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Die Fliege (1958)

Gestartet: 22 Okt 2013 07:07 - 0 Antworten


Veröffentlichung:
11.10.2013
Laufzeit:
94 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 22 Okt 2013 07:07

Michael Speier

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Story 8/10
Bildqualität 6/10
Tonqualität 8/10
Ausstattung 6/10

Während aus dem Hause Universal bereits in den 1920er Jahren viele beliebte Kreaturen wie Frankensteins Monster, Dracula, Der Wolfsmensch und der Kiemenmensch aus Jack Arnolds Klassiker Der Schrecken vom Amazonas die Leinwände unsicher machten, kam 1958 aus dem Hause Twentieth-Century-Fox eine völlig andere Kreatur, die eher ein Mischwesen, ein Hybrid aus Mensch und Monster darstellte. In den 80er Jahren kam jener Hybrid durch David Cronenbergs geniales Remake zu späten Ehren, obwohl bereits damals zwei (nicht ganz so gelungene) Fortsetzungen das Licht der Lichtspielhäuser zum Flackern brachten. Die Rede ist natürlich von der Fliege, wobei es hierbei weniger um einen Monsterfilm, als vielmehr um eine klassische Science-Fiction-Geschichte handelt. Und eben jener Klassiker erblickt nun endlich auch das blaue Licht der Heimkinoanlagen.


Story

Völlig aufgelöst ruft Helene Delambre (P. Owens) ihren Schwager Francois (V. Price) an. Sie hat soeben ihren Mann, Francois‘ Bruder, den genialen Wissenschaftler Andre (D. Hedison) unter einer hydraulischen Presse getötet. Für Inspector Charas (H. Marshall) ist die Sache völlig klar – Helene ist die Mörderin. Allerdings glaubt Francois nicht so recht, dass Helene eine kaltblütige Mörderin ist. Und außerdem scheint Helene seit dem Vorfall von dem Gedanken besessen zu sein, eine weißköpfige Fliege finden zu müssen.

Im Gegensatz zu dem 1986 gedrehten Remake von David Cronenberg, ist dieser Film weniger dem Horrorgenre zuzuordnen, als vielmehr dem Kriminalfilm oder der klassischen Mad-Scientist-Science-Fiction, wobei diese Klassifizierung auch nicht ganz korrekt ist – immerhin ist Andre nicht wahnsinnig, sondern lediglich ein Opfer seiner (funktionierenden) Erfindung. Regisseur Kurt Neumann, der sich seinerzeit vor allem durch die Tarzan-Filme mit Johnny Weissmüller einen Namen machte, präsentiert dem Zuschauer zunächst die Ausgangssituation: Die zerquetschte Leiche und das Geständnis der vermeintlichen Mörderin. Erst im weiteren Verlauf des Films erfährt man, wie es überhaupt zu dieser Tat kam. In Rückblicken erfährt der Zuschauer, wie Francois eine Maschine entwickelt, mit der sich Materie von einem Ort zum anderen transportieren lässt. Die Aus- und Nebenwirkungen dieser Erfindung dürften allgemein bekannt sein. Francois verwandelt sich in eine Fliege. Allerdings geht diese Verwandlung nicht langsam und schleppend vonstatten, sondern tritt augenblicklich ein – obwohl der Zuschauer das „Monster“ erst zum Schluss des Films zu Augen bekommt. Bis dahin lässt sich bestenfalls erahnen, was passiert ist.

