Sie sind die größte Thrash Metal Band Deutschlands und selbst nach
30 Jahren sprüht die Band immer noch vor Energie. Der beste Beweis
ist dabei nicht nur das aktuelle Album „Phantom Antichrist“ sondern
darüber hinaus das Live Dokument „Dying alive“, der ersten Blu-ray
Veröffentlichung der Altenessener Band Kreator, die nun über
Nuclear Blast veröffentlicht wird.
Story
1982 unter dem Namen Tyrant gegründet, 1983 in Tormentor umbenannt,
ging die Erfolgskurve nach der Umtaufe in Kreator steil bergauf.
Das Debutalbum „Endless Pain“ wurde von den Kritikern gehasst, aber
von den Fans geliebt. Spätestens mit der zweiten Scheibe „Pleasure
to Kill“ haben sich die Ruhrpott Thrasher fest in der Szene
etabliert. Mit Alben wie „Extreme Aggressions“ und „Coma of Souls“
machte man sich auch außerhalb Europas einen Namen. In den 90ern
musste das Quartett eine etwas längere Durststrecke hinnehmen, das
seinen Tiefpunkt in der Veröffentlichung der Gothic Anbiederung
„Endorama“ fand, aber spätestens im neuen Jahrtausend machte die
Truppe um Frontmann Mille Petrozza eindrucksvoll klar, dass sie die
Sperrspitze des deutschen Thrash Metal bilden.
Aufgenommen wurde „Dying alive“ am 22.12.2012 in der Oberhausener
Turbinenhalle. Die Betonung liegt sowohl laut Backcover als auch im
Abspann auf der Tatsache, dass es sich hierbei um den Tag nach der
Apokalypse handelt. Bereits früh proklamiert der Sänger und
Gitarrist an das Publikum: „Wir spielen und ihr nehmt den Laden
auseinander!“. Das wird zwar von den Anwesenden nicht in die Tat
umgesetzt, aber der Mob tobt von der ersten bis zur letzten Minute.
Das bedeutet im Klartext eine Wall of Death hier, zahlreiche Mosh,
Pogo und Circle Pits da sowie unentwegt Stagediver. Kein Wunder,
denn auch wenn die Band oftmals sehr routiniert wirkt, muss das
nicht negativ sein. Der Vierer hämmert einen herausragenden Song
nach dem anderen in die Massen. Dabei wurde mit Stücken wie dem
Titelstück und Opener „Phantom Antichrist“, „Civilization Collapse“
oder „Death to the World“ zwar ein gewisser Augenmerk auf das neue
Album gelegt, aber dennoch werden zahlreiche Stücke aus dem
Backkatalog geboten.
Hier reichen sich alte Klassiker der Marke „Extreme Aggressions“,
„Flag of Hate“ oder „People of the Lie“ mit neueren Nummern wie
„Enemy of God“, „Hordes of Chaos“ oder „Violent Revolution“ die
Hand. Der eine oder andere wird dabei vielleicht Bandhits wie
„Terror Zone“, „Terrible Certainty“ oder „Awakening of the gods“
vermissen, aber Fakt ist dennoch, dass kein einziger schwacher Song
in der Setlist enthalten ist. Obendrein geben KREATOR angeführt von
Mille Petrozza wie üblich 110% und feuern das Publikum nach jedem
Stück noch mehr an. Ergänzt durch zahlreiche optische Effekte wie
Videoeinspielungen im Hintergrund der Bühne, Rauchkanonen bei Songs
wie „Phobia“ oder „Violent Revolution“ oder einfach nur das
beeindruckende Stagesetting hatte wohl jeder Anwesende an besagtem
Abend seinen Spaß, was nun die daheimgebliebenen Fans im Heimkino
nachholen können.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
1,85:1
Wer die bisherigen Live-Videos von Kreator kennt weiß, dass die
Band nicht auf eine astreine optische Darstellung steht. Vielmehr
kommen über die ganze Spielzeit viele Stilmittel wie etwa
nachträglich eingefügte Schmutzpartikel, schnelle Schnittfolgen,
vereinzelt schwach eingestellter Kontrast oder beabsichtigt
unruhiger Bildstand zum Einsatz. In diesem Zusammenhang ist es eher
wichtig, dass dies im Gesamtkontext sehr gut reproduziert wurde,
was letztendlich auch der Fall ist. Im Grunde bemüht sich die Band
überhaupt nicht um ein perfektes Bild. „Authentisch“ trifft den
Nagel dabei besser auf den Kopf und das wird sehr gut auf dem
HD-Medium reproduziert. Tatsächliche Beeinträchtigungen wie etwa
vereinzelt schwache Posterizing Effekte (wie etwa beim Anfang von
„Voices of the Dead“) oder weichere Abschnitte, sind nur selten zu
erkennen. Die Farben wie auch der Schwarzwert sind kräftig bei
guter Sättigung. Die Schärfe variiert je nach Einstellung von
passabel bis ausgezeichnet. Mitunter wurden wirklich originelle
Kamerapositionen ausgewählt wie etwa an den Gitarrengurten der
Musiker, unter den Musikern durch Gitter oder eine Action Cam auf
dem Kopf eines Fans im Publikum. Hervorragend!
