Blu-ray Forum → Blu−ray Talk, Kino & Filme, TV−Serien, VoD & Gewinnspiele → Blu−ray & Kino Filmreviews → bluray−disc.de Reviews

Tricked

Gestartet: 25 Aug 2013 08:20 - 0 Antworten

#1
Geschrieben: 25 Aug 2013 08:20

Michael Speier

Avatar Michael Speier

user-rank
Chefredakteur Filmreviews
Blu-ray Freak
fsk-geprueft
user verified
aktivitaet.png Aktivität:
 
Deutschland
Euskirchen
kommentar.png
Forenposts: 5.403
Clubposts: 159
seit 17.09.2009
anzahl.png
anzahl.png
anzahl.png
Bedankte sich 4835 mal.
Erhielt 8540 Danke für 3055 Beiträge
Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier

Film: 9/10
Bild: 7/10
Tonqualität: 8/10
Extras: 2/10


Der niederländische Regisseur Paul Verhoeven ist alles andere als ein Durchschnittsfilmemacher. Seine Filme polarisieren, sind einfallsreich und ausgefallen – dabei macht er vor keinem Genre halt. Seien es futuristische Actionkracher wie RoboCop oder Starship Troopers, oder prickelnd erotische Ausflüge in die menschlichen Abgründe wie Basic Instinct oder Showgirls.
Nun präsentiert der Niederländer eine völlig neuartige Filmerfahrung. Ein Film, dessen Drehbuch auf den Wünschen und Beteiligungen mehrerer Hundert Usern in sozialen Netzwerken beruht. Auch der Soundtrack wurde auf diese Art ausgewählt, und so könnte man sagen, der Film ist das Wunschprojekt von hunderten filmbegeisterten Menschen.
Schon alleine deswegen verdient dieses besondere Projekt, genauer betrachtet zu werden.

Film:

Remko (P. Block) ist ein erfolgreicher Geschäftsmann mit einer glücklichen Familie. Zumindest scheint es so. Doch bei einer Party anlässlich seines 50. Geburtstags taucht plötzlich seine Ex-Geliebte auf – und sie ist schwanger. Doch das ist erst der Anfang einer Geschichte voller Intrigen, Wendungen, Sex und Betrügereien. Und am Ende wird nichts und niemand mehr so sein, wie zu Beginn.
Der Film besticht durch eine anfangs sehr simpel gestrickte Story, die im Verlauf der kurzen Laufzeit immer verstrickter und merkwürdiger, dabei allerdings zu keinem Zeitpunkt unglaubwürdig oder gar fantastisch wird. Im Gegensteil. Genau so, wie es hier passiert, könnte es tatsächlich passieren. Immer und überall!
Die Tatsache, dass der Film für nahezu jeden potentiellen Zuschauer eine Bezugsperson präsentiert, ist eine der größten Stärken. Hat man sein Pendant gefunden, fiebert man mit, will wissen, wie es weitergeht, was noch alles passiert, und welche Schicksalsschläge oder Glücksmomente die einzelnen Personen noch erleben müssen oder dürfen. Dabei ist die Story derart packend erzählt und brillant inszeniert, dass es eine wahre Freude ist.
Der Film profitiert vor allem durch die talentierten und natürlich wirkenden Darsteller. Jeder einzelne spielt überzeugend und natürlich, dass es nicht ganz fair ist, einen der Darsteller dabei besonders hervorzuheben. Dennoch soll an dieser Stelle die Leistung von Gaite Jansen, welche die verführerische Merel darstellt, hervorgehoben werden, denn sie spielt so natürlich und überzeugend, dass es eine Schande wäre, sie nicht in größeren Produktionen einzusetzen. Dabei handelt es sich bei ihr, wie bei allen anderen Darstellern auch, keineswegs um Newcomer oder gar Laien, sondern lediglich um „Stars“, die außerhalb der Niederlande keinen sonderlichen Bekanntheitsgrad genießen. Ganz im Gegensatz zu Regisseur Paul Verhoeven, war es doch schließlich seine Idee, das Drehbuch von Internet-Nutzern verfassen zu lassen. Eine einzigartige Idee.
Nun ist es ja so, dass viele Köche den Brei verderben. Zumindest sagt man das. In diesem Fall jedoch nicht. Im Gegenteil. Der enorme Einfallsreichtum von zahlreichen kreativen Köpfen beschert dem kurzen Film derart viele interessante Wendungen, dass man nach der knappen Stunde ein wenig enttäuscht ist, dass das schon alles war. Die Tatsache, dass es in dem Streifen haufenweise nackte Haut zu sehen gibt, war bei einer solchen Produktion natürlich nicht anders zu erwarten.
Grundsätzlich kann man den Film, schon alleine von seiner Machart her, mit nichts anderem vergleichen, was bisher dagewesen ist. Ein Experiment eben, und zwar eines, dass durchaus als gelungen betrachtet werden kann.


