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Wolfgang Petersen: "'Das Boot' ist noch heute ein großer Teil von mir"

 
10 Bewertung(en) mit ø 5,00 Punkte
18.07.2014
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Dieser Tage läßt er es eher langsam angehen. Darf man auch mit 73 Jahren. Doch wenn Wolfgang Petersen im kalifornischen Santa Monica zu Starbucks geht und sich dort einen Kaffee abholt, bevor er in sein Büro in der Nähe vom Strand tapert - noch heute, 29 Jahre nach seinem Erfolgs-Film "Das Boot" - wird Petersen oft, auf den auch in Hollywood weiterhin als einer der besten Kriegsfilme aller Zeiten geltenden Spielfilm, angesprochen. Es stört ihn nicht. Im Gegenteil: "Der Film war und ist ein großer Teil von mir, mit ihm werde ich für immer in Verbindung gebracht werden, und das ehrt mich natürlich schon", sagt Petersen. Längst schon hat "Das Boot" diverse Neuveröffentlichungen hinter sich gebracht. Jetzt soll auch die TV-Langfassung am 11. September 2014 im Vertrieb von EuroVideo auf Blu-ray Disc erscheinen (wir berichteten). Bluray-disc.de hat Petersen getroffen und mit ihm über seine außergewöhnliche Karriere in Hollywood und natürlich über "Das Boot" gesprochen. Herr Petersen, es ist wohl fair zu behaupten, dass Sie zu den ganz wenigen Deutschen zählen, die es so richtig geschafft haben hier in Hollywood. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?  Für mich war es erst einmal sehr wichtig, dass ich vorher lange in Deutschland gearbeitet und viele Filme gemacht habe. Als ich mir meine eigene DVD und Blu-ray-Kollektion angeschaut habe, war ich selbst überrascht, wie viele es sind. Wenn ich mir das anschaue, dann sind das 22 DVDs und 35 oder 36 Filme. Ich habe doch sehr viele Filme gemacht in Deutschland in den Siebziger Jahren. Die meisten natürlich fürs Fernsehen. Als ich dann hierher kam, war ich bereit für L.A.. Ich war ein Profi. Es war auch wichtig, dass man eine gute Eintrittskarte hatte. Das war "Das Boot" mit den sechs Oscar-Nominierungen. Die Zeichen standen auf 'sehr gut'. Und das muss man auch nutzen.  Was waren denn die größten Hindernisse? Am Anfang hat es eine ganze Zeit gedauert, bevor es richtig losging. Am schwierigsten war es, das richtige Projekt zu finden. Ich war zunächst hierher gekommen, um einen Film mit Kathleen Turner zu machen. Der hieß "Alicia's Book". Eine Frau in der Hauptrolle. Das reizte mich. Dann musste ich erfahren, wie „slippery“ (= glatt, rutschig) Hollywood ist und dass vieles eben nicht so klappt. Kathleen Turner wurde schwanger, es war alles nicht so richtig seriös. Ich war zuerst ins Haus von Arnold Schwarzenegger in Santa Monica eingezogen. Er hatte uns das damals angeboten. Als das Projekt dann fallen gelassen wurde, sagten meine Frau und ich, dass wir trotzdem hier bleiben wollen, nach dem Motto: 'Jetzt wollen wir es mal wissen'. Sie haben also alles hinter sich gelassen in Deutschland? Am Anfang schon. Es war der Sprung ins kalte Wasser. Da fing dann eine lange schwierige Strecke an. Ich hatte kein Projekt und unendlich viele Meetings. Ich wurde zwar durch "Das Boot" sehr respektiert und ständig eingeladen. Aber es war eben nicht so wie in Deutschland, wo eine Zusage auch eine Zusage ist. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen. Auch hatte ich nicht den richtigen Agenten. Der erste Agent war zu unbedeutend und hatte zu wenig Einfluss. Bis ich zu CAA kam, das dauerte über zwei Jahre. Ich habe zwar gut verdient, aber ich hatte keinen richtigen Film. Ich habe dann "Tod im Spiegel" gemacht, weil ich die Rechte selber besaß. Ein guter Film... Ja, aber der Film lief in Deutschland besser als in den USA. Ich konnte also nicht sagen, 'jetzt habe ich es geschafft'. Es sei denn, man hat auch etwas Glück. In Hollywood fällt einem ja auch einmal etwas in den Schoss, aber eben auch Pech. Glück und Pech liegen hier dicht beieinander. Mein Glück war, dass mir Clint Eastwood das Projekt von "In the Line of Fire" anbot. Ich hatte ihn auf der Schwarzenegger-Party in seinem neuen Haus, die er uns zu Ehren gegeben hatte, schon einmal kennen gelernt. Er war ein großer Verehrer vom "Boot" und wollte gerne einen europäischen Regisseur. Entweder Luc Besson oder Wolfgang Petersen.  