Film: 8/10
Bild 2D: 7/10
Bild 3D: 2/10
Tonqualität: 7/10
Extras: 3/10
Der japanische Regisseur Ryuhei Kitamura machte sich vor allem
durch blutige und kompromisslose Streifen, wie der Verfilmung der
Clive Barker Kurzgeschichte The Midnight Meat Train, einen Namen
unter Gore-Fans. Nun präsentiert er mit No One Lives einen weiteren
Streifen, der voll und ganz auf Terror und Gore setzt, und mit Luke
Evans ebenso prominent besetzt ist wie der Mitternachtsfleischzug.
Dass der Streifen von der FSK beanstandet wurde und in Deutschland
voraussichtlich nur gekürzt erhältlich sein wird, verpasst Fans
sicherlich einen gehörigen Dämpfer – war andererseits aber zu
erwarten. Dafür spendiert Sunfilm dem Streifen allerdings eine
3D-Konvertierung, um die Fans zumindest teilweise versöhnlich zu
stimmen.
Film:
Ein junges Pärchen wird auf der Durchreise durch eine amerikanische
Kleinstadt von einer Gangsterbande aufgemischt, die sich sowohl das
Fahrzeug, als auch die jungen Leute unter den Nagel reißen. Während
die Beiden gefesselt im Keller ihres Schicksals harren, entdeckt
der Gangster Flynn (D. Magyar) im Kofferraum des gestohlenen
Fahrzeugs einen doppelten Boden, in dem sich die gefesselte Emma
(A. Clemens) befindet. Und schon wendet sich das Blatt, denn der
harmlose Durchreisende ist in Wahrheit ein eiskalter Serienkiller,
und der denkt überhaupt nicht daran, das Opfer von irgendwelchen
Kleinstadtganoven zu werden. Stattdessen zieht er eine blutige Spur
der Verwüstung hinter sich her und übt blutige Rache an seinen
Entführern.
Nach dem äußerst blutigen und brutalen Midnight Meat Train setzt
die Fangemeinde hohe Erwartungen in Regisseur Ryuhei Kitamura.
Allerdings kann er diese nur bedingt erfüllen, was vor allem daran
liegt, dass die hier erzählte Geschichte nicht so ausgefeilt und
bösartig ist, wie die Vorlage von Clive Barker. Allerdings bringt
die Konstellation von einem Serienmörder, der sich mit nicht minder
skrupellosen Gangstern anlegt, einiges an frischem Wind in das
Genre.
Und das Genre wird mit diesem Machwerk auch perfekt bedient. Denn
auch wenn es sich hier um eine Simple Slasherstory nach dem
10-Kleine-Negerlein-Prinzip handelt, so sind doch der straff
gespannte Spannungsbogen und die zahlreichen, verhältnismäßig
kreativen Tötungsszenen durchaus gelungen, und die Tatsache, dass
es sich bei den „Opfern“ um zähe Burschen handelt, die sich auch
zur Wehr setzen können, bringt zusätzliche Spannungselemente mit
ein.
Luke Evans (Krieg der Götter, The Raven) spielt den namenlosen
Serienmörder mit einer diebischen Freude. Dabei wirkt der smarte
Brite derart diabolisch, dass man ihm definitiv nicht im Dunkeln
begegnen möchte – im Hellen übrigens auch nicht. Seine
Gegenspieler, allen voran Derek Magyar als Flynn und Gary Grubbs
als Harris, spielen ebenfalls voll und ganz überzeugend. Einzig
Adelaire Clemens (Der Große Gatsby) spielt ihre Rolle als Emma
relativ emotionslos, wobei dies allerdings auch zu ihrer Rolle
gehört. Teilweise übertreibt sie es mit ihrer Darstellung
allerdings und kann in ihrer Opferrolle leider nicht vollends
überzeugen.