Vincent Price spielt hier ausnahmsweise einmal nicht den Irren oder das Monster, sondern den Bruder des Opfers, der – aus Liebe zu seiner Schwägerin – von deren Unschuld überzeugt ist. Wie üblich neigt Mr. Price zu seinem theatralischen Mienenspiel, wobei sich dieses hier weitestgehend in Grenzen hält. Auch die anderen Darsteller, die hinter Price oft zurückstehen, agieren vollends überzeugend, zumindest gemessen an der Entstehungszeit des Streifens. David Hedison verleiht seiner Figur Glaubwürdigkeit und Tiefe, obwohl er die meiste Zeit ein Laken über dem Kopf trägt, und auch Patricia Owens als verzweifelte aber stets zu ihrem Mann stehende Mörderin Helene gibt eine Performance, die zwar an Naivität kaum zu überbieten ist, aber damit voll ins Zeitgeschehen der 50er Jahre passt. Überhaupt ist der Streifen ein einmaliges Zeitdokument. Das Labor mit all seinen Apparaturen und den technischen Errungenschaften, die Kulissen an sich, die Kostüme – alles passt wunderbar zusammen und zieht einen förmlich in die Entstehungszeit des Films. Zwar war das Studio Twentieth-Century-Fox nicht unbedingt für Grusel- oder Science-Fiction-Streifen bekannt, erkannte aber dennoch das Potential der Geschichte aus der Feder von George Langelaan, die ein Jahr zuvor im Playboy abgedruckt wurde, und schuf dieses bemerkenswerte Stück Filmgeschichte. Nach heutigen Maßstäben sicher nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, aber filmhistorisch von nicht geringer Bedeutung, ist Die Fliege ein Film, der auch 55 Jahre nach seiner Entstehung kaum etwas von seinem Charme eingebüßt hat.


Bildqualität

Die für die Zeit typischen Farben erstrahlen in feinstem Glanz und bleiben stets stabil. Auch Schmutzpartikel oder ähnliche Bildstörungen wurden vollständig entfernt. Leider kommt bei dem Titel dennoch kein richtiges HD-Feeling auf, denn Unschärfen, gerade in den Halbtotalen, sind eher die Regel denn die Ausnahme – allerdings ist das vermutlich dem Ausgangsmaterial geschuldet. Ebenfalls negativ fällt das permanent vorhandene Bildrauschen ins Gewicht, welches die fantastischen Bilder leicht grieselig erscheinen lässt. Und so bleibt Die Fliege weit hinter vergleichbaren Titeln zurück, die gewissenhaft restauriert wurden.


Tonqualität

Die Surroundtonspur ist dem Alter entsprechend gut. Kein Hintergrundrauschen, keine Störungen, kein Knacken. Stattdessen sind die Dialoge der 1976er Neusynchronisation ausgesprochen klar, angenehm und jederzeit gut verständlich, vermischen sich gut mit den perfekt abgemischten Umgebungsgeräuschen und der stimmigen Musik. Die erste Synchronfassung von 1958 ist nicht auf der Scheibe enthalten, allerdings hat sich über die Jahre hinweg ohnehin die Neusynchronisation der Arena Synchron GmbH, die im Auftrag der ARD angefertigt wurde, durchgesetzt. Ist die deutsche Tonspur bereits gut, so ist die englische nahezu perfekt. Hier kommt vor allem die Dynamik in der Musik zum Tragen, und auch die Dialoge klingen frisch, als wären sie gerade aufgezeichnet worden.


Ausstattung

- Audiokommentar von Darsteller David Hedison und Filmhistoriker David Del Valle
- Vincent Price Biografie (44:03 Minuten)
- Rückblick auf die Entstehung des Films (11:30 Minuten)
- Fox tönende Wochenschau (0:54 Minuten)

Neben einer sehr gut gemachten und ausgesprochen informativen Biografie über Vincent Price, den Meister des Makabren, verfügt der Film noch über einen ebenso informativen und cineastisch äußerst wertvollen Audiokommentar mit dem Filmhistoriker David Del Valle und dem Hauptdarsteller David Hedison. Erfreulicherweise sind sämtliche Extras, auch der Audiokommentar, mit optional zuschaltbaren deutschen Untertiteln versehen.


Fazit

Dem Bild sieht man das Alter leider zu jeder Zeit an: Bildrauschen, mangelhafte Schärfe, aber zumindest stabile Farben und bereinigtes Bild. Etwas mehr Restaurationsarbeit hätte dem Titel sicherlich gut getan. Der Ton ist hingegen ganz gut. Vor allem der Originalton kratzt nah an der Referenz, wenn man das Alter des Films in Betracht zieht. Die Extras sind ebenfalls informativ und gefällig und verfügen löblicherweise komplett über deutsche Untertitel.

Der Film bietet nostalgische Science-Fiction-Unterhaltung mit einer guten Portion Krimi und einem Hauch Horror. Fans von solchen Filmen kommen voll auf ihre Kosten, zumal Vincent Price auch hier – wieder einmal – eine absolute Glanzleistung zum Besten gibt. (ms


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