Story:
9/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 6/10
Regisseur Arne Feldhusen und Darsteller Bjarne Mädel können
durchaus als Dreamteam bezeichnet werden. Gemeinsame Projekte wie
Stromberg, Der kleine Mann und Mord mit Aussicht räumen Jahr für
Jahr die verschiedensten Fernsehpreise ab, und auch die neue Serie
Der Tatortreiniger ist da keine Ausnahme: Deutscher Comedypreis
2012, zwei Jahre in Folge der Grimme-Preis, Regiepreis Metropolis
2013 und Jupiter-Award 2013 sprechen eine deutliche Sprache.
Verwunderlich ist das allerdings nicht. Denn die eigentlich recht
einfache Grundstory bietet Raum für allerlei skurille und morbide
Situationen, die mit ihren trockenen Dialogen eine erfreuliche
Ausnahmeerscheinung im deutschen Fernsehen darstellen.
Story:
Heiko „Schotty“ Schotte ist Tatortreiniger, das heißt, er kommt
nach der Spurensicherung und säubert den Tatort von den Überresten
des Mordes. Dabei geht Schotty äußerst nüchtern zur Sache. Während
seiner Einsätze begegnet der Mann fürs Grobe Prostituierten, mit
denen er über die Normalität von Jobs spricht, Schriftstellern mit
Schreibblockaden, mörderischen Rentnerinnen und noch ganz anderen
illustren Hinterbliebenen, Nachbarn und teilweise sogar den
Mördern, wodurch die merkwürdigsten und komischsten Situationen
entstehen.
Bjarne Mädel gibt eine ausgezeichnete Performance zum Besten. Mit
Schnauzbart und Pferdeschwänzchen spielt er den Gebäudereiniger
Schotty derart glaubhaft und überzeugend, dass man nicht eine
Sekunde lang an seine Paraderolle als Bertram „Ernie“ Heisterkamph
aus Stromberg denkt. Mit Hamburger Akzent und einem Hang zum
Sarkasmus spielt er den Proleten und schlagfertigen Tatortreiniger
mit so viel Witz und Charme, dass er die Sympathien spielend leicht
auf seiner Seite hat.
Von Folge zu Folge bekommt er dabei namhafte Co-Stars wie Anneke
Kim Sarnau und Charly Hübner vom Polizeiruf 110 oder Florian Lukas
(Der Kleine Mann) an die Seite gestellt, mit denen er sich
Wortduelle der Spitzenklasse liefert, während er völlig emotionslos
den Tatort von den blutigen Spuren der Verblichenen entfernt, sich
gegen Mörder zur Wehr setzt oder einfach nur mit den
Hinterbliebenen über den Sinn und Unsinn des Alltäglichen
diskutiert.
Es wäre interessant zu wissen, aus welcher Feder die
genial-komischen Geschichten und die treffsicheren Dialoge stammen,
denn Drehbuchautorin Mizzi Meyer ist eine Erfindung, ein Pseudonym,
deren wahre Existenz bisher unbekannt ist, obwohl sie zwei Jahre in
Folge mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde.
Die Box enthält sowohl die vier Folgen der Ersten und die Drei
Folgen der zweiten Staffel, sowie die Beiden bisher nicht
ausgestrahlten Folgen, die lediglich in ausgewählten Kinos zu sehen
waren. Mit dieser Box bekommt der Käufer also die komplette Serie
des Norddeutschen Rundfunks.
Bild:
- Bildformat: 1.78:1 (16:9 Vollbild) in 1920x1080p/24
Auflösung
- Durchschnittlich gute Schärfe
- Natürliche Farben
Das Bild der Serie präsentiert sich in sauberen Bildern mit
natürlichen, warmen Farben, allerdings haftet dem ganzen Bild
dieser typisch-deutsche Fernsehserien-Mief an.
Die Schärfe bewegt sich durchaus im oberen Mittelfeld, schafft es
aber nur selten, so richtig zu begeistern.
Hin und wieder zeigen sich – gerade in Nahaufnahmen – ein paar
Details, aber im allgemeinen kann das Bild seine Fernsehherkunft
nicht verleugnen. Teilweise fällt die Schärfe sogar deutlich ab,
wodurch die Gesamtbewertung leider noch ein wenig nach unten
rutscht.
Ton:
- Deutsch Dolby Digital 2.0
- Klare, gut verständliche Dialoge
Der Ton kommt lediglich in einer 2.0 Dolby Digital Abmischung
daher, wobei das bei einer Serie in diesem Stil, die ohnehin keine
großartigen Soundeffekte erwarten lässt, nur wenig ins Gewicht
fällt.
Kammerspielartig inszeniert gibt es keinerlei Neben- oder
Hintergrundgeräusche, kaum Musik und daher ist der Ton absolut
ausreichend, zumal die treffsicheren, urkomischen Dialoge stets
klar verständlich und angenehm im Klang bleiben. Die seltenen
Musikeinlagen mischen sich dann unauffällig in das Geschehen mit
ein, und ergeben einen gefälligen Klangteppich.
Extras:
- Trailershow
- Hörfilmfassung zu den Episoden 5-7
- Behind the Scenes Staffel 1 (22:12 Minuten)
- Webclips Staffel 1 (06:49 Minuten)
- Behind the Scenes Staffel 2 (23:53 Minuten)
- Webclips Staffel 2 (7:41 Minuten)
Auf der Blu-Ray befindet sich lediglich eine Trailershow und eine
Hörfilmtonspur für die drei Folgen der zweiten Staffel. Es ist
ausgesprochen Schade, dass die Hörfilmfassung nicht für alle Folgen
vorliegt, denn so ist lediglich ein Drittel der Serie für Blinde
erlebbar, obwohl auf dem Cover suggeriert wird, die gesamte Serie
wäre mit einer derartigen Tonspur ausgestattet.
Die restlichen Boni wurden auf eine separate Bonus DVD gepackt.
Dort gibt es zu den beiden Staffeln jeweils ein
Behind-the-Scenes-Feature, in dem man dem Team über die Schultern
schauen kann, ein paar belanglose Hintergrundinformationen bekommt
und einige kurze Webclips ansehen kann, die im Prinzip nichts
anderes als längere Internet-Werbespots sind.
Besonders lobenswert ist, dass der Blu-Ray ein Booklet mit kurzen
Inhaltsangaben der einzelnen Folgen beigelegt wurde.
Alles in allem ist das Bonusmaterial solide und bodenständig,
allerdings nicht sonderlich erwähnenswert. Ein Audiokommentar oder
wenigstens Hörfilmfassungen der restlichen Folgen wäre da schon
wünschenswert gewesen.
Fazit:
Die technische Qualität der mehrfach preisgekrönte Serie
präsentiert sich leider nur auf durchschnittlichem Fernsehniveau.
Die Farben sind zwar natürlich und sauber, die Schärfe lässt aber
einige Wünsche offen, zumal sie häufig stark abfällt. Auch der
Stereo-Ton hält keinerlei Überraschungen bereit, ist aber für ein
solches Serienformat absolut ausreichend.
Auch die Menüführung ist äußerst spartanisch. Jede Folge muss
einzeln angewählt werden, eine Option, die Serie am Stück zu
genießen, fehlt, und auch die Untertitel laufen nicht ganz
synchron. Dazu kommt, dass die angepriesene Hörfilmfassung nur bei
drei der insgesamt neun Folgen zu finden ist, wodurch sehbehinderte
Menschen nur ein Drittel der Serie voll genießen können. Auch die
restlichen Boni sind zwar gefällig, aber nicht auffällig, sondern
eher hinfällig.
Die Serie selbst ist natürlich großartig, witzig, morbide und wird
Fans des Gespanns Feldhusen/Mädel absolut zufrieden stellen.
Wortwitz und skurril-makabere Episoden vom Feinsten, mit
Haufenweise Gaststars und einem hervorragenden Hauptdarsteller!
Bleibt zu wünschen, dass diese erfrischend andere Serie möglichst
bald fortgeführt wird. Vorausgesetzt natürlich, sie kann die hohe
Qualität auf Dauer halten.