Videospielverfilmungen neigen ja bekanntlich tendenziell dazu, sich entweder inhaltlich stark von ihrem Vorbild zu entfernen, oder nicht gerade zu DEM neuen Geniestreich der Filmindustrie zu gehören. Im schlimmsten Fall sogar beides. Vorweg: Silent Hill - Der Film schlägt auf dem ersten Blick keiner der beiden Richtungen ein. Im Gegenteil, denn die Handlung gleicht bis auf einige Ausnahmen dem ersten Teil der Videospielreihe "Silent Hill" und gibt diese größtenteils auch stimmig wieder. Dennoch gibt es innerhalb des Filmes eine, leider auch gravierende Fehlentscheidung. Statt einem männlichen Protagonisten wie im Original, wird die Rolle von der weiblichen Rolle "Rose DaSilva" besetzt. Keine Frage, sie spielt ihren Einsatz gut, aber es holt einen dennoch ein wenig aus der Illusion raus, wieder die selbe Geschichte wie im Videospielklassiker neue zu erleben. Selbstverständlich spielt dies keine Rolle für die, die vorher noch keinen Kontakt zu der Videospielreihe hatten, kann aber gerade einem Fan dennoch etwas sauer aufstoßen. Weg von diesem negativen Aspekt bin ich der Meinung, dass die Stadt Silent Hill selbst, mitsamt ihren verstörenden Einwohnern sehr gelungen ist. Die Schar an Monstern wurden teilweise neu interpretiert und nahezu detailgetreu aus dem Spiel entnommen. Die optische Darstellung eben jener Monster sind zwar nicht das Gelbe vom Ei, überzeugen aber durch ihre brillanten Animationen. Aber zu dem Visuellen komme ich erst später. Soweit so gut konnte mich Silent Hill inhaltlich gänzlich überzeugen, wenn da nicht dieses letzte Drittel wäre. Anders als zuvor wurde hier die Handlung aus dem Original völlig über den Haufen geworfen und mit neuen Akzenten versetzt. Plötzlich dreht sich die Story, ohne groß zu spoilen, verallgemeinert um Hexenverbrennung und kommt mit einer ganzen Schar an neuen Charakteren und Statisten vorbei. Dabei lebte gerade Silent Hill von der einsamen Isolation des Protagonisten, der nur selten auf neue Freunde oder Feinde trifft. Das Original riss jedoch das Thema "mystische Rituale" und "Hexenverbrennung" kurz an und bot dem Spieler viel Raum für Interpretationen. Ist zwar eine nette Idee, das Thema ein wenig weiter auszufächern, aber es nimmt leider auch den Reiz der eigentlichen Handlung. Gut, aber teilweise auch etwas unnötig fand ich, dass Christophe Gans scheinbar krampfhaft versuchte, altbekannte Markenzeichen der anderen Silent Hill Teile mit in die Geschehnisse einzubauen. So tritt z.B. im Laufe der Geschichte plötzlich "Pyramid Head" auf, obwohl dieser eigentlich überhaupt keinen Bezug zum ersten Silent Hill hat. Trotzdem freut man sich als Fan über den kleinen Auftritt, weshalb ich das nicht unbedingt als negativen Punkt werten würde.
Visuell ist Silent Hill wie die Handlung sehr stimmig, weist aber im Detail doch ein paar Mängel auf. Die Kulisse, wie z.B. die verrostete Parallelwelt von Silent Hill ist ohne Frage erhaben, aber gerade die Monster sehen meiner Meinung nach zu sehr nach Computeranimation aus. Bildlich gesehen ist die Blu-Ray in Ordnung, und hat keine besonders hervorzuhebende Kritikpunkte. Die Vertonung von Silent Hill ist allerdings stellenweise schlecht abgemischt, weshalb Stimmen oft zu Leise sind, und von der im übrigen grandiosen Filmmusik oder den Effekten überschattet werden. Trotzdem unterstreicht sie die gruselige Atmosphäre und passt gut zu dem Szenario.
Abschließend möchte ich anmerken, dass ich im allgemeinen zufrieden mit Gans Verfilmung, in manchen Punkten aber dennoch etwas enttäuscht bin. Die Blu-Ray kann man jetzt nicht unbedingt als audiovisuelle Referenz gelten lassen, ist aber trotzdem ansehnlich. Das "FSK 16" Logo würde ich eher relativ sehen, da im Film ab und an doch schon ein paar sehr explizite Szenen zu sehen sind. Allerdings auch nicht so explizit, dass man sich als genereller Slasher-Verächter abgeschreckt fühlen sollte. Der Film lebt eher von seinen verstörenden Szenen und lässt sich keinesfalls in die Filmkategorie sinnloser Gewaltorgien einordnen.
Viel Spaß!
bewertet am 07.02.12 um 18:50