsole: Mit Abspielfunktionen für DVD- und
Blu-ray-Filme, den mittlerweile wegrationalisierten Kartenlesern
sowie der einfachen Anbindung an Server war das Ziel ganz klar, das
Gerät als Multimedia-Zentrum im Wohnzimmer zu positionieren. Mit
PlayTV geht man jetzt den nächsten Schritt: Die PlayStation 3 wird
zum Empfänger und Festplattenrekorder für digitale TV-Programme!
Lohnt sich die Investition?
Eingeschränkte Vielfalt
Wer eine Astra-Schüssel an der Hauswand hängen hat oder sich durch
die Kanäle des Kabelnetzwerks zappt, der weiß: Es gibt verdammt
viele Fernsehsender da draußen! Verbindet ihr die kleine,
unscheinbare und leicht billig wirkende Plastikbox von PlayTV aber
über ein Antennenkabel mit einem Satelliten-Receiver oder der
Kabelbuchse, macht sich zunächst Enttäuschung breit - der
Bildschirm bleibt schwarz! Warum? Weil der integrierte Tuner
lediglich die Signale von DVB-T (Digital Video Broadcasting -
Terrestrial) empfängt. Eine entsprechende Antenne ist leider nicht
im Lieferumfang enthalten, also müsst ihr euch diese separat
zulegen. Aktive DVB-T-Antennen bekommt ihr allerdings schon ab
knapp 20 Euro bei den Elektronikketten eures Vertrauens. Leider
bringt die Einschränkung des Tuners auf den DVB-T-Standard aber
einige Nachteile mit sich: Zum einen bekommt ihr hier trotz
digitaler Ausstrahlung je nach Antenne und Empfangsqualität ein
qualitativ eher durchwachsenes Bild, das aufgrund von Artefakten
(Klötzchenbildung) und starker Anfälligkeit für Störungen selbst
dem normalen Kabelfernsehen in vielerlei Hinsicht unterlegen
scheint. Auf der anderen Seite verfügen manche Kanäle
offensichtlich über eine hohe Bandbreite und bieten herrlich
scharfe, kontrastreiche Bilder, die direkt von der DVD kommen
könnten. Allerdings hält sich insgesamt die Senderauswahl in
Grenzen, die bei DVB-T von den öffentlich-rechtlichen Programmen
dominiert wird. Braucht man denn wirklich zig Varianten von Sendern
wie z.B. NDR, obwohl eh alle die gleichen Inhalte zeigen?
Wenigstens sind im Raum Hamburg mit Pro 7, Sat 1, RTL, RTL II, VOX,
Eurosport und sogar Kabel 1 auch die wichtigsten Privatsender
vertreten, doch wer sich auf MTV, VIVA oder andere Musikprogramme
in digitaler Form gefreut hat, wird im Norden (bisher noch)
enttäuscht - auch Exoten wie DMAX oder Das Vierte sucht ihr hier
vergeblich. In anderen Regionen kann es dagegen schon wieder ganz
anders aussehen und hier liegt ein weiteres Problem: Es gibt keine
einheitliche Programmauswahl! Während ihr euch im Raum Köln auch
VIVA oder CNN ansehen könnt, beschränkt sich z.B. das Angebot in
Sachsen-Anhalt praktisch nur auf öffentlich-rechtliche sowie
regionale Sender. Ärgerlich ist zudem, dass längst nicht alle
Sendungen im 16:9-Format ausgestrahlt werden. Vor allem bei einigen
Kinofilmen musste ich mir an den Kopf fassen, als das Bild nicht
nur oben und unten, sondern auch an beiden Seiten durch dicke
schwarze Balken umrandet wurde und damit nur einen relativ kleinen
Ausschnitt bot. Zwar könnt ihr hier mit der integrierten
Zoom-Funktion entgegen wirken, aber die Fernsehzukunft stellt man
sich schon etwas anders vor. In diesem Zusammenhang ist auch die
Flächenabdeckung von DVB-T in Deutschland ein Thema: Zwar ist in
den meisten Großstädten sowie der näheren Umgebung der Empfang
mittlerweile gewährleistet, doch schauen Bewohner ländlicher
Regionen nach wie vor gezwungenermaßen analog und damit in Sachen
PlayTV in die Röhre.
