Der Film an sich ist eigentlich in einem Satz zusammengefasst und genauso fühlt er sich auch an. Schnelllebig, zügiger Einstieg, rasantes Ende, kaum Reflexion des Geschehenden oder Geschehenen. Das ist meiner Ansicht nach die größte Schwäche des Films. Er erzählt eine potentiell umfangreiche, spannende Geschichte wie zwischen Tür und Angel.
Das hat mich zwar über gute anderthalb Stunden unterhalten, aber weder berührt noch beeindruckt. Ich habe an anderer Stelle so etwas wie "unverfilmbar" gelesen. Dieses Fazit kann ich nicht teilen. Verfilmungen sind selten 100%ige Kopien ihrer Quelle und sollen dies auch selten sein. Hätten die Filmemacher nur etwas mehr Zeit in die Charakterentwicklung und Geschichtenerzählung allgemein inverstiert, hätte dieser Film locker ein 2,5-Stunden-Epos in der Art eines "Gladiators" werden können.
Im Nullkommanichts wird erklärt, was gerade Sache ist und dann geht's auch schon los. Es wird anscheinend nicht mal versucht Gefühle für die Figuren im Zuschauer zu wecken. Die daraufhin losbrechende Action gönnt nur wenige Pausen, in denen die Charaktere lediglich weiter überzeichnet werden anstatt sie halbwegs komplex auszudefinieren oder ihre Geschichten länger als in zwei Sätzen zu erzählen und derart verschiedene Aspekte und Motive einfließen zu lassen. Bei einem Film, welcher auf einer derart immensen Mythologie fußt und zudem Anleihen aus anderen Adaptionen macht, eindeutig zu wenig. Man meint dem Film die ganze Zeit anzumerken, dass es in der Hauptsache um klingelnde Kinokassen ging - von einer FSK 12 über eine Laufzeit von nicht mal zwei Stunden bis zu einer nachträglich erstellten 3D-Fassung.
Wie bei einigen anderen Filmen/Medien der letzten paar Jahre, trifft "Potential verschenkt" wahrscheinlich mal wieder am treffendsten zu. Insgesamt würde ich dem Film vielleicht 6,6 von 10 geben, umgerechnet also runde 3 von 5.
Das Bild ist sehr unbeständig. Es sind einige wirklich sehr schöne Einstellungen und auch Effekte dabei, vor allen Dingen die Außenaufnahmen bei Tageslicht wirken gestochen scharf. Allerdings zeigen sich in vielen tendenziell dunkleren Szenen Schwächen im Schwarzwert und das Bild erscheint weicher und weniger detailliert. Es wäre auf jeden Fall mehr drin gewesen. Und Stilmittel hin oder her - die Leuchteffekte, insbesondere von Zeus, hätten teilweise etwas weniger aufdringlich sein können. Daher von mir eine 7,5 von 10 - also aufgerundete 4 von 5.
Der Ton, wobei ich hier lediglich die deutsche Tonspur bewerten kann, ist alles in allem ganz gut, könnte aber durchweg etwas mehr Druck machen. Es existieren einige nette Surround-Effekt, insgesamt allerdings nichts, was besonderer Erwähnung bedarf. Die englische Fassung habe ich nur ohne Anlage gesehen, weshalb ich hier kein Urteil fällen will. Ich würde eine solide 7,5 von 10 geben - sprich 4 von 5.
Ich habe noch nicht alle Extras gesehen, allerdings war ich von der Qualität der Deleted Scenes und des Alternativen Endes positiv überrascht. Die zusätzlichen Szenen hätten beinahe alle unverändert in den Film integriert werden können. Das hätte ihn nicht plötzlich zu einem Hit gemacht, aber es wäre ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. Das Bild war hierbei ab und an fast besser als im Film selbst.
Der Umfang an angebotenem Bonusmaterial scheint dem Film jedenfalls würdig - von daher 8 von 10 bzw. 4 von 5.
Das Steelbook selbst gibt wirklich was her. Die Papphülle drumherum ist wohl tatsächlich nur eine Schutzhülle fürs FSK-Logo. Bei einem Klappentext von wenigen Zeilen mindestens zwei Tippfehler durchzulassen, ist ein wenig arm. Es dauert keine fünf Minuten alles noch zwei Mal gegenzulesen.
Fazit: Gekauft aus einer Laune heraus, wider aller Negativkritiken, musste ich diese Laune glücklicherweise nicht ernsthaft bereuen. Man kann sich den Film auf jeden Fall mal auf BD ansehen. Ob man ihn nun auch besitzen muss, ist eine andere Frage, die sich im Idealfall nach einem Mal schauen jeder selbst beantworten sollte. Bei knapp 14 Euro für das Steelbook bin ich jedenfalls nicht unglücklich mit meinem Kauf.
bewertet am 24.09.10 um 19:55