Wie sind Sie mit Misserfolgen umgegangen? Schlecht. Ich konnte mich nie so richtig daran gewöhnen. Wenn ich zurückschaue auf "Enemy Mine" und "Tod im Spiegel", dann war das im Nachhinein ganz richtig und der Grund, weshalb die nächsten fünf großen Filme deutlich besser und erfolgreicher wurden. Weil ich erst durch das Tal musste. Wenn man einmal im Tal ist, dann sieht man das natürlich anders und ist ziemlich deprimiert und enttäuscht. Aber durch solche Enttäuschungen müssen wir ja alle durch. Ein Tal zu durchschreiten, ist keine schlechte Vorbereitung, den Berg auch wieder hoch zu kommen. Gibt es da etwas, an das sie sich dann halten, wenn Sie sich in einem Tief befinden? Ich bin nicht einer, der dann sagt: 'Ich will zurück nach Deutschland'. Ich werde noch intensiver und versuche dagegen anzuarbeiten. Auch wenn es lange dauert, bis sich dann etwas tut, aber ich arbeite dagegen an. Es war für mich ein Alptraum, mir vorzustellen, man sitzt hier zweieinhalb Jahre und nichts läuft und dann kommt "Tod im Spiegel" und das war auch kein Erfolg, also jetzt gehe ich wieder nach Hause. Davon hätte ich mich wohl nie wieder erholt. Und mit meiner Frau am Strand spazieren zu gehen und vor sich hin zu jammern, das kommt dann auch schon mal vor. Aber Gott sei dank, dauerte es nicht so lange und "In the Line of Fire" hat dann hier für mich alles gewendet. Clint Eastwood ist ein toller Typ und Gentleman. Er hatte totales Vertrauen. Wie Heimat verbunden sind Sie eigentlich noch? Sehr. Ich fahre immer mal wieder nach Deutschland. Meist nach Berlin, meine Heimatstadt Emden und nach Hamburg. Als Arte und der NDR einen Film über mich und meine Karriere gedreht haben, bin ich auch an die Anfänge meines Wirkens zurückgekehrt. Da wo ich die ersten neun Jahre verbracht habe, in Emden und dann die Filmschule in Berlin, die Film und Fernsehakademie und dann Hamburg. Wo ich meine ersten 8mm Filmchen gedreht habe. Ich habe als Sechzehnjähriger meine ersten Western gedreht. Ich habe einen stärkeren Drang als meine Frau, immer wieder nach Hause zu gehen. Ich brauche das. Welchen Stellenwert hat "Das Boot" noch heute für Sie? "Das Boot" war für mich der erste große Film - ein Welterfolg und durch die Oscar-Nominierungen auch künstlerisch anerkannt. Doch es gibt auch andere Filme, an denen ich sehr hänge, weil ich mit ihnen viel Spaß hatte und die Zuschauer sie liebten. "Reifezeugnis" mit Nastassja Kinski, der für viele der erfolgreichste deutsche Fernsehfilm überhaupt ist, da es keinen Film gibt, der so häufig wiederholt wird. Das war natürlich auch mit der Entdeckung von Nastassja Kinski eine tolle Sache. Dann gibt es eine Reihe von weiteren deutschen Filmen. Drei Tatorte. "Blechschaden", das war mein erster Tatort. Dann, weil es ein Western war und ich ein Western-Fan bin, "Jagdrevier" mit Jürgen Prochnow. Die schöne Schleswig Holsteinische Landschaft war wie gemacht für eine Western-Struktur. Auf jeden Fall müsste man auch "Smog" erwähnen, bei dem Wolfgang Menge das Drehbuch geschrieben hat. Da waren wir unserer Zeit weit voraus. Und von Ihren Hollywood-Produktionen? Von den amerikanischen Filmen war es auf jeden Fall "In the Line of Fire", weil es für mich ein Neubeginn einer erfolgreichen Phase war. Und dann von der Thematik her, da ich das Wasser ja liebe, "Der Sturm", der auf einer wahren Geschichte beruht. Auch "Troja" – vor allem der Director's Cut. Auf den bin ich besonders stolz. Der war so, wie der