"Der Exorzist - Bekenntnis", 2023 04/10
Weil der Film im Stream im Angebot war, leihte ich mir diesen aus,
um mir selbst ein Bild zu machen. Bereits der Trailer wirkte mir zu
modern, zu schnell geschnitten und fühlte sich nicht wie eine
offizielle Fortsetzung des sehr guten ersten Teils von 1973 an.
Mein Eindruck bestätigte sich leider während des Films, der sich
durchgehend so zeigte. "Bekenntnis" könnte jeder andere Exorzismus
- Film sein, aber eben nicht DIE Fortsetzung des bekanntesten
Horrorfilms. Um so zu wirken, hätten ruhigere Szenen geholfen, doch
ich muss dem schnellen Schnitt zugutehalten, dass die zweistündige
Laufzeit ohne nennenswerte Längen auskam. Dafür blieb jedoch die
Charakterentwicklung auf der Strecke. Es gab lediglich zwei Szenen,
in denen das erste Mädchen "normal" gezeigt wurde, so konnte kein
Mitgefühl wie bei Regan damals aufgebaut werden. Die beiden Kinder
- und damit die Betroffenen - wurden auch nur am Rande gezeigt,
hauptsächlich traten Erwachsene in Aktion. Der lahm inszenierte
Exorzismus lockte wohl kaum einen Erwachsenen hinter dem Ofen
hervor. Ich freute mich sehr über Ellen Burstyn's Auftritt, der war
jedoch viel zu kurz und ihre Rollenentwicklung zu undankbar
geraten. Gerade ihre Szenen hätten in Anbetracht ihres Alters mehr
Ruhe und Entschleunigung hineinbringen können, diese Chance wurde
leider vertan. Das lieblose Ende setzte zu sehr auf eine bereits in
den Medien verkündete Fortsetzung.
Die Bildqualität war in Ordnung, aber nicht perfekt. Einige Szenen
hatten leichtes Filmkorn, die meisten jedoch kaum sichtbares. Die
Schärfe war ausreichend hoch, allerdings gefielen mir die Farben
nicht. Es überwogen dunkle Erdfarben und der von "Saw" vielfach
kopierte Grünstich. Der Kontrast war zu hoch eingestellt und
verschluckte einige Details. Gesichter wurden im Gegenlicht gefilmt
und sahen dadurch oft zu dunkel aus. Allgemein herrschte eine
dunkle Farbgebung, die zwar zu der eher lauen Geschichte passte,
dennoch optisch überhaupt nicht zum Originalfilm. Es war einfach
Blumhouse - typisch. Dazu passten dann auch die wenigen billigen
Rauchanimationen, die noch auf dem Stand von vor zwanzig Jahren
waren. Das Make up sah nicht echt aus, sondern künstlich. Vor allem
die Gesichter wirkten während des "Showdowns" wie digital
nachbearbeitet. Die Synchronisation war okay, allerdings hallten
Szenen in Innenräumen, womit sie zu sehr nach Studioaufnahmen
klangen. Schade war, dass Burstyn nicht wieder von Krista Posch
gesprochen wurde, das hätte zu mehr Kontinuität beigetragen. Über
den Grund für ihr fehlendes Engagement kann nur spekuliert werden.
Zwischendurch redeten mehrere Figuren durcheinander und waren kaum
zu verstehen. Die Tonabmischung hätte besser sein können, so war
die Sprachlautstärke ziemlich leise, dafür waren die Musik und
Soundeffekte zu laut. Zwischendurch waren einige Dialoge nicht zu
verstehen, auch die Verzehreffekte von Videoaufnahmen und
Telefongesprächen waren zu stark, worunter die Verständlichkeit
litt. Die wenig gespielte Musik war okay, das modernisierte
Hauptthema gefiel mir persönlich jedoch nicht.
Alles in allem fühlte sich "Bekenntnis" nie nach einer offiziellen
Fortsetzung an. Dafür waren die Geschichte und die Optik zu
beliebig. Als xter Exorzismus - Film reihte er sich in die große
Menge der Titel ein, die schnell wieder vergessen sind. Die
Originalcharaktere hätten wesentlich besser integriert werden
müssen. Weil mich als Fan des Originals die Handlung und Machart
enttäuscht hat, gebe ich keine Empfehlung ab. Es ist bezeichnend,
dass der Regisseur für die geplanten Fortsetzungen mittlerweile
abgesprungen ist. David Gordon Green sollte die Wiederbelebung von
Kultfilmen einfach lassen.