Die amerikanischen Power Metaller von Iced Earth hatten bereits
seit ihrer Gründung erhebliche Besetzungsschwierigkeiten. Vor allem
der Sängerposten sollte zu Beginn mit jedem Album neu besetzt
werden, bis Matthew Barlow ab „Burnt Offerings“ für lange Jahre
diese Position behalten sollte. 2002 verließ er die Band
überraschend und wurde durch Tim Owens ersetzt. 2008 kehrte er noch
einmal zu dem Fünfer zurück, um sich aber 2011 endgültig zu
verabschieden. Sein Nachfolger heißt Stu Block und muss nun die
übermächtigen Fußstapfen ausfüllen, was er auf dem neuen Album
„Dystopia“ eindrucksvoll beweisen konnte. Ob ihm das ebenfalls auf
der Bühne gelingt, soll nun die Blu-ray „Iced Earth – Live in
Ancient Kourion“ beweisen.
Story
Aufgenommen am 19.08.2012 in Limassol, Zypern, fällt insbesondere
das atemberaubende Ambiente des 6.000 Jahre alten Amphitheaters
Kourion auf. Eine Kulisse, die umgehend ins Auge sticht und vor
allem hervorragend zu den historisch angehauchten Stücken der
„Something wicked“ Trilogie passt. Die Band hätte sich kaum einen
besseren Ort für die Konzertaufnahme aussuchen können. Dabei ist es
oftmals ein schwieriges Unterfangen, sich bei der Auswahl für die
Live Veröffentlichungen auf einen einzigen Auftritt zu beschränken,
da etliche Fehlerquellen einen Strich durch die Rechnung machen
können. An diesem Abend lief aber alles wie am Schnürchen. Nicht
nur das Publikum war super drauf und feierte die fünf Mannen
frenetisch ab. Ebenso zeigte sich die Gruppe selbst in bester
Spiellaune und legte sich mächtig ins Zeug, um die Stimmung von
Song zu Song immer mehr aufzuheizen. Das sollte nicht sonderlich
schwer fallen, denn nicht weniger als 27 Stücke aus der gesamten
Schaffensperiode bei über 2,5 Stunden Spielzeit wurden zum Besten
gegeben.
So wechselten sich neue Stücke wie der Titelsong „Dystopia“,
„Anthem“ oder „Dark City“ mit ultimativen Klassikern der Marke „The
Hunter“, „I died for you“, „Melancholy (holy Martyr“), „Wolf“ oder
„Burning Times“ nahtlos ab. Bei „Stormrider“ übernimmt sogar
Gründer und Gitarrist Jon Schaffer selbst das Mikrofon. Auch wenn
der eine oder andere eingefleischte Fan so manchen Gassenhauser wie
„Last December“, „Travel in Stygian“ oder „Violate“ vermisst, wurde
dennoch ein ausgewogener Querschnitt geboten. Auf der anderen Seite
bekommt der Zuschauer nicht alle Tage das Epos „Dantes Inferno“
serviert.
Stu Block stellt sich dabei als wahre Bereicherung für Iced Earth
heraus, da er ganz klar technisch und vom Stimmumfang der bislang
beste Sänger des Quintetts ist. Er beherrscht sogar mühelos die
melancholische Klangfarbe seines Vorgängers. Jedoch steht er in
puncto charismatischer Ausstrahlung nach wie vor im übermächtigen
Schatten von Barlow. Letztendlich bleibt es aber nur eine Frage der
Zeit, bis Block sich in die Herzen sämtlicher Fans gesungen hat.
Lange dürfte es wohl nicht mehr dauern, wenn man seine Performance
dieses Konzertes als Maßstab nimmt. Das Rahmenprogramm passte
ebenfalls wie die Faust aufs Auge, denn in optischer Hinsicht
sorgen die zahlreichen Pyroexplosionen und Feuereffekte sowie der
Rauch und Nebel für eine astreine Metal Show wie aus dem
Bilderbuch.
Bildqualität
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Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080i, Ansichtsverhältnis
1,78:1
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überwiegend sehr hoher Detailgrad mit häufig herausragender
Schärfe
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nur sehr wenige weiche Abschnitte
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natürliche und kräftige Farben bei hervorragend eingestelltem
Kontrast
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äußerst kräftiger Schwarzwert mit solider
Durchzeichnung
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vereinzelte aber deutlich erkennbare Bildfehler trüben den
positiven Gesamteindruck.
