Film: 7/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 1/10
Regisseur Henry Hathaway gilt als einer der besten amerikanischen
Regisseure der Nachkriegszeit. Erste Sporen verdiente er sich als
Assistent bei dem Monumentalwerk Ben Hur, bevor die Sporen sein
Markenzeichen wurden, denn er führte unter anderem bei zahlreichen
Western (darunter True Grit mit John Wayne) Regie, und das zu einer
Zeit, als der Western schon fast als tot galt.
Auch zahlreiche Filme aus dem Bereich des Film Noir, der
sogenannten Schwarzen Serie, gehen auf sein Konto.
Einer davon ist Niagara, ein Film, der gleich zwei
Sehenswürdigkeiten bietet: Zum einen die atemberaubenden
Niagarafälle, und zum anderen die nicht minder atemberaubende
Marilyn Monroe.
Film:
Das Ehepaar Cutler plant ihre Flitterwochen bei einem romantisches
Wochenende an den Niagarafällen nachzuholen. Allerdings ist ihr
Zimmer bereits belegt, und zwar von der atemberaubend schönen Rose
(M. Monroe) und ihrem schwerkranken Ehemann George (J. Cotten).
George ist Koreakriegsveteran und krankhaft eifersüchtig –
allerdings hat er dazu auch allen Grund, denn seine Frau hat
tatsächlich eine Affäre mit dem attraktiven Ted. Und eben jener Ted
soll Rose von ihrem Ehemann befreien, indem er ihn die Niagarafälle
hinunterstürzt.
Regisseur Henry Hathaway legt mit Niagara einen Thriller vor, wie
zig andere vor und nach ihm. Eine typische Mördergeschichte im
Stile eines Film Noir, dabei allerdings – schon aufgrund der
prächtigen Farben – weitaus weniger mysteriös oder gar
wirkungsvoll, wie frühere Titel des Genres. Auch der Plot ist wenig
überraschend, dafür aber ohne größere Logiklöcher und geradlinig
erzählt. Vor allem das Ende wartet dann doch noch mit einer eher
Hollywood-untypischen Wendung auf, die bei Hathaway allerdings
nicht halb so überrascht, wie bei anderen Regisseuren seiner
Zeit.
Sehenswert ist Niagara dennoch, schon alleine wegen der
prachtvollen Naturaufnahmen und einer überdurchschnittlich
erotischen Marilyn Monroe, die hier erstmals eine Rolle abseits
ihrer Klischee-Blondine spielt. Beides wird phänomenal von dem
Kameramann Joseph MacDonald eingefangen und perfekt in Szene
gesetzt.
Dabei liegt die größte Stärke der Hauptdarstellerin darin, sich
kamerawirksam vor MacDonalds Objektiv in Pose zu werfen, lasziv zu
schauen und mit den Hüften zu wackeln. Glaubhaft ist sie dabei
leider selten – das naive Blondchen stand der Kultblondine einfach
besser zu Gesicht. Egal ob sie wütend, hinterhältig oder
verzweifelt ist, das Mienenspiel ist dabei fast immer gleich – wenn
auch gleich verführerisch.
Die anderen Darsteller sind hingegen überzeugend und bieten eine
brauchbare Performance, sind allerdings ein Opfer ihrer Zeit. Der
dauergrinsende Casey Adams kommt ein wenig weltfremd und naiv
rüber, passt damit allerdings perfekt zu seiner Leinwandehefrau
Jean Peters, welche ebenfalls ein wenig unterbelichtet anmutet –
beide Opfer ihrer Rollen. Joseph Cotten, der den desillusionierten
und eifersüchtigen Ehemann der Monroe spielt, gibt hingegen eine
überzeugende Darstellung zum Besten, wenn er zuweilen auch ein
wenig übers Ziel hinausschießt.
Bild:
- Sehr gute Restauration
- Satte, strahlende Farben
- Überwiegend scharfes Bild mit wenigen Ausfällen
- Leichtes Rauschen über den gesamten Film
Das Bild wurde hervorragend restauriert. Bildstörungen oder
Filmfehler sucht man vergebens. Ferner verfügt das Bild zumeist
über eine sehr gute Schärfe. Vor allem die wunderbaren
Panoramaaufnahmen, die einige der Höhepunkte des Films darstellen,
sind ganz ausgezeichnet und offenbaren Haufenweise Details.
Auch in der Halbtotalen kann sich der inzwischen 60 Jahre alte Film
durchaus sehen lassen. Vorzügliche Kantenschärfe und sehr guter
Kontrast. Stellenweise wirkt das Bild regelrecht plastisch.
Leider schleichen sich immer wieder kurze Unschärfen ein, die
allerdings eher auf das Ausgangsmaterial, als auf mangelhaften
Transfer zurückzuführen sind. Und den Einsatz von leichtem
Weichzeichner, um die handelnden Damen in einem angenehmen Licht
erscheinen zu lassen und eine Aura um sie zu zaubern, ist als
gewolltes Stilmittel ebenfalls nicht als Negativpunkt zu
betrachten.
Ganz im Gegensatz zu dem leichten Bildrauschen, das zwar nur ganz
dezent, dafür über den ganzen Film hinweg auftritt. Letztendlich
sieht das Bild aber besser aus denn je und hinterlässt einen guten
Eindruck.
Ton:
- Deutsch DTS 5.1
- Englisch DTS HD Master Audio 5.1
- Englisch DTS HD Master Audio 1.0
Trotz zuweilen gutem Rundumklang und schön ortbaren
Umgebungsgeräuschen ist der deutsche DTS Ton leider nur
mittelmäßig. Das liegt vor allem an den Stimmen, die stets ein
wenig dumpf klingen, und jedwede Dynamik vermissen lassen.
In ruhigen Szenen ist ein dezentes Hintergrundrauschen zu
vernehmen, welches aber an dieser Stelle großzügig als gewolltes
Ambiente dem Schauplatz zugeordnet wird.
Der englische Ton ist ein wenig dynamischer und besticht vor allem
in Punkto Raumklang und Soundeffekten.
Extras:
- Original Kinotrailer
- 6 weitere Trailer von Marily Monroe Filmen
Neben den obligatorischen Trailern findet sich auf der Scheibe kein
Bonusmaterial
Fazit:
Bild und Ton des 60 Jahre alten Filmes wurden hervorragend
restauriert. Vor allem das Bild besticht durch großartige Farben,
eine ausgezeichnete Schärfe und einen vorbildlichen Kontrast.
Bildfehler, Verunreinigungen und ähnliches sucht man
vergeblich.
Der deutsche Ton ist, bis auf die etwas dumpf klingenden Dialoge,
ebenfalls durchaus gefällig, wenn auch nicht sonderlich aufregend.
Der englische Ton ist dabei dem deutschen vorzuziehen, bietet er
doch jene Dynamik, die der Synchronfassung fehlt.
„Fehlen“ trifft auch auf die Extras zu, denn neben einigen Trailern
hat die Scheibe in diesem Bereich nichts zu bieten.
Der Film bietet durchschnittliche Thrillerkost mit einer
überdurchschnittlich erotischen Marilyn Monroe und wunderbaren
Naturaufnahmen. Der Plot bietet kaum Überraschungen, ist dafür aber
geradlinig und ohne große Umschweife erzählt. Die Darsteller sind,
gemessen an ähnlichen Filmen aus der Zeit, gut – neigen aber zum
zeitgemäßen Overacting.
Nostalgiker, Cineasten und Monroe-Fans greifen hier bedenkenlos zu.