Story 8/10
Bildqualität 6/10
Tonqualität 8/10
Ausstattung 6/10
Während aus dem Hause Universal bereits in den 1920er Jahren viele
beliebte Kreaturen wie Frankensteins Monster, Dracula, Der
Wolfsmensch und der Kiemenmensch aus Jack Arnolds Klassiker Der
Schrecken vom Amazonas die Leinwände unsicher machten, kam 1958 aus
dem Hause Twentieth-Century-Fox eine völlig andere Kreatur, die
eher ein Mischwesen, ein Hybrid aus Mensch und Monster darstellte.
In den 80er Jahren kam jener Hybrid durch David Cronenbergs
geniales Remake zu späten Ehren, obwohl bereits damals zwei (nicht
ganz so gelungene) Fortsetzungen das Licht der Lichtspielhäuser zum
Flackern brachten. Die Rede ist natürlich von der Fliege, wobei es
hierbei weniger um einen Monsterfilm, als vielmehr um eine
klassische Science-Fiction-Geschichte handelt. Und eben jener
Klassiker erblickt nun endlich auch das blaue Licht der
Heimkinoanlagen.
Story
Völlig aufgelöst ruft Helene Delambre (P. Owens) ihren Schwager
Francois (V. Price) an. Sie hat soeben ihren Mann, Francois‘
Bruder, den genialen Wissenschaftler Andre (D. Hedison) unter einer
hydraulischen Presse getötet. Für Inspector Charas (H. Marshall)
ist die Sache völlig klar – Helene ist die Mörderin. Allerdings
glaubt Francois nicht so recht, dass Helene eine kaltblütige
Mörderin ist. Und außerdem scheint Helene seit dem Vorfall von dem
Gedanken besessen zu sein, eine weißköpfige Fliege finden zu
müssen.
Im Gegensatz zu dem 1986 gedrehten Remake von David Cronenberg, ist
dieser Film weniger dem Horrorgenre zuzuordnen, als vielmehr dem
Kriminalfilm oder der klassischen Mad-Scientist-Science-Fiction,
wobei diese Klassifizierung auch nicht ganz korrekt ist – immerhin
ist Andre nicht wahnsinnig, sondern lediglich ein Opfer seiner
(funktionierenden) Erfindung. Regisseur Kurt Neumann, der sich
seinerzeit vor allem durch die Tarzan-Filme mit Johnny Weissmüller
einen Namen machte, präsentiert dem Zuschauer zunächst die
Ausgangssituation: Die zerquetschte Leiche und das Geständnis der
vermeintlichen Mörderin. Erst im weiteren Verlauf des Films erfährt
man, wie es überhaupt zu dieser Tat kam. In Rückblicken erfährt der
Zuschauer, wie Francois eine Maschine entwickelt, mit der sich
Materie von einem Ort zum anderen transportieren lässt. Die Aus-
und Nebenwirkungen dieser Erfindung dürften allgemein bekannt sein.
Francois verwandelt sich in eine Fliege. Allerdings geht diese
Verwandlung nicht langsam und schleppend vonstatten, sondern tritt
augenblicklich ein – obwohl der Zuschauer das „Monster“ erst zum
Schluss des Films zu Augen bekommt. Bis dahin lässt sich
bestenfalls erahnen, was passiert ist.
Vincent Price spielt hier ausnahmsweise einmal nicht den Irren oder
das Monster, sondern den Bruder des Opfers, der – aus Liebe zu
seiner Schwägerin – von deren Unschuld überzeugt ist. Wie üblich
neigt Mr. Price zu seinem theatralischen Mienenspiel, wobei sich
dieses hier weitestgehend in Grenzen hält. Auch die anderen
Darsteller, die hinter Price oft zurückstehen, agieren vollends
überzeugend, zumindest gemessen an der Entstehungszeit des
Streifens. David Hedison verleiht seiner Figur Glaubwürdigkeit und
Tiefe, obwohl er die meiste Zeit ein Laken über dem Kopf trägt, und
auch Patricia Owens als verzweifelte aber stets zu ihrem Mann
stehende Mörderin Helene gibt eine Performance, die zwar an
Naivität kaum zu überbieten ist, aber damit voll ins Zeitgeschehen
der 50er Jahre passt. Überhaupt ist der Streifen ein einmaliges
Zeitdokument. Das Labor mit all seinen Apparaturen und den
technischen Errungenschaften, die Kulissen an sich, die Kostüme –
alles passt wunderbar zusammen und zieht einen förmlich in die
Entstehungszeit des Films. Zwar war das Studio
Twentieth-Century-Fox nicht unbedingt für Grusel- oder
Science-Fiction-Streifen bekannt, erkannte aber dennoch das
Potential der Geschichte aus der Feder von George Langelaan, die
ein Jahr zuvor im Playboy abgedruckt wurde, und schuf dieses
bemerkenswerte Stück Filmgeschichte. Nach heutigen Maßstäben sicher
nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, aber filmhistorisch von
nicht geringer Bedeutung, ist Die Fliege ein Film, der auch 55
Jahre nach seiner Entstehung kaum etwas von seinem Charme eingebüßt
hat.
