Blu-ray Forum → Blu−ray Talk, Kino & Filme, TV−Serien, VoD & Gewinnspiele → Blu−ray & Kino Filmreviews → bluray−disc.de Reviews

Cinderella - Abenteuer im Wilden Westen

Gestartet: 06 Aug 2013 17:08 - 0 Antworten

#1
Geschrieben: 06 Aug 2013 17:08

Michael Speier

Avatar Michael Speier

user-rank
Chefredakteur Filmreviews
Blu-ray Freak
fsk-geprueft
user verified
aktivitaet.png Aktivität:
 
Deutschland
Euskirchen
kommentar.png
Forenposts: 5.403
Clubposts: 159
seit 17.09.2009
anzahl.png
anzahl.png
anzahl.png
Bedankte sich 4835 mal.
Erhielt 8540 Danke für 3055 Beiträge
Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier


Film: 6/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 6/10
Ausstattung: 1/10


Das berühmte Märchen von Aschenputtel kennt sicherlich jedes Kind. Die schüchterne Dienstmagd, die böse Stiefmutter, der schöne Prinz und der gläserne Schuh.
Regisseur Pascal Herold (Das hässliche Entlein und ich), der auch das Drehbuch schrieb, verlagert die bekannte Geschichte in dieser computeranimierten Version in den Wilden Westen und ersetzt in bester Zeichentrick-Manier die Menschen durch Tiere.


Film:

Das Cowgirl Cinderella schuftet hart im Saloon ihrer bösen Stiefmutter, der Stadtgründerin Felicity (Deutsche Synchronstimme: Hella von Sinnen). Als eines Tages ein schöner Prinz in die Stadt kommt, setzt Felicity alles daran, ihn bei dem großen Saloontanz mit einer ihrer beiden Töchter zu verkuppeln. Doch der Prinz hat nur Augen für die toughe Cinderella. Das kann Felicity natürlich nicht dulden, und so hetzt sie die beiden mit Hilfe einer befreundeten Gangsterbande durch die Wüste, bis sich beim großen Showdown alles entscheidet.


Die Verlagerung des Cinderella-Themas in den Wilden Westen ist im Grunde genommen eine erfreuliche Neuerung, die allerhand Handlungsspielraum aufweist.
Die gute Fee ist ein Schamane, Cinderella ein Cowgirl und der Prinz ein mutiger Revolverheld. Die böse Stiefmutter hingegen ist eine verschlagene Saloonbesitzerin, die stets auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist – soweit die Ausgangssituation.

Dass der Wilde Westen indessen noch andere Gefahren birgt als das Leben am königlichen Hof, bringt eine gewisse Würze in die Handlung. Plötzlich auftauchende Räuberbanden, Zugüberfälle, Schießereien und wilde Verfolgungsjagten durch die Wüste – das alles macht aus dem bekannten Märchen ein völlig neues Erlebnis.

Die größte Veränderung trifft hingegen die Titelheldin selbst. Während Cinderella in der Disney-Version eine zurückhaltend schüchterne Dienstmagd war, ist diese Cinderella ein toughes Cowgirl, das auch gerne selbst die Initiative ergreift und den Prinzen aus der einen oder anderen Gefahrensituation rettet. Eine Cinderella, die ganz emanzipiert ist und der weiblichen Jugend von heute kein veraltetes Rollenklischee aufzwängt. Das gefällt und ist absolut zeitgemäß. Kein Wunder, dass diese Version aus Frankreich – dem Herkunftsland der Emanzipation – kommt.

Unter Berücksichtigung der angestrebten Zielgruppe ist der Film gar nicht einmal schlecht. Die Handlung ist einfach und nachvollziehbar, die Bilder sind farbenfroh und die Charaktere niedlich. Die Bösewichte sind als solche zu erkennen, machen aber selbst kleinen Kindern keine Angst.
Die Action ist zwar da, hält sich aber so weit im Rahmen, dass sie nicht zu sehr an den empfindlichen Nerven kratzt. Kurz: ein gelungener Film für die kleinen Zuschauer.

Größere Zuschauer hingegen werden einiges zu kritisieren haben. Zum einen ist da die Auswahl der Tiere. Die böse Stiefmutter samt Anhang wird durch Hunde, Cinderella hingegen durch eine Ziege oder etwas Ähnlichem dargestellt. Der Prinz ist ebenfalls ein Hund, seine Mutter hingegen eine Truthenne. Was bei Disneys Zeichentrickversion des Robin Hood Themas noch symbolischen Charakter hatte (die hinterhältige Schlange, der schlaue Fuchs) wirkt hier willkürlich und ohne erkennbares Muster.

Dazu kommt noch, dass die Bewegungen unnatürlich und fremd wirken. Mal sind sie zu fließend, dann wieder zu abgehackt. Das Ganze wirkt wie bei den alten Barbie-Animationsfilmen, allerdings sollte so etwas bei einem aktuellen Titel nicht vorkommen.
Überhaupt wirkt das gesamte Design, als hätte der Regisseur sich beim Barbie-Franchise bedient.

Eine großartige Charakterentwicklung gibt es nicht, obwohl es hier an Möglichkeiten nicht gemangelt hätte. Unterm Strich wird althergebrachte Unterhaltung auf Kindgerechtem Niveau geboten, und mit einer Spielzeit von knapp anderthalb Stunden ist die Zielgruppe auch aufmerksamkeitstechnisch nicht überfordert.


Bild:

- Bildformat: 1,78:1 (16:9 Vollbild) ) in 1920x1080p
- Strahlende, kunterbunte Farben
- Farbübergänge schlecht gemacht
- Überwiegend hohe Schärfe mit guter Plastizität

Der Film ist kunterbunt! So bunt, dass es schon fast in den Augen schmerzt. Die Farben leuchten nicht, sie strahlen! Leider wirkt sich das auch auf die Figuren aus, die ständig von einer Art Aura umgeben zu sein scheinen. Da bei einem Animationsfilm so etwas wie Überbelichtung als Fehler in der Regel ausscheidet, muss es sich dabei wohl um einen gewollten Effekt handeln, und wird demnach nicht als Kritikpunkt angesehen.
Die Schärfe ist erwartungsgemäß hoch, das Bild wirkt häufig fast schon greifbar und plastisch. Gerade Oberflächen wie Holz und ähnliches wirken erstaunlich real.

Leider gibt es auch einiges zu bemängeln!
Gleich am Anfang darf man einen tollen Sonnenaufgang bewundern, der allerdings auch gleich zeigt, wo die Schwäche des Films liegt. Der Sonnenaufgang offenbart sich nämlich in Schritten, die Farben gehen nicht fließend ineinander über, sondern springen um. Dabei entstehen unterschiedliche Farbflächen, die sich wie Balken quer über den Bildschirm ziehen.
Sind die Fehler erst einmal entdeckt, sind sie plötzlich überall zu erkennen. Die enormen Farbenspiele sind oftmals verpixelt, zeigen deutliche Flächen und offenbaren ihre Computerherkunft.


Ton:

- Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
- Französisch DTS-HD Master Audio 5.1
- Schlechte Abmischung/Lautstärkeregulierung
- Keine erkennbaren Surroundeffekte
- Chancen zu keiner Zeit genutzt

Der Ton gibt leider keinerlei Grund zur Freude. Die Rearlautsprecher werden fast ausschließlich vom Score genutzt, und das nicht einmal in dem Umfang, dass es besonders hervorstechen würde. Die Dialoge überlagert er dennoch. So sind diese im Verhältnis viel zu leise.
Soundeffekte wie Explosionen und Maschinengewehrfeuer (Ja, all das gibt es in dem Film) verpuffen fast unhörbar im Nichts, und Signalortung gibt es ebenfalls nur ganz selten, wie etwa bei einem Luftangriff durch Raubvögel. Diese sind dann aber schlecht zu orten und daher lediglich als gescheiterter Versuch zu betrachten. Der große Showdown fordert dann ganz plötzlich und unerwartet den Einsatz des Subwoofers, der bis dato ungenutzt im Dämmerschlaf ruhte.



Extras:


- 3D Character Modeling
- Trailer
- Bildergalerie

Neben dem obligatorischen Trailer gibt es Standbilder und 3D-Charakter in der Rundumansicht zu betrachten.


Fazit:

Technisch gesehen lässt die Scheibe einiges zu wünschen übrig. Zwar werden wunderbare Farben und eine überwiegend gute Schärfe geboten, aber leider auch deutlich sichtbare Fehler – gerade was Farbübergänge angeht. Der Ton ist äußerst schwach auf der Brust und nutzt die ihm gegebenen Chancen nur sehr selten. Soundeffekte verpuffen ungehört und die Abmischung lässt den Zuschauer häufig zum Lautstärkeregler greifen.
Die Extras sind nicht weiter erwähnenswert.

Der Film selbst transportiert die bekannte Geschichte in den Wilden Westen und wartet mit allerhand Neuerungen auf. Die niedlichen Figuren sprechen vor allem kleinere Zuschauer an, während Erwachsenen kaum etwas geboten wird. Als Kinderfilm fast uneingeschränkt zu empfehlen, da die Story leicht nachzuvollziehen ist und gerade den Grad an Spannung und Action bietet, dass die Kids noch ruhig schlafen können.


Beitrag Kommentieren

Noch 380 Zeichen

Blu-ray Forum → Blu−ray Talk, Kino & Filme, TV−Serien, VoD & Gewinnspiele → Blu−ray & Kino Filmreviews → bluray−disc.de Reviews

Es sind 86 Benutzer und 542 Gäste online.