Hab's mittlerweile durch und bin etwas ernüchtert: Bockt zwar alles
einigermaßen und man kriegt das was man erwartet. Aber es machen
sich doch langsam Abnutzungseffekte bemerkbar. Sie haben kaum neue
Elemente hinzugefügt, bieten stattdessen mehr von bereits Bekanntem
(mehr Tombs, größere Welt, mehr Sidequests, Skills und Waffen). Tue
mich immer schwer sowas als vollwertigen Nachfolger anzusehen, ein
Tomb Raider 1.5 trifft's eher. Die Story ist wirklich
ziemlich bla, war aber noch nie ein Faktor der Reihe. Eine Riege
eindimensionaler Figuren, die wieder irgendeinem
Artefakt/verborgenen Stadt hinterherjagen, ist nicht mal
Genredurchschnitt. Das ganze
Lara-muss-ihre-Identität-finden-Brimborium war auch lächerlich
stumpf drangeklatscht und ist nichts weiter als ein lächerlicher
Versuch sowas wie Tiefe in Story zu hieven.
RotTR kommt eindeutig über das Gameplay und hat
glücklicherweise keine ausufernden Zwischensequenzen (hatte schon
beim ersten Durchgang das dringende Bedürfnis manche Cutscene
wegzudrücken). Ich hatte ja bereits gesagt, dass ich
Uncharted
4 für die größte Enttäuschung der aktuellen Konsolengeneration
halte. Soweit unterscheiden sich die beiden Spiele gar nicht, doch
TR hat die kleinen aber feinen Unterschiede, die es besser
macht: Die Dreiteilung der 3 Ks (Kämpfen, Knobeln, Klettern) ist
eindeutig besser gebalanced und man hat nie das Gefühl, dass man
eines der Gameplay-Elemente über hat. Desweiteren hat man durch die
recht offene Welt die Möglichkeit den Dingen nachzugehen, worauf
man gerade Bock hat. Gerade das freie Erkunden der Spielwelt macht
einen Großteil des Entdeckerfeelings aus und wird auch regelmäßig
mit der Freischaltung von neuen Skills und Waffenupgrades
belohnt.
Ich würde auch soweit gehen und behaupten, dass sich die 3
Gameplay-Säulen alle nicht besonders gut spielen, aber der tolle
Mix verhindert, dass das sonderlich negativ auffällt.
Stealthpassagen erlauben nicht viele Freiheiten, das Gunplay ist
unspektakulär (kein gutes Trefferfeedback, wenig Dynamik und
Bewegung in den arenenartigen Shootouts, zu kleine Arenen,
Standard-Waffen, immergleichen Nahkampfanimationen und
abwechslungsarme Gegnertypen) und sehr ähnelnde Skriptsequenzen
(etwas stürzt ein und man hüpft in Richtung sicheres Ufer) rütteln
jetzt keinesfalls an irgendwelchen Messlatten anderer Spiele.
Zumindest beim Klettern kann man häufiger sterben als bei
U4, hat mehr Abwechslung zu bieten und fällt auch nicht so
extrem langatmig aus.
Wie gesagt, es macht zwar Spaß, aber nach einer längeren
Spiel-Session machen sich bereits Ermüdungserscheinungen breit. Die
Welt ist zwar recht abwechslungsreich, trotzdem fühlt es sich sehr
schlauchig an, sofern man sich nicht gerade in einer der 3
Haupt-Arealen befindet. Schlauchlevels sind nicht per se schlecht,
aber dann muss wenigstens die Inszenierung ordentlich knallen und
das tut sie leider zu wenig. Was bei
Uncharted zu oft
getriggert wird, passiert hier zu wenig.
Wenn Square-Enix jetzt noch einen Nachfolger nachschiebt (ich tippe
ja auf den Titel
Fall of the Tomb Raider), wovon
auszugehen ist, dann müssen sie sich schleunigst neue
Spiel-Elemente ausdenken. Dieselben Werkzeuge, Kletterpassagen und
Seilwindenrätsel mit der langweiligen Shooter-Mechanik muss ich
nicht ein drittes Mal spielen. Eine Story, die was kann, wäre auch
nicht verkehrt.
(7/10)