Film:
9/10
Bild: 7/10
3D-Effekt: 9/10
Tonqualität: 6/10
Extras: 8/10
Das 3D-Filmerlebniss ist seit James Camerons Avatar in aller Munde
und aus der modernen (Heim)Kinolandschaft nicht mehr wegzudenken.
Doch wer meint, dass erst Cameron den Film in die dritte Dimension
gebracht hat, der irrt gewaltig.
Der erste Film eines großen Majors, der über die dritte Dimension
verfügte, ist nämlich der 1953 von Warner Produzierte Horrorfilm
House of Wax mit dem legendären Vincent Price in der Hauptrolle.
Und eben jenen Filmklassiker, dem seine wegweisende Technik einen
Eintrag im Guinness-Buch-der-Rekorde einbrachte, bringt Warner nun
endlich auch in der ursprünglichen 3D-Version auf Blu-Ray in den
Handel. Ob der 60 Jahre alte Film es auch mit heutigen Vertretern
seiner Art aufnehmen kann, soll dieses Review klären.
Film:
Professor Bondi (V.Price) betreibt ein Wachsfigurenkabinett. Um die
Versicherungssumme einzuheimsen steckt Bondis Geschäftspartner
Burke das Museum in Brand, und überlässt den idealistischen Bondi
den Flammen. Jahre später eröffnet der, dem Flammentod nur knapp
entgangene, ein neues Kabinett, wobei er neben den historischen
Persönlichkeiten auch eine „Kammer des Schreckens“ betreibt, in der
er historische und aktuelle Mordfälle nachstellt. Doch hinter den
lebensechten Figuren verbirgt sich ein furchtbares Geheimnis.
Bei Das Kabinett des Professor Bondi (wobei der Name Bondi
lediglich im deutschsprachigen Raum Verwendung findet) handelt es
sich im Prinzip um ein Remake des Horrorklassikers Das Geheimnis
des Wachsfigurenkabinetts aus dem Jahre 1933. Regisseur Andre De
Toth, der auf einem Auge blind war – und somit den 3D-Effekt seines
Werks überhaupt nicht wahrnehmen konnte – bediente sich dabei des
neuen Verfahrens, um den Schrecken seines Werks noch intensiver zu
gestalten.
Atmosphäre, Bauten, Kostüme – hier stimmt einfach alles. Das
schreckliche Szenario wird in einer perfekten Kriminalhandlung
präsentiert, welche sich im Laufe des Films in einen Horrorfilm
wandelt, der schockierender kaum sein könnte. Darüber hinaus ist
das Zusammenspiel der Bilder mit der trefflich eingesetzten Musik
eine inszenatorische Meisterleistung, die deutlich mehr Substanz
aufweist, als die meisten effekthascherischen Horrorstreifen der
heutigen Zeit.
Vincent Price, der ungekrönte König des B-Horrorfilms, liefert auch
in diesem Film wieder eine gnadenlos theatralische Glanzleistung
ab. Seine übertriebene Gestik, sein Minenspiel und nicht zuletzt
seine stimmlichen Leistungen, die ihn zu dem gemacht haben was er
ist, wirken aus heutiger Sicht vielleicht ein wenig albern und
gestellt, aber genau das ist es, was die Filme mit Vincent Price
schließlich ausmachen.
Bildqualität:
Der 60 Jahre alte Film sieht für sein Alter relativ gut aus. Die
Schärfe ist akzeptabel, Bildstörungen und Filmfehler sind so gut
wie keine feststellbar und die Farben sind einfach nur brillant.
Die schwarzen Balken links und rechts im Bild trüben das Erlebnis
kaum, wirken zwar für heutige Verhältnisse ein wenig merkwürdig,
sind aber aufgrund des damals vorherrschenden Bildformats
unerlässlich. Natürlich hätte man in diesem Fall, wie bei einigen
Zeichentrickklassikern aus dem Hause Disney, einen Vorhang oder
ähnliche Spielereien anstatt der Balken einfügen können, die dem
Film einen klassischen Kinolook verliehen hätten (da in den Kinos
damals häufig Vorhänge vor der Leinwand hingen, die zu Beginn der
Vorstellung zur Seite gezogen wurden). Aber das wäre auch nur eine
überflüssige Spielerei gewesen, die der Film nicht nötig hat.
3D-Effekt:
Als erste in 3D produzierte Großproduktion eines Majors steckte der
3D-Film noch in den Kinderschuhen. Dennoch kann der 3D-Effekt es
locker mit jeder aktuellen Produktion aufnehmen. So mancher
nachträglich konvertierte Streifen kann sich hier eine dicke
Scheibe abschneiden.
