Episode 5: Black and Blue
Mr. Ward fordert zum Duell - ich empfand eine gewisse Genugtuung, denn wie ihm bisher mitgespielt wurde, hatte er nicht verdient. Lalo taucht wieder auf, aber an einem gänzlich unerwarteten Ort. Das Intro und der Schluss sind für deutsche Zuschauer ein besonderes Schmankerl. Gus hat ein paar starke Momente, die seinem so rationalen Charakter doch ein paar andere Nuancen verleihen. Am Ende zieht der Spannungsbogen nochmal kräftig an und man fiebert kräftig mit. Dennoch, ich fand die gestrige Episode rein inhaltlich nicht so überzeugend wie die vorangegangenen Folgen. Eher ein Füller bis zum nächsten großen Handlungssprung. 7/10.

Episode 6: Axe and Grind
Die Episode beginnt mit einem Rückblick auf die Vergangenheit eines Hauptcharakters und greift dabei viele, viele Jahre zurück. Man kann es wohl als prägende Erfahrung bezeichnen und auch das Sprichwort "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" lässt sich hier in gewisser Weise anbringen. Es gäbe eine noch viel besser passende Binsenweisheit, aber diese würde zu viel verraten. Jedenfalls trägt diese Retrospektive viel dazu bei, die "gegenwärtigen" Handlungen besser zu verstehen, die bis zur sechsten Folge der finalen Staffel noch immer mitunter irrational erschienen. Für mich schließt sich hier jedoch ein Kreis und das ist eine fabelhafte Erkenntnis. Die Charakterzeichnung ist einfach gut durchdacht. Die Episode hört damit aber nicht auf, sondern räumt auch den anderen Charakteren viele Momente ein, um deren Motivationen und Eigenschaften noch deutlicher auszugestalten. Einzig Lalos Handlungsstrang fehlt nach meinem Dafürhalten etwas. Dennoch hat Axe and Grind den Boden für das Mid-Season Finale kommende Woche exzellent vorbereitet. Ich sehe mich schon jetzt darüber fluchen, dass es mit den letzten Folgen erst im Juli weitergeht. 9/10

Episode 7: Plan and Execution
Ein wenig Slapstick, ein bisschen Tragik, vor allem aber die große Spannung am Ende der Folge, machen das Mid-Season-Finale absolut sehenswert. Selten zuvor habe ich mit einem Charakter derart mitgelitten, der eigentlich auf den ersten Blick so wenige positive Eigenschaften hat - aber eben nur auf den ersten Blick. Er hätte Besseres verdient gehabt, musste aber zugunsten einer noch viel wichtigeren Charakter-Pointierung diese Rolle ein- bzw. hinnehmen. Obwohl das Handeln von Jimmy und Kim sieben Episoden lang gut getragen hat, ist am Ende doch nicht so ganz klar, ob das Ergebnis wirklich Ziel ihres elaborierten Plan gewesen sein mag. Ein wenig entwertet es nämlich die zuvor gezeigten Unternehmungen, wenn man genauer darüber nachdenkt. Ich glaube allerdings, dass aufgrunder der letzten Minuten dieses Manko nur ein marginaler Kritikpunkt ist. Jetzt beginnt das lange Warten auf S6/II. Starke 9/10.

Episode 8: Point and Shoot
Better Call Saul ist endlich zurück - und wie! Wow, die Folge ist schlicht und ergreifend genial. 50 Minuten Fernsehen in absoluter Blockbuster-Qualität. Wahnsinn! Es ist jammerschade, dass ein gewisser Charakter ausscheidet, aber die Art und Weise, wie darauf hingearbeitet wird und man gleichzeitig einen anderen Akteur noch besser herausarbeitet, ist schlicht phänomenal. Dazu gibts ein Ende, das echt an die Nieren geht. Spitzenklasse! Für mich zusammen mit "Rock and Hard Place" (E3) die bislang beste Episode der Staffel. Vielleicht sogar die beste. Ich bin begeistert. 10/10. Kann es kaum erwarten, wie es nächste Woche weitergeht, auch wenn es wahrscheinlich einen kleinen Absacker braucht, nach diesen Ereignissen.

Mit ein wenig Verspätung nun noch meine Kurz-Review zur letzten Folge.

