Film: 5/10
Bildqualität: 9/10
3D-Effekt: 2/10
Tonqualität: 9/10
Ausstattung: 9/10
Bei der Erstausstrahlung im amerikanischen Fernsehen ging ein Ruck
durch Twitter. Bis zu 5000 Sharknado-Tweets gingen pro Minute
während der Ausstrahlung des Films durch das Netz. Auch
renommierten Magazinen wie dem Stern, dem Spiegel oder der
Süddeutschen Zeitung blieb der Film nicht verborgen. Schon bald war
der Titel so bekannt, wie kaum ein anderer aus dem Hause The
Asylum. The Asylum ist auf große Mockbuster, also schlechte,
billige Kopien großer Blockbuster spezialisiert und produziert
Trash-Titel am laufenden Band.
Sharknado allerdings könnte der größte Wurf der
Produktionsgesellschaft sein, selbst eine Fortsetzung ist bereits
in Planung. Und nun kommt der heiß erwartete Oberhammer des
schlechten Geschmacks auch auf den deutschen Markt – und das sogar
in eigens für Deutschland konvertiertem 3D!
Film:
Ein Tornado fegt übers Meer und nimmt dabei Unmengen an Wasser mit
haufenweisen Haien darin auf und steuert mit seiner tödlichen
Fracht auf Los Angeles zu. Dort herrscht bald Ausnahmezustand, denn
die Straßen werden von Haiverseuchtem Wasser überflutet. Der
Barbesitzer und Profisurfer Fin (I. Ziering) macht sich mit seinen
Freunden auf den Weg, um seine Ex-Frau April (T. Reid) und die
gemeinsame Tochter vor den Wassermassen in Sicherheit zu
bringen.
Zunächst gibt es mal eine Entwarnung für alle, die dachten, dies
hier wäre der dämlichste und schlechteste Film aller Zeiten. Er ist
es nicht. Weder ist der Film sonderlich schlecht, noch ist er
übertrieben trashig. Das mag für die Otto-Normal-Gucker zwar eine
gute Botschaft sein, allerdings wird sich jenes Klientel vermutlich
ohnehin nicht für den Streifen erwärmen können. Die Trash-Freunde
wiederum, für die dieser Film im Prinzip gemacht wurde, werden
sicherlich ein wenig enttäuscht sein, denn für einen echten
Partyfilm fehlt es hier ganz eindeutig an sehenswerten Hai-lights!
Zudem fehlt es Regisseur Anthony C. Ferrante ein wenig am Timing,
um das Drehbuch von Thunder Levin, der für zahlreiche echte
Trashtitel verantwortlich war, so in Szene zu setzen, dass Freunde
des schlechten Geschmacks ihren Spaß daran haben.
Statt willkürlich umherfliegenden Haien in absurden Situationen
kommt der Film die meiste Zeit über nämlich mit einer – für dieses
Genre – halbwegs realistischen Situation daher. Eine gewaltige (und
schlecht animierte) Welle überflutet große Teile des Strandes und
erobert mehr und mehr die Innenstädte. Natürlich wimmelt es dort
von Haien, allerdings bei weitem nicht in dem trashigen Maße, wie
bei anderen Titeln aus dem Hause The Asylum. Der Zuschauer bekommt
bei Sharknado also weniger einen üblen Monstertrash-Titel, als
vielmehr einen schlecht gemachten Katastrophenfilm geboten,
allerdings mit einer Handlung, die klischeehafter kaum sein
könnte.
Zumindest die Darsteller und die Dialoge werden den Erwartungen
halbwegs gerecht. Warum bitte sollte man sich bewaffnen, wenn eine
Tsunami-Welle anrollt? Gut, da hat wohl schon jemand das Drehbuch
gelesen und ahnt, dass in dem Wasser weitere Gefahren lauern.
Allerdings ist es fraglich, ob man mit einer durchschnittlichen
Handfeuerwaffe etwas gegen einen gewaltigen Hai auszurichten vermag
– aber in solchen Filmen, in dem ein Revolver über nahezu
unendliche Munition verfügt, kann eine Kleinkaliber-Pistole auch
einen Großen Weißen zum Explodieren bringen. Und nicht vergessen,
den Barhocker mitzunehmen!
Unter den Darstellern finden sich einige Trash-erfahrene Namen
wieder. Allen voran natürlich Tara Reid, die in letzter Zeit eher
in den Klatschspalten als in Besetzungslisten auftauchte. Die
Kanadierin hat nichts von ihrem Charme verloren und spielt
unterirdisch schlecht, wie es von ihr in einem solchen Film
erwartet wird. Auch 90210-Schönling Ian Ziering, von dem man seit
Jahren (zu Recht) nichts wirklich Erwähnenswertes gehört hat, darf
hier seinen Körper wieder vor der Kameralinse in Szene setzten. Die
beiden liefern dann auch eine dämliche Konservation nach der
anderen ab, womit sie zumindest dialogtechnisch für einige
(ungewollte?) Lacher sorgen.
Alles in allem ist Sharknado ein durchschnittlicher
Katastrophenfilm, der sein geringes Budget nicht verleugnen kann –
und das auch gar nicht will. Leider kommt der Titelgebende
Sharknado erst ganz zum Ende des Films, wodurch dem geneigten
Trash-Fan knappe 75 Minuten bevorstehen, die nur durch die
dämlichen Dialoge und einige halbherzige Action-Szenen zu ertragen
sind.
Bildqualität:
Bildtechnisch gibt es an der Scheibe nicht das Geringste
auszusetzen. Knackige Schärfe, satte Farben, astreiner Schwarzwert
- so muss es sein. Leider offenbart die ausgezeichnete Schärfe
nicht nur kleinste Härchen oder Hautporen, sondern auch jeden –
JEDEN! – Special Effekt. Aber was soll man sich bei einem solchen
Film über so etwas aufregen – gehört es nicht irgendwo dazu?
3D-Effekt:
Wie so oft bei Filmen, die ausschließlich für den deutschen
Blu-Ray-Markt nachträglich mit einer 3D-Kovertierung „gesegnet“
wurden, um die Verkaufszahlen anzuheben, ist der Effekt – gelinde
gesagt – minimal. Eigentlich ist er fast nicht vorhanden. Der
Effekt sieht in etwa so aus, als wenn der 3D-Fernseher einen
regulären 2D-Titel selbst in 3D umwandelt. Die Mehrkosten kann der
geneigte Kunde sich in diesem (wie in vielen anderen Fällen auch)
getrost sparen.
Tonqualität:
Auch die Tonqualität überzeugt, zaubert einiges an Raumklang ins
heimische Kino, fährt einige Highlights und gut platzierte
Subwoofer-Einsätze auf, wobei die Dialoge stets klar verständlich
bleiben. Es ist schon erstaunlich, wie hoch die Qualität bei
schlechten Filmen sein kann.
Ausstattung:
Das Bonusmaterial beinhaltet einen 10minütigen Blick hinter die
Kulissen und 5 Minuten mit verpatzten Szenen. Das alles ist nicht
besonders informativ, aber macht, zumindest was das zweite Feature
angeht, eine Menge Spaß.
Allerdings befindet sich im so genannten Bonusmaterial auch noch
der The Asylum Film 2-Headed-Shark Attack, und der ist ein echter
Mehrwert, jedenfalls für Trash-Fans. Er bietet all das, was der
Hauptfilm verspricht: jede Menge Trash, nackte Frauen, ein übles
Monster und absurde Szenen en masse. Auch der „Bonusfilm“ verfügt
über die oben genannten Extras des Hauptfilms, liegt ebenfalls in
schlecht konvertiertem 3D vor, und ist Bild- und Tontechnische
ebenso einwandfrei wie der Hauptfilm. Für Trash-Fans ist das
Bonusmaterial, alleine wegen des zusätzlichen Films, definitiv eine
Bereicherung.
Fazit:
Schlecht, schlechter, Sharknado! So kann man das nicht stehen
lassen. Zumindest technisch hat die Blu-Ray einiges zu bieten.
Saubere Bilder, gute Schärfe, satte Farben, keinerlei Störungen.
Audiotechnisch wird ebenfalls einiges geboten, teilweise steckt
diese Scheibe hochbudgetierte Blockbuster locker in die Tasche,
zumindest was Bild- und Tonqualität angeht. Das schlechteste an
dieser Scheibe ist der 3D-Effekt, den jeder gute 3D-Fernseher aus
einem durchschnittlichen 2D-Programm besser konvertiert. Hier ist
eine Anschaffung der teureren 3D-Version absolut entbehrlich.
Im Bonusmaterial wartet der Trash-Streifen „2-Headed-Shark Attack“,
der weitaus übler und trashiger ist als der Hauptfilm, und diesem
qualitativ in Nichts nachsteht. Leider ist auch hier der 3D-Effekt
völlig in die Hose gegangen.
Der erwartete filmische Totalausfall ist Sharknado nicht! Statt
üblen Trash-Sequenzen bekommt der Zuschauer einen
durchschnittlichen Katastrophenfilm mit dämlichen Dialogen und
talentfreien Darstellern geboten, die zwar alle mal schauspielern
konnten, es aber scheinbar verlernt haben oder dem Alkoholismus
Tribut zollten. Die Haie kommen selten, dann aber wenigstens hübsch
trashig. Für Trash-Fans nicht übel genug, für Normalgucker nicht
gut genug – so ist Sharknado ein unterdurchschnittlicher
Katastrophenfilm, aber eben keine Filmkatastrophe. (ms)