The Dinner (2017, Oren Moverman)
Zwei Pärchen -die beiden Männer sind Brüder- treffen sich zum
Abendessen in einem noblen Restaurant. Schnell wird klar, dass
niemand so wirklich Lust auf dieses Treffen hat. Der tatsächliche
Grund wird aber erst Stück für Stück enthüllt, was das Interesse
zumindest auf einem Minimum hält. Ärgerlich ist dabei, dass die
Handlung zu oft und zu lang in Rückblicken abdriftet, welche die
einzelnen Figuren charakterisieren sollen. Zu oft will man lieber
das Kammerspiel im Restaurant lauschen anstatt sich die
Vorgeschichte zu geben. Erst gegen Ende nimmt das eigentlich
Dilemma so richtig Form an und stellt eine spannende moralische
Frage. In seinen besten Momenten fühlt er sich wie eine düstere
Version von Roman Polanskis
Carnage an, die meiste Zeit
verstrickt er sich aber in aufgeblähten Nebenschauplätzen. Das Ende
ist dafür wieder stark.
(5/10)
Bokeh (2017, Geoffrey Orthwein & Andrew
Sullivan)
Eine Endzeitapokalypse ohne Zombies, Monster oder Gewalt. Ein
Pärchen wacht eines Morgen im Island-Urlaub auf und merkt, dass sie
plötzlich die letzten Menschen auf der Erde sind. Im Gegensatz zu
vielen Genre-Filmen wird hier nicht der Überlebenskampf zum
zentralen Konflikt, sondern sind es die zwischenmenschlichen
Probleme, welche durch das Szenario offen gelegt werden. Während er
versucht das Beste daraus zu machen, geht sie mit der Situation
deutlich unentspannter um und fällt in eine Depression, da sie sich
an der Vergangenheit aufhängt (vergleichbar mit Kirsten Dunst in
Melancholia). Das ist auch der Knackpunkt des Films: Er
stellt gewiss ein paar interessante Grundsatzfragen zu dem Thema,
was das Leben lebenswert macht und ob man nach dem Verlust seines
bekannten Lebens überhaupt weitermachen will bzw. kann. Leider ist
er teilweise auch sehr oberflächig wenn er religiöse Themen
adressiert: So werden Beide als eine Form von Adam & Eva im
"Paradies" dargestellt (wunderschöne Bilder der isländischen Natur
gibt es zuhauf). Auch deutet sie die Apokalypse als einen
göttlichen Akt, sucht ihr Heil in der Kirche, während er
pragmatischer an die Sache herangeht (er hängt lieber im Baumarkt
ab).
Optisch hübsch inszeniert, inhaltlich aber teilweise etwas plump
und zäh.
(6/10)
Lovesong (2016, So Yong Kim)
Tolles Drama über eine Freundschaft zwischen 2 Frauen, welche in
ihren jeweiligen Beziehungen unglücklich sind. Bezieht seine großen
Emotionen aus den kleinen Momenten. Beide haben Gefühle
füreinander, können darüber aber nicht miteinander sprechen
(während sie keinerlei Probleme haben ihre jeweiligen
Beziehungsprobleme offen zu legen), was eher zur Entzweiung
führt.
Wirkt aufgrund seiner Authentizität nie gekünstelt und könnte so
auch dutzendfach auf der Welt passieren. Das Ende ist so simpel und
entfaltete dennoch eine extreme Wirkung bei mir.
(7/10)