Kinderleichte Einrichtung
Die Einrichtung ist ein Kinderspiel: Zunächst installiert ihr die
mitgelieferte Software einmalig auf der Festplatte und schaut euch
dabei ein Tutorialvideo an, das euch die Funktionen von PlayTV
vorstellt - danach wird die Disc nicht mehr benötigt. Im Anschluss
findet ihr in der Cross Media-Bar zwischen den Feldern "Video" und
"Spiele" einen neuen Menüpunkt, der - Überraschung - auf den Namen
"PlayTV" hört. Startet ihr anschließend das Programm und habt die
Box sowohl mit einer DVB-T-Antenne als auch mit dem mitgelieferten
USB-Kabel mit der PS3 verbunden, steht zunächst die Sendersuche an.
Sind alle wichtigen Frequenzen aufgespürt und die Kanäle
automatisch eingerichtet, findet ihr euch im Hauptmenü wieder.
Wollt ihr euch nur durch die Kanäle zappen, ist der Menüpunkt "Live
TV" eure erste Wahl. Dabei funktioniert das Umschalten erfreulich
schnell, wenn man es mit den lahmen Reaktionszeiten mancher
Satelliten-Receiver vergleicht. Außerdem informiert euch eine
Leiste darüber, was aktuell auf dem Sender läuft, wie lange die
aktuelle Sendung noch läuft und was im Anschluss folgt. Wollt ihr
mehr Informationen, öffnet ihr auf Knopfdruck eine elektronische
Programmzeitschrift, mit der ihr euch einen Gesamtüberblick über
alle Kanäle verschaffen könnt - und das nicht nur für den
jeweiligen Tag, sondern auch die komplette Woche. Damit ihr euch
nicht unnötig mit Programmen beschäftigt, die euch eh nicht
interessieren, habt ihr außerdem die Möglichkeit, eure
Lieblingssender in einer Favoritenliste zu speichern, so dass ihr
nicht nur beim Zappen, sondern auch bei der Programmzeitschrift
persönlich unwichtige Anbieter herausfiltert.

Die Anzeige informiert euch beim Live TV-Betrieb über die aktuelle
Sendung sowie Ausstrahlungen, die im Anschluss erfolgen.
Aufnahme!
Der EPG (Electronic Program Guide) ist außerdem eure erste
Anlaufstation, wenn es darum geht, die Aufnahmen zu planen. Zwar
dürft ihr auch spontan den Record-Knopf drücken, doch wer bereits
im Vorfeld seine Wunschaufnahmen festlegen will, wühlt sich
zunächst durch das Programmangebot oder bemüht die integrierte
Suchfunktion, die entsprechende Sendung zu finden - sei es durch
die Volltextsuche oder durch die Hilfe von Filtern, mit denen ihr
z.B. nur bestimmte Sender durchsucht. Mit nur einem Klick wandern
die ausgewählten Filme, Serien, Dokus oder was auch immer in den
Aufnahmeplaner, in dem ihr euch eine Übersicht über anstehende
Sessions anfertigen könnt. Um auf Nummer sicher zu gehen und nichts
zu verpassen, dürft ihr sogar den Start sowie das Ende der Aufnahme
manuell vor- bzw. nach hinten verlegen oder VPS aktivieren. Seid
ihr beim Programmstart nicht zu Hause oder sitzt gerade nicht an
der PS3, ist das auch kein Problem: Lasst ihr die Konsole auf
Standby, schaltet sie sich pünktlich ein und nach der Aufnahme auch
wieder automatisch ab. Serien-Junkies freuen sich zudem über die
Funktion, regelmäßige Aufzeichnungen zu programmieren. Dabei dürft
ihr festlegen, ob täglich oder wöchentlich zu bestimmten Zeiten
aufgenommen werden soll - selbst die Anzahl der Wochen und Tage
darf festgelegt werden. Eines braucht ihr dabei auf jeden Fall:
Platz auf der Festplatte! Pro Minute fallen gut 20 MB an -
entsprechend wird die Platte bei kompletten Filmen (im schlimmsten
Fall mit Werbung) schnell voll. Leider habt ihr keine Möglichkeit,
die Qualität der Aufnahme im Vorfeld anzupassen und dadurch Platz
zu sparen. Vor allem bei dem mittlerweile ausrangierten 40
GB-Modell dürfte es schnell eng werden, zieht man die üblichen
Installationen von Spielen in Betracht, die meist bei vier GB pro
Titel liegen. Die erforderlichen Datenmengen dürfen weiter
zunehmen, sobald die Software in der Lage ist, auch HD-Videos
aufzunehmen. Das ist bisher noch nicht der Fall, soll aber laut
Entwicklern per Patch nachgereicht werden. Zusätzlich würde ich mir
eine Funktion wünschen, mit der man die Aufnahmen im Nachhinein
zumindest oberflächlich bearbeiten kann. Selbst ältere
Festplattenrekorder bieten die Möglichkeit, sich die Clips
zurechtzuschneiden und dadurch Werbung oder unnötige Szenen zu
entfernen. Genau das will ich auch hier!

