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Clint Eastwood: "Alter wird in Hollywood nicht wirklich respektiert"
23.06.2014
Kaum ein Name verkörpert mehr Hollywood-Legende als Clint Eastwood. Seit den 60er Jahren schreibt der mittlerweile 84-jährige Amerikaner Filmgeschichte. Zunächst in den Spaghetti-Western von Sergio Lenoe, später als "Dirty Harry" und oscargewinnender Regisseur.
Keine Frage, ein Hollywood ohne Eastwood wäre wie ein Kühlschrank ohne Bier. Dass Eastwood auch noch ein begnadeter Komponist und Jazz-Kenner ist, wird dabei oftmals noch unter den Teppich gekehrt. Im August plant nun Universal Pictures eine echte Blu-ray-Überraschung für alle Eastwood-Fans. Am 7. August nämlich kommt die “Clint Eastwood Collection” auf den Markt.
In der Box wird Eastwood's Regiedebüt aus dem Jahr 1971, "Sadistico", zu finden sein - wie auch die Filme "Begegnung am Vormittag" und "Im Auftrag des Drachen" und "Betrogen". Auch "Ein Fressen für die Geier" ist in der Box enthalten. Insgesamt sollen sechs Eastwood-Filme in dem Blu-ray-Set untergebracht werden.
Bluray-disc.de hatte die Gelegenheit, mit dem Mega-Star in New York zu sprechen. Anlass war sein neuer Film “Jersey Boys”, der in diesem Sommer in die US-Kinos kommt. Bei dem Musical führte Eastwood erneut Regie, ist aber auch in einer kleinen Gastrolle zu sehen.
Mr. Eastwood, “Jersey Boys” ist ein Musical auf dem Broadway, das sehr erfolgