„Baraka“ ist Kunst.
„Baraka“ reiht Bilder aneinander, die sich Minute für Minute zu einem einzigartigem, „atemberaubenden“ Kunstwerk vereinen. Es wird keine wirkliche Geschichte erzählt, es gibt weder Handlungsstrang noch Darsteller, noch einen Kommentar.
Aber nichts von dem hat „Baraka“ nötig. Der Zuschauer wird einzig durch die Bilder und der atmosphärischen, oftmals hypnotischen musikalischen Untermalung auf eine Reise über die Erde und ihre Bewohner geschickt. Dabei liegt es an ihm, die gezeigten Szenen zu erkennen und zu deuten. Von der unberührten Natur, weit abgelegenen Völkern, vergangenen Zivilisationen, dem hektischem Alltag in Wirtschaftszentren bis hin zu den unterschiedlichsten religiösen Riten wird die Erde und Menschheit in ihrer ganzen Vielfalt und Größe gezeigt.
Dabei beschränkt sich der Film nicht nur auf malerische Landschaften in den Tropen oder mit großen Augen in die Kamera blickende Kinder aus verschiedensten Kulturen, sondern zeigt auch dezent, aber deutlich die Schattenseiten der menschlichen Existenz. Massentierhaltung, die Anonymisierung des Menschen, Armut, Krieg, Umweltvergehen und Genozide; bei all der Schönheit seiner Bilder vergisst „Baraka“ nie, dem Zuschauer eine subtile Botschaft mit auf dem Weg zu geben.
Jedes Bild verfolgt ein Motiv, zufällig, nichts aussagende Bilder fehlen, sodass der Film es der Film trotz minimaler Längen an einigen Stellen schafft, stets das Interesse des Zuschauers zu wahren.
Dabei helfen insbesondere die sehr guten, perfekt zur Musik abgestimmten Schnitte und die hervorragende Kameraarbeit dem Film einen gewissen Fluss zu verleihen, der es dem Zuschauer unschwer macht, in die Bilder einzutauchen und den Film zu genießen. Besonders beeindruckend fand ich dabei die Zeitraffer-Sequenz, in der intelligente Parallelen zwischen der von uns Menschen geleiteten Massentierhaltung und unser eigenen Massenhaltung in den gigantischen Metropolen dieser Erde aufgezeigt werden. Wie bereits oben erwähnt besitzt nahezu jede Szene eine Botschaft, die dem Film zu so viel mehr machen als dem reinen „Demomaterial“, zu dem er hier von einigen abgestempelt wird.
Technik:
Stichwort „Demomaterial“. Gefilmt mit 65 mm Film (65-Negativ), entwickelt in bestem 70 mm Analog und schließlich digitalisiert in bester 8K-Auflösung eignet sich „Baraka“ definitiv als „Demomaterial“.
Die Bildqualität ist in 95 Prozent der Szenen herausragend, Schulnote 1. Insbesondere Close-Ups von Gesichtern oder Objekten strotzen nur so vor Detailreichtum und Schärfe. Farbe, Kontrast und Durchzeichnung in dunklen Bildbereichen sind anstandslos seht gut.
Nichtsdestotrotz würde ich „Baraka“ nicht als Bildreferenz und schon gar nicht als technisch perfekt bezeichnen. Ab und an sind trotz aufwendiger Restaurierung feine Verunreinigungen und Lichtblitze im Filmmaterial erkennbar. Allerdings fallen diese nur dem geübten Auge auf, stören tun sie überhaupt nicht. Dafür sind einige Szenen nicht ganz perfekt fokussiert und wirken daher leicht unscharf, in Erinnerung geblieben ist mir die Szene in der der Baum in den Tropen gefällt wird.
Außerdem sieht man schlichtweg, dass der Film analog aufgenommen wurde. Dies soll kein Negativpunkt sein, aber das zwar sehr (!) feine, aber doch sichtbare Filmkorn verrät dies. Strebt man nun nach absoluter Schärfe und „Sauberkeit“ gibt es in Zeiten von 4K-TVs und mit einigen Umständen nativ verfügbarem Material doch bessere „Videoqualität“. Aber gut, dies ist ganz klar Geschmackssache, ich möchte hier keinen Kreig anzetteln ;)
Mag man sich nur auf die Blu-Ray und Full-HD beschränken, so finde gibt es auch hier einige noch bessere Streifen, zum Beispiel die ebenfalls in 65mm gedrehten IMAX-Szenen aus „Interstellar“, die für mich absolutes Blu-Ray-Referenz-Material sind.
So viel zu der Behauptung, „Baraka“ sei Referenz. Nein, ist es nicht. Aber es sieht dennoch umwerfend aus. Demnach: volle 5 Punke.
Auch der Ton enttäuscht nicht. Er kommt zwar vorranging aus den vorderen drei Boxen, löst aber dank DTS HD sehr gut auf und bietet auch für den Sub die ein oder andere Aufgabe. Technisch also nichts zu beanstanden.
Extras:
Die Extras sind ebenfalls gelungen. In über 70 Minuten erfährt man viel zur Entstehung, Idee und der Crew des Filmes. Zudem gibt es einen 7-minütige, sehr interessanten Clip zur Digitalisierung des 70mm Filmes.
Fazit:
„Baraka“ ist ein besonderer Film der nur schwer einem Genre zuzuordnen, sondern eher schlicht als filmisches Kunstwerk bezeichnet werden kann.
Ein nahezu perfekter, eineinhalb stündiger Exkurs zu den faszinierendsten Orten, Menschen, Kulturen und Kuriositäten dieses Planeten. Wer sich 97 Minuten Zeit nehmen kann und sich von einer umwerfenden audiovisuellen Kulisse berauschen lassen will, hat hier den richtigen Film und die richtige technische Umsetzung auf Blu-Ray gefunden. Absolute Kaufempfehlung!
bewertet am 22.08.15 um 00:36