Story: 8/10
Bildqualität: 9/10
Tonqualität: 9/10
Ausstattung: 3/10
Homosexualität, starke Frauen, absurde Dialoge, trickreiche
Wendungen, ein hohes Maß an Humor und Antonio Banderas – das sind
die Zutaten, aus denen der gefeierte spanische Regisseur Pedro
Almodovar seine einzigartigen Filme zusammensetzt. Erst in diesem
Jahr bekam Almodovar den Europäischen Filmpreis für die „Beste
europäische Leistung im Weltkino“ verliehen.
Nach seinem preisgekrönten Thrillerdrama Die Haut, in der ich wohne
erhebt Almodovar sich nun in die Lüfte und präsentiert eine lockere
Romantikkomödie, bei der wirklich alles passieren kann.
Story:
Der Film spielt während eines Flugs nach Mexico. An Bord befinden
sich unter anderem eine ehemalige Domina (Cecilia Roth), ein
Pärchen auf Hochzeitsreise, ein Medium (Lola Duenas) und ein
Auftragsmörder. Während Pilot und Copilot Tequila trinkend Debatten
darüber führen, wie bisexuell es ist, Oralverkehr mit einem anderen
Mann zu haben, prophezeit das Medium Bruna, dass etwas
Schreckliches geschehen wird. Und tatsächlich ist es so, dass das
Fahrwerk defekt ist, und die Frage, ob das Flugzeug bei der Landung
nur auseinanderbricht oder explodieren wird, sorgt für Unruhe unter
den homosexuellen Flugbegleitern. Die Passagiere der Holzklasse
sind glücklicherweise – samt Stewardessen – bereits standartmäßig
betäubt worden, und auch die erste Klasse wird mittels Meskalin
bald völlig sorgenfrei sein.
Wer Filme des spanischen Regisseurs, Drehbuchautoren und
Produzenten Pedro Almodovar kennt, der weiß, was er zu erwarten
hat. Immerhin folgen seine Werke zumeist einem bestimmten Schema,
wobei sie sich zugegebener Weise nur schlecht in ein bestimmtes
Genre einordnen lassen. Und so ist auch sein neues Werk Fliegende
Liebende ein absurder Mix aus Drama, Romanze und Komödie, bei der
man mit allem rechnen muss.
Im Mittelpunkt steht allerdings der skurrile, fast schon
screwballartige Humor, der, wie bei Almodovar üblich, über einen
starken homosexuellen Einschlag verfügt. Dabei macht der Regisseur
sich nicht über gleichgeschlechtliche Liebe lustig, sondern nutzt
sie und überzeichnet die Klischees, ohne dabei beleidigend zu
werden. Bereits die Mimik der tuckigen Flugbegleiter während des
Boardings und der Sicherheitshinweise sorgen für ein zufriedenes
Schmunzeln beim Zuschauer, welches sich während des gesamten Films
hält und selbst von der vermeintlichen Katastrophe nicht
überschattet wird.
Überzeichnet ist im Übrigen ohnehin das Schlagwort, das auf diesem
Film am ehesten zutrifft. Alle Charaktere, seien es das Paar auf
der Hochzeitsreise, der flüchtige Verbrecher, die homosexuellen
Flugbegleiter oder das ebenfalls nicht ganz heterosexuelle
Pilotengespann, agieren derart übertrieben, dass es schwer fällt,
die Story ernst zu nehmen. Einen der Darsteller hier besonders zu
loben wäre vermessen, da sie sich perfekt ergänzen und eine
phantastische Gesamtleistung abliefern. Selbst der dramatische
Umstand, dass der Flug vermutlich bei der Landung das Leben der
Insassen kosten wird, führt daher nicht etwa zur Panik oder
Verzweiflung, sondern lediglich dazu, dass man, im Meskalinrausch,
die letzten Stunden in vollen Zügen genießt. Auch die perfekt
ausgewählten Musikstücke tragen hier dazu bei, alles etwas lockerer
zu sehen. Wenn die Flugbegleiter wild gestikulierend zu „I’m so
exited“ tanzen und singen, sind alle Sorgen und Nöte wie weg
geblasen.
