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Kino & der Einfluß auf den Sprachgebrauch
4. Juli 2013Mein erster Blogbeitrag beschäftigt sich mit dem Thema Sprachgebrauch.
Weder handelt es sich hier um eine akademische Promotion, noch möchte ich damit in irgendeiner Form wertend auf vergangene, aktuelle und künftige Alltagsäußerungen eingehen, insofern sei mir ein vielleicht an mancher Stelle deplaziertes Adjektiv verziehen.
Doch was genau ist gemeint, und was genau beschäftigt mich so daran?
Retrospektiv betrachtet liegt der Grund hierfür wohl bei meinem Onkel. Dieser ist Jahrgang 1965 und seit jeher ein riesiger Filmfan. Waren es früher noch meterhoch gestapelte VHS Kassetten wichen diese im 21. Jahrhundert einer Seitenwand voller DVD's, und wem auch immer Dank sei, das blaue Fieber hat ihn bis heute nicht erwischt.
Wie dem auch sei, seine Hochzeit lag wohl in den frühen Neunzigern, und für mich als damaligen Dreikäsehoch begann erst viele Jahre später die Leidenschaft des projizierten Bildes. Ständig saßen wir beim Mittagessen, und ständig wurden die selben Sprüche geklopft, die alle paar Monate gegen andere ausgetauscht wurden. Wirkten diese Sprüche, die so willkürlich aus dem Kontext gerissen schienen, anfangs noch salopp gesagt total dämlich, so gewannen diese doch schon nach wenigen Malen hören deutlich an Humor, teils Denunzierung, teils Hochatung, aber doch immer mehr an Aussagekraft. Auffallend war und ist es zudem, dass Filmzitate nicht einfach übernommen werden, sondern auch der jeweiligen Situation entsprechend angepasst und dementsprechend teilweise leicht adaptiert werden. So war es der Sommer 1996, der mir bestens in Erinnerung geblieben. Bei gemeinsamen Mahlzeiten durfte ich als Junior der Familie meistens von meinem Tag berichten, was von allen Anwesenden neugierig aufgenommen wurde, lediglich mein Onkel brachte acht Wochen täglich die gleiche Antwort: "Wow, das klingt aufregend, und morgen fahren wir in den Zoo!" Erst knapp 7 Jahre später wurde mir die Herkunft dieser Aussage bewusst, als ich erstmals "The Long Kiss Goodnight", dem dieses Filmzitat entspringt, im TV bewundern. Häufig saßen wir auch vor dem TV und spielten auf einer alten Konsole um Highscores. Wenn ich ihn beglückwünschte, weil er ganz nah dran war, lautete seine Antwort: "Nah ist ein Dessousladen, bei dem das Schaufenster vergessen wurde!" (Lethal Weapon 3). Irgendwann konnte ich direkt beim vierten Wort mit einsteigen, was die ganze Sache eine Ecke lustiger gemacht hat.
Schnittstellen zwischen damals und heute gibt es aber weiterhin. So habe ich einige prägnante Worte doch wohl so tief verinnerlicht, dass ich einige meiner Arbeitskollegen auch heute noch als "Hoschi" bezeichne, diese aber keine Ahnung haben, was ich damit zum Ausdruck bringen will. Ob die Drehbuchautoren von "Bill & Ted" geahnt haben, einen 30jährigen Deutschen bis heute fast zwei Jahrzehnte geprägt zu haben? "Volle Kanne!" :)
Im Laufe der Jahre stieg nun auch mein Heimkinokonsum, und so eignete ich meinem Sprachgebrauch in den Neunzigern auch das ein oder andere Schmankerl an. Tägliche Streetball Auseinandersetzungen brachten mindestens viermal täglich die lieb gemeinte Beleidigung "Deine Mutter ist ein Astronaut" hervor, und noch heute finde ich, dass W. Harrelson und W. Snipes einen Oscar für ihre Rolle in "White Men can't jump" verdient gehabt hätten. Und wo wir gerade beim Sport sind: Wer ist nicht beim Sprint schon mal mit den Worten "Lauf, Forrest, lauf" angefeuert worden?
2013. Was ist anders? Ich selbst habe meinen kleinen Vorrat an VHS einer gut bestückten Sammlung digitalisierter Datenträger weichen lassen, die circa 600 DVD's und knapp 350 Blu-ray Discs umfasst. Täglich begegnen mir "Fehler in der Matrix", Déjà-vu's fördern mehr und mehr paranoid-präpsychotisch anmutendes Verhalten. Spontan aufgestellte Regeln haben noch immer einen David Fincher Film zum Ursprung und mindestens einmal wöchentlich werde ich aufgefordert, auf "die dunkle Seite der Macht" zu wechseln, da geschätzte 30 Leute mich schon mit der Aussage, mein Vater zu sein, in Versuchung bringen wollten. Überraschung bringe ich weiterhin mit einem theatralischen "Grundgütiger!" zum Ausdruck (Na, wer weiß es?).
Ich könnte noch dutzende Beispiele bringen, aber der Blog soll ja nicht ein weiterer Artikel voller Filmzitate sein, sondern einfach nur zum Nachdenken anregen, wieviel Macht doch ein gut geschriebenes Drehbuch in einem gut inszenierten Film über den Konsumenten hat, und wieviel Sprache in den Alltag übernommen und/oder adaptiert wird. So bleibt bei entsprechender Selbstreflexion doch ein fader Beigeschmack: So wie die Werbung unser Konsumverhalten beeinflusst, schafft es die Filmindustrie, Einfluß auf den Sprachgebrauch zu nehmen und somit ganze Epochen, wie im Falle von Star Wars adaptierten Zitaten, zu prägen. Beeindruckend!
In diesem Sinne danke ich Euch für das Lesen meines leider doch teils etwas langatmigen Eintrags und hoffe auf viele, gerne auch diskussionswürde Anregungen in den Kommentaren.
Und um auch dem Inhalt entsprechend abzuschliessen verspreche ich mit den originalen Worten des T-800 Arnold Schwarzenegger:
"I'll be back!"
Weder handelt es sich hier um eine akademische Promotion, noch möchte ich damit in irgendeiner Form wertend auf vergangene, aktuelle und künftige Alltagsäußerungen eingehen, insofern sei mir ein vielleicht an mancher Stelle deplaziertes Adjektiv verziehen.
Doch was genau ist gemeint, und was genau beschäftigt mich so daran?
Retrospektiv betrachtet liegt der Grund hierfür wohl bei meinem Onkel. Dieser ist Jahrgang 1965 und seit jeher ein riesiger Filmfan. Waren es früher noch meterhoch gestapelte VHS Kassetten wichen diese im 21. Jahrhundert einer Seitenwand voller DVD's, und wem auch immer Dank sei, das blaue Fieber hat ihn bis heute nicht erwischt.
Wie dem auch sei, seine Hochzeit lag wohl in den frühen Neunzigern, und für mich als damaligen Dreikäsehoch begann erst viele Jahre später die Leidenschaft des projizierten Bildes. Ständig saßen wir beim Mittagessen, und ständig wurden die selben Sprüche geklopft, die alle paar Monate gegen andere ausgetauscht wurden. Wirkten diese Sprüche, die so willkürlich aus dem Kontext gerissen schienen, anfangs noch salopp gesagt total dämlich, so gewannen diese doch schon nach wenigen Malen hören deutlich an Humor, teils Denunzierung, teils Hochatung, aber doch immer mehr an Aussagekraft. Auffallend war und ist es zudem, dass Filmzitate nicht einfach übernommen werden, sondern auch der jeweiligen Situation entsprechend angepasst und dementsprechend teilweise leicht adaptiert werden. So war es der Sommer 1996, der mir bestens in Erinnerung geblieben. Bei gemeinsamen Mahlzeiten durfte ich als Junior der Familie meistens von meinem Tag berichten, was von allen Anwesenden neugierig aufgenommen wurde, lediglich mein Onkel brachte acht Wochen täglich die gleiche Antwort: "Wow, das klingt aufregend, und morgen fahren wir in den Zoo!" Erst knapp 7 Jahre später wurde mir die Herkunft dieser Aussage bewusst, als ich erstmals "The Long Kiss Goodnight", dem dieses Filmzitat entspringt, im TV bewundern. Häufig saßen wir auch vor dem TV und spielten auf einer alten Konsole um Highscores. Wenn ich ihn beglückwünschte, weil er ganz nah dran war, lautete seine Antwort: "Nah ist ein Dessousladen, bei dem das Schaufenster vergessen wurde!" (Lethal Weapon 3). Irgendwann konnte ich direkt beim vierten Wort mit einsteigen, was die ganze Sache eine Ecke lustiger gemacht hat.
Schnittstellen zwischen damals und heute gibt es aber weiterhin. So habe ich einige prägnante Worte doch wohl so tief verinnerlicht, dass ich einige meiner Arbeitskollegen auch heute noch als "Hoschi" bezeichne, diese aber keine Ahnung haben, was ich damit zum Ausdruck bringen will. Ob die Drehbuchautoren von "Bill & Ted" geahnt haben, einen 30jährigen Deutschen bis heute fast zwei Jahrzehnte geprägt zu haben? "Volle Kanne!" :)
Im Laufe der Jahre stieg nun auch mein Heimkinokonsum, und so eignete ich meinem Sprachgebrauch in den Neunzigern auch das ein oder andere Schmankerl an. Tägliche Streetball Auseinandersetzungen brachten mindestens viermal täglich die lieb gemeinte Beleidigung "Deine Mutter ist ein Astronaut" hervor, und noch heute finde ich, dass W. Harrelson und W. Snipes einen Oscar für ihre Rolle in "White Men can't jump" verdient gehabt hätten. Und wo wir gerade beim Sport sind: Wer ist nicht beim Sprint schon mal mit den Worten "Lauf, Forrest, lauf" angefeuert worden?
2013. Was ist anders? Ich selbst habe meinen kleinen Vorrat an VHS einer gut bestückten Sammlung digitalisierter Datenträger weichen lassen, die circa 600 DVD's und knapp 350 Blu-ray Discs umfasst. Täglich begegnen mir "Fehler in der Matrix", Déjà-vu's fördern mehr und mehr paranoid-präpsychotisch anmutendes Verhalten. Spontan aufgestellte Regeln haben noch immer einen David Fincher Film zum Ursprung und mindestens einmal wöchentlich werde ich aufgefordert, auf "die dunkle Seite der Macht" zu wechseln, da geschätzte 30 Leute mich schon mit der Aussage, mein Vater zu sein, in Versuchung bringen wollten. Überraschung bringe ich weiterhin mit einem theatralischen "Grundgütiger!" zum Ausdruck (Na, wer weiß es?).
Ich könnte noch dutzende Beispiele bringen, aber der Blog soll ja nicht ein weiterer Artikel voller Filmzitate sein, sondern einfach nur zum Nachdenken anregen, wieviel Macht doch ein gut geschriebenes Drehbuch in einem gut inszenierten Film über den Konsumenten hat, und wieviel Sprache in den Alltag übernommen und/oder adaptiert wird. So bleibt bei entsprechender Selbstreflexion doch ein fader Beigeschmack: So wie die Werbung unser Konsumverhalten beeinflusst, schafft es die Filmindustrie, Einfluß auf den Sprachgebrauch zu nehmen und somit ganze Epochen, wie im Falle von Star Wars adaptierten Zitaten, zu prägen. Beeindruckend!
In diesem Sinne danke ich Euch für das Lesen meines leider doch teils etwas langatmigen Eintrags und hoffe auf viele, gerne auch diskussionswürde Anregungen in den Kommentaren.
Und um auch dem Inhalt entsprechend abzuschliessen verspreche ich mit den originalen Worten des T-800 Arnold Schwarzenegger:
"I'll be back!"
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