Mit der elektronischen Programmzeitschrift verschafft ihr euch
einen Überblick, was auf den Sendern läuft.
Auferlegte Spielpause?
Aber werdet ihr automatisch zu einer Spielpause gezwungen, sobald
ihr die Aufnahme aktiviert? Nein, keine Sorge: PlayTV funktioniert
auch im Hintergrund, so dass ihr parallel zur Aufnahme auch
weiterhin zocken, DVDs oder Blu-rays anschauen könnt. Allerdings
müsst ihr in diesem Fall damit rechnen, dass es immer wieder zu
kleineren Bildstörungen kommen kann - ein Umstand, der während
unseres Tests bei parallelem Spiel- und Filmbetrieb immer wieder
auftrat. Wer großen Wert auf fehlerfreie Aufnahmen legt, kann die
Option aber auch deaktivieren, muss dann aber auf andere
Tätigkeiten an der Konsole verzichten. Ist eure PS3 noch
abwärtskompatibel, sind außerdem PS2-Spiele während der Aufnahme
tabu, da diese nicht gleichzeitig mit der PlayTV-Software im
Hintergrund funktionieren. Kein Problem gibt es, wenn ihr euch
parallel zur Aufnahme Sendungen auf anderen Kanälen ansehen wollt,
da sich gleich zwei Tuner in der schwarzen Box tummeln. In Sachen
Benutzerkomfort lässt PlayTV insgesamt kaum Wünsche offen: Schon
mit dem Controller navigiert ihr problemlos durch die Menüs, doch
mit der separat erhältlichen Fernbedienung sollte alles noch
leichter von der Hand gehen, zumal im Lieferumfang auch eine
Schablone enthalten ist, mit der ihr die Funktionen für PlayTV
besser im Blick habt.
Wohin damit?
Okay, die Sendung ist zu Ende und auf Platte gebannt. Und jetzt?
Innerhalb von PlayTV dürft ihr alle abgeschlossenen Aufnahmen
verwalten und sie euch sogar mit dem integrierten Player sofort
ansehen. Allerdings kam es hier bei unserer Testfassung immer
wieder zu unangenehmen Abstürzen, in denen das Bild eingefroren ist
und die Konsole neu gestartet werden musste. Deshalb bietet sich
eher die Alternative an, die Aufnahmen in den Video-Ordner der
Cross-Media-Bar zu exportieren - alles kein Problem. Dabei werden
die Filme im M2TS-Format abgespeichert - ein Dateiformat, das auch
vornehmlich bei Sonys Camcordern zum Einsatz kommt. Dabei stellt
sich die Frage: Wo sonst, außer auf einer PS3, kann man die Videos
abspielen? Zwar lassen sich die Dateien problemlos auf einen
Speicherstick übertragen, doch verweigern die üblichen Programme am
PC (wie etwa der Media Player) die Wiedergabe. Das Handbuch und die
integrierte Hilfsfunktion innerhalb von PlayTV halten sich mit
Vorschlägen zu diesem Thema vornehm zurück. Doch mit einem
einfachen Trick lässt sich das Problem ganz simpel lösen: Da die
Videos ohnehin im MPEG 2-Format kodiert werden, ändert ihr einfach
die Datei-Endung von *.M2TS in *.MPG und schon spielt z.B. der
Media Player die Aufnahme ab. Allerdings franst das Bild hier bei
Bewegungen und Kameraschwenks deutlich aus und kommt damit
qualitativ nicht an die Originalwiedergabe an der PS3 heran. Aber
zumindest öffnet euch die Umbenennung zusätzliche Möglichkeiten,
den Clip mit meist kostenlosen Programmen problemlos in andere
Videoformate zu konvertieren, damit ihr euch die Aufnahmen z.B.
auch mit dem iPod oder der PSP unterwegs ansehen könnt.

