Film: 6/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 6/10
Ausstattung: 1/10
Das berühmte Märchen von Aschenputtel kennt sicherlich jedes Kind.
Die schüchterne Dienstmagd, die böse Stiefmutter, der schöne Prinz
und der gläserne Schuh.
Regisseur Pascal Herold (Das hässliche Entlein und ich), der auch
das Drehbuch schrieb, verlagert die bekannte Geschichte in dieser
computeranimierten Version in den Wilden Westen und ersetzt in
bester Zeichentrick-Manier die Menschen durch Tiere.
Film:
Das Cowgirl Cinderella schuftet hart im Saloon ihrer bösen
Stiefmutter, der Stadtgründerin Felicity (Deutsche Synchronstimme:
Hella von Sinnen). Als eines Tages ein schöner Prinz in die Stadt
kommt, setzt Felicity alles daran, ihn bei dem großen Saloontanz
mit einer ihrer beiden Töchter zu verkuppeln. Doch der Prinz hat
nur Augen für die toughe Cinderella. Das kann Felicity natürlich
nicht dulden, und so hetzt sie die beiden mit Hilfe einer
befreundeten Gangsterbande durch die Wüste, bis sich beim großen
Showdown alles entscheidet.
Die Verlagerung des Cinderella-Themas in den Wilden Westen ist im
Grunde genommen eine erfreuliche Neuerung, die allerhand
Handlungsspielraum aufweist.
Die gute Fee ist ein Schamane, Cinderella ein Cowgirl und der Prinz
ein mutiger Revolverheld. Die böse Stiefmutter hingegen ist eine
verschlagene Saloonbesitzerin, die stets auf ihren eigenen Vorteil
bedacht ist – soweit die Ausgangssituation.
Dass der Wilde Westen indessen noch andere Gefahren birgt als das
Leben am königlichen Hof, bringt eine gewisse Würze in die
Handlung. Plötzlich auftauchende Räuberbanden, Zugüberfälle,
Schießereien und wilde Verfolgungsjagten durch die Wüste – das
alles macht aus dem bekannten Märchen ein völlig neues
Erlebnis.
Die größte Veränderung trifft hingegen die Titelheldin selbst.
Während Cinderella in der Disney-Version eine zurückhaltend
schüchterne Dienstmagd war, ist diese Cinderella ein toughes
Cowgirl, das auch gerne selbst die Initiative ergreift und den
Prinzen aus der einen oder anderen Gefahrensituation rettet. Eine
Cinderella, die ganz emanzipiert ist und der weiblichen Jugend von
heute kein veraltetes Rollenklischee aufzwängt. Das gefällt und ist
absolut zeitgemäß. Kein Wunder, dass diese Version aus Frankreich –
dem Herkunftsland der Emanzipation – kommt.
Unter Berücksichtigung der angestrebten Zielgruppe ist der Film gar
nicht einmal schlecht. Die Handlung ist einfach und
nachvollziehbar, die Bilder sind farbenfroh und die Charaktere
niedlich. Die Bösewichte sind als solche zu erkennen, machen aber
selbst kleinen Kindern keine Angst.
Die Action ist zwar da, hält sich aber so weit im Rahmen, dass sie
nicht zu sehr an den empfindlichen Nerven kratzt. Kurz: ein
gelungener Film für die kleinen Zuschauer.
Größere Zuschauer hingegen werden einiges zu kritisieren haben. Zum
einen ist da die Auswahl der Tiere. Die böse Stiefmutter samt
Anhang wird durch Hunde, Cinderella hingegen durch eine Ziege oder
etwas Ähnlichem dargestellt. Der Prinz ist ebenfalls ein Hund,
seine Mutter hingegen eine Truthenne. Was bei Disneys
Zeichentrickversion des Robin Hood Themas noch symbolischen
Charakter hatte (die hinterhältige Schlange, der schlaue Fuchs)
wirkt hier willkürlich und ohne erkennbares Muster.
Dazu kommt noch, dass die Bewegungen unnatürlich und fremd wirken.
Mal sind sie zu fließend, dann wieder zu abgehackt. Das Ganze wirkt
wie bei den alten Barbie-Animationsfilmen, allerdings sollte so
etwas bei einem aktuellen Titel nicht vorkommen.
Überhaupt wirkt das gesamte Design, als hätte der Regisseur sich
beim Barbie-Franchise bedient.