Die Darsteller agieren, wie bereits erwähnt, dabei ausgesprochen
lässig und locker, was ein wenig zu Lasten der Glaubwürdigkeit
fällt. Dafür vermitteln sie aber so viel Lebensfreude und Spaß am
Spiel, dass der Zuschauer förmlich in ihren Bann gezogen wird und
die 90 Minuten in vollen Zügen genießt. Bei so vielen verrückten
Ideen stört es da auch wenig, dass es keine wirklich ausgefeilte
Story gibt, keinen echten Roten Faden und auch die Dramatik der
Handlung sehr auf der Strecke bleibt.
Fliegende Liebende ist ein echter Feel-Good-Movie, vorausgesetzt
man kann mit dem eigenwilligen Humor des Regisseurs etwas anfangen.
Und obendrein geben sich auch Penelope Cruz und Antonio Banderas,
die beide bereits in Filmen des Regisseurs auftraten, in kurzen
Gastauftritten die Ehre.
Bildqualität:
Das Bild ist absolut phantastisch. Die Schärfe offenbart selbst
kleinste Härchen und Hautporen, und kann selbst in den Halbtotalen
überwiegend überzeugen. Bei den wenigen Außenaufnahmen präsentieren
sich einige tolle, detailreiche Panoramabilder. Die warmen Farben
sind ebenfalls satt und strahlen kunterbunt, während die Haut
überwiegend natürlich bleibt. Lediglich der Schwarzwert dürfte ein
wenig satter sein, allerdings gibt es nur ganz wenig dunkle
Szenen.
Tonqualität:
Ein Film, der überwiegend in der beengten Szenerie eines Flugzeuges
spielt, kann erwartungsgemäß nicht viel Raumklang bieten. So bleibt
der Film tonal auch überwiegend frontlastig und bezieht die
Rearlautsprecher lediglich für die Musikuntermalung ins Geschehen
mit ein. Nichts desto trotz ist der Ton ganz hervorragend. Die
Dialoge sind glasklar, die Musik stimmig und wohlklingend, und so
gibt es nicht das Geringste zu bemängeln. Zwar gibt es keine
Highlights – aber das spielt bei einem Film wie diesem ohnehin eine
untergeordnete Rolle.
Ausstattung:
- Making Of (5:46 Minuten)
- Digitale Effekte (1:56 Minuten)
- Bildergalerie
- Trailer & Teaser, Deutsch und Spanisch
- Das Almodovar Alphabet (3:17 Minuten)
- Trailershow
Das übersichtliche Bonusmaterial wartet mit einem kurzen Making-Of
auf, das eher als ein Behind The Scenes Feature bezeichnet werden
sollte. Dabei verfügt die „Deutsche“ Version dabei lediglich über
Untertitel, ist ansonsten aber mit der Spanischen Identisch. Ein
nettes Schmankerl ist „Das Almodovar Alphabet“, in dem in kurzen
Einspielungen die für den Regisseur typischen Zutaten seiner Filme
aufgezählt werden.
Fazit:
Ein netter kleiner Film in absolut würdiger Präsentation. Das Bild
besticht durch phantastische Farben und hervorragende Schärfe, der
Ton bleibt filmbedingt mit Ausnahme der Musikeinspielungen
überwiegend frontlastig, klingt allerdings verdammt gut. Lediglich
das Bonusmaterial läuft auf Sparflamme.
Der Film ist ein kurzweiliger Trip voller Humor, Klischees und
einer halbwegs vernünftigen Story, die zwar ohne große
Überraschungen auskommt, dafür aber ein echt gutes Gefühl beim
Zuschauer hinterlässt. Kein echter Geheimtipp, aber echt gute
Unterhaltung für Zwischendurch. (ms)