Filmbewertungen von mausizaun

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Ich mag durchaus schwere Kost und stehe auf Filme, die nachwirken und meine Gedankenwelt zum Glühen bringen. Aber ich gebe zu, dass ich so meine Probleme mit Arthaus-Filmen habe, dem Nischen-Genre für die intellektuellen, künstlerisch Wertvolles suchenden Menschen unter uns. "To Kill A Man" ist so ein "besonderer" Film. Ein Film, der Arthaus-Fans einen multiplen Gedankenorgasmus beschert, uns "normal" denkende Zuschauer aber gelangweilt und orientierungslos im Sessel zurück lässt.

Zum Film:
Waldarbeiter Jorge lebt mit Frau, Sohn und Tochter in einem sehr düsteren Stadtviertel. Die bösen Gangkids drangsalieren die Anwohner tagein tagaus. Eines Tages erbeutet die Gang das lebenserhaltende Blutzuckermessgerät von Jorge, woraufhin sich dessen Sohn aufmacht, es zurück zu erbitten. Dass das fehlschlagen wird, kann man sich an einem Finger abzählen. Der vollends entsozialisierte Gangboss verletzt den Sohn lebensgefährlich durch einen Schuss in den Bauch, was einen Gerichtsprozess nach sich zieht. Bei diesem wird der Täter zu einer Haftstrafe von lediglich knapp zwei Jahren verurteilt. Ein herber Schlag für die Familie des Opfers, der ihren Glaube an Recht und Gerechtigkeit erschüttert. Ein herber Schlag auch für den Verurteilten, der seinerseit nun auf Rache sinnt. Kaum aus dem Gefängnis entlassen, drangsaliert er die Familie nun noch heftiger bis er den schwerwiegenden Fehler begeht, sich auf offener Straße an Jorges Tochter vergehen zu wollen. Vom Gesetz allein gelassen keimt in Jorge der Wunsch nach Vergeltung. Er desozialisiert sich mehr und mehr, von anderen Menschen, von seiner Familie, von sich selbst. Sein Wunsch wird zur Manie und droht schließlich in Selbstjustiz zu gipfeln.

Soweit hört sich das ja recht vielversprechend an. Dieser Inhalt wird jedoch in langen, bewegungs- und ereignislosen Kameraeinstellungen vorgelegt. Die Dramatik spielt sich allein im Körper des (der) Protagonisten ab, unsichtbar für uns Zuschauer. Es ging des Regisseur offenbar darum, dass wir uns auf das Erahnen von Jorges Innenleben konzentrieren und uns nicht durch schnöde Gewaltbilder ablenken lassen. Das mag bei manch einem gut funktionieren, für die überwiegende Mehrheit der Konsumenten dürfte das aber eher suboptimal sein und dem Wunsch nach Unterhaltung widersprechen. Die musikalische Untermalung ist überaus dezent und auch sonst muss man sich um die Haltbarkeit seiner Boxen keine Sorgen machen, teilweise muss der Film gar gänzlich ohne akustische Reize auskommen. Das Bild ist dafür gerne vollständig ausgenutzt. Man sieht zwar manchmal nur einen ganz winzig kleinen Jorge am Bildrand, dafür aber eine riesige Kulisse aus Wald und Lichtung. Hektisch flirren die Augen über die Landschaft auf der Suche nach dem Grund für dieses opulente Idyll, doch man wird niemals fündig. Desgleichen in den dunklen Gassen der Stadt - offener Weitwinkel aber nichts zu entdecken. Synonym für die fatale Einsamkeit, in die sich der Titelheld durch seine Rachegier driften lässt? Vermutlich! Dennoch ist man als Zuschauer froh, wenn die Kamera endlich wieder eine dieser Großeinstellungen von Jorges Gesicht zeigt, das so von Falten zerfressen und zerfurcht ist, dass man darin zum Zeitvertreib mit dem Finger auf dem Bildschirm "Such den Ausgang des Labyrinths" spielen kann. Lebensfrohen Menschen kann man diesen Film wahrlich nicht ans Herz legen. Und denen, die ohnehin schon mies drauf sind oder sich in einer Sinnkrise befinden erst recht nicht, die Konsequenzen könnten fatal sein.