Eine großartige Charakterentwicklung gibt es nicht, obwohl es hier
an Möglichkeiten nicht gemangelt hätte. Unterm Strich wird
althergebrachte Unterhaltung auf Kindgerechtem Niveau geboten, und
mit einer Spielzeit von knapp anderthalb Stunden ist die Zielgruppe
auch aufmerksamkeitstechnisch nicht überfordert.
Bild:
- Bildformat: 1,78:1 (16:9 Vollbild) ) in 1920x1080p
- Strahlende, kunterbunte Farben
- Farbübergänge schlecht gemacht
- Überwiegend hohe Schärfe mit guter Plastizität
Der Film ist kunterbunt! So bunt, dass es schon fast in den Augen
schmerzt. Die Farben leuchten nicht, sie strahlen! Leider wirkt
sich das auch auf die Figuren aus, die ständig von einer Art Aura
umgeben zu sein scheinen. Da bei einem Animationsfilm so etwas wie
Überbelichtung als Fehler in der Regel ausscheidet, muss es sich
dabei wohl um einen gewollten Effekt handeln, und wird demnach
nicht als Kritikpunkt angesehen.
Die Schärfe ist erwartungsgemäß hoch, das Bild wirkt häufig fast
schon greifbar und plastisch. Gerade Oberflächen wie Holz und
ähnliches wirken erstaunlich real.
Leider gibt es auch einiges zu bemängeln!
Gleich am Anfang darf man einen tollen Sonnenaufgang bewundern, der
allerdings auch gleich zeigt, wo die Schwäche des Films liegt. Der
Sonnenaufgang offenbart sich nämlich in Schritten, die Farben gehen
nicht fließend ineinander über, sondern springen um. Dabei
entstehen unterschiedliche Farbflächen, die sich wie Balken quer
über den Bildschirm ziehen.
Sind die Fehler erst einmal entdeckt, sind sie plötzlich überall zu
erkennen. Die enormen Farbenspiele sind oftmals verpixelt, zeigen
deutliche Flächen und offenbaren ihre Computerherkunft.
Ton:
- Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
- Französisch DTS-HD Master Audio 5.1
- Schlechte Abmischung/Lautstärkeregulierung
- Keine erkennbaren Surroundeffekte
- Chancen zu keiner Zeit genutzt
Der Ton gibt leider keinerlei Grund zur Freude. Die
Rearlautsprecher werden fast ausschließlich vom Score genutzt, und
das nicht einmal in dem Umfang, dass es besonders hervorstechen
würde. Die Dialoge überlagert er dennoch. So sind diese im
Verhältnis viel zu leise.
Soundeffekte wie Explosionen und Maschinengewehrfeuer (Ja, all das
gibt es in dem Film) verpuffen fast unhörbar im Nichts, und
Signalortung gibt es ebenfalls nur ganz selten, wie etwa bei einem
Luftangriff durch Raubvögel. Diese sind dann aber schlecht zu orten
und daher lediglich als gescheiterter Versuch zu betrachten. Der
große Showdown fordert dann ganz plötzlich und unerwartet den
Einsatz des Subwoofers, der bis dato ungenutzt im Dämmerschlaf
ruhte.
Extras:
- 3D Character Modeling
- Trailer
- Bildergalerie
Neben dem obligatorischen Trailer gibt es Standbilder und
3D-Charakter in der Rundumansicht zu betrachten.
Fazit:
Technisch gesehen lässt die Scheibe einiges zu wünschen übrig. Zwar
werden wunderbare Farben und eine überwiegend gute Schärfe geboten,
aber leider auch deutlich sichtbare Fehler – gerade was
Farbübergänge angeht. Der Ton ist äußerst schwach auf der Brust und
nutzt die ihm gegebenen Chancen nur sehr selten. Soundeffekte
verpuffen ungehört und die Abmischung lässt den Zuschauer häufig
zum Lautstärkeregler greifen.
Die Extras sind nicht weiter erwähnenswert.
Der Film selbst transportiert die bekannte Geschichte in den Wilden
Westen und wartet mit allerhand Neuerungen auf. Die niedlichen
Figuren sprechen vor allem kleinere Zuschauer an, während
Erwachsenen kaum etwas geboten wird. Als Kinderfilm fast
uneingeschränkt zu empfehlen, da die Story leicht nachzuvollziehen
ist und gerade den Grad an Spannung und Action bietet, dass die
Kids noch ruhig schlafen können.