Bildqualität

- Bildformat: 1,78:1 (16:9 Vollbild) in 1920x1080p Auflösung

Bewertet wird hier das Hauptfeature.
Das Bild gibt sich in starken, kräftig-warmen Farben, die leider einen leichten Hang zum Orange-Rötlichen haben, wodurch ein leicht unnatürlicher Eindruck entsteht. Schärfe und Detailgrad bewegen sich, gerade in den Nahaufnahmen, in einem sehr guten Bereich, driften aber in den Halbtotalen zu sehr ins Mittelmäßige ab. Panorama-Aufnahmen gibt es so gut wie keine, die wenigen fallen allerdings nicht sonderlich detailreich aus.


Tonqualität:

- Deutsch DTS HD Master Audio 5.1
- Niederländisch DTS 5.1

Der Ton liefert gerade in den Anfangsszenen während der Party einen tollen Raumklang mit haufenweisen Nebengeräuschen, die problemlos zu orten sind. Auch anschließend gibt es einige Highlights, allerdings bleibt das Drama überwiegend frontlastig – was bei der Masse der Dialoge und dem Mangel, vielmehr dem Nichtvorhandensein von Actionsequenzen, geschuldet ist und kein großes Manko darstellt.
Dialoge bleiben stets klar verständlich und klingen sehr natürlich.


Bonus:

- Premiere in Rom (1:19 Minuten)
- Hinter den Kulissen (12:10 Minuten)
- Kinotrailer
- Filmtipps

Der Bonussektor glänzt nicht gerade durch eine Flut an Informationen und Sehenswürdigkeiten. Da der Film allerdings selbst in zwei Bereiche aufgeteilt ist, und der erste Teil alles an Hintergrundwissen dieses außerordentlichen Projekts vermittelt, fällt dies nicht weiter ins Gewicht.
Dennoch wären weitere Extras, wie etwa ein Audiokommentar, wünschenswert gewesen. Und da die 34 Minütige Dokumentation „Pauls Experience“ mehr oder weniger zum Haupttitel dazugehört (und in die Laufzeit mit eingerechnet wurde), fließt diese auch nicht mit in die Bonus-Bewertung ein.


Fazit:

Das Bild hinterlässt, trotz einigen wirklich scharfen Nahaufnahmen, einen eher mittelmäßigen Eindruck. Die Farben sind dabei, je nach Szene, teils zu farbintensiv, teils zu blass. Letztendlich bleibt, Stilmittel hin oder her, ein etwas unschöner Eindruck zurück. Der Ton der Scheibe bleibt ebenfalls unspektakulär, was allerdings eher am Genre liegt, da der Film kaum Spielraum für tonale Highlights bietet.
Der Bonus-Sektor, und hiermit ist ausdrücklich nur dieser gemeint, und nicht die zum Film gehörende Dokumentation, ist ebenfalls relativ mager und bietet kaum sehenswertes oder informatives Material.
Der eigentliche Film setzt sich aus einer Dokumentation über die außergewöhnliche Entstehung des Streifens, und dem Hauptfeature selbst zusammen. Dabei wird in dem eigentlichen Film eine kleine, facettenreiche Familiengeschichte erzählt, die trotz der spannenden Entwicklungsgeschichte relativ unspektakulär bleibt. Dennoch ist das Gesamtwerk, schon ob der Hintergründe, ausgesprochen sehenswert und cineastisch einzigartig.


Beitrag Kommentieren

Noch 380 Zeichen

Blu-ray Forum → Blu−ray Talk, Kino & Filme, TV−Serien, VoD & Gewinnspiele → Blu−ray & Kino Filmreviews → bluray−disc.de Reviews

Es sind 110 Benutzer und 393 Gäste online.