Geschrieben: 23 Okt 2013 15:52
Harold und Maude
Story 8
Bild 8
Ton 5
Ausstattung 0
Gesamt 4
Harold und Maude (1971) thematisiert die ungewöhnliche Beziehung
zwischen dem jungen, depressiven Harold und der alten aber
lebensfrohen Maude, die sich ausgerechnet durch ihr beiderseitiges
Interesse am Thema Tod näher kommen. Fast anderthalb Jahre nach dem
US-Release über das Label Criterion veröffentlicht Paramount die
klassische, schwarze Komödie nun endlich auch in Deutschland.
Story
Harold (B. Cort) ist 18 Jahre alt und kommt aus reichem Hause. Er
ist vom Leben gelangweilt und frustriert, was auch daran liegt,
dass er zu seiner oberflächlichen Mutter (V. Pickles) kaum eine
Bindung spürt. Um dennoch ihre Aufmerksamkeit zu erregen, täuscht
Harold immer wieder seinen Selbstmord vor. Dadurch entwickelt er
auch eine enorme Faszination für den Tod und treibt sich regelmäßig
auf Friedhöfen und Beerdigungen herum. Dort begegnet er immer
wieder einer alten Frau namens Maude (R. Gordon). Maude scheint das
Gegenteil von Harold zu sein, denn sie ist alt aber lebensfroh.
Zwischen diesem ungleichen Paar entwickelt sich eine ungewöhnliche
Beziehung, die nicht überall auf Begeisterung stößt.
Harold und Maude ist noch heute ein gewagter Film, war es aber erst
recht zu seiner Veröffentlichung 1971. So wurde eine eigentlich für
den Film vorgesehene Liebesszene, die im Trailer noch angedeutet
wurde, im Endprodukt herausgeschnitten. Doch nicht nur bezüglich
des hohen Altersunterschiedes zwischen Harold und Maude begingen
die Macher einen Tabubruch. Man teilt auch gegen Staatsbedienstete
in mehreren Szenen aus. Heute ist diese Art der Kulturkritik fast
schon en vogue, in den 1970ern waren die Spitzen gegen die
staatliche Ordnung aber durchaus gewagt. Noch verblüffender ist
allerdings, wie ungewöhnlich die Darstellung von Maude noch heute
wirkt. Selbst über 40 Jahre später stellen die Medien alte Menschen
in Filmen meist als desillusioniert, verbraucht oder aber
unrealistisch verjugendlicht dar. Hier hebt sich die Figur Maude
extrem positiv von den üblichen Klischees ab und es ist schade,
dass diese Charakterzeichnung bisher kaum Nachahmungen
findet.
Erwähnenswert ist auch der Soundtrack mit einigen eingängigen Songs
von Cat Stevens. Speziell „Don't Be Shy“ geht sehr gut ins Ohr und
wird dort auch nach dem Ansehen des Films noch eine Weile
verbleiben. Sonst bleibt nur zu sagen, dass Harold und Maude ein
Film mit einem sehr eigenen, teilweise tiefschwarzem Humor ist, der
zu Recht als schräger Klassiker gilt – aber mit Sicherheit nicht
jedem munden wird. So ist es kein Wunder, dass Harold und Maude bei
Erscheinen kommerziell floppte und auch bei Kritikern in den
1970ern größtenteils durchfiel. Erst mit den Jahrzehnten erlangte
der Film eine wachsende Anhängerschaft und ist heute bei einem
breiteren Publikum beliebter als damals.
Bildqualität
Paramount nutzt vermutlich den gleichen neuen Transfer, den schon
Criterion für die US-Ausgabe verwendet hat. Für einen Film aus dem
Jahr 1971 ist der Detailgrad hervorragend. Auch die Schärfe spielt
konstant auf einem hohen Niveau, so dass bisherige DVD-Ausgaben
komplett alt aussehen. Die Farbgebung tendiert bewusst ins
Bräunliche, was, kombiniert mit dem sichtbaren aber dezenten
Filmkorn, für einen sehr organischen Look sorgt. Es handelt sich
bei Harold und Maude im Ergebnis um einen durch Paramount sehr gut
umgesetzten Katalogtitel, dessen Bild angesichts des Alters voll
überzeugt.
Tonqualität
Die deutsche Monospur lässt es nicht gerade in der Kiste rappeln
und hört sich ziemlich blechern an. Hier sollte man die Erwartungen
somit niedrig halten, um Enttäuschungen vorzubeugen. Es ist zu
vermuten, dass aus dem alten Quellmaterial nicht wirklich mehr
herauszuholen ist. Immerhin sind die Stimmen gut verständlich. Der
Originalton liegt verlustfrei im Surround-Mix vor und wertet
Umgebungsgeräusche und vor allem Cat Stevens Musik enorm auf.
Allein um den Soundtrack richtig genießen zu können, lohnt sich
also der Wechsel der Tonspuren.
Ausstattung
Leider fehlt auf der Blu-ray zu Harold und Maude jegliches
Bonusmaterial. Immerhin verfügt das Set aber über ein
Wendecover.
Fazit
Paramount hat Harold und Maude eine originalgetreue Umsetzung
spendiert, die mit einem erdigen, organischen Look punktet. Dagegen
verzückt die deutsche Mono-Spur wohl niemanden, während der
Orignalton vor allem Cat Stevens tolle Musik deutlich besser zur
Geltung bringt. Schade, dass Bonusmaterialien durch komplette
Abwesenheit glänzen. Harold und Maude ist eine recht schwarze
Komödie, die viel bissigen Humor versprüht aber auch unterschwellig
zum Nachdenken bringt. Die beiden Hauptdarsteller Ruth Gordon und
Bud Cort bringen die Chemie ihrer Rollen trotz des
Altersunterschiedes perfekt zur Geltung. Es ist interessant, wie
mit den Klischees gespielt wurde und ein depressiver junger Mann
erst durch eine alte Frau die Lebensfreude entdeckt – nicht
umgekehrt, wie es sonst häufig dargestellt wird. Regisseur Hal
Ashby und Drehbuchautor Colin Higgins schrecken vor Themen wie
Selbstmord, der Andeutung von Sex im hohen Alter und auch Spitzen
gegen staatliche Institutionen keinesfalls zurück, was zur
Veröffentlichung des Films viel Aufmerksamkeit erregte. Zu Recht
gilt Harold und Maude heute als Klassiker und kann aufgrund des gut
umgesetzten Bildes auch auf Blu-ray empfohlen werden. (anw)
Kaufempfehlung
6 von 10
Die Kaufempfehlung der Harold und Maude Blu-ray wird anhand der
technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story
berechnet.
Testgeräte TV: Panasonic TX-P65VT50E
BDP: Panasonic DMP-BDT310EG
AVR: Onkyo TX SR 606
Boxen: Heco Victa 5.1 Komplett-Set
Geschrieben: 23 Okt 2013 16:01
Gast
Der Film ist ja irgendwie Kult. Trotz der guten Bildqualität werde
ich hier aber bei meiner DVD bleiben, denn ich weiss nicht ob ich
mir den Film noch viel öfter ansehen werde, als ich das eh schon
getan habe. Cat Stevens ist auf jeden Fall immer hörbar, und allein
dieser Soundtrack macht den Film besonders.
Geschrieben: 25 Okt 2013 06:12
Serientäter
Blu-ray Profi
Aktivität:
Ich habe den Film schon lange nicht mehr gesehen. Das sollte ich
nach deinem Review wohl mal ändern. :thumb: