Anleitung zum Unglücklichsein (2012) Blu-ray
Review
Buchverfilmungen gibt es wie Sand am Meer. Logisch, denn zum einen
lässt sich anhand der Beliebtheit des Romans der etwaige Erfolg
einer Verfilmung abschätzen und zum anderen müssen sich die
Drehbuchautoren keine komplett neue Geschichte ausdenken, sondern
lediglich die Handlung mehr oder weniger anpassen. Anders verhält
es sich aber, wenn ein Sachbuch verfilmt wird, was bislang nur sehr
selten in die Tat umgesetzt wurde, wie etwa bei
Was passiert,
wenn’s passiert, oder eben
Anleitung
zum Unglücklichsein, der nun auf Blu-ray veröffentlicht
wird.
Story
Tiffany Blechschmid (J. Wokalek) ist mit ihrem Leben so weit
zufrieden aber nicht wirklich glücklich. Die Besitzerin eines
kleinen Feinkostladens im Herzen Berlins ist seit langer Zeit
Single und würde das gerne ändern. Da sie sich aber selbst nur als
durchschnittliche Person sieht, mit der niemand etwas zu tun haben
will, isoliert sie sich von der Gesellschaft. Als plötzlich in Form
von ihrem ehemaligem Klavierlehrer Hans (R. Müller), dem Fotografen
Thomas (I. Tiran) und dem Polizisten Frank (B. Sadler) gleich drei
Männer in ihr Leben treten, ist sie mit der Situation sichtlich
überfordert. Als wäre das nicht genug, erscheint ihr plötzlich ihre
tote Mutter (I. Berben), die ihr mal wieder das Leben zur Hölle
machen möchte.
Regisseurin und Drehbuchautorin Sherry Hormann (
Wüstenblume) hat sich mit
Anleitung zum Unglücklichsein wahrlich kein
einfaches Projekt aufgehalst. Denn bei der Buchvorlage handelt es
sich eigentlich um ein Sachbuch. Ein Ratgeber in manchen
Lebenslagen, welcher der Gesellschaft aufzeigen soll, dass viele
eintretende negative Ereignisse einfach nur die Folge sich selbst
erfüllender Prophezeiungen ist. Der Autor, der österreichische
Psychologe Paul Watzlawick, sammelte diese Erkenntnis bei seiner
Arbeit in der Palo Alto Gruppe, die Theorien über menschliche
Kommunikation, Familien und Familientherapie, Systemtheorie sowie
deren Umsetzung aufstellten. Wie soll das nun in einen
abendfüllenden Film gepackt werden?
Hormann hat dies gut, aber nicht hervorragend gemeistert. Hin und
wieder machen sich doch einige Längen bemerkbar und auch manche
Teile des Buches wurden ein wenig gekünstelt im Drehbuch
untergebracht. So finden sich viele Zitate aus der Vorlage in der
Geschichte wieder (zum Beispiel den Hammer beim Nachbarn leihen).
Ansonsten ist die Handlung zumeist schön schlüssig und mit viel
Sinn für Humor ausgelegt. Gutes Stichwort: Durch den Trailer wird
die Erwartung geweckt, dass es sich um eine reine Liebeskomödie
handelt. Das ist aber falsch. Wie sagt Michael Gwisdek gleich zu
Beginn „Wer immer Ihnen eine Komödie versprochen hat, ich muss Sie
warnen: Das ist keine Komödie und da fängt das Drama schon an. “Was
man der Geschichte aber nicht absprechen kann, ist ein
einzigartiger, heiterer Humor, der nicht in Lachkrämpfen ausartet,
sondern ein Gute-Laune-Gefühl erzeugt. Das ist letztendlich auch
die Essenz dieses Filmes. Den meisten Zuschauern selbst geht es wie
der Protagonistin Tiffany, die immer vom Schlechten ausgeht und
sich dabei von der wesentlich positiveren Realität selbst
ausschließt. Jeder wird sich wohl in dem einen oder anderen Kapitel
selbst wieder finden.
Das Darsteller-Ensemble, das die Regisseurin um sich geschart hat,
zeigt mitunter die Besten ihres Fachs aus der deutschen Heimat.