Trotz einiger Kürzungen ist die deutsche Version von No One Lives
ausgesprochen brutal und blutig, und auch in der geschnittenen
Version keineswegs für zarte Gemüter zu empfehlen. Wer indessen
alle Gewaltspitzen sehen will, der muss wohl oder übel auf die
Importversion ausweichen.
Bildqualität
- Bildformat: 2,35:1 (16:9 Letterbox) in 1920x1080p Auflösung
Das Bild ist überwiegend düster und dreckig, was aber den Reiz des
Filmes unterstreicht. Teils sehr grobes Filmkorn, vor allem in
dunklen Szenen, verleiht dem Streifen genau jenes Gefühl, das man
sich bei einem solchen Erlebnis wünscht. Die Schärfe ist dabei
durchaus brauchbar, bleibt aber allgemein eher weich und
verwaschen.
Der Schwarzwert ist ausgesprochen sauber, tief und dominant, wobei
er keinerlei Details verschluckt. Alles in allem eine ganz
hervorragende Leistung, der Film schaut – trotz aller berechtigter
Kritik – genau so aus, wie er ausschauen muss.
3-D-Effekt:
Wie so häufig bei 3D-Filmen aus dem Hause Sunfilm ist der 3D-Effekt
– um es freundlich zu sagen – entbehrlich. Richtige Tiefenwirkung
gibt es nicht, und auch Pop-Out-Effekte sucht man vergeblich. Da
das Bild ohnehin überwiegend düster ist, ist die zusätzliche
Abdunkelung durch die 3D-Brille nicht sonderlich förderlich. Zudem
ziehen die Bewegungen auf den Testgeräten teilweise nach und
besonders an den Rändern machen sich auf den verwendeten
Testgeräten Ghosting-Effekte bemerkbar.
Tonqualität:
- Deutsch DTS HD Master Audio 7.1
- Englisch DTS HD Master Audio 7.1
Der Ton bleibt ebenfalls recht unspektakulär. Überwiegend
frontlastig bleiben echte Highlights Mangelware. Raumklang wird vor
allem im Musikbereich geboten. Dafür bleiben die Stimmen klar
verständlich, und die kreativen Morde werden mit ganz vorzüglichen
Geräuschen unterlegt.
Bonus:
- B-Roll (6:09 Minuten)
- Interviews
- Trailer (deutsch & englisch)
- Trailershow
Während die B-Roll einige Szenen aus einem anderen Blickwinkel (und
darüber hinaus gut ausgeleuchtet) zeigt, kommen in insgesamt 12
sehr kurzen Interviews die Darsteller und Filmemacher zu Wort.
Leider ohne deutsche Untertitel. Ferner gibt es noch den
obligatorischen Trailer und eine Trailershow mit artverwandten
Filmen.
Fazit:
Das Bild der Scheibe ist dreckig, düster und unglaublich
realistisch. Kleinere Mängel nimmt man bei einem solchen Film gerne
in Kauf, zumal diese den Charakter des Films unterstreichen. Die
3D-Version des Films ist hingegen überflüssig und bietet kaum
sehenswerte Highlights, verschluckt stattdessen ob der zusätzlichen
Düsternis einige Details. Auch der Ton wartet nicht mit großartigen
Highlights auf, fällt aber andererseits auch nicht negativ ins
Gewicht.
Die Bonusfeatures bieten einiges an Hintergrundinformationen,
kratzen dabei aber leider nur an der Oberfläche. Darüber hinaus
liegen keine deutschen Untertitel vor.
Der Film macht, trotz einiger Zensurkürzungen, noch unheimlich viel
Spaß, wobei Spaß vielleicht ein unglücklich gewählter Begriff ist.
No One Lives bietet Terror und Spannung in Reinkultur, lässt einen
unglaublich intensiv aufspielenden Luke Evans als namenlosen
Serienmörder gegen nicht minder gefährliche Gangster antreten, und
schraubt dabei gehörig an der Gewaltschraube. Ein Film, der
Genrefans restlos begeistern wird, auch wenn diese vermutlich die
Uncut-Version aus dem Ausland vorziehen werden.