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keine nervenden schnellen Schnitte
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Kompressionsspuren nur schwach und selten sichtbar
Während die meisten Kameraeinstellungen ein hervorragendes Bild
zeigen, sind dennoch Beeinträchtigungen wie Block Artefakte zu
erkennen, wie beispielsweise in „Slave to the Dark“. Das liegt
weniger generell am Encoding sondern vielmehr am Quellmaterial, da
sich dies auf gewisse Einstellungen eingrenzen lässt, was obendrein
vor allem bei starken Zooms auffällt. Abgesehen davon ist das Bild
an und für sich außerordentlich gut ausgefallen, so dass trotz
dieses Mankos die meisten Zuschauer zufrieden sein werden.
Tonqualität
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Englisch DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch Dolby Digital
2.0
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klare und kraftvolle Abmischung mit deutlich differenzierbaren
Differenzen
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gute Dynamik
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kräftige Bässe
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sämtliche Kanäle werden bei guter Direktionalität ständig mit
einbezogen
Auf der Blu-ray befinden sich sowohl eine verlustfreie DTS-HD
Master Audio 5.1 Spur sowie eine komprimierte Dolby Digital 2.0
Spur. Über Letztere sollte besser der Mantel des Schweigens
gebreitet werden. Die Surroundabmischung ist klar vorzuziehen, da
diese wesentlich lebendiger, druckvoller und ausgewogener klingt
und mühelos die Referenzmarke knackt. Die transparente
Durchzeichnung der Instrumente macht sich besonders beim Schlagzeug
bemerkbar, bei dem sämtliche Becken und Toms klar differenzierbar
sind. So muss ein Metal Live Konzert klingen.
Ausstattung
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Making of „ Live in Ancient Kourion” (HD; 31:32 min.)
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“Live in Ancient Kourion” Photo Gallery (HD; 4:48
min.)
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Dystopia Welt Tour (HD; 9:41 min.)
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Photo Gallery zur Dystopia Welt Tour (HD; 17:04 min.)
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Pappschuber mit mehrseitigem Booklet
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DVD Kopie
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2 Audio CDs des Konzertes
Das Bonusmaterial ist recht übersichtlich ausgefallen. Immerhin
liegen sämtliche Extras komplett in HD vor. Gerade das Making of
ist sehr aufschlussreich ausgefallen und liefert eine Menge
Zusatzinformationen zu der Produktion und der Location. Neben den
beiden Fotogalerien verschafft das Featurette zur Welt Tour ein
paar nette Informationen. Obendrein gibt es in dem schicken
Pappschuber eine DVD-Kopie mit nahezu demselben Inhalt sowie zwei
Audio CDs mit den Konzertaufnahmen. Das FSK-Logo lässt sich
abziehen.
Fazit
Im Technik Sektor bleibt noch vereinzelt Raum nach oben. Gerade
beim Bild wurde hier und da nicht sauber gearbeitet, da überwiegend
eine detailreiche und natürliche Darstellung vorherrscht. Jedoch
sind in einigen Abschnitten offensichtliche Blockartefakte zu
sehen, die den ansonsten positiven Eindruck trüben. Der Ton ist
indessen einwandfrei abgemischt und präsentiert sich schön
druckvoll aber nichtsdestotrotz transparent, so wie es von einem
Metal Live Konzert zu erwarten ist. Das Bonusmaterial hätte gerne
noch umfangreicher sein können, bietet Interessenten allerdings
zumindest einige gute Zusatzinformationen. Bandkopf Jon Schaffer
hat mit dem neuen Sänger Stu Block eine ausgezeichnete Wahl als
Ersatz für dessen Vorgänger Matthew Barlow getroffen, was
eindrucksvoll auf der Blu-ray zu „Iced Earth – Live in Ancient
Kourion“ bewiesen wird. Für Fans der Band, welche die Konzerte der
„Dystopia“ Welttournee nicht wahrnehmen konnten, besteht somit nun
die Möglichkeit, sich selbst ein Bild davon zu machen. Für Fans ein
klarer Pflichtkauf. (sah)
Story 10
Bildqualität 8
Tonqualität 10
Ausstattung 6
Gesamt * 8
Kaufempfehlung 9 von 10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
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