Dieser Film, eine Literaturverfilmung von Anthony Burgess, bietet eine Auseinandersetzung mit Exsessen bestehend aus brutaler Gewalt, Drogen und Sex im Kontrast zu staatlicher bzw gesellschaftlicher Kontrolle und politischer Vereinnahmung in dem fiktiven England einer parallelen Realität welche der unseren ein wenig zu nahe ist, als daß sich irgendjemand der prophetischen Düsternis entziehen könnte, die dieser Film aus dem Jahre 1971(!) ausstrahlt. Er zeigt am allerdeutlichsten wie weit Stanley Kubrick seiner Zeit vorausgedacht hat. Ein fürchterlicher Alptraum der in Zeiten von willkürlicher Gewalt in vielen Lebensbereichen die Probleme unserer modernen Gesellschaft unsanft beleuchtet. Was passiert, wenn Menschen ohne Moral und humanistische Grundwerte Langeweile haben?!Was passiert, wenn eine Staatsgewalt, die es besser wissen müßte, alles noch schlimmer macht, da sie nur auf kurzsichtige und populistische Vorteile setzt?! Was ist wenn Opfer zu Tätern werden und umgekehrt und was soll das verbessern? Dieser Film wurde in Zeiten seiner Veröffentlichung und Jahrzehnte danach häufig indiziert, da er sich bei seiner unverholenen Brutalität vorwerfen lassen muß, schlicht und ergreifend keine Lösungen zum Ausstieg aus der Gewaltspirale bieten zu können. Aber wer kann das schon, ohne sich in die Tasche zu lügen? So stellt sich der Film der Kontroverse ohne zu beschönigen, stets in Gefahr, sprachlich wie bildlich zur stahlharten faschistoid-ästhetischen Gewaltorgie zu verkommen, aber nie dieser Verlockung verfallend. Vielmehr baute Kubrick auf den Intellekt und die Haltung seines Publikums und ging damit das Wagnis ein, den Film scheitern zu lassen. Insofern eine Provokation - bis heute und wie es aussieht auch noch in Zukunft.
Die Extras sind sehenswert, da sie Details um die gesellschaftlichen Hintergründe und Auswirkungen des Films umreißen.
Bild- u Tonqualität sind in der Tat sicher keine BD-Referenz, ich behaupte dennoch, dass der Film über diese leichten Mängel erhaben ist, denn er funktioniert inhaltlich auch bei deutlich reduzierter Qualität noch. Beweis hierfür sind Jahrzehnte der Zensur, in denen Clockwork Orange nur als grauselige Raubkopie zu haben war. Zwei Gründe, ihn trotzdem auf Blu-Ray zu besitzen, ist dass er 1. noch nie besser im Heimkino zu sehen war und 2. dass er seine Aktualität noch immer nicht eingebüst hat. Gewalt war immer präsent und wird es auch bleiben. Der Karren steckt im Dreck, der Abschleppdienst ist pleite und kommt nicht. Keine Wunderpille hilft.
Ein zeitloses Filmkunstwerk für Menschen, die sich durch unlösbare Kontroversen nicht entmutigen lassen und den Mut haben sich diesen trotzdem zu stellen. Ein versauter Abend für ausschließliche Freunde der leichten Unterhaltung.
bewertet am 01.12.09 um 07:27