Die Tiefenwirkung ist phantastisch und erstreckt sich über viele
Ebenen. Die Plastizität ist ebenfalls hervorragend gelungen.
Darüber hinaus trumpft der Film mit zahlreichen Pop-Out-Effekten
auf, die selbst heutzutage kaum besser sein könnten. Dabei leiden
weder die Farben noch die Schärfe unter dem Effekt, sondern wirken
stattdessen noch lebendiger und echter. Lediglich bei einigen sehr
schnellen Bewegungen, etwa wenn ein Ping-Pong-Spieler mit seinem
Ball das Publikum erschreckt, kommt es zu leichten
Ghosting-Effekten, aber das lässt sich – angesichts der
unglaublichen Qualität der restlichen Effekte – leicht
verschmerzen. Kurzum: House of Wax ist ein Film, den man unbedingt
in 3D sehen sollte, nein MUSS!
Tonqualität:
Die deutsche Mono-Tonspur tut genau das, was sie soll, und verfügt
leider über keine nennenswerten Highlights. Andererseits sind aber
auch keine nennenswerten Fehler vorhanden. Alles in allem ist der
Ton angenehm, die Dialoge sind verständlich, und der Mix aus
Dialog, Musik und Umgebungsgeräuschen ist ebenfalls recht angenehm,
obwohl die Dialoge etwas zu dominant abgemischt sind und den Rest
teilweise überlagern. Rauschen ist lediglich in den ganz leisen
Momenten zu vernehmen, und da auch nur sehr unauffällig. Alles in
allem eine durchaus akzeptable Leistung, wobei der englische Ton
eine wahre Offenbarung darstellt.
Ebenso wie der 3D-Effekt wurde im Guinness-Buch die damals
technisch bahnbrechende Stereotonspur erwähnt, die bei bisherigen
Veröffentlichungen und Ausstrahlungen stets sträflich
vernachlässigt wurde. Umso erfreulicher ist es nun, endlich in den
Genuss einer HD-Master-Abmischung dieser bemerkenswerten Audiospur
zu kommen – wenn auch nur im Original. Trotz der Stereoabmischung
und dem Auslassen der Rearlautsprecher klingt die englische Tonspur
unglaublich frisch und dynamisch und ist der deutschen in nahezu
jeder Hinsicht überlegen. Lediglich das Rauschen ist hier besser
wahrzunehmen, was aber nicht sonderlich stört.
Bonus:
Neben einem sehr aufschlussreichen Audiokommentar mit David Del
Valle und Constantine Nasr (leider nur in Englisch und ohne
Untertitel) gibt es Einblicke in die einzelnen Premieren des
Streifens und den vollständigen Originalfilm Das Geheimnis des
Wachsfigurenkabinetts von 1933. Dieser wurde zwar nicht
restauriert, aber immerhin deutsch untertitelt. Aber vor allem die
Dokumentation „Das haben Sie noch nie gesehen“, in welcher
zeitgenössische Regisseure und Filmemacher zu Wort kommen und ein
Einblick in die Produktion und die angewandte Technik gewährt wird,
ist mit ihren 48 Minuten Laufzeit eine echte Bereicherung der
Scheibe.
Fazit:[/B
Der 60 Jahre alte Film kann sein Alter zwar nicht verbergen, wurde
aber entsprechend gut aufpoliert. Das Bild ist sauber, scharf und
die Farben leuchten in nie dagewesener Pracht. Ein tiefer
Schwarzwert rundet das optische Ergebnis ab. Der deutsche Ton ist
recht zurückhaltend, aber sauber abgemischt und weitestgehend ohne
Fehler. Der englische Ton hingegen ist absolut hörenswert und
ausgesprochen authentisch.
Besonders hervorzuheben ist der 3D-Effekt, der hier nahezu perfekt
ist, und nicht nur mit aktuellen Produktionen mithalten kann,
sondern einige heutige Streifen sogar locker hinter sich
zurücklässt. Die Extras sind ebenfalls üppig und informativ und
obendrauf gibt es noch den Originalfilm von 1933, was will man
mehr?
Aus cineastischer Sicht gesehen ist Das Kabinett des Professor Boni
in vielerlei Hinsicht ein Meilenstein. Der erste große 3D-Film, der
darüber hinaus auch erstmals mit einer Stereotonspur ausgestattet
wurde – das alleine macht den Streifen zu einem Pflichtkauf für
Cineasten. Die packende, atmosphärische Geschichte mit einem
phantastisch aufspielenden Vincent Price hingegen ist ein
Paradebeispiel für atmosphärische Horrorfilme. Fans des klassischen
Grusels sollten sich diesen Titel nicht entgehen lassen.
(ms)