Film: 9/10
Bild: 5/10
Tonqualität: 7/10
Extras: 8/10
Wer früher stirbt ist länger tot, sagt ein bayrisches Sprichwort,
und auch wenn es auf den ersten Blick unsinnig klingt, enthält es
eine gewisse Logik. Ebenso logisch, wie die Bayern eben sind.
Bodenständig, bauernschlau und mit einer ganz eigenen Art von
schwarzem Humor gesegnet, der mit nichts im Rest der Republik zu
vergleichen wäre.
Ebendieser Humor ist es, der Marcus H. Rosenmüllers ersten
Spielfilm aus dem Jahr 2006 auszeichnet und über die Grenzen des
blau-weißen Bundeslandes hinaus zahlreiche Erfolge
verzeichnete.
Film:
Der bayrische Lausbub Sebastian fühlt sich schuldig am Tod seiner
Mutter, die bei seiner Geburt verstarb. Und nicht nur diese Sünde
hat er auf sein junges Leben geladen. Um nun dem befürchteten
Aufenthalt im Fegefeuer zu entgehen sieht er nur eine Möglichkeit:
er muss unsterblich werden! Doch das ist gar nicht so einfach, wie
er sich gedacht hat. Und so setzt er alles daran, seine Sünden zu
tilgen und gute Taten zu vollbringen – wie beispielsweise eine neue
Frau für seinen Vater zu finden.
Man muss schon sagen, dass dieser Film etwas ganz Besonderes ist.
Wo die typisch-deutsche Komödie entweder mit dämlichem Slapstick a
la Kaya Jana und Atze Schröder, oder aber mit eher bravem,
zurückhaltendem Humor wie bei sämtlichen Til Schweiger und Matthias
Schweighöfer Filmen aufwartet, präsentiert Wer früher stirbt ist
länger tot eine reizende, liebenswerte Geschichte voller schwarzem
Humor und großartiger Ideen, wie es sie nur ganz selten gibt.
Aber nicht nur der schwarze Humor und die kindliche
Herangehensweise an schwierige Themen wie Tod, Sünde und
Unsterblichkeit, sondern auch und vor allem die herzensgute und
leichte Erzählweise machen diesen ersten Kinofilm von Regisseur und
Drehbuchautor Marcus H. Rosenmüller auch sieben Jahre nach der
Uraufführung noch immer zu einem der sehenswertesten Filme aus
deutschen Landen. Sebastian ist ein Junge, der durch und durch
bayrisch ist – und das ist auch gut so. Im Rest der Republik hätte
ein Film wie dieser wahrscheinlich überhaupt nicht funktioniert,
aber hier, mitten im Herzen des Freistaates, da zweifelt man keinen
Moment daran, dass sich diese Geschichte genau so abspielen
könnte.
Wichtig ist hierbei natürlich auch die Mundart, deren Verständnis
einigen vielleicht ein wenig schwerfallen dürfte, aber viel zum
Charme und Funktionieren des Stückes beiträgt.
Markus Krojer wurde aus über 600 Kindern für die Rolle des
Sebastian gecastet – und die Wahl hätte kaum besser sein können.
Sowohl die Trauer, die Angst, aber auch das schelmische,
lausbubenhafte kauft man dem jungen Darsteller in seiner ersten
Rolle ab. Einfach nur hinreißend.
Auch die anderen Darsteller liefern eine glaubhafte Performance ab,
wobei die bayrische Mundart natürlich ein gehöriges Maß an
Authentizität hinzufügt. Hier muss man vor allem Fritz Karl, der
Sebastians Vater Lorenz spielt, eine ungehörige Portion an
Engagement zusprechen, denn der Österreicher musste besagten
Dialekt zuerst erlernen – was indessen so gut gelungen ist, dass
man keinen Zweifel an seiner bayerischen Herkunft hegt.
In Nebenrollen sind zahlreiche regionale Stars wie Robert Joseph
Bartl und Konstantin Wecker zu sehen, die dem geneigten Fan solcher
Filme nicht nur bekannt sein dürften, sondern darüber hinaus auch
für den ein oder anderen zusätzlichen Schmunzler sorgen.
Unterm Strich ist Wer früher stirbt ist länger tot eine urige,
deutsche Komödie, die gefällt, unterhält und ganz klar eine
erfreuliche Ausnahmeerscheinung darstellt, die man sich nicht
entgehen lassen sollte.
Bildqualität
- Bildformat: 2,35:1 (16:9 Letterbox) in 1920x1080p Auflösung
Dass es sich bei der getesteten Disc um eine Blu-Ray handelte, war
dem Bild leider nicht anzusehen. Die wiedergegebenen Bilder
erinnern mehr an eine hochskalierte DVD, als an eine Blu-Ray.
Richtige Schärfe gibt es zu keinem Zeitpunkt, und selbst in
extremen Nahaufnahmen lassen sich kleinere Details bestenfalls
erahnen.
Auch die wunderschönen Panoramaaufnahmen sind sehr weich und
unscharf und geizen mit Details. Die Farben driften dabei,
insbesondere was die Hautfarbe angeht, häufig ins orange-rote ab.
Des Weiteren schwankt die Farbgebung stark in ihrer Intensität.
Lediglich die hell beleuchteten Außenaufnahmen verfügen über eine
angenehm natürliche und halbwegs stabile Farbgebung.
Leider machen sich an zahlreichen Stellen kleine Bildfehler und
Störungen bemerkbar, die zwar nicht sonderlich stören, aber bei
einer Blu-Ray einfach nicht sein müssen. So entsteht leider der
Eindruck, dass man das ursprüngliche Material ohne weitere Sorgfalt
auf das neue Medium übertragen hat. Sehr, sehr schade!
Tonqualität:
- Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
Da ein Film wie dieser über wenig bis keine tonalen Highlights
verfügt und sich eher auf die Dialoge konzentriert, ist auch keine
bombastische Tonspur zu erwarten. Die Dialoge sind allerdings ganz
hervorragend verständlich (vom Dialekt einmal abgesehen) und auch
Umgebungsgeräusche werden problemlos geortet. Der angenehme Score
und die zahlreichen Musikeinlagen klingen ebenfalls ganz
ausgezeichnet und verleihen dem Film mehr Dynamik als
erwartet.
Bonus:
- Audiokommentar
- Hörfilmfassung
- Hinter den Kulissen
- 13 Interviews mit Stab und Besetzung
- Making of Spezialeffekte
- Nicht verwendete Szenen
- Original Kinotrailer
- Nicht verwendeter Trailer
- BD-Live Funktion
Das üppige Bonusmaterial erlaubt einen kleinen Einblick in die
Entstehung des Films. Besonders sticht hier der launige
Audiokommentar mit Regisseur Marcus H. Rosenmüller und Autor
Christian Lerch hervor, in dem allerlei interessante Anekdoten zum
Besten gegeben werden. Allerdings in tiefstem Bayrisch und ohne
Untertitel. Für Blinde gibt es noch eine Hörfilmfassung, in der die
Handlungen der Personen kurz erläutert werden.
Fazit:
Das Bild erreicht zu keinem Zeitpunkt Blu-Ray-Qualität, was umso
tragischer ist, da haufenweise Naturaufnahmen und Panoramaschwenks
vorhanden sind, bei denen man sich eine bessere Qualität gewünscht
hätte. Der Ton bietet genreüblich ohnehin nicht viele Highlights,
die wenigen werden aber dennoch genutzt und sind durchaus
gefällig.
Bonustechnisch wird einiges aufgefahren. Vor allem der launige
Audiokommentar mit dem Regisseur und dem Drehbuchautoren stellt
einen echten Mehrwert dar.
Der Film selbst ist ein wunderbarer Schwank, ein Lausbubenstreich
voller Ideen, die zum Lachen, nachdenken und teilweise zum Weinen
anregen – und alles in Mundart und voller bayrischer Lebensfreude.
Wer der bayowarischen Sprache nicht mächtig ist, kann optional
deutsche Untertitel hinzu schalten, aber gerade die Mundart-Dialoge
sind absolut genial und würden auf hochdeutsch einfach nicht
funktionieren. Ein Film, den man sich auf gar keinen Fall entgehen
lassen darf.