Bildqualität
Die für die Zeit typischen Farben erstrahlen in feinstem Glanz und
bleiben stets stabil. Auch Schmutzpartikel oder ähnliche
Bildstörungen wurden vollständig entfernt. Leider kommt bei dem
Titel dennoch kein richtiges HD-Feeling auf, denn Unschärfen,
gerade in den Halbtotalen, sind eher die Regel denn die Ausnahme –
allerdings ist das vermutlich dem Ausgangsmaterial geschuldet.
Ebenfalls negativ fällt das permanent vorhandene Bildrauschen ins
Gewicht, welches die fantastischen Bilder leicht grieselig
erscheinen lässt. Und so bleibt Die Fliege weit hinter
vergleichbaren Titeln zurück, die gewissenhaft restauriert
wurden.
Tonqualität
Die Surroundtonspur ist dem Alter entsprechend gut. Kein
Hintergrundrauschen, keine Störungen, kein Knacken. Stattdessen
sind die Dialoge der 1976er Neusynchronisation ausgesprochen klar,
angenehm und jederzeit gut verständlich, vermischen sich gut mit
den perfekt abgemischten Umgebungsgeräuschen und der stimmigen
Musik. Die erste Synchronfassung von 1958 ist nicht auf der Scheibe
enthalten, allerdings hat sich über die Jahre hinweg ohnehin die
Neusynchronisation der Arena Synchron GmbH, die im Auftrag der ARD
angefertigt wurde, durchgesetzt. Ist die deutsche Tonspur bereits
gut, so ist die englische nahezu perfekt. Hier kommt vor allem die
Dynamik in der Musik zum Tragen, und auch die Dialoge klingen
frisch, als wären sie gerade aufgezeichnet worden.
Ausstattung
- Audiokommentar von Darsteller David Hedison und Filmhistoriker
David Del Valle
- Vincent Price Biografie (44:03 Minuten)
- Rückblick auf die Entstehung des Films (11:30 Minuten)
- Fox tönende Wochenschau (0:54 Minuten)
Neben einer sehr gut gemachten und ausgesprochen informativen
Biografie über Vincent Price, den Meister des Makabren, verfügt der
Film noch über einen ebenso informativen und cineastisch äußerst
wertvollen Audiokommentar mit dem Filmhistoriker David Del Valle
und dem Hauptdarsteller David Hedison. Erfreulicherweise sind
sämtliche Extras, auch der Audiokommentar, mit optional
zuschaltbaren deutschen Untertiteln versehen.
Fazit
Dem Bild sieht man das Alter leider zu jeder Zeit an: Bildrauschen,
mangelhafte Schärfe, aber zumindest stabile Farben und bereinigtes
Bild. Etwas mehr Restaurationsarbeit hätte dem Titel sicherlich gut
getan. Der Ton ist hingegen ganz gut. Vor allem der Originalton
kratzt nah an der Referenz, wenn man das Alter des Films in
Betracht zieht. Die Extras sind ebenfalls informativ und gefällig
und verfügen löblicherweise komplett über deutsche
Untertitel.
Der Film bietet nostalgische Science-Fiction-Unterhaltung mit einer
guten Portion Krimi und einem Hauch Horror. Fans von solchen Filmen
kommen voll auf ihre Kosten, zumal Vincent Price auch hier – wieder
einmal – eine absolute Glanzleistung zum Besten gibt. (ms