Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders (2006)
Auf der Grundlage von Patrick Süskinds Bestseller verfilmt der Produzent Bernd Eichinger und der Regisseur Tom Tykwer die Lebensgeschichte von Jean-Baptiste Grenouille, der wohl zu den genialsten und abscheulichsten Gestalten auf der Welt gehört.
Geboren als Genie, verdammt zu einem Monster!
Paris im Jahre 1738. Auf einem Fischmarkt zwischen Unrat und stinkenden Abfällen kommt Jean-Baptiste Grenouille (Ben Whishaw) zur Welt. Sehr früh bemerkt er, dass er einen äußerst ausgeprägten Geruchssinn besitzt und die Welt der Düfte intensiver wahrnehmen kann, als jeder andere Mensch. Diese Gabe führt ihn eines Tages zu dem berühmten Parfümeur Baldini (Dustin Hoffman), der ihn als Lehrling aufnimmt. Schnell überflügelt der ansonsten schweigsame Sonderling seinen Meister in der Kunst des Duftemischens. Doch werden Düfte zu Grenouilles Obsession. Besessen von der Idee, menschliches Aroma zu konservieren und damit den vollendenden Duft zu komponieren, ermordet er zahlreiche junge Mädchen, deren Gerüche ihn betören. Während in der Parfummetropole Grasse weitere unerklärliche Morde passieren, ahnt Kaufmann Richis (Alan Rickman), dass auch seine Tochter Laura (Rachel Hurd-Wood) in höchster Lebensgefahr schwebt.
Der lange Weg bis zum Ziel
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman des deutschen Schriftstellers Patrick Süskind. Das Buch hielt sich neun Jahre in den Bestsellerlisten und wurde bis heute über 15 Millionen Mal verkauft.
Zahlreiche renommierte Regisseure, wie etwa Martin Scorsese und Milos Forman, Stanley Kubrick und Ridley Scott, waren an der Verfilmung interessiert, doch Patrick Süskind zögerte lange, die Filmrechte an seinem Roman zu veräußern.
Schließlich übertrug Süskind 2001 die Filmrechte an den deutschen Regisseur und Produzenten Bernd Eichinger ("Als ich das Buch gelesen habe, dachte ich, das ist mein Buch und das ist mein Film und diesen Film will ich machen"), der sich mehrere Jahre lang um das Projekt bemüht hatte. Eichinger entschied sich dafür, die Regie an seinen jüngeren Landsmann Tom Tykwer abzugeben, der 1998 mit „Lola rennt“ seinen Durchbruch gefeiert hatte.
Während in Nebenrollen renommierte Darsteller, wie Dustin Hoffman und Alan Rickman, agieren, setzte sich unter solchen prominenten Namen wie Leonardo DiCaprio und Orlando Bloom, der eher unbekannte britische Theater- und Filmschauspieler Ben Whishaw als Hauptdarsteller durch.
Die Dreharbeiten begannen im Juli 2005. Drehorte waren u.a. Bavaria Film in München und die französische Provence, in der Süskinds Roman teilweise spielt.
Im spanischen Barcelona entstanden die Szenen, die zu Anfang des Romans in Paris spielen. 17 Tonnen Fischeingeweide, Lehm, Stroh sowie 260 Mitarbeiter und hundert verschiedene Filmmotive waren nötig, um das Paris des 18. Jahrhunderts möglichst originalgetreu wiederzugeben.
Ein Meisterwerk?
Eine schwierige Frage, die man in zweierlei Hinsicht beantworten kann. Hat man den Roman vorher gelesen und geht man mit bestimmten Erwartungen und Voraussetzungen an die Sache ran? Die Gefahr, dass man deswegen am Ende enttäuscht wird, ist bei Literaturverfilmungen immer gegeben. Sieht man den Film jedoch als Film an sich, kann das Prädikat Meisterwerk wirklich passen.