Episode 9: Fun and Games
Nach der überragenden achten Folge war irgendwie absehbar, dass die Folge-Episode ein wenig Dampf rausnehmen muss. Zunächst fühlte ich mich nach einer knappen Stunde genau in dieser Annahme bestätigt. Mit ein wenig Abstand gewann die Episode aber enorm dazu. Mehrere unheimlich wichtige Dinge passieren, die erst einmal verdaut werden müssen. War das es jetzt wirklich? Ich denke, dass jeder Zuschauer mit etwas anderem gerechnet hätte, bis dann - scheinbar - alles klar geregelt war und wir jetzt quasi (fast) an der Breaking Bad Ausgangssituation angekommen sind. Way to subvert the audience's expectation -- in a good way! Aber so ganz glaube ich noch nicht dran, dass X jetzt aus dem Schneider bzw. generell raus ist. Die Folge wird sicherlich durch ein zweites Anschauen nochmal enorm dazugewinnen, aber das spare ich mir auf, bis die sechste Staffel durch ist und ich alle Folgen am Stück sehen kann. Erst einmal hat sie meine Erwartungshaltung für die verbleibenden vier Episoden enorm in die Höhe geschraubt, denn mit dem Erreichen der Startpositionen für Breaking Bad kann jetzt nochmal etwas gänzlich Unerwartetes geschehen. 9/10

Episode 10: Nippy
Dass es Intros in Schwarzweiß gibt, ist bei Better Call Saul nichts ungewöhnliches. Die zehnte Episode geht jedoch einen Schritt weiter und zeigt - nach einem abgewandelten Intro - die komplette Spielzeit über einen auf diese Weise gekennzeichneten Flashforward. Es ist ja kein Geheimnis mehr, dass diese s/w-Szenen nach den Ereignissen von Breaking Bad spielen, als Jimmy seine nächste Wandlung genommen hat und fortan als Gene in Omaha, Nebraska, agiert. Das ist ein deutlicher Schnitt zu den neun Episoden zuvor und es wird sicherlich spannend, ob vielleicht sogar die Vorgeschichte zu Breaking Bad nun gänzlich beendet ist und wir noch mehr Gene-Szenen zu sehen bekommen, also quasi El Camino für Saul (in drei Häppchen)?! So ganz mag ich nicht dran glauben, obwohl es durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Jedenfalls war ich mir recht lange nicht sicher, wohin sich die Folge bewegen wird. Sie kommt ziemlich entschleunigt daher und braucht lange, bevor sie Fahrt aufnimmt, wartet dann aber mit einigen durchaus netten Momenten und v.a. auch wieder einem super Ende auf, das perfekt mit dem Charakter Jimmys in Einklang steht. Achja, eine vollkommen natürlich wirkende Walter White Referenz ist auch eingebaut. Ich finde es klasse, wie offen es nur drei Episoden vor dem Ende der Serie noch immer ist, wie sie schließlich enden wird - es gibt noch so viel Potential. Insbesondere eben durch den Omaha Plot. Trotzdem fällt sie in meiner Bewertung ein wenig schlechter als die beiden vorangegangenen Folgen aus: 8/10

Episode 11: Breaking Bad
Jetzt ist er also da, der Moment, auf den so viele Fans der Mutterserie hingefiebert haben. Wie der Titel schon verrät, gibt es ein Wiedersehen mit den beiden Hauptcharakteren aus Breaking Bad. Ja, Spoiler, buhuhuhuhu. Ich verrate allerdings nicht, in welcher Form es geschieht. Nur so viel: Wie die Walter und Jesse eingebunden wurden, ist große Klasse und absolut geglückt. Da hätten weniger kompetente Filmschaffende das Pulver entweder deutlich früher verschossen oder aber wesentlich plumper dieses Wiedersehen eingefedelt. Auch abgesehen von diesen Szenen war die Episode wieder stark und es scheint wirklich mit dem weiteren Leben Genes nach den Ereignissen in der Ursprungsserie weiter und evtl. sogar zu Ende zu gehen. Einige offene Fragen finden Beantwortung, zusätzlich erfährt man als Zuschauer noch ein paar Dinge zu Kim. Es bleibt weiter spannend, wie die Story nun in nur noch zwei ausstehenden Folgen zu ihrem endgültigen Abschluss geführt wird. Für mich war das eine nahezu perfekte Episode, deswegen vergebe ich 9/10 Punkte.

Ich hab deinen Beitrag nur zu einem Drittel gelesen - aber deine Bewertung macht mich auf jeden Fall neugierig. Ich habe diese Woche mit der finalen Staffel angefangen und werd heut wohl mit Folge 5 weiter machen 

Ich werde mir die Staffel im Spätsommer auf jeden Fall nochmal "am Stück" anschauen. Bin mir ziemlich sicher, dass sich dann ein noch besseres Gefühl einstellen wird.

Ich hab jetzt die ersten 9 Folgen gesehen und bin total begeistert. Gerade die Folgen 7 und 8 (die bei IMDB jeweils 9.9 und 9.8 Punkkt haben), waren absolut spitze. Ich hatte die Serie immer nur als "dieses Spin-of" im Kopf - aber wenn ich zurück denke, war die Serie insgesamt schon ziemlich stark und Bob Odenkirk rockt die Rolle dermaßen!
Ich bin total gespannt, wie man das Ende mit BB verknüpft.