Blu-ray Forum → Blu−ray Talk, Kino & Filme, TV−Serien, VoD & Gewinnspiele → Blu−ray & Kino Filmreviews → bluray−disc.de Reviews

Wer früher stirbt, ist länger tot

Gestartet: 18 Aug 2013 08:47 - 0 Antworten


Veröffentlichung:
05.09.2013
Laufzeit:
106 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 18 Aug 2013 08:47

Michael Speier

Avatar Michael Speier

user-rank
Chefredakteur Filmreviews
Blu-ray Freak
fsk-geprueft
user verified
aktivitaet.png Aktivität:
 
Deutschland
Euskirchen
kommentar.png
Forenposts: 5.403
Clubposts: 159
seit 17.09.2009
anzahl.png
anzahl.png
anzahl.png
Bedankte sich 4835 mal.
Erhielt 8540 Danke für 3055 Beiträge
Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier

Film: 9/10
Bild: 5/10
Tonqualität: 7/10
Extras: 8/10

Wer früher stirbt ist länger tot, sagt ein bayrisches Sprichwort, und auch wenn es auf den ersten Blick unsinnig klingt, enthält es eine gewisse Logik. Ebenso logisch, wie die Bayern eben sind. Bodenständig, bauernschlau und mit einer ganz eigenen Art von schwarzem Humor gesegnet, der mit nichts im Rest der Republik zu vergleichen wäre.
Ebendieser Humor ist es, der Marcus H. Rosenmüllers ersten Spielfilm aus dem Jahr 2006 auszeichnet und über die Grenzen des blau-weißen Bundeslandes hinaus zahlreiche Erfolge verzeichnete.

Film:

Der bayrische Lausbub Sebastian fühlt sich schuldig am Tod seiner Mutter, die bei seiner Geburt verstarb. Und nicht nur diese Sünde hat er auf sein junges Leben geladen. Um nun dem befürchteten Aufenthalt im Fegefeuer zu entgehen sieht er nur eine Möglichkeit: er muss unsterblich werden! Doch das ist gar nicht so einfach, wie er sich gedacht hat. Und so setzt er alles daran, seine Sünden zu tilgen und gute Taten zu vollbringen – wie beispielsweise eine neue Frau für seinen Vater zu finden.
Man muss schon sagen, dass dieser Film etwas ganz Besonderes ist. Wo die typisch-deutsche Komödie entweder mit dämlichem Slapstick a la Kaya Jana und Atze Schröder, oder aber mit eher bravem, zurückhaltendem Humor wie bei sämtlichen Til Schweiger und Matthias Schweighöfer Filmen aufwartet, präsentiert Wer früher stirbt ist länger tot eine reizende, liebenswerte Geschichte voller schwarzem Humor und großartiger Ideen, wie es sie nur ganz selten gibt.
Aber nicht nur der schwarze Humor und die kindliche Herangehensweise an schwierige Themen wie Tod, Sünde und Unsterblichkeit, sondern auch und vor allem die herzensgute und leichte Erzählweise machen diesen ersten Kinofilm von Regisseur und Drehbuchautor Marcus H. Rosenmüller auch sieben Jahre nach der Uraufführung noch immer zu einem der sehenswertesten Filme aus deutschen Landen. Sebastian ist ein Junge, der durch und durch bayrisch ist – und das ist auch gut so. Im Rest der Republik hätte ein Film wie dieser wahrscheinlich überhaupt nicht funktioniert, aber hier, mitten im Herzen des Freistaates, da zweifelt man keinen Moment daran, dass sich diese Geschichte genau so abspielen könnte.
Wichtig ist hierbei natürlich auch die Mundart, deren Verständnis einigen vielleicht ein wenig schwerfallen dürfte, aber viel zum Charme und Funktionieren des Stückes beiträgt.
Markus Krojer wurde aus über 600 Kindern für die Rolle des Sebastian gecastet – und die Wahl hätte kaum besser sein können. Sowohl die Trauer, die Angst, aber auch das schelmische, lausbubenhafte kauft man dem jungen Darsteller in seiner ersten Rolle ab. Einfach nur hinreißend.
Auch die anderen Darsteller liefern eine glaubhafte Performance ab, wobei die bayrische Mundart natürlich ein gehöriges Maß an Authentizität hinzufügt. Hier muss man vor allem Fritz Karl, der Sebastians Vater Lorenz spielt, eine ungehörige Portion an Engagement zusprechen, denn der Österreicher musste besagten Dialekt zuerst erlernen – was indessen so gut gelungen ist, dass man keinen Zweifel an seiner bayerischen Herkunft hegt.
In Nebenrollen sind zahlreiche regionale Stars wie Robert Joseph Bartl und Konstantin Wecker zu sehen, die dem geneigten Fan solcher Filme nicht nur bekannt sein dürften, sondern darüber hinaus auch für den ein oder anderen zusätzlichen Schmunzler sorgen.
Unterm Strich ist Wer früher stirbt ist länger tot eine urige, deutsche Komödie, die gefällt, unterhält und ganz klar eine erfreuliche Ausnahmeerscheinung darstellt, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Bildqualität

- Bildformat: 2,35:1 (16:9 Letterbox) in 1920x1080p Auflösung

Dass es sich bei der getesteten Disc um eine Blu-Ray handelte, war dem Bild leider nicht anzusehen. Die wiedergegebenen Bilder erinnern mehr an eine hochskalierte DVD, als an eine Blu-Ray. Richtige Schärfe gibt es zu keinem Zeitpunkt, und selbst in extremen Nahaufnahmen lassen sich kleinere Details bestenfalls erahnen.
Auch die wunderschönen Panoramaaufnahmen sind sehr weich und unscharf und geizen mit Details. Die Farben driften dabei, insbesondere was die Hautfarbe angeht, häufig ins orange-rote ab. Des Weiteren schwankt die Farbgebung stark in ihrer Intensität. Lediglich die hell beleuchteten Außenaufnahmen verfügen über eine angenehm natürliche und halbwegs stabile Farbgebung.
Leider machen sich an zahlreichen Stellen kleine Bildfehler und Störungen bemerkbar, die zwar nicht sonderlich stören, aber bei einer Blu-Ray einfach nicht sein müssen. So entsteht leider der Eindruck, dass man das ursprüngliche Material ohne weitere Sorgfalt auf das neue Medium übertragen hat. Sehr, sehr schade!


Tonqualität:

- Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1

Da ein Film wie dieser über wenig bis keine tonalen Highlights verfügt und sich eher auf die Dialoge konzentriert, ist auch keine bombastische Tonspur zu erwarten. Die Dialoge sind allerdings ganz hervorragend verständlich (vom Dialekt einmal abgesehen) und auch Umgebungsgeräusche werden problemlos geortet. Der angenehme Score und die zahlreichen Musikeinlagen klingen ebenfalls ganz ausgezeichnet und verleihen dem Film mehr Dynamik als erwartet.


Bonus:

- Audiokommentar
- Hörfilmfassung
- Hinter den Kulissen
- 13 Interviews mit Stab und Besetzung
- Making of Spezialeffekte
- Nicht verwendete Szenen
- Original Kinotrailer
- Nicht verwendeter Trailer
- BD-Live Funktion

Das üppige Bonusmaterial erlaubt einen kleinen Einblick in die Entstehung des Films. Besonders sticht hier der launige Audiokommentar mit Regisseur Marcus H. Rosenmüller und Autor Christian Lerch hervor, in dem allerlei interessante Anekdoten zum Besten gegeben werden. Allerdings in tiefstem Bayrisch und ohne Untertitel. Für Blinde gibt es noch eine Hörfilmfassung, in der die Handlungen der Personen kurz erläutert werden.


Fazit:

Das Bild erreicht zu keinem Zeitpunkt Blu-Ray-Qualität, was umso tragischer ist, da haufenweise Naturaufnahmen und Panoramaschwenks vorhanden sind, bei denen man sich eine bessere Qualität gewünscht hätte. Der Ton bietet genreüblich ohnehin nicht viele Highlights, die wenigen werden aber dennoch genutzt und sind durchaus gefällig.
Bonustechnisch wird einiges aufgefahren. Vor allem der launige Audiokommentar mit dem Regisseur und dem Drehbuchautoren stellt einen echten Mehrwert dar.
Der Film selbst ist ein wunderbarer Schwank, ein Lausbubenstreich voller Ideen, die zum Lachen, nachdenken und teilweise zum Weinen anregen – und alles in Mundart und voller bayrischer Lebensfreude. Wer der bayowarischen Sprache nicht mächtig ist, kann optional deutsche Untertitel hinzu schalten, aber gerade die Mundart-Dialoge sind absolut genial und würden auf hochdeutsch einfach nicht funktionieren. Ein Film, den man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen darf.


Beitrag Kommentieren

Noch 380 Zeichen

Blu-ray Forum → Blu−ray Talk, Kino & Filme, TV−Serien, VoD & Gewinnspiele → Blu−ray & Kino Filmreviews → bluray−disc.de Reviews

Es sind 80 Benutzer und 517 Gäste online.