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Sherlock - Staffel 1

Gestartet: 05 Okt 2013 12:22 - 0 Antworten


Veröffentlichung:
08.08.2011
Laufzeit:
270 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 05 Okt 2013 12:22

Michael Speier

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Film: 9/10
Bild: 7/10
Tonqualität: 8/10
Extras: 5/10


Regisseur und Autor Steven Moffat hat für die BBC schon einiges geleistet. Als da wären die Sitcom Coupling, einer Art Vorläufer von How I Met Your Mother, und die Wiederbelebung der seit 1989 brachliegenden Science-Fiction-Kultserie Doctor Who, für die er seit 2010 auch als Showrunner verantwortlich ist. Und die Miniserie Jekyll, welche die klassische Romanvorlage Jekyll und Hyde ins Hier und Heute verlegt. Eine Art Fingerübung, wenn man so will, für den ganz großen Clou: Sherlock! In Sherlock verlegt Moffat die Abenteuer des berühmtesten Detektivs der Welt in das London von Heute, während er der literarischen Vorlage weitestgehend treu blieb. Als Hauptdarsteller agieren Benedict Cumberbatch, der spätestens seit seiner genialen Darstellung des Schurken Kahn in Star Trek: Into Darkness einem breiten Publikum bekannt sein dürfte, und Martin Freemann als Doctor Watson, der momentan als Der Hobbit durch die Länder Mittelerdes streift.

Film:

Dr. John Watson (M. Freemann) ist soeben aus dem Afghanistankrieg zurückgekehrt und sucht eine erschwingliche Unterkunft in London. Ein alter Studienkollege bringt ihn mit Sherlock Holmes (B. Cumberbatch) zusammen, einem sehr exzentrischen Zeitgenossen, welcher der Polizei als beratender Detektiv zur Seite steht. Mit Sherlocks Hilfe gelingt es der Polizei, verzwickte Verbrechen aufzuklären, die der Ermittler alleine mit Hilfe seiner deduktiven Fähigkeiten zu lösen vermag. Allerdings werden die beiden dadurch auch zum Spielball eines Verbrechergenies: dem ebenso genialen wie bösartigen James Moriarty.

Die Geschichten wurden in das heutige London verlegt. Statt mit Lexika und Telegrammen arbeitet Sherlock mit einem Smartphone, das er fast so schnell und gezielt einzusetzen weiß wie seinen Verstand. Statt exzessivem Tabakkonsum klebt er Unmengen von Nikotinpflastern auf seine Arme und die berühmte Deerstalker-Mütze zieht er nur auf, um sich vor der Presse zu verhüllen. Ansonsten wurde alles beim Alten belassen, ohne dabei auch nur ansatzweise altbacken zu wirken. Die genialen Rückschlüsse, die der Meister der Deduktion aus seinen Beobachtungen zieht, werden dem Zuschauer anhand kurzer Texteinblendungen näher gebracht. Dazu gibt es haufenweise schwarzen Humor und spitze Dialoge, die der Serie zusätzlich Würze verleihen und gelungen auflockern. Eine absolut geniale Umsetzung des Stoffes, die von Anfang bis Ende packt und mitreißt.
Die Staffel besteht aus drei Folgen in Spielfilmlänge. Der erste Fall, Ein Fall von Pink, führt den Zuschauer an die Figuren heran, wobei er sich fast akribisch an den ersten Sherlock-Holmes-Roman „Eine Studie in Scharlachrot“ hält. Die Vorstellung der beiden Protagonisten und ihr Kennenlernen sind dabei gar Wort für Wort übernommen worden. Um den Holmsianern, welche die Vorlage auswendig kennen dennoch etwas neue zu bieten, wurde die Geschichte und der auflösende Clou verändert und modernisiert. Die zweite Folge widmet sich einem eher unbedeutenden Fall, bietet aber den Auftakt für den dritten und spannendsten Fall, in dem auch endlich der legendäre und diabolische Gegenspieler persönlich auf den Plan tritt. Dazu wurden mehrere Fälle miteinander verwoben, um die Genialität von Sherlocks Nemesis zu portraitieren. Dieser wurde in der Neuinterpretation zu einem „Beratenden Verbrecher“, der den kleinen Fischen bei der Durchführung ihrer Taten unter die Arme greift. Eine Art Anti-Holmes sozusagen. War Moriarty in den Geschichten von Arthur Conan Doyle bestenfalls eine – wenn auch wichtige und gefährliche – Randfigur, die eigentlich nur in zwei Geschichten persönlich auftaucht, wurde diese Figur im Laufe der Jahre mit den zahlreichen Verfilmungen und Pastiches zu einer Art Ikone hochstilisiert. Auch Moffat geht in seiner Serie so vor, wobei er Moriartys Persönlichkeit besonders ausleuchtet und auch für die Zukunft sicher noch die eine oder andere Wendung im Ärmel hat, welche der Zuschauer im Moment vermutlich nicht einmal ahnt.

Die Darsteller sind durch die Bank grandios. Benedikt Cumberbatch (Star Trek: Into Darkness) spielt den exzentrischen und von sich überzeugten Meisterdetektiv mit einer Arroganz und Überheblichkeit, dass er der Vorlage mehr als gerecht wird. Auch Martin Freemann (Der Hobbit) erfüllt seine Rolle als Doktor Watson mit Leben. Wurde Watson in der klassischen Serie aus den 1940ern von Darsteller Nigel Bruce noch als einfältiger Trottel dargestellt – eine Darstellung, die sich über die Jahre hinweg fortsetzte – wird er hier der Vorlage absolut gerecht. Fairerweise muss man sagen, dass auch Guy Richies Interpretation in seinen beiden Sherlock Holmes Filmen der Vorlage absolut gerecht wird, aber Freemann schafft es in der Serie einen Deut besser, die Überraschung seiner Figur, wenn er wieder einmal mit den genialen Schachzügen seines Freundes konfrontiert wird, darzustellen.

Auf der Gegenseite agiert Andrew Scott als Moriarty. Das gelingt ihm derart diabolisch und verschlagen, dass dem Zuschauer das Blut in den Adern gefriert. Auch Sherlocks Bruder Mycroft, der zwar kein wirklicher Gegenspieler ist, aber dennoch deutlich tiefsinniger und verschlagener rüberkommt als in der literarischen Vorlage (in der er lediglich als fauler aber einflussreicher Mensch beschrieben wird, dessen analytische Fähigkeiten die seines Bruders teilweise übertreffen), wird von Mark Gatiss nicht nur vortrefflich und noch arroganter gespielt als Sherlock – darüber hinaus war Gatiss maßgeblich an der Entwicklung der Serie beteiligt und ist für zwei der Drehbücher verantwortlich.

Nein, die Serie ist nicht gut. Sie ist ausgezeichnet. Die Geschichten in die heutige Zeit zu verlegen, und dabei der Vorlage trotzdem absolut gerecht zu werden, ist ein Spagat, eine Meisterleistung, die absolut und in jeder Hinsicht gelungen ist.


Bildqualität

Das Bild ist ausgesprochen ernüchternd und kann seine Fernsehherkunft leider nicht verbergen. Die blasse, kalte Farbgebung sollte an dieser Stelle nicht einmal so stark kritisiert werden, da es zum Stil der Serie gehört. Die teilweise mangelnde Schärfe und vor allem zahlreiche Kompressionsfehler, die sich immer wieder – besonders in dunklen Szenen –bemerkbar machen, lassen diese geniale Serie nicht gerade im besten Licht erscheinen. Andererseits passt alles zur recht ernsten, düsteren Atmosphäre der Serie, und vermittelt einen Eindruck von einem neblig-schmuddeligen London aus viktorianischer Zeit. Und auch wenn die Schärfe durchaus besser sein könnte, offenbart sie einiges an Details und zaubert – besonders im Nahbereich – auch richtiges HD-Feeling ins Heimkino.


Tonqualität:

Wo das Bild schwächelt, überzeugt zumindest der Ton. Zwar ist die Serie erwartungsgemäß sehr dialog- und daher frontlastig, verfügt aber dennoch über das eine oder andere Highlight und überzeugt mit einer angemessenen Signalortung in den richtigen Augenblicken. Die Dialoge klingen natürlich und sind jederzeit klar verständlich – im Englischen sogar noch ein wenig besser.


Bonus:

Neben den Audiokommentaren zu der ersten und der letzten Episode gibt es noch ein 32minütiges Making-Of und die 55minütige Pilotfolge „Ein Fall von Pink“, welches im Grunde genommen nichts weiter als eine alternative Vorab-Version der ursprünglichen Pilotfolge ist. Schade ist, dass auf deutsche Untertitel komplett verzichtet wurde.
Ferner wurde der Box ein 16-seitiges-Booklet mit Hintergrundinformationen beigelegt.


Fazit:

Bildtechnisch ist die erste Staffel der genialen Serie durchaus verbesserungswürdig. Blasse Farben und mittelmäßige Schärfe, dazu leider einige Kompressionsfehler – das ist einer aktuellen Produktion einfach nicht angemessen. Immerhin ist der Ton ganz ordentlich abgemischt, verfügt über eine gute Signalortung und teilweise über ganz nette Soundeffekte. Allerdings bleibt die Serie überwiegend frontlastig. Auch das Bonusmaterial könnte ruhig etwas üppiger ausfallen. Das völlige Fehlen von deutschen Untertiteln hinterlässt zusätzlich einen gemischten Eindruck.

Inhaltlich bietet die 2-Disc-box dreimal Hochspannung par Excellence. Die berühmten Fälle des Meisterdetektivs und seines Freundes und Begleiters wurden in die Neuzeit transportiert, geringfügige verändert, und exquisit in Szene gesetzt. Besser kann Krimi-Unterhaltung eigentlich überhaupt nicht aussehen, und die Erwartungen, die an die bald anlaufende dritte Staffel gestellt werden, sind enorm hoch. Kombiniere: Ein Pflichtkauf! (ms)


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