Tonqualität
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Deutsch LPCM 2.0
Der Ton liegt wie bei Konzertaufnahmen üblich in DTS-HD Master
Audio und LPCM 2.0 vor. Letztere Spur bietet einen weitaus
transparenteren Sound und wurde zur Wertung herangezogen. Die
unkomprimierte Stereo Abmischung bietet so gut wie keinen Grund zur
Klage. Sämtliche Instrumente sind jederzeit ausgezeichnet
herauszuhören. Dank dem Bass und den wuchtigen Drums von
Schlagzeuger Jürgen „Ventor“ Reil ist der Tieftonbereich
ausgezeichnet präsent und sorgt für genug Druck. Die Gitarren
klingen sowohl bei den schnelleren als auch melodischen Passagen
kräftig und harmonisch. Das Publikum zeigt ebenfalls sehr häufig
Präsenz im Gesamtmix. Im Direktvergleich klingt die Surroundspur
gewiss nicht schlecht und so gar noch ein Stück authentischer und
natürlicher. Jedoch geht das Schlagzeug im Gesamtgefüge etwas
unter, so dass manche Elemente nicht einwandfrei zu hören
sind.
Ausstattung
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Behind the Dying (HD; 12:18 min.)
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Phantom Antichrist Backstage Video (HD; 4:32 min.)
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Phantom Antichrist Musikvideo (HD; 5:07 min.)
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Civilization Collapse Musikvideo (HD; 4:24 min.)
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2 Audio CDs mit dem Konzert plus Bonustracks
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Posterbooklet
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Digibook
Das Bonusmaterial ist recht knapp ausgefallen, liegt aber immerhin
komplett in HD auf der Blu-ray vor. Neben einem Making of zum
Konzert gibt es noch zwei Videoclips sowie ein kurzes Featurette zu
den Dreharbeiten von „Phantom Antichrist“. Als Bonus gibt es das
Oberhausen Konzert noch auf zwei Audio CDs (inklusive 5
Bonustracks). Verpackt ist das Ganze in einem schicken Digibook
inklusive Posterbooklet.
Fazit
Wer einige Live Aufnahmen der Band kennt weiß, dass Perfektion und
glatt gebügelte Produktionen noch nie ihr Fall waren. Dennoch wird
erstklassige Qualität für die Fans geboten. Das Bild wird
hervorragend repräsentiert und bietet den typisch authentischen
Kreator Look. Die (Stereo) Abmischung ist wunderbar transparent,
ohne den rohen aggressiven Sound der Band missen zu lassen. Bei den
Extras wird zwar auf Sparflamme gekocht, aber die zwei Audio CDs
und das schicke Digibook machen verloren gegangenes Land wieder
wett. „Love us or hate us“ heißt ein Song der Band. Selbiges trifft
definitiv nicht auf „Kreator – Dying alive“ zu, denn Fans der Band
sollten nicht lange zögern sondern blind zugreifen. Die gebotene
Show zeigt die Ruhrpott Thrasher in gewohnter Höchstform.
(sah)
Story 9
Bildqualität 9
Tonqualität 9
Ausstattung 5
Gesamt * 8
Kaufempfehlung 8 von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
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