Was möchte uns dieser Film letztendlich sagen? Dass Gewalt, egal ob aus innerer Begierde, aus pervertierter Lust, aus nagendem Frust, aus quälendem Schmerz oder aus panischer Angst heraus, stets ins seelischen Aus führt? Dass Rache kein heilendes Mittel für erlittene seelische oder körperliche Pein darstellt? Dass man sich seinem Schicksal ergeben und sich unserem Rechtssystem, trotz seiner zahllosen Fehlbarkeiten und Manipulationen, beugen muss? Dass wir froh sein können, nicht der fehlgeleiteten Rechtsauslegung südamerikanischer Gerichte unterworfen zu sein?
Das alles weiß ich! Ich wusste es sogar schon, bevor ich mir den Film angesehen habe! Aber ich gebe zu, es übersteigt meinen Horizont, weshalb man mir diese Erkenntnisse in einem derart trostlosen, ereignislosen, langatmigen, langweiligen Film zu vermitteln versucht. Mag sein, dass meine Intelligenz außerstande ist, den komplexen Sinn des Film zu erfassen! Mag sein, dass auch ich Filme mittlerweile einfach schon viel zu "mainstream" betrachte und mich dadurch unbemerkt der "echten" Filmkunst verschließe! Mag sein, dass der Regisseur aber auch einfach nur zu uninspiriert war und dadurch schlechte Arbeit ablieferte! Ich kenne weder seinen Kurzfilm "Was der Regen bringt", noch seine beiden anderen Filme "Huacho - Ein Tag im Leben" oder "Sentados frente al fuego". Ehrlich gesagt habe ich nach diesem Film auch gar keine Lust, mir eines seiner anderen drei Werke anzutun. Wenn ich mich langweilen möchte, setze ich mich nicht vor den Fernseher sondern vor die Waschmaschine oder die Kuckucksuhr, da platzt wenigstens ab und zu noch ne aufregende Seifenblase bzw. der kleine Kuckuck schaut aus seinem Türchen und bringt mich mit seinem "Kuckuck Kuckuck" zum Schmunzeln. Also ehrlich, wer diesem Film die Höchstnote gibt, hat vermutlich sonst keinen Spaß am Leben.

Fazit: Einen müden Pflichtbalken für den Inhalt. Bildqualität und Ton entsprechen heutigem Standard, sind aber auch nicht außerordentlich hervorzuheben. An Extras hat die normale Blu-ray schon Einiges zu bieten, wie entfallene Szene, ein Interview mit dem Regisseur oder ein "Making of". Zum Ansehen gereizt hat mich davon allerdings nichts, ich war ja schon stolz, dass ich den Film überhaupt bis zum Schluss geschafft habe. 
Story
mit 1
Bildqualität
mit 3
Tonqualität
mit 3
Extras
mit 4
bewertet am 27.03.20 um 07:21
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"Für immer dein" ist ein typischer Fernsehfilm. Ohne große Highlight und Tiefgang begleitet man hier ein altes Ehepaar auf einem Stück ihres Weges, der gerade mit ein paar größeren Steinen gepflastert ist. Der agile aber leider auch etwas stoische Rentner Craig möchte für seine demenzkranke Frau Irene ein neues Heim auf seinem eigenen Grund und Boden errichten. Er weiß, dass die Zeit drängt, lehnt jedoch rigoros Hilfe und Unterstützung von Familie und Freunden weitesgehend ab. Aus anfänglicher Unwissenheit beginnt er den Bau, ohne diesen von den Behörden genehmigen zu lassen. Natürlich kommt ihm prompt das Bauamt in die Quere. Doch Craig sieht keinen Grund einzulenken, stellt auf stur, legt sich mit dem Beamtentum an und riskiert alles zu verlieren. Die Geschichte ist liebevoll und einfühlsam in Szene gesetzt, besonders die lediglich in Gedanken stattfindenden Gespräche des Paares während ihrer räumlichen Trennung fand ich eine großartige Idee, symbolisieren sie doch den tiefen Zusammenhalt nach über 60 Jahren als Paar. Die zwei ineinander verwobenen Handlungsstränge werden mir jedoch nicht intensiv genug behandelt, sodass ich nicht wirklich tief in meine Gefühlsgrube greifen musste. Zu beiden Handlungen gibt es in meinen Augen deutlich berührendere Filme, bei denen ich mir die Augen ausheule. Zum einen "Wie ein einziger Tag" oder auch "An Ihrer Seite" (Alzheimer) und zum anderen einen meiner absoluten Lieblingsfilme "Das Haus am Meer" (Original: "Life As A House") mit Kevin Kline in der Hauptrolle (nicht zu verwechseln mit der Blub-Romanze "Haus am See"!!), der den Behörden-Irrsinn auf kaum erträgliche Weise thematisiert. "Für immer dein" ist von allen Beteiligten schön und glaubwürdig gespielt und bietet tolle Bilder in ausgezeichneter Qualität, Synchronisation und Ton sind hervorragend und der Soundtrack passend. Für mich ist der Film eindeutig gehobenes Mittelmaß, doch um ihn tatsächlich mit solch hochlobenden Adjektiven wie "herzzerreissend" oder "unglaublich bewegend" auszustatten, fehlt mir trotz fast 2stündiger Laufzeit einfach einiges an Intensivität innerhalb der Story und/ oder bei der Umsetzung des Regisseurs. An Extras gibt es außer einem recht langweiligen Audiokommentar des Regisseurs nur noch den Kinotrailer. Schade, ein schönes Interview mit Irene und Craig (grandios gespielt von Geneviève Bujold und James Cromwell) wäre eine tolle Bereicherung und auch zu einzelnen Szenen hätte ich gerne mehr Hintergrundinfos gehabt. Und bei all der Dramatik und Traurigkeit, mit der uns der Film am Ende uns selbst überlässt, wären ein paar verpatzte Szenen doch eine wunderbare Aufheiterung gewesen.
Fazit: 3 1/2 Sterne 
Story
mit 3
Bildqualität
mit 4
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 2
bewertet am 27.03.20 um 07:00

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