Kinoreview: 12 years a slave
29. Januar 2014Der schwarze Geigenspieler Solomon Northup lebt als freier Mann in den Nordstaaten. Eines Tages wird er von seinen derzeitigen Arbeitgebern den angeblichen Schaustellern Brown und Hamilton entführt und als Sklave an einen Menschenhändler verkauft. Dieser verschifft schwarze in den Süden des Landes in dem weiterhin Sklaven von ihren "Herren" gehalten werden dürfen.
Northup, der von nun an "Platt" heißt, wird an Mister Ford verkauft, dem sehr schnell auffällt das Northup mehr zu sein scheint als er vorgibt. Als sich Platt jedoch mit einem Aufseher anlegt sieht sich Ford gezwungen ihn an einen anderen Besitzer zu verkaufen. Es findet sich jedoch nur ein Käufer und das ist der als "Niggabrecher" bekannte Choleriker Edwin Epps.
Mehr möchte ich zur Handlung so offen auch nicht schreiben. Klar beruht der Film auf wahren Begebenheiten und wer mehr wissen möchte, der kann sich das alles schon im vorhinein anlesen, aber ich möchte doch noch ein bisschen die Spannung erhalten.
Der Film wird nicht 100% linear erzählt, so fängt er zu Beginn mit einer Szene aus der Sklaverei an, bevor er zeigt wie Solomon in die Sklaverei kommt. Es sind jedoch immer nur kleine Ausschnitte die später dann im weiteren Verlauf fast 1 zu 1 immer noch wiederholt werden. Ich fand es als sehr gutes Stilmittel, so wird doch immer ein bisschen Spannung aufrecht erhalten.
Überhaupt hat der Film trotz einer Spielzeit von etwas über 2 Stunden kaum längen. Ich ertappte mich bei einem Blick auf die Uhr und dachte "ok 1 Stunde dürfte dann rum sein"...FALSCH... es waren bereits dast 90 Minuten vorüber.
Die Musik im Film ist eine Mischung aus hervorragenden Instrumentalstücken von Hans Zimmer und volkstümlichen Musikstücken aus der Zeit die vor allem von den Sklaven bei der Arbeit gesungen werden. Es wirkt wirklich stimmig, teilweise werden die Gesangseinlagen auch noch für die Überblendungen genutzt.
Gedreht wurde, wenn ich das noch richtig im Kopf habe, fast ausschließlich in der Nähe von Originalschauplätzen in der Nähe von New Orleans auf wirklichen Plantagen. Es entstehen wundervolle Bilder und diese sind auch stimmig zur Geschichte und zeigen neben der Schönheit des Landes auch vor allem die Grausamkeit der Sklaverei.
Kommen wir zu den Schauspielern:
Chiwetel Ejiofor - eine herausragende Leistung. Er trägt als Hauptdarsteller den Film und jede Träne dieses Films nehme ich ihm absolut ab. Ich glaube diese Rolle zu spielen wird auch für ihn eine höchst emotionale Angelegenheit gewesen sein, Schauspielprofi hin oder her. Er wird in keiner Szene fehl am Platze oder zeigt falsche Gestik/Mimik, er overacted nicht, weil es einfach nicht passt und er nimmt sich raus, wenn er nur Beiwerk der Szene ist. Die Nominierung für den Oscar steht zu Recht, ob es am Ende reicht wird sich zeigen. Verdient wäre es alle Male!
Michael Fassbender - er spielt den Plantagenbetreiber und Sklavenhalter Edwin Epps. Ich hatte Fassbender nicht so wirklich aus seinen vorherigen Rollen im Gedächtnis. Diese Rolle scheint ihm aber auf den Leib geschneidert. Ich habe mich mehrfach erwischt, dass ich dachte dem würdest Du so gerne auf die Fresse hauen... Hut ab für diese Leistung diese "A....loch" so überzeugend zu spielen. Einfach Sensationell (ja auch hier gibt es die Oscarnominierung)
Weiter erwähnenswert sind auch die Leistungen vor allem von Lupita Nyong'o als Sklavin Patsey - Lieblingssklavin von Epps und somit ständiger Spielball im Beziehungsdrama zwischen Epps und seiner Frau, zu der Epps mehr als eine Master-Slave Beziehung hat - und nicht unerwähnt bleiben soll auch Brad Pitt, der als Schreiner Samuel Bass eine relativ kleine aber nicht unwichtige Rolle übernimmt. Im Prinzip lohnt es sich auch nur etwas drüber zu sagen, weil so ein großer Name dahintersteht. In den wenigen Szenen schafft er es dann überhaupt nicht mich mit dem zu überzeugen hinter dem er steht, meiner Meinung nach die Schwachstelle im Film. Dabei hat er auch schon gute Rollen in solchen Filmen (7 Jahre in Tibet zb) abgegeben.