Neben Hauptdarstellerin Johanna Wokalek (
Barfuß,
Nordwand), die ihre Figur
Tiffany einfach nur herrlich süß und sympathisch verkörpert,
glänzen Iris Berben (
Frau Rettich, die Czerni und
ich), Richy Müller (
xXx - Triple
X), David Kross (
Der
Vorleser), Benjamin Sadler (
Wer wenn nicht
wir), Itay Tiran (
Gelobtes
Land), Michael Gwisdek (
Der Baader Meinhof
Komplex) und Katharina Marie Schubert
(
Rubbeldiekatz) in weiteren
Rollen. Schauspielerische Schwachstellen gibt es nicht einmal
ansatzweise. Da ist es nur schade, dass dieses ganze Talent und
Können nicht an die Qualität des nur „guten“ Drehbuchs heranreicht.
Immerhin: Gute Laune und solide Unterhaltung werden bei
Anleitung zum Unglücklichsein auf alle Fälle
geboten.
Bildqualität
-
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
1,85:1
-
nur feines Filmkorn
-
sehr gute Schärfe bei hohem Detailgrad
-
natürliche und kräftige Farben bei sehr gut eingestelltem
Kontrast
-
satter Schwarzwert
-
keine Kompressionsspuren erkennbar
Das Bild liegt im Ansichtsverhältnis 1,85:1 vor. Gedreht wurde auf
Zelluloid mit 35mm Kameras. Das daraus resultierende Filmkorn ist
jedoch sehr fein und stört zu keinem Zeitpunkt. Vielmehr wird
dadurch ein schön cineastischer Look erzeugt. Die Schärfe ist
konsequent sehr gut. Vor allem bei Nahaufnahmen werden sämtliche
Feinheiten ausgezeichnet wiedergegeben. Weiche Passagen oder
schlechte Fokuseinstellungen sind nur sehr selten festzustellen.
Die Farben sind natürlich und klar bei guter Sättigung. Dank des
ausgezeichneten Kontrasts ist der Schwarzwert schön kräftig und hat
bei der Durchzeichnung keine Probleme.
Tonqualität
-
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Deutsch DTS-HD Master Audio
2.0
-
verlustfreier HD-Ton
-
stimmungsvoller Score
-
klare und natürliche Abmischung
-
recht häufig weiträumig abgemischte Surroundeffekte
-
schwache Bassarbeit
-
jederzeit klar verständliche Dialoge
An der Handlung lässt sich bereits erahnen, dass in akustischer
Hinsicht vor allem die Dialoge im Mittelpunkt des Geschehens
stehen. Demzufolge ist die Abmischung zumeist frontlastig
ausgefallen, ohne jedoch keinen Wert auf einige weiträumige
Surroundeffekte zu legen. Im vollen Feinkostladen zur Mittagszeit
sind die Gäste aus sämtlichen Kanälen hervorragend zu hören und
vermitteln eine authentische Räumlichkeit. Bei der Basswiedergabe
müssen aber Abstriche hingenommen werden, da diese bei Weitem nicht
so kräftig ausgefallen sind, wie es möglich gewesen wäre.
Ausstattung
Das Bonusmaterial ist leider nur sehr knapp ausgefallen. So finden
sich an filmbezogenen Extras lediglich drei sehr ausführliche
Interviews mit den Darstellerinnen Johanna Wokalek, Iris Berben
sowie der Regisseurin Sherry Hormann (immerhin in HD) und der
Original Kinotrailer auf der Blu-ray wieder. Auf weitere
zusätzliche Informationen in Form eines Making-Ofs, entfernten
Szenen oder Ähnlichem wurde verzichtet. Ein Wendecover ist
vorhanden.
Fazit
Für einen Film diesen Genres ist die technische Umsetzung mehr als
nur zufriedenstellend. Das Bild ist bis auf wenige Ausnahmen sehr
detailreich bei toller Farbgebung. Der dialoglastige Ton bietet
dessen ungeachtet einige hervorragende Surroundeffekte, zeigt aber
Schwächen bei der Basswiedergabe auf. Extras sind nur wenige
vorhanden. Nach dem großen Erfolg ihrer letzten Arbeit
Wüstenblume, hätte so manch
ein Zuschauer von Regisseurin und Drehbuchautorin Sherry Hormann
etwas anderes als
Anleitung zum Unglücklichsein
erwartet. Auch wenn die Umsetzung des Sachbuchs nicht ganz gelungen
ist, gelingt es der Filmemacherin dennoch gemeinsam mit dem
phänomenalen Schauspielensemble für gute und solide Unterhaltung zu
sorgen. (sah)
Story 7
Bildqualität 9
Tonqualität 8
Ausstattung 5
Gesamt * 7
Kaufempfehlung 7 von 10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
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