Film: 8/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 1/10
Der Name Sam Raimi stand in den 80er Jahren eher für ultrabrutale
Low-Budget-Streifen, wie die von ihm geschaffene
Evil-Dead-Trilogie, und nicht wie heute, für massentaugliches
Blockbusterkino. Allerdings schuf der Mann mit dem Hang zum
Makabren bereits 1989, also 13 Jahre vor seiner
Spider-Man-Trilogie, einen Superhelden, der nun endlich vom Index
gestrichen wurde und im normalen Handel erhältlich ist. Die Rede
ist von Darkman, dem Mann mit der Gesichtsmaske, wie RTL ihn bei
seiner Ausstrahlung in den 1990er Jahren nannte. Die Hauptrolle
spielt der damals noch relativ unbekannte Liam Neeson.
Film:
Um an ein belastendes Schriftstück zu gelangen, das seine Freundin
bei ihm versteckt hat, wird der Wissenschaftler Peyton Westlake (L.
Neeson) von dem skrupellosen Gangster Dorant (L. Drake) überfallen
und sein Labor in die Luft gesprengt. Westlake überlebt den
Anschlag, ist jedoch schwer entstellt. Seiner körperlichen Gefühle
beraubt sinnt Westlake nun auf Rache. Dabei kommt ihm seine
Erfindung gerade recht, denn Westlake arbeitete kurz vor dem
Anschlag an einer künstlichen Haut, mit der er jedes Gesicht
überstreifen kann, das ihm beliebt. Das Problem ist nur, dass die
synthetische Haut sich nach 99 Minuten auflöst, sobald sie dem
Licht ausgesetzt ist.
Bei Darkman zeigt sich wieder einmal Sam Raimis Vorliebe für
morbide Szenerien. Obwohl der Eindruck entstehen mag, es handle
sich hierbei um eine Comicverfilmung, basiert der Film nicht auf
einem solchen, sondern stammt von Sam Raimi und dessen älteren
Bruder Ivan selbst. Sams jüngerer Bruder Ted spielt indessen, wie
in den meisten Filmen seines Bruders, eine Nebenrolle – ebenso wie
sein langjähriger Freund Bruce Campbell, der hier einen leider viel
zu kurzen Cameo-Auftritt absolviert.
Überhaupt trägt der Film die unverkennbare Handschrift Raimis:
verwegene Kamerafahrten, Blitze und Lichtspiele, die
Bild-in-Bild-Überblendungen und der ausgesprochen kranke Humor.
Zwar ist der Streifen alles in allem recht brutal und blutig –
nicht zuletzt deshalb stand er auch seit seiner Erscheinung auf dem
Index für jugendgefährdende Medien – doch im Grunde genommen
enthält die klassische Rache-Geschichte jede Menge unterschwelligen
Humor. Darkman ist kein Held im klassischen Sinne, sondern vielmehr
ein gezeichneter Mann, der sich an seinen Peinigern rächen will.
Und da er seiner körperlichen Gefühle beraubt umso emotionaler
handelt, neigt der gesichtslose Rächer nun einmal zu übertriebenen
Gesten. Das ist zwar äußerst effektiv, aber nicht unbedingt
heldenhaft. Dennoch wählte MSN den Film auf Platz 6 der besten
Superheldenfilme.
Liam Neeson ist hier als Darkman, beziehungsweise als
Wissenschaftler Peyton Westlake, in einer seiner ersten Hauptrolle
zu sehen. Er bezeichnete die Rolle als eine Herausforderung, der er
sich gerne gestellt habe. Und diese Herausforderung meistert der
Ire mit Bravour. Trotz der häufigen Verhüllung seines Gesichts
schafft der Darsteller es, Emotionen alleine durch seine
Körpersprache auszudrücken. Dabei neigt er zwar häufig zu
übertriebenen Gesten, aber das passt nicht nur gut zur Figur,
sondern ist eines der Markenzeichen aller Raimi-Filme.
Der Bösewicht Durant wird von Larry Drake gespielt, der für die
Rolle eine Nominierung für den Saturn Award für die Beste
Nebenrolle erhielt.
Auch der Soundtrack, von Tim Burtons Hofkomponisten Danny Elfman
komponiert, trägt seinen Teil zum langanhaltenden Erfolg des
Streifens bei. Dieser klingt ein klein wenig nach den alten
Batman-Filmen, für die Elfman ebenfalls den Soundtrack
beisteuerte.
Unterm Strich ist Darkman ein gut gemachter Superhelden-Film ohne
richtigen Superhelden, dafür aber mit einer tollen Story, jeder
Menge krankem Humor und einem fabelhaften Hauptdarsteller. Auch 23
Jahre nach seiner Entstehung hat der Film kaum etwas von seinem
Reiz verloren, sondern verfügt sogar noch darüber hinaus über einen
gehörigen Nostalgiebonus, der den unverwechselbaren Charme der
typischen 80er und 90er Jahre Actionfilme versprüht.
Bildqualität:
Angesicht des Alters und der Produktionsbedingungen hinterlässt der
Streifen auf Blu-Ray einen relativ guten Eindruck. Störungen und
Verschmutzungen fallen, wenn überhaupt, nur selten auf. Gerade die
Nahaufnahmen bestechen mit einer sehr guten Schärfe. Allerdings
wirkt gerade die Haut oft wächsern. Die Farben sind zwar stabil,
dürften allerdings ein wenig kräftiger ausfallen. Der Schwarzwert
hingegen ist so kräftig, dass er teilweise Details verschluckt.
Alles in allem aber eine dem Medium und Titel angemessene Leistung
und eine deutliche Steigerung gegenüber der seit langem
erhältlichen DVD des Titels.
Tonqualität:
Der deutsche Ton liegt leider nur in Stereo vor, dafür aber in
einer ausgezeichneten Abmischung. Raumklang gibt es hier naturgemäß
keinen, dafür aber zu jeder Zeit klar verständliche Dialoge, die
sich wunderbar mit dem herrlich kitschigen Soundtrack und den
Umgebungsgeräuschen vermischen. Schade ist nur, dass der Bass so
schwach auf der Brust ist.
Die englische Tonspur hingegen ist absolut hörenswert, besticht
durch einige gut platzierte Surroundgeräusche und ist alles in
allem dynamischer.
Ausstattung:
Neben dem Originaltrailer in deutscher und englischer Sprache gibt
es noch eine Bildergalerie und ein Wendecover in einer schwarzen
Amaray-Hülle. Das ist wirklich nicht viel und enttäuscht die Fans
auf ganzer Linie.
Fazit:
Rein technisch betrachtet lohnt das Upgrade auf die blaue Scheibe.
Das Bild ist sauber, größtenteils scharf und hinterlässt einen, dem
Alter und den Produktionsbedingungen angemessenen guten Eindruck.
Auch der Ton, obwohl nur in Stereo vorliegend, erlaubt sich kaum
Schwächen, hätte allerdings ein wenig mehr „Wumms“ vertragen
können. Extras gibt es, neben dem Trailer, keine.
Der Film selbst ist astreines Actionkino im 80er-90er Jahre Stil
mit typischen Einflüssen des Regisseurs. Action-Horror-Heldenfilm
mit einem toll aufspielenden Liam Neeson in einer seiner ersten
Hauptrollen, einem phantastischen Soundtrack und mit hohem
Unterhaltungswert. Dazu frisch vom Index ohne irgendwelche
Kürzungen. Bleibt nur zu hoffen, dass die beiden Fortsetzungen mit
Arnold Vosloo (Die Mumie) in der Titelrolle auch bald eine Freigabe
erhalten und einer Trilogie-Box nichts im Wege steht. Bis dahin tut
es allerdings auch diese durchaus brauchbare
Einzelveröffentlichung. (ms)