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Morgan Freeman: "In meinem Beruf hast du sehr viel Ablenkung"
18.09.2014
Morgan Freeman ist keiner dieser Hollywood-Schauspieler, die sich ständig im Rampenlicht zeigen müssen. "Ich gehe zur Arbeit, mache meinen Job und gehe dann wieder nach Hause", sagt der Mann, der seit Mitte der 60er Jahre Hollywood-Geschichte schreibt und immerhin schon in Kinoklassikern wie "Fegefeuer der Eitelkeiten", "Die Verurteilten", "Miss Daisy und ihr Chauffeur", "Outbreak", "Million Dollar Baby" und "Amistad" mitgespielt hat.
Freemans souveräne und oftmals sanft autoritäre Ausstrahlung haben ihm über fast 50 Jahre im Show Business Jobs als Nelson Mandela, dem Lieben Gott, Wissenschaftler und Erfinder eingebracht. Seine sonore Stimme ist in unzähligen Dokumentarfilmen zu hören. Mit bluray-disc.de hat sich Freeman in Los Angeles zusammengesetzt und über sein Leben als erfahrener Hollywood-Schauspieler geplaudert. Dabei kam auch einer seiner eigenen Lieblingsfilme zur Sprache, der in diesem Monat erstmals auf Blu-ray Disc erscheint. Die Rede ist von "Dreamcatcher". In der Stephen King Verfilmung spielt Freeman einen Offizier.
Mr. Freeman, Sie sind ja schon ein paar Jahrzehnte im Filmgeschäft tätig. Was mich schon immer mal interessiert hat, kommt da in all den Jahren eigentlich auch mal Langeweile auf?
Eine gute Frage. Ich will es einmal so beantworten. Wie in jedem Job, so hast du auch in diesem Beruf deine Hochs und deine Tiefs. Zugegeben, in meinem Beruf gibt es immer ordentlich Ablenkung, da wird einem nicht so schnell langweilig. Aber manchmal musst du dich mit Arbeitgebern auseinandersetzen, die eine größere Herausforderung darstellen als andere.
Kein Wunder, dass Sie so viele Diplomaten spielen. Sie wissen ganz genau, wie man eine diplomatische Antwort gibt...
(lacht). Das ist einfach mein Wesen. Ich vermittle gerne, bin kein Mensch, der viel streitet und Kritik säht. Das überlasse ich lieber anderen.
Sie spielen immer wieder Männer, die sehr weise wirken. Mal sind sie Lehrer, mal Staatsoberhaupt, sogar vor dem Lieben Gott machen Sie kein Halt. Das initiiert die Frage: Werden Sie eigentlich ständig um Ratschlag gefragt?
Viele Leute versuchen es. Ich werde oft gefragt, ob ich an irgendwelchen Unis Vorträge halten möchte. Aber ganz ehrlich: Ich kann das nicht besonders gut. Ich will kein Professor sein. Ich bin nur ein kleiner Schauspieler, mehr nicht.
In ihrer langen Karriere gibt es ein paar echte Meilensteile. An welche erinnern Sie sich am liebsten?
Nun, "Invictus" war toll. Die Rolle eines meiner Helden (Nelson Mandela) übernehmen zu dürfen, war schon eine sehr große Ehre für mich. Aber natürlich waren auch "Miss Daisy und ihr Chauffeur", "Fegefeuer der Eitelkeiten" und "Million Dollar Baby" tolle Erfolge an der Kinokasse und haben mir persönlich sehr viel bedeutet. Auch die Stephen King Verfilmung von "Dreamcatcher" hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Der Film kommt jetzt auf Blu-ray heraus. Warum ist "Dreamcatcher" auf ihrer Liste zu finden?
Ich bin ein großer Fan von Stephen King, habe viele seiner Bücher gelesen. Und Dreamcatcher hat mich immer schon fasziniert. Als mir dann eine Rolle in dem Film angeboten wurde, war ich von Anfang an sehr gut vorbereitet. Das ist nicht immer der Fall (lacht).
Wie würden Sie ihre Rolle in diesem Film beschreiben?
Er ist ein Soldat mit Herz und Hand. Aber er glaubt, er kann tun und lassen, was er möchte. Er hat das Gefühl, sich auf einer Mission zu befinden. Sein Sinn für Gerechtigkeit ist ein bisschen aus der Balance geraten.
Eigentlich ist Col. Abraham Curtis völlig überdreht und entspricht so gar nicht ihren gewöhnlichen Rollen. War das ein Grund, warum sie den Job damals angenommen haben?
Ja, das war einer der Gründe. Jeder Schauspieler muss sich ab und zu einmal aus seiner Wohlfühl-Zone befreien. Mir geht es da nicht anders. Nur wenn du etws Neues wagst, etwas, was du noch nie zuvor gemacht hast, weißt du, was du wirklich kannst.
Im Film geht es um Aliens. Was meinen Sie, Mr. Freeman, existieren Außerirdische wirklich?
Die ewige Frage (lacht). Ganz im Ernst, ich bin wohl zu sehr Realist. Ich glaube nicht an Außerirdische. Zumindest nicht auf der Erde, sie befinden sich nicht unter uns. Vielleicht liege ich total falsch mit der Aussage, aber das ist nun einmal meine Meinung.