An dieser Stelle ein paar kleiner Spoiler für die ganz ungeduldigen, Vorsicht ich gehe auch auf das Ende vom Film ein:
Als ein Arbeiter auf der Plantage stirbt, verabschieden sich die schwarzen Sklaven mit dem Lied "Roll Jordan Roll" und während Platt zu Beginn nicht mitsingt, erwacht in ihm während dieser Szene neuer Mut und er fängt an immer lauter mitzusingen. Irgendwie hat mich diese Szene ein bisschen an Tom Hanks in Philadelphia erinnert, vermutlich weil ich ihn zuletzt sah und die Szene so gut finde.
Es gibt tatsächlich im Film eine Stelle an der ich kurz lachen musste. Diese sollte man sich dann auch gut merken, weil mehr zu lachen gibt es eigentlich nicht. Epps ist leicht angetrunken und jagt Platt mit einem Messer, nachdem dieser vorher Patsey beschützt hat. Zuerst legt er sich im Schweinegehege auf die Nase und stürzt dann auch noch über den Zaun.
Das Ende des Films kommt dann etwas plötzlich, schlägt aber emotional nochmal voll zu. Nachdem Bass für Platt dessen Freunde im Norden angeschrieben hat, holt ihn ein Freund zurück. Northrop trifft auch seine Familie und auf neue Gesichter, nämlich Schwiegersohn und Enkel. Als er nach Hause kommt, habe ich zuerst gedacht, seine Frau hätte einen neuen (zB wie in Cast Away) und es dauert eine Zeit bis es aufgelöst wird.
Abschließend kann man sagen es ist wie häufig bei Verfilmungen von realen Geschichten. Dieser Film macht betroffen! Natürlich weiß jeder, das es Sklaverei in den USA im 19. Jh gab, aber dieses Film zeigt es schonungslos ohne - außer an einer Stelle - wirklich brutal und blutig zu werden. Es läuft wirklich mehr über die Psyche. Ein Film der zum denken anregt und wie man vielleicht auch der Rezension etwas merkt, dies bei mir vollkommen geschafft hat.
Eine klare Empfehlung nicht nur für Freunde des Genre sondern eigentlich für Jedermann! Leicht empfindsame Gemüter sollten evtl. nochmal überlegen, da ihnen definitiv einige Szenen auf den Magen schlagen werden.
Ich freue mich wie immer über Kommentare und interessante Ansätze von Euch.
Danke fürs lesen!
LG
Der Gott des Gemetzels
26. Januar 2014Die Story des Films ist schnell erzählt und auch auf Spoiler wird heute verzichtet, da ich wirklich nix vorwegnehmen will. Viel mehr kann man auch zu den einzelnen Charakteren erzählen.
Der Sohn der Cowans (Waltz, Winsket) hat den Sohn der Longstreets (Foster,Riley) mit einem Stock ins Gesicht geschlagen. Daraufhin treffen sich die Eltern zu einer Aussprache. Nachdem eigentlich schon alles vorbei ist, setzt man sich erneut zusammen. Dieses Mal artet es total aus. Im Prinzip ein offenes 2 on 2 Tag Team Match, bei dem sich jeder mal mit jedem verbündet und die charakterlichen Abgründe zutage treten.
Das Stück war/ist eigentlich ein Theaterstück und meiner Meinung nach wird es auf der Bühne noch besser sein. Da der Raum einfach noch begrenzter ist und man direkt dabei ist. So wirkt die Größe der Wohnung durch die Schnitte der Kamera und die Nahaufnahmen, dass man auch jede Mimik gut erkennen kann, deutlich größer als sie wohl ist und sein müsste. Nichtsdestotrotz ist die Location gut ausgestattet für den Film, aber die Nahaufnahmen müssen tatsächlich sein.
Die Musik untermalt nur und ist absolut unaufdringlich, so das dies auch der einzige Satz ist den ich hierzu verlieren möchte.
Christoph Waltz spielt Alan Cowan, einen Anwalt einer Pharmafirma, der gerade beruflich ziemlich Stress hat und eigentlich überhaupt nicht weiß, was er gerade bei den Longstreets soll. Die zynische Art von ihm ist sensationell, im Prinzip muss man bei jedem Satz überlegen ob es ernst gemeint ist oder nicht. Er wird immer leicht unterschwellig agressiv. Dazu ist die Mimik von Waltz überragend. Allein dafür lohnt es sich den Film zu schauen. Man merkt ihm einfach seine Theatererfahrung an und diese spielt er einfach aus!
Kate Winslet spielt Nancy Cowan, diese versucht auffallend ihren Sohn zu schützen und lässt sich nicht reinreden. Winslet spielt die Rolle ziemlich überragend. Achtung Spoiler:
Allerdings nehme ich ihr die "Besoffene" später leider nicht wirklich ab, es wirkt doch zu aufgesetzt und gespielt.
Teilweise wirkt es etwas hölzern und kommt nicht an die Klasse eine Waltz heran, dennoch versucht Sie der Rolle ihren Stempel aufzudrücken, klappt nur leider nicht ganz.
Jodie Foster spielt Penelope Longstreet, die äußerst korrekte die über alles Mutter. Die will, das ihrem Sohn Gerechtigkeit widerfährt und die am liebsten wohl jedes Kind der Welt erziehen würde. Ich glaube Jodie Foster hat die Rolle gelesen und gewusst, dass sie es gut spielen wird. Meiner Meinung nach bietet die Rolle hier auch das größte Potential, da sie sehr vielschichtig ist und in die meisten Kontroversen im Film verstrickt ist. Foster versteht es jeden Moment passend rüberzubringen. Zwischen Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt ist fast alles dabei und auch wenn Sie nicht immer trifft (das wäre dann auch schon zu perfekt) so nimmt man es ihr immer ab.
John Riley als Michael Longstreet, der Haushaltswarenverkäufer. Ein bodenständiger leicht cholerischer Charakter der gerne die Seiten wechselt und versucht allen zu Gefallen, bis die Maske fällt. Ich finde er ist die schwächste Besetzung bei diesen vier. Ich nehme ihm seinen Wandel nicht wirklich ab. Schade! Es wirkt mir persönlich zu aufgesetzt und im Kopf hatte ich irgendwie Vincent D'Onofrio als perfekte Besetzung für diese Rolle. Er hat diese leichte Spaltung schon mehrfach schön dargestellt. Nun ja irgendwo musste man wohl einen Abstrich machen.
Ich möchte nicht zuviel vorweg nehmen. Es lohnt diesen Film zu gucken! Ich habe mich oft dabei ertappt zu denken was wäre wenn ich in der Situation wäre und vor allem die ganzen unterschwelligen Statements die dann in Eskalationen enden sind eine Sichtung schon mehr! Die Pointen sitzen zumeist punktgenau und immer wenn man denkt "nu is aber gut" geht es in die nächste Runde!
Ich finde diesen Film sollte man gesehen haben, wenn man das Genre mag oder eine große Bandbreite schaut!
Ich freue mich auf Kommentare :-)
LG
Tobias
Philadelphia
17. Januar 2014Manchmal kommt man vom Hölzchen aufs Stöckchen. Dies passierte auch am Samstag. Nach einem kurzen Spontanbesuch bei Saturn (es ging unfassbarer weise mal nicht um BDs^^) hörten wir Radio und es folgte ein Bericht über Bruce Springsteen. Natürlich thematisierte man auch seine beiden Golden Globes und den Oscar für „Streets of Philadelphia“. Dabei kam raus, dass meine Freundin den Film dazu noch nie gesehen hat. Also war das Abendprogramm vorherbestimmt und das jetzt folgende Review auch ;-)
Ich selbst habe diesen hervorragenden Film schon mehrfach gesehen und er ist endlich mal eine Rezension wert!
Wer die Story noch nicht kennt, hier ein kurzer Einblick: Andrew Beckett ist homosexuell und an HIV erkrankt. Im Beruf ist er als Anwalt jedoch ein Ass! Seine Kanzlei (die größte in Philadelphia) überträgt ihm den wichtigsten Fall den die Kanzlei bekommen hat. Einer der Partner bekommt jedoch mit und die Kanzlei sabotiert Beckett bei der Klageeinreichung. Der Fehler wird ihm untergeschoben und die Kanzlei entlässt Beckett, dieser merkt jedoch schnell, dass der eigentliche Hintergrund seine Krankheit und seine Homosexualität sind und verklagt seinen ehemaligen Arbeitgeber mit Hilfe eines jungen Kollegen, der sich auf Schadenersatzklagen spezialisiert hat und den er vorher auch schon mal in einem Verfahren "bezwungen" hat.
Ich hatte den Film kürzer in Erinnerung, doch die 2 Stunden Laufzeit (ohne Abspann) wurden sehr gut eingesetzt. Das eingespielte Duo Bozman/Demme (vorher zB Schweigen der Lämmer) geht nicht nur in der Handlung voran, sondern zeichnet auch einen schönen Querschnitt der homophoben amerikanischen Gesellschaft und nimmt sich die Zeit vor allem Joe Miller (Anwalt) in mehreren Facetten darzustellen.
Der Score ist passend und stimmig, dies geht schon im Vorspann los, als die Stadt Philadelphia in Bildern gezeigt wird (inkl. Liberty Bell, etc.) und dazu der Oscar gekrönte Song von Bruce Springsteen läuft. Auch Howard Shore konnte aus dem alten Schweigen der Lämmer Team gewonnen werden und Shore kann einfach stimmige Sounds in einen Film unterbringen!
Kommen wir zu den Schauspielern, eigentlich muss man hier nur die beiden großen Rollen nehmen.
Tom Hanks als Andy Beckett - Bei seiner zweiten Nominierung bekam Hanks seinen Oscar für Philadelphia. (u.a. gg. Liam Neeson für Schindlers Liste). Hanks spielt Beckett aber auch einfach brillant. Man nimmt ihm die Krankheit nicht unbedingt in jeder Situation ab, aber doch fast immer. Sensationell vor allem die Szene, als er am Tropf hängend seinem Anwalt das klassische Stück näherbringt (La mamma morta aus der Oper Andrea Chénier, gesungen von Maria Callas). Meiner Meinung nach eine der stärksten Szenen die Hanks je gespielt hat!
Denzel Washington spielt den Anwalt Joe Miller. Ohne über die Entwicklung seiner Rolle zu viel vorweg zu nehmen, kann man sagen, dass er alle Facetten auspackt und die Zerrissenheit und Wandlung seiner Figur sehr glaubhaft rüberbringt!
Evtl. noch eine Erwähnung finden sollte auch noch Antonio Banderas, als Becketts Freund Miguel. Im Prinzip nur sehr gut besetzte Randfigur, doch schafft es Banderas ohne intime Szenen im Film deutlich zu machen, dass er und Beckett sich lieben. Wie er das macht gefällt mir persönlich sehr gut. Man hat zu keiner Zeit das Gefühl, das diese Beziehung nur gespielt ist.
Wie immer an dieser Stelle einige Spoiler:
Die Szene in der Miller und Beckett die Befragung durchgehen wollen und Beckett stattdessen Miller die Arie näherbringt ist wie schon erwähnt eine Weltklasse Szene. Nicht nur vom Acting sondern auch von der gesamten Szenerie. Die Lichtverhältnisse passen sich der Szene an, das ausgewählte Stück zeigt all das, was Beckett ausdrücken will und die Kameraeinstellungen sind sehr stimmig! Die Szene endet für mich erst als Miller sich noch einmal überlegt ob er doch zurückgehen will, dann aber wirklich geht.
Sehr gut auch die Szenen, die Miller noch als homophoben Anwalt zeigen, der aber eigentlich schon auf dem Weg in die "richtige Richtung" ist. Beginnend mit der Büchereiszene als er sich zu Beckett setzt und sein Anwalt wird, obwohl er dies vorher abgelehnt hat. Dann die Szene in der Bar, als er erst den anderen Gast (wohl ein bekannter) verbal auseinandernimmt und dann aber doch wieder zurückrudert, bis zu der Szene als er im Supermarkt von einem jungen angehenden Anwalt angemacht wird und diesen sehr schroff zurückweist.
Alles in allem kann man sagen, dass der Film von der Thematik her für die USA noch zu früh war. An der Einstellung der Amerikaner zu homosexuellen wird er zumindest nicht so viel geändert haben, wie das vielleicht angedacht, den sogar heute noch bekommt man es ja nicht aus den Köpfen der Menschen raus (siehe die kürzlich gesagten Worte von Evander Holyfield). Dies ändert natürlich nichts daran, dass der Film hervorragend ist und eigentlich in keiner Filmsammlung fehlen sollte!
Ich freue mich über Kommentare ;-) Bis bald!
Top Angebote
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