Film: 8/10
Bild: 7/10
Ton: 6/10
Extras: 9/10
Mit Re-Animator schuf Regisseur Stuart Gordon einen der
bedeutendsten Genrevertreter, der dank seiner unvergleichlichen
Mischung aus Goreszenen, schwarzem Humor und einem Hauch Genialität
einen hohen Stellenwert bei Genrefans einnimmt. Capelight bringt
nun, da die Indizierung des Streifens endlich aufgehoben wurde,
diesen heiß erwarteten Splatterfilm auf den deutschen Markt, und
das in einer dem Streifen angemessenen Veröffentlichung; im
Mediabook, welches neben der Unrated Fassung auch noch die längere
integrale Fassung des Streifens enthält. Leider lag bis
Redaktionsschluss lediglich die erste Disc der 3-Disc-Box vor,
welche die 86-minütige Unrated Fassung sowie das Bonusmaterial
enthält.
Story
Medizinstudent Dan Cain (B. Abbot) ist schockiert. Sein neuer
Zimmerkollege Herbert West (J. Combs) treibt Schändliches im
Keller, denn er hat sich in den Kopf gesetzt, Tote wieder zum Leben
zu erwecken. Und natürlich gelingt West das Kunststück auch, denn
mittels eines von ihm entwickelten Serums schafft er es, zuerst die
Katze seines Mitbewohners und später selbst Menschen zu
reanimieren. Allerdings hat jede noch so glorreiche Erfindung auch
ihre Schattenseiten, denn erstens lassen die reanimierten Körper
sich nicht kontrollieren und zweitens ist der profitgierige Dekan
hinter Wests Serum her.
Sehr frei nach der gleichnamigen Kurzgeschichte des amerikanischen
Horror- und Science-Fiction Kultautors H.P. Lovecraft schuf Stuart
Gordon diesen Splatterfilm, der bis heute von Fans des Genres
förmlich vergöttert wird. Dafür gibt es auch zahlreiche Gründe.
Seien es die wunderbar ekelhaften Gore-Effekte, die dem Film lange
Zeit einen Eintrag auf der Liste für Jugendgefärdende Medien
bescherte, oder sei es der hohe Grad an schwarzem Humor, der dieses
Meisterwerk des schlechten Geschmacks in die Herzen der
Fangemeinschaft brachte. Darüber hinaus schafft der Film es
spielend, die Erwartungen der Zuschauer zu schüren, um sie im
nächsten Moment nicht nur zu erfüllen, sondern zu übertreffen. Ein
Meisterwerk des Makabren, allerdings bei Weitem nichts für schwache
Gemüter.
Jeffrey Combs spielt den Wissenschaftler Herbert West, und das
macht er mit einer Hingabe, die ihn zu Recht zu einem beliebten
Genrestar machte. Seine Darstellung des wahnsinnigen
Wissenschaftlers ist eine Mischung aus dem wahnsinnigen Professor
Prätorius in Frankensteins Braut und Anthony Perkins Darstellung
des schüchternen Norman Bates aus Hitchcocks Meisterwerk Psycho.
Auch die Musik von Richard Band, die stark an den Titelscore von
Psycho erinnert (und als isolierte Tonspur vorliegt), untermauert
das Erscheinungsbild Combs, und zeigt anschaulich die Macht der
Musik, welche in diesem Fall ebenfalls die gezeigten Bilder perfekt
unterstützt. Die handwerklich sehr gut gemachten Splattereffekte,
die noch völlig ohne Computer entstanden und hart an der Grenze des
Erträglichen sind, runden das Ganze ab. Dabei halten sich der Ekel-
und der Spaßfaktor hier so ziemlich die Waage, schließlich schlagen
die – nennen wir die reanimierten Körper der Einfachheit halber
Zombies – mit einer Brachialität zu, die auch den gezielten Einsatz
von Innereien nicht scheut, und letztendlich den Begriff
Splattstick geprägt haben. Wo sonst hätte man schon einen
abgetrennten Schädel beim Oralverkehr zu sehen bekommen? All diese
Zutaten tragen dazu bei, dass dieses eigentlich recht banale Stück
Film, dass von der makaber-tiefgründigen Vorlage Lovecrafts
lediglich die Namen und die Rahmenhandlung übernommen hat, über die
Jahre hinweg zu einem Kultfilm avancierte, der zu den großen
Vorbildern des Genres gehört.