Haben Sie Dreamcatcher eigentlich als einen Alien-Film empfunden? Oder war es mehr ein psychologischer Thriller?
In erster Linie – und hier kommt der Realist wieder in mir durch – war es ein guter Gehaltsscheck (lacht). Aber im Ernst: Mein Charakter will die Menschheit retten. Er ist fest davon überzeugt, dass das seine Aufgabe ist.
In diesem Film spielen Sie neben Tom Sizemore, der in den letzten Jahren nach einigen persönlichen Problemen arg abgetaucht ist. Wie ist ihre Erinnerung an Sizemore?
Guter Typ. Toller Schauspieler. In "Heat" war er ganz große Klasse. Ich wünsche all meinen Kollegen immer nur das Beste. Dasselbe gilt natürlich auch für Tom. Und Hollywood ist immer für ein gutes Comeback gut.
Neben Ihrem Engagement in Hollywood ist ihre Stimme häufig in Dokumentarfilmen, die sich mit dem Tier-und Umweltschutz auseinandersetzen, zu hören. Mutter Erde ist ein großes Anliegen für Sie, oder?
Das ist richtig. Unser Planet ist der einzige, den wir haben. Und wir zerstören ihn munter weiter. Irgendwie schaffen wir es, jedes Tier auf dieser Welt in eine Nahrungsquelle für uns zu verwandeln. Wir müssen damit aufhören und endlich lernen, unsere Erde wieder gesund zu machen.
Sie sind einer der Stars in Hollywood, die immer sehr ausgeglichen wirken, kaum Skandale vor sich hertragen. Was ist ihr Mantra im Leben?
Du musst das Leben so nehmen wie es kommt. Und du darfst deinen Humor dabei nicht verlieren. Das ist wichtig. Nimm dich nicht so wichtig, denn nur der Fantast glaubt, dass sich niemand auch über ihn lustig macht.
In Ihrem Lebenslauf steht, dass Sie sich als junger Mann freiwillig für die Armee gemeldet haben. Eine Entscheidung, die Sie heute bereuen?
Nein, ganz und gar nicht. Es war eine mutige Entscheidung für mich, aber auch eine richtige. In der Armee habe ich Disziplin gelernt und erfahren, was es heißt in einem echten Team zu arbeiten. Und für einige Filme – wie eben auch "Dreamcatcher" – hat die Ausbildung als Soldat ja auch im Show Business geholfen.
Glauben Sie, dass Afro-Amerikaner in den USA heute immer noch doppelt so hart arbeiten müssen, um Erfolg zu haben?
Schwer zu sagen. Ich glaube nicht, dass Erfolg etwas mit der Farbe deiner Haut zu tun hat. Es ist immer noch Amerika. Du kannst es hier schaffen, wenn du bereit bist hart zu arbeiten. Ich bin ja wohl der lebende Beweis dafür.
Denken Sie ab und zu schon einmal an die Rente?
Ich habe einfach noch immer zuviel Spass. Und ich spiele schon jetzt zuviel Solitaire. Ich arbeite gerne. Ich mag die Atmosphäre an Sets, die Kollegen, die jungen Leute um mich herum. Die Arbeit hält mich jung.
Was raten Sie heute jungen Kollegen, die es im Filmgeschäft schaffen wollen?
Durchatmen und den Kurs hart am Wind halten. Unser Geschäft ist kein Sprint, sondern ein langer und sehr zäher Marathon. Du musst bereit sein, Niederlagen einzustecken, und zwar eine ganze Menge. Aber deine Mühe wird, mit etwas Glück, mit einem tollen Projekt belohnt. (fs/ad)
18.09.2014 - Kategorie: Interviews
news
KOMMENTARE
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Gutes Interview und toller Schauspieler. Sehe ich immer sehr gerne.
Danke für das super Interview!
26.09.2014 um 18:26
von gelöscht
#23
Mr. Freemann ist eines dieser ebenso sympathischen wie schauspielerisch begnadeten "Hollywood-Urgesteine", deren Anzahl merklich abnimmt.
Ich schätze ihn in jeder Hinsicht sehr, was auch durch dieses dankenswerte Interview nochmals nachhaltig unterstrichen wird.
Ich schätze ihn in jeder Hinsicht sehr, was auch durch dieses dankenswerte Interview nochmals nachhaltig unterstrichen wird.
einfach ein Schauspiel Gott...egal in welcher Rolle...er kann alles
Ein wirklich lesenswertes Interview, Morgan Freeman ist ein bescheidener wie kluger Mann, zudem sehe ihn auch in Filmen sehr gerne agieren und wenn man seine Meinung zur Rente aufnimmt, wird er uns wohl noch eine Weile im Filmgeschäft erhalten bleiben. Danke für dieses Interview.
Morgan Freeman bereichert jeden Film.Danke für das tolle Interview.
Super Interview. Hat Spass gemacht es zu lesen. Morgan Freeman spielt auch in meinem all time favourite Film "die Verurteilten" mit! Dreamcatcher steht auch ganz oben auf meiner Liste in diesem Monat. Releasekauf!
Klasse Interview. Einer meiner Lieblings-Schauspieler. Herzlichen Dank.
Morgan Freeman ist schon eine echte Institution, so viele geniale Filme wie mit Ihm gibt es nicht von sehr vielen Schauspielern, auch das Interview gefällt mir.
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