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12 Uhr Mittags - High Noon

Gestartet: 23 Juli 2013 14:56 - 2 Antworten

#1
Geschrieben: 23 Juli 2013 14:56

Michael Speier

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Film: 10/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 5/10
Ausstattung: 7/10


Wenn man nach dem ultimativen Western fragt, dann wird sicher recht bald der Titel High Noon fallen. Und das völlig zu Recht! Schließlich ist der 1952 gedrehte Film von Regisseur Fred Zinnemann nicht nur einer der beeindruckendsten und spannendsten Vertreter seines Genres, er stellte auch noch alles auf den Kopf, was den Western überhaupt ausmachte. Seit 1989 ist der Titel auch in der National Film Registry der Library of Congress gelistet.
Nach über 60 Jahren kommt dieses Meisterwerk der Filmgeschichte, der von Anfang an in der IMDB Liste der besten Filme aller Zeiten zu finden war, nun endlich auch auf Blu-Ray in den Handel. Und nach einigen eher ernüchternden DVD Veröffentlichungen ist die Frage, ob diese Version diesem grandiosen Film endlich gerecht wird, mehr als gerechtfertigt.


Film:

Eigentlich war Marshall Kane (Gary Cooper) bereits auf dem Weg in den wohlverdienten Ruhestand. Gerade hat er die Quäkerin Amy (Grace Kelly) geehelicht, draußen wartet schon die Kutsche, da erreicht ihn die Nachricht, dass der Mörder Frank Miller (Ian MacDonald) mit dem 12 Uhr Zug ankommt. Miller, der von Kane ins Gefängnis gebracht wurde, sinnt auf Rache. Und so muss Kane ein letztes Mal den Revolver zur Hand nehmen, und sich seinem Widersacher in den Weg stellen, während alle anderen ihm den Rücken kehren.

Der Film ist der Innbegriff eines Westerns, und das, obwohl er kaum etwas mit den bisher dagewesenen Vertretern des Genres gemein hatte.
Der strahlende Held nimmt die Waffe hier nur zur Hand, um das Unvermeidliche nicht hinauszuzögern. Die gesamte Stadt wendet sich gegen den Helden, und dieser steht ganz alleine da.
Darüber hinaus wartet dieser Film mit starken Frauen auf, die nicht nur als Mittel zum Zweck oder gar als schmückendes Beiwerk fungieren. Ebenfalls etwas, was bis dato noch nie dagewesen war.

Auch von der Erzählstruktur her ist 12 Uhr Mittags ein Meisterwerk. Die Handlung spielt sich nahezu in Echtzeit ab, und die Spannung steigt von Minute zu Minute, bis der erbarmungslose Zeiger dann endlich ganz oben angekommen ist.
Innerlich verflucht man die feige Bande, die sich von ihrem geliebten Marshall distanziert, sei es nun aus Eigennutz oder Feigheit.
Der Showdown kommt dann auch völlig ohne Dialoge aus. Wozu auch, Worte wurden genug gewechselt, jetzt sprechen Taten.
Und das Finale beschert einem dann unwillkürlich eine Gänsehaut.
Bravo!

Der Streifen ist ein Paradebeispiel für packende Filmkunst. Nie zuvor und selten danach war ein Film so packend erzählt, so straff inszeniert und so perfekt gefilmt.
Die Darsteller, allen voran Gary Cooper, der ultimative Westernheld, spielt den verzweifelten und doch standhaften Marshall mit einer Glaubwürdigkeit, wie man es nur selten sieht.
Grace Kelly als seine Frau ist ebenfalls über jeden Zweifel erhaben, erhellt jede Szene in der sie auftritt, und bereichert den Film ungemein.
Coopers Hilfssheriff wird indessen von dem blutjungen Lloyd Bridges gespielt, und bereits hier erkennt man, welches Talent in dem Jungsporn schlummert.
Auch die Bösewichte sind prominent besetzt. Neben einem ebenfalls blutjungen Lee van Cleef, der hier seinen allerersten Auftritt hatte, und später ebenfalls zu einer Westernikone aufstieg, brilliert Ian MacDonald als Kanes Widersacher Frank Miller. Und auch wenn er erst spät in Erscheinung tritt, dominiert er die Handlung ab dort ungemein.

Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die Filmmusik von Dimitri Tiomkin, die 2005 auf Platz 10 der besten amerikanischen Filmusiken aus 100 Jahren gewählt wurde.
Und wer einmal den oscarprämierten Titelsong Do not Forsake Me, Oh My Darlin gehört hat, wird ihn sicherlich auch nie wieder vergessen.

