Film: 6/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 5/10
Ausstattung: 1/10
Eingefleischte Horrorfans werden hellhörig wenn ein Slasher
angekündigt wird, in dem Kane Hodder die Hauptrolle spielt. Der
hünenhafte Amerikaner steckte schon mehrfach unter der Hockeymaske
des Freitag-der-13.-Killers Jason Vorhees und macht seit 2006 als
Victor Crowley die Sümpfe unsicher. Nun steht er für Regisseur
Robert Conway als Sheriff Sickle vor der Kamera und die Frage
lautet, ob er auch in dieser Rolle wieder für Blutorgien und
Beifallsstürme sogen kann.
Film:
Bei ihrer Flucht vor einem Gangstersyndikat, welches sie um einen
guten Batzen Geld erleichtert haben, kommen Travis (D. Leighton)
und seine Gang durch das kleine Städtchen Redstone. Schnell wird
klar, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Denn in
diesem Ort voller degenerierter Hinterwäldler sorgt Sheriff Sickle
(K. Hodder) für Ruhe und Ordnung und sorgt ganz nebenbei dafür,
dass seine Frau und sein Sohn täglich eine warme Mahlzeit auf den
Tisch bekommen.
Der mutmaßliche Fake-Trailer am Anfang des Films macht schnell
klar, um was für eine Art Streifen es sich bei Sickle handelt:
Grindhouse in Reinkultur. Nun haben die Herren Rodrigues und
Tarantino vor einiger Zeit den Grindhouse-Film salonfähig gemacht
und den Weg für solche Machwerke geebnet. Ebenso wie Found-Footage
verfügt das Grindhouse-Kino über eine ganz eigene Art des
Filmerzählens, in diesem Fall: derb, brutal und voller Störungen
(bild- und storytechnisch). Nicht immer funktioniert das Prinzip,
aber selbst wenn das Ergebnis ganz erbärmlicher Müll ist, kann man
anschließend immer noch sagen: Das sollte so sein!
Regisseur Robert Conways letztes Werk Necro Wars, welches hier in
Ausschnitten immer und immer wieder gezeigt wird (und auch den
„Fake-Trailer“ am Anfang des Films darstellt) war bereits ein
blutiges Vergnügen, wobei „Vergnügen“ sicherlich nur für
eingefleischte Gore- und Trashfans zutreffen dürfte. Mit Sickle
geht der Regisseur und Drehbuchautor weiter seinen Weg, präsentiert
eine banale Story, die nur als Grundgerüst für blutige Szenen
dient, dabei aber zahlreiche Querverweise und Verbeugungen vor den
großen Titeln des Genres einflechtet. Neben völlig überzeichneten
Charakteren bietet der Film daher haufenweise Tötungsszenen, nackte
Haut und Blut, Blut, Blut. Kurzum: ein Fest für Grindhouse-Fans.
Das rote FSK-Siegel ist zwar durchaus berechtig, allerdings braucht
der Film sich vermutlich keine Sorgen zu machen, das Schicksal von
anderen Genrevertretern wie Hobo with a shot-gun zu teilen, und
irgendwann auf dem Index zu landen. Denn dafür fehlt es dann doch
ein wenig an den Schauwerten.
Mit Kane Hodder hat Regisseur und Drehbuchautor Robert Conway für
diesen Film zumindest schon mal einen bekannten Namen gewinnen
können. Allerdings liegt Hodders größte Stärke darin, seine
imposante Statur von 1,91 Metern ohne viele Worte in Szene zu
setzen. Als Sheriff Sickle ist Hodder allerdings gezwungen seinen
Text aufzusagen, und spätestens hier wirkt der Hüne einfach viel zu
brav. Darüber hinaus ist seine Rolle etwas zu klein geraten.
Dafür sind die übrigen Darsteller ganz gut ausgewählt, auch wenn
sie lediglich als Schlachtvieh agieren. Die bösen Dorfbewohner
wirken angenehm degeneriert und wecken Erinnerungen an größere
Titel des Genres. Die „Opfer“ zeichnen sich vor allem durch ihre
Unauffälligkeit und Entbehrlichkeit aus, und so fällt es schwer,
sich mit ihnen zu identifizieren oder gar einen Bezug zu ihnen zu
gewinnen.
Das ist auch schon der größte Schwachpunkt des Films, denn ohne
anständigen Protagonisten bleibt Sickle lediglich eine
Aneinanderreihung von – immerhin gut gemachten – Splatterszenen,
aber auf Dauer wird das ein wenig langweilig. Zudem kommt der Film
zu einem viel zu schnellen, voreiligen Ende, wodurch er zusätzlich
noch das Gefühl von etwas Unfertigem im Zuschauer weckt.
Bildqualität:
Permanente unscharfe, verwaschene Bilder, zahlreiche Störungen und
Filmfehler, Farbschwankungen, grobes Bildrauschen – hier wird alles
an Negativfaktoren bedient was man sich nur denken kann. Allerdings
wird bereits nach wenigen Sekunden klar, dass es sich bei
sämtlichen Störungen um gewollte Stilmittel handelt und das alles
genauso sein soll. Immerhin rotiert hier ein waschechter
Grindhouse-Streifen im Player, und das wird konsequent umgesetzt.
Infolge dessen ist eine herkömmliche Punktevergabe auch relativ
schwer, denn an regulären Titeln ist Sickle kaum messbar. Zumindest
sind die Farben stark und satt, hin und wieder – vor allem im
Nahbereich – machen sich unglaublich scharfe Bilder bemerkbar und
der Schwarzwert ist ganz hervorragend. Mehr kann man von einem
gewollt schlechten Bild kaum erwarten.
Tonqualität:
Von einer Surroundspur merkt man bei diesem Titel nicht viel. Hin
und wieder kommt ein Dialogfetzen aus den Rearboxen, aber alles in
allem bleibt der Titel recht frontlastig. Auch das könnte als
Stilmittel ausgelegt werden, hinterlässt aber einen mehr als
ernüchternden Eindruck. An Möglichkeiten fehlt es hier nicht, dafür
aber an der Umsetzung. Schade.
Ausstattung:
Neben der obligatorischen Trailershow ist das einzige Extra ein
knapp vierminütiges Feature nebst Interview mit Kane Hodder. Wer
der englischen Sprache mächtig ist, wird dort vielleicht das eine
oder andere über den Film und Hodders Rolle erfahren. Desweiteren
verfügt der Titel über ein Wendecover ohne FSK-Logo, wobei die
reguläre Vorderseite mit FSK-Logo noch zusätzlich mit einem roten
Zensurbalken über dem Artwork „verziert“ wurde und dadurch einen
gewissen Reiz bekommt.
Fazit:
Sickle ist ein in allen Belangen würdiger Vertreter des
Grindhouse-Kinos. Das sieht zwar alles nicht so toll aus, aber es
sieht genauso aus, wie es aussehen soll. Der Ton spielt sich
überwiegend unspektakulär auf der Front ab und bezieht die
restlichen Boxen nur äußerst selten mit ein.
Leider sind neben den obligatorische Trailern und einem kurzen
Interview mit Kane Hodder keine weiteren Extras vorhanden.
Der kleine, dreckige Film bietet alles, was den Grindhouse-Fan
glücklich macht: eine belanglose Story, haufenweise sinnlose
Gewalt, übertriebene Charaktere, Brüste, Blut und Blut und Blut.
Und obendrein gibt es noch Kane Hodder in einer weiteren
Paraderolle zu bestaunen, die für seine Verhältnisse relativ
textlastig ausfällt. Für Fans des Genres, allerdings auch nur für
diese, durchaus zu empfehlen. (ms)