Bildqualität
Bildformat: 1,85:1 (16:9 Vollbild) in 1920x1080p Auflösung
saubere Restauration, keine größeren Filmfehler oder
Verunreinigungen feststellbar
durchgehend feines, unaufdringliches Filmkorn
stabile, satte und leuchtende Farben mit einem Hang zu erdigen
Ocker-Tönen
mittelmäßige, aber atmosphärisch gute Schärfe
Die vorliegende Fassung kann durchaus als gelungene Restauration
angesehen werden, die diesem Klassiker mehr als gerecht wird. Zwar
driften die Farben teilweise ab, aber dies verschafft dem Film
seinen typischen Look. Leider kann an dieser Stelle keine Aussage
zu der im 3-Disc umfassenden Mediabook enthaltenen integralen
Filmfassung getroffen werden, doch laut Aussage des Herausgebers
wurden auch die hier nicht enthaltenen Szenen überarbeitet und
liegen in HD vor, was auf eine ähnlich gute Umsetzung hoffen
lässt.
Tonqualität
Deutsch DTS-HD Master Audio 7.1
Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Englisch PCM 2.0
Deutsch PCM 2.0
Dialoge häufig sehr dumpf
Abmischung etwas zu basslastig
teilweise gute Räumlichkeit
Der hochwertige Ton liest sich besser als er sich anhört. Gerade
die Dialoge sind teilweise sehr dumpf und nicht immer verständlich.
Der geniale Soundtrack von Richard Band und die Umgebungsgeräusche
kommen aber gut zur Geltung, und bieten teilweise einen recht
schönen Raumklang. Die Originaltonspur ist von ähnlicher Qualität,
lässt allerdings die Dialoge etwas besser erscheinen.
Ausstattung
Audiokommentar von Regisseur Stuart Gordon
Audiokommentar mit dem Produzenten und den Hauptdarstellern
Dokumentation Re-Animator Resurrecuts (65:49 Minuten)
4 Interviews
Musikanalyse mit Komponist Richard Band (15:57 Minuten)
16 erweiterte Szenen
entfallene Szene
TV-Spots
Multi-Angle Storyboards
isolierte 5.1 DTS Tonspur mit Filmmusik
Kinotrailer
Trailershow
Das üppige und sehr informative Bonusmaterial beleuchtet so
ziemlich jeden Aspekt des Films und ist mehr als zufriedenstellend.
Einziger Wermuttropfen ist, dass die beiden Audiokommentar ohne
deutsche Untertitel auskommen müssen.
Fazit
Ein Klassiker erstrahlt in neuem Glanz! Eine gelungene Restauration
in einem schicken Mediabook, so erfreut man die Fans. Bild und Ton
erfüllen die Erwartungen und sind ganz ausgezeichnet, zumindest in
Anbetracht des Alters und der Herstellungsbedingungen. Das Bild
trumpft mit stabilen genretypischen Farben und zwar keiner
hervorragenden, aber doch akzeptablen Schärfe auf, die besonders
bei Nahaufnahmen punktet. Verunreinigungen und Filmfehler wurden
weitestgehend entfernt, und das durchgehend dezente Filmkorn bleibt
angenehm unaufdringlich. Der Film selbst, von dem bis
Redaktionsschluss leider lediglich die kürzere Unrated Fassung
vorlag, ist ein geschmackloser, ekelhafter und über jeden Zweifel
erhabener Kultfilm, der Genrefans begeisterte und begeistern wird.
Makaber, bitterböse und voller handwerklich perfekter
Splatterszenen ist es ein Fest, den Streifen neu zu entdecken.
Splatterfans kommen an diesem Geniestreich wohl kaum vorbei und
können beherzt zugreifen. (ms)