Nicht nur handwerklich und inszenatorisch verdient 12 Uhr Mittags nicht weniger als die Höchstnote, sondern auch, weil er einen Meilenstein der Filmgeschichte darstellt.
Den politischen Standpunkt, den der Film in der McCarthy Ära mit seiner Kommunistenhatz einnahm, in dem er selbige anprangerte, während McCarthy selbst das Gegenteil darin sah – das ist etwas, das sich nur wenige Filmemacher wagten.


Bild:

- Bildformat: 1,37:1 (Letterbox Links/Rechts) in 1920x1080p/24 Auflösung
- Perfekter Schwarzwert, feine Grauabstufungen
- Hohe Detailfülle
- Gute Schärfe in Nahaufnahmen
- Teilweise leicht weiches, unscharfes Bild in der Halbtotalen

Eingedenk des Alters des Films und den bisherigen Veröffentlichungen auf anderen digitalen Medien, ist diese Veröffentlichung eine wahre Augenweide.
Der Kontrast ist hervorragend, der Schwarzwert absolut fantastisch.
Leider schleichen sich hin und wieder einige Unschärfen ein und lassen das Bild in manchen Szenen ziemlich weich aussehen.
Dafür gibt es keine sichtbaren Filmfehler, hier wurde wirklich erstklassige Restaurationsarbeit geleistet. Feine Strukturen in der Kleidung, Falten, Staub – es gibt massenweise Details zu erblicken. Natürlich ist es weit von heutigen Standards entfernt, aber das war nicht anders zu erwarten.



Ton:


- Deutsch DTS-HD Master Audio Mono
- Englisch DTS-HD Master Audio Mono

Bei dem Ton ist die Restauration leider nicht ganz so gut gelungen wie beim Bild.
Zwar sind die Dialoge zumeist klar verständlich, knarzen aber im oberen Lautstärkebereich ein wenig. Dafür sind die ruhigen Szenen völlig rauschfrei.
Der englische Ton ist etwas heller, klarer und einfach angenehmer im Ohr und verdient dadurch eine höhere Bewertung als der hier bewertete deutsche Ton.
Letztendlich kann man sagen, dass der deutsche Ton seinen Zweck zwar erfüllt, aber leider sein Alter nicht verbergen kann, was natürlich auch ein Stückweit zum Charme des Filmes beiträgt. Immerhin klingt er so, wie man es gewohnt ist, nur – wie erwähnt – ohne unangenehmes Hintergrundrauschen.


Extras:

- The Making of High Noon (22:10 Minuten)
- Inside High Noon (50:00 Minuten)
- Ballad High Noon (2:37 Minuten)
- Deutscher Trailer
- US-Trailer
- Trailershow

Insbesondere die beiden “langen” Features sind sehenswert und warten mit einer unheimlichen Informationsfülle auf.
Völlig überflüssig ist hingegen das kurze Feature “Ballad High Noon”, in dem lediglich die ersten Minuten des Films gezeigt werden, die das Titellied enthalten. Ebenso gut könnte man auch den Film starten.


Fazit:

Das Bild zeigt sich in einer Pracht, wie man es seit der Uraufführung nicht mehr gesehen haben dürfte. Keinerlei Bildstörungen, sauber und mit nahezu perfektem Schwarzwert. Dazu kommen eine überwiegend gute Schärfe und ein hervorragender Kontrast.
Der Ton ist hingegen etwas dumpf, dafür aber völlig rauschfrei. Der englische Ton ist hingegen glasklar und richtig angenehm im Ohr.
Der Bonussektor ist mit einem interessanten Making Of und einem Inside-Feature vor allem für Cineasten und Fans des Streifens sehenswert und lässt den Zuschauer an Erinnerungen teilhaben.

Der Film selbst ist ein absolutes Muss für jede anständige Sammlung. Inszenatorisch, handwerklich und schauspielerisch ist der Film ein absolutes Musterbeispiel dafür, wie Filme aussehen müssen. Auch 60 Jahre nach der Uraufführung vermag der Film zu packen und zu begeistern. Ein Western, der im Grunde gar keiner ist, einer der besten Filme aller Zeiten und mit Sicherheit die beste Umsetzung, die diesem Film widerfahren konnte.
Ein absoluter Pflichtkauf.
#2
Geschrieben: 23 Juli 2013 15:00

Sawasdee1983

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Auf dieses Review hab ich gewartet, hauptsächlich wegen dem Bild nun kann ich beruhigt zuschlagen :thumb:
MfG Pierre

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#3
Geschrieben: 26 Juli 2013 16:40

Ackerschnacker

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Sehr scheun was ich hier zum Bild lese. Mit dem schwächeren DE-Ton kann ich leben.

Das erste mal habe ich den Film in der Schule gesehen und ich sehe mich noch vor der Leinwand sitzen.
plattdüütsche Grüße
Andreas


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