Film: 10/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 5/10
Ausstattung: 7/10
Wenn man nach dem ultimativen Western fragt, dann wird sicher recht
bald der Titel High Noon fallen. Und das völlig zu Recht!
Schließlich ist der 1952 gedrehte Film von Regisseur Fred Zinnemann
nicht nur einer der beeindruckendsten und spannendsten Vertreter
seines Genres, er stellte auch noch alles auf den Kopf, was den
Western überhaupt ausmachte. Seit 1989 ist der Titel auch in der
National Film Registry der Library of Congress gelistet.
Nach über 60 Jahren kommt dieses Meisterwerk der Filmgeschichte,
der von Anfang an in der IMDB Liste der besten Filme aller Zeiten
zu finden war, nun endlich auch auf Blu-Ray in den Handel. Und nach
einigen eher ernüchternden DVD Veröffentlichungen ist die Frage, ob
diese Version diesem grandiosen Film endlich gerecht wird, mehr als
gerechtfertigt.
Film:
Eigentlich war Marshall Kane (Gary Cooper) bereits auf dem Weg in
den wohlverdienten Ruhestand. Gerade hat er die Quäkerin Amy (Grace
Kelly) geehelicht, draußen wartet schon die Kutsche, da erreicht
ihn die Nachricht, dass der Mörder Frank Miller (Ian MacDonald) mit
dem 12 Uhr Zug ankommt. Miller, der von Kane ins Gefängnis gebracht
wurde, sinnt auf Rache. Und so muss Kane ein letztes Mal den
Revolver zur Hand nehmen, und sich seinem Widersacher in den Weg
stellen, während alle anderen ihm den Rücken kehren.
Der Film ist der Innbegriff eines Westerns, und das, obwohl er kaum
etwas mit den bisher dagewesenen Vertretern des Genres gemein
hatte.
Der strahlende Held nimmt die Waffe hier nur zur Hand, um das
Unvermeidliche nicht hinauszuzögern. Die gesamte Stadt wendet sich
gegen den Helden, und dieser steht ganz alleine da.
Darüber hinaus wartet dieser Film mit starken Frauen auf, die nicht
nur als Mittel zum Zweck oder gar als schmückendes Beiwerk
fungieren. Ebenfalls etwas, was bis dato noch nie dagewesen
war.
Auch von der Erzählstruktur her ist 12 Uhr Mittags ein Meisterwerk.
Die Handlung spielt sich nahezu in Echtzeit ab, und die Spannung
steigt von Minute zu Minute, bis der erbarmungslose Zeiger dann
endlich ganz oben angekommen ist.
Innerlich verflucht man die feige Bande, die sich von ihrem
geliebten Marshall distanziert, sei es nun aus Eigennutz oder
Feigheit.
Der Showdown kommt dann auch völlig ohne Dialoge aus. Wozu auch,
Worte wurden genug gewechselt, jetzt sprechen Taten.
Und das Finale beschert einem dann unwillkürlich eine
Gänsehaut.
Bravo!
Der Streifen ist ein Paradebeispiel für packende Filmkunst. Nie
zuvor und selten danach war ein Film so packend erzählt, so straff
inszeniert und so perfekt gefilmt.
Die Darsteller, allen voran Gary Cooper, der ultimative
Westernheld, spielt den verzweifelten und doch standhaften Marshall
mit einer Glaubwürdigkeit, wie man es nur selten sieht.
Grace Kelly als seine Frau ist ebenfalls über jeden Zweifel
erhaben, erhellt jede Szene in der sie auftritt, und bereichert den
Film ungemein.
Coopers Hilfssheriff wird indessen von dem blutjungen Lloyd Bridges
gespielt, und bereits hier erkennt man, welches Talent in dem
Jungsporn schlummert.
Auch die Bösewichte sind prominent besetzt. Neben einem ebenfalls
blutjungen Lee van Cleef, der hier seinen allerersten Auftritt
hatte, und später ebenfalls zu einer Westernikone aufstieg,
brilliert Ian MacDonald als Kanes Widersacher Frank Miller. Und
auch wenn er erst spät in Erscheinung tritt, dominiert er die
Handlung ab dort ungemein.
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die Filmmusik von Dimitri
Tiomkin, die 2005 auf Platz 10 der besten amerikanischen Filmusiken
aus 100 Jahren gewählt wurde.
Und wer einmal den oscarprämierten Titelsong Do not Forsake Me, Oh
My Darlin gehört hat, wird ihn sicherlich auch nie wieder
vergessen.
Nicht nur handwerklich und inszenatorisch verdient 12 Uhr Mittags
nicht weniger als die Höchstnote, sondern auch, weil er einen
Meilenstein der Filmgeschichte darstellt.
Den politischen Standpunkt, den der Film in der McCarthy Ära mit
seiner Kommunistenhatz einnahm, in dem er selbige anprangerte,
während McCarthy selbst das Gegenteil darin sah – das ist etwas,
das sich nur wenige Filmemacher wagten.
Bild:
- Bildformat: 1,37:1 (Letterbox Links/Rechts) in 1920x1080p/24
Auflösung
- Perfekter Schwarzwert, feine Grauabstufungen
- Hohe Detailfülle
- Gute Schärfe in Nahaufnahmen
- Teilweise leicht weiches, unscharfes Bild in der
Halbtotalen
Eingedenk des Alters des Films und den bisherigen
Veröffentlichungen auf anderen digitalen Medien, ist diese
Veröffentlichung eine wahre Augenweide.
Der Kontrast ist hervorragend, der Schwarzwert absolut
fantastisch.
Leider schleichen sich hin und wieder einige Unschärfen ein und
lassen das Bild in manchen Szenen ziemlich weich aussehen.
Dafür gibt es keine sichtbaren Filmfehler, hier wurde wirklich
erstklassige Restaurationsarbeit geleistet. Feine Strukturen in der
Kleidung, Falten, Staub – es gibt massenweise Details zu erblicken.
Natürlich ist es weit von heutigen Standards entfernt, aber das war
nicht anders zu erwarten.
Ton:
- Deutsch DTS-HD Master Audio Mono
- Englisch DTS-HD Master Audio Mono
Bei dem Ton ist die Restauration leider nicht ganz so gut gelungen
wie beim Bild.
Zwar sind die Dialoge zumeist klar verständlich, knarzen aber im
oberen Lautstärkebereich ein wenig. Dafür sind die ruhigen Szenen
völlig rauschfrei.
Der englische Ton ist etwas heller, klarer und einfach angenehmer
im Ohr und verdient dadurch eine höhere Bewertung als der hier
bewertete deutsche Ton.
Letztendlich kann man sagen, dass der deutsche Ton seinen Zweck
zwar erfüllt, aber leider sein Alter nicht verbergen kann, was
natürlich auch ein Stückweit zum Charme des Filmes beiträgt.
Immerhin klingt er so, wie man es gewohnt ist, nur – wie erwähnt –
ohne unangenehmes Hintergrundrauschen.
Extras:
- The Making of High Noon (22:10 Minuten)
- Inside High Noon (50:00 Minuten)
- Ballad High Noon (2:37 Minuten)
- Deutscher Trailer
- US-Trailer
- Trailershow
Insbesondere die beiden “langen” Features sind sehenswert und
warten mit einer unheimlichen Informationsfülle auf.
Völlig überflüssig ist hingegen das kurze Feature “Ballad High
Noon”, in dem lediglich die ersten Minuten des Films gezeigt
werden, die das Titellied enthalten. Ebenso gut könnte man auch den
Film starten.
Fazit:
Das Bild zeigt sich in einer Pracht, wie man es seit der
Uraufführung nicht mehr gesehen haben dürfte. Keinerlei
Bildstörungen, sauber und mit nahezu perfektem Schwarzwert. Dazu
kommen eine überwiegend gute Schärfe und ein hervorragender
Kontrast.
Der Ton ist hingegen etwas dumpf, dafür aber völlig rauschfrei. Der
englische Ton ist hingegen glasklar und richtig angenehm im
Ohr.
Der Bonussektor ist mit einem interessanten Making Of und einem
Inside-Feature vor allem für Cineasten und Fans des Streifens
sehenswert und lässt den Zuschauer an Erinnerungen teilhaben.
Der Film selbst ist ein absolutes Muss für jede anständige
Sammlung. Inszenatorisch, handwerklich und schauspielerisch ist der
Film ein absolutes Musterbeispiel dafür, wie Filme aussehen müssen.
Auch 60 Jahre nach der Uraufführung vermag der Film zu packen und
zu begeistern. Ein Western, der im Grunde gar keiner ist, einer der
besten Filme aller Zeiten und mit Sicherheit die beste Umsetzung,
die diesem Film widerfahren konnte.
Ein absoluter Pflichtkauf.