Kopiert ihr die M2TS-Datei auf einen PC und ändert die Endung auf
MPG, wird der Inhalt auch im Windows Media Player
wiedergegeben.
Überall fernsehen
Doch gerade in Bezug auf Sonys Handheld erscheint es ärgerlich,
dass die PlayTV-Software dem Benutzer beim Exportieren der
Videodatei keine Möglichkeit gibt, die Aufnahme sofort im gängigen
mp4-Format abzuspeichern und sie damit umgehend kompatibel zur PSP
zu machen. Zumindest aber dürft ihr via Remote-Funktion das TV-Bild
direkt auf das Handheld weiterleiten. Wer ganz dekadent fernsehen
will, lässt einfach seinen Router an und die PS3 auf Standby,
während er mit der PSP via Wi-Fi eine Internetverbindung aufbaut
und damit überall auf der Welt das heimische DVB-T-Programm am
kleinen Bildschirm verfolgen kann.

Dank guter, klarer Strukturierung ist die Bedienung einfach und
komfortabel.
Lohnt sich der Kauf?
Ich finde es im Prinzip gut, dass Sony das Einsatzgebiet der
PlayStation 3 weiter ausbaut und das Gerät als Multimedia-Zentrum
im Wohnzimmer etablieren will. Aber warum muss man sich bei der
Funktionserweiterung als Festplattenrekorder unbedingt auf DVB-T
beschränken? Würde der Tuner in der billig wirkenden Plastikbox
auch mit einem Kabelanschluss zurecht kommen, wäre die Anschaffung
von PlayTV absolut empfehlenswert: Die Bedienung ist wunderbar
einfach und bietet von der elektronischen Programmzeitschrift über
die Aufnahmeprogrammierung bis hin zum Export in den Video-Ordner
der Cross-Media-Bar viele Möglichkeiten. Schade nur, dass man die
Aufnahmen nicht noch nachträglich in einem Editor bearbeiten kann
und die Bildqualität je nach Sender und Empfang sehr schwankt. Wer
bereits über Kabel oder Satellit (z.B. auch DVB-S) schärfere Bilder
genießt und sich bereits an die enorme Programmvielfalt gewöhnt
hat, wird über das recht magere sowie uneinheitliche DVB-T-Angebot
wohl nur müde lächeln. Braucht ihr keine Kanäle bis zum Abwinken
und seid zufrieden mit DVB-T, müsst ihr trotzdem abwägen, ob sich
die Investition in PlayTV lohnt: Bei einem Verkaufspreis von gut
100 Euro ist man von der Anschaffung eines Festplattenrekorders
nicht mehr so weit entfernt, mit dem man sich die Aufnahmen zudem
problemlos auf DVDs sichern kann. Dank des eigenwilligen Formats
der PlayTV-Dateien seid ihr dagegen gezwungen, die Inhalte erst auf
einen PC zu kopieren und anschließend noch zeitaufwändige
Konvertierungsarbeiten auf euch zu nehmen. Überhaupt fährt man
wesentlich günstiger, wenn vielleicht auch nicht unbedingt
komfortabler, wenn man sich einfach einen DVB-T-Stick kauft und den
PC mit entsprechender (und teilweise sogar kostenloser) Software
zum Festplattenrekorder umfunktioniert - selbst TV-Karten liegen
mittlerweile preislich unter den Anschaffungskosten für PlayTV.
Hätte Sony den Tuner zumindest auch fürs Kabel-TV oder Standards
wie DVB-S offen gemacht, hätte aus PlayTV ein echter Ersatz für
Video- und DVD-Rekorder werden können. So aber ist es nur eine
überzeugende Demonstration, was mit der PS3 im Zusammenhang mit
DVB-T möglich ist. Trotzdem bleibt vor allem beim relativ hohen
Preis das Gefühl, dass mehr hätte drin sein müssen, auch wenn
Features wie HD-Recording noch nachgereicht werden sollen!
Quelle:
http://www.4players.de/4players.php/dispbericht/PlayStation3/Special/13578/60333/0/PlayTV.html
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