Ben Whishaw verkörpert Jean-Baptiste Grenouille grandios, wie es wohl kein anderer schaffen könnte. Mit wenigen Sätzen bringt er dem Zuschauer dank seiner Mimik und seiner Ausstrahlung diese außergewöhnliche Rolle glaubwürdig herüber. Die Nebenrollen sind nebenbei auch mit erfahrenen Schauspielern bestückt, die dem Film einen guten Halt neben der einzigartigen Story bieten und diese ist eben ausschlaggebend dafür, dass dieser Film nicht in Vergessenheit gerät und sich von allen anderen abhebt.
Otto Sander nimmt den Part des Erzählers ein und führt den Zuschauer mit seiner erfahrenen Stimme durch die Geschichte Grenouilles, ohne aufdringlich zu wirken. Gerüche bildlich darzustellen ist kein leichtes Vorhaben, was man aber dank der Kameraführung von Franck Griebe recht gut gelöst hat, obwohl dies weiterhin eine schwierige Angelegenheit bleibt. Am Anfang wird zum Beispiel der widerliche Gestank in Paris durch schnelle Schnitte dargestellt, indem man den Dreck im wahrsten Sinne des Wortes sieht. Der rote Faden ist fast dauerhaft gegeben, jedoch hebt sich das Ende deutlich vom Rest ab, worunter die Glaubwürdigkeit des Geschehens leidet. Hier hätte man vielleicht ein "besseres" Ende wählen oder sogar mit alternativen Enden spielen können.
Die bis dahin teuerste deutsche Produktion (über 50 Millionen Euro; aktuell Cloud Atlas mit etwa 76 Millionen Euro; u.a. ebenfalls mit Tom Tykwer und Franck Griebe) scheint ein mehr als gelungenes Werk zu sein, was man auch an den 5,5 Millionen Kinobesuchern ablesen kann. Aufgrund des Aufwandes und des Ergebnisses kann man sagen, dass das Parfum nicht nur einzigartig ist, sondern auch zu einem guten eigenwilligen Klassiker werden kann.
Story: 13 von 15 Punkten
Der Film besticht hauptsächlich durch seine einzigartige Story, die dem Zuschauer wohl lange in Erinnerung bleiben wird. Leider ist das Ende nicht optimal, was nicht bedeuten soll, dass es schlecht ist. Eine Option wäre zum Beispiel alternative Enden gewesen.
Bildqualität: 11 von 15 Punkten
Die Bildqualität ist, wenn man das Produktionsjahr (2005) beachtet, insgesamt gut, jedoch sticht sie nicht heraus.
Tonqualität: 12 von 15 Punkten
Die Tonqualität ist meines Erachtens nach ganz gut, weil man auch in ruhigen Szenen kleine Details hören kann. Außer der berliner Philharmoniker, unter der Leitung von Sir Simon Rattle, kann sich diese aber nicht oft auszeichnen.
Extras: 12 von 15 Punkten
Ein relativ langes Making-of, Audiokommentare mit Regisseur Tom Tykwer, Production Designer Uli Hanisch und Assist. Kai Karla Koch und D.O.P. Franck Griebe und Editor Alexander Berner, Interviews mit Bernd Eichinger (Produzent), Tom Tykwer (Regisseur), Andrew Birkin (Drehbuchautor), Ben Whishaw (Jean-Baptiste Grenouille), Dustin Hoffman (Giuseppe Baldini), Alan Rickman (Antoine Richis), Rachel Hurd-Wood (Laura Richis), Karoline Herfurth (das Mirabellen-Mädchen), Corinna Harfouch (Madame Arnulfi) und Jessica Schwarz (Natalie) und zuletzt Darsteller-Infos von Ben Whishaw, Alan Rickman, Rachel Hurd-Wood, Dustin Hoffman, Karoline Herfurth, Corinna Harfouch, Jessica Schwarz und Birgit Minichmayr (Grenouille's Mutter) runden das Gesamtpaket ab. Man hat es sich aber nicht nehmen lassen, die Blu-ray mit Trailern von Resident Evil, Resident Evil - Apocalypse, Resident Evil - Extinction, Hero - Director's Cut, Fantastic Four und Fantastic Four - Rise of the silver surfer zu füllen, jedoch nicht den Filmeigenen. Die Trailer sind zudem nicht auf der Blu-ray-Verpackung vermerkt.
Insgesamt: 12 Punkte (2+)
bewertet am 09.09.13 um 21:15