Film hätte sein sollen. Was Gewalt, Erotik und auch die Länge angeht, muss man bei derartigen Budgets zu Recht ein paar Kompromisse eingehen. Auf jeden Fall kann man jetzt meine Version auf Blu-ray und DVD sehen. In den letzten Jahren hören wir weniger von Ihnen. Denken Sie über die Rente nach? (lacht) Ich glaube nicht, dass man als Regisseur sagen kann: 'Jetzt hör ich auf und mache nur noch meinen Garten'. Die Frage kommt natürlich immer häufiger, je älter man wird. Ich schaue da lieber auf Clint Eastwood. Der ist ja wesentlich älter. Wenn ich einmal physisch nicht weitermachen kann, kann man ja immer noch produzieren. Sie wollen also nicht alles hinwerfen und einen Segeltörn um die Welt machen? Reisen muss sein, immer wieder Deutschland tanken ist wichtig. Ich komme ja auch durch das Filme machen viel in der Welt herum. Aber so einen Traum habe ich eigentlich nicht. Was mich wirklich glücklich macht, das ist der kreative Teil des Filmemachens. Wie war es eigentlich in Ihrer Anfangsphase, welche Hindernisse gab es da? Hatte Ihre Familie sich vielleicht etwas anderes vorgestellt? Von der Familie auf jeden Fall. Ich kam ja aus einer Kaufmannsfamilie in Hamburg, die mit Kunst und Kreativität und Filmemachen gar nichts zu tun hatte. Die haben das gar nicht verstanden. Meine Mutter wollte ja immer unbedingt das ich ein Syndikus bei einer Reederei werde. Aber als ich dann so besessen war und seit meinem zwölften Lebensjahr nichts anderes im Kopf hatte als Filme zu drehen, dann hat sie es unterstützt. Gab es einen Film oder Regisseur, der Sie in Ihrer Schaffensphase beeindruckt hat? Meine beiden Leitsterne waren Francois Truffaut und Roman Polanski. Zwei Regisseure, die ja eigentlich sehr unterschiedlich sind. Der eine leichter und der andere doch sehr dark und skurril, absurd. Aber beide hatten mich fasziniert. (avr/fs)
Wolfgang Petersen Filme auf Blu-ray Disc (Auswahl):
18.07.2014 - Kategorie: Interviews

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KOMMENTARE

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Danke für das tolle Interview!
gelöscht
27.07.2014 um 21:29
von gelöscht
#30
Sehr sympathisches Interview. Danke dafür :-)
Pandora
21.07.2014 um 09:35
#29
Ein tolles Interview mit Wolfgang Petersen, den ich für einen der großen deutschen Regisseure der Nachkriegszeit halte.
cheesy
21.07.2014 um 06:08
von cheesy
#28
Erst letzte Woche wieder "Das Boot" auf BD angeschaut. Einfach ein extrem intensiver und packender Kriegsfilm mit krassem Ende. Der wohl immer noch beste deutsche Film überhaupt.
Jori68
20.07.2014 um 13:34
von Jori68
#27
ich hab den Film einmal gesehen und fand ihn so öde... nicht meins
gelöscht
20.07.2014 um 09:22
von gelöscht
#26
Hab "Das Boot" nie wirklich richtig gesehen, sollte ich vielleicht mal nachholen. Aber Air Force One hat mir gefallen.
puma
20.07.2014 um 02:43
von puma
#25
Ich könnte mir immer wieder "Der Sturm" anschauen. Der hat so eine tolle Meer-Atmosphäre, die ich einfach mag. Und "Das Boot" ist natürlich der beste deutsche Film schlechthin!
Razor73
19.07.2014 um 22:40
#24
Interessantes Interview, besonders die Hollywood-kritischen Spitzen ;)

In the Line of Fire ist mMn die Nr 1 seines Schaffens, gefolgt von das Boot.
Poseidon und Air Force One unterhalten ganz gut, auch wenn es sich hier eher um Popcornkino handelt...
EnZo
19.07.2014 um 15:39
von EnZo
#23
"Das Boot" ist genau der eine Film von Peterson den ich sterbenslangweilig finde.
Dafür habe ich aber gute erinnerungen an die übrigen Filme und fände es gut wenn er mal wieder auf dem Regie Stuhl Platz nehmen würde.
Beastbox
19.07.2014 um 13:17
#22
Super Interview mit Wolfgang Petersen. Er ist wirklich einder der besten Regisseuren der Welt. Ich mag fast alle Filme von Ihm.
garfield
19.07.2014 um 11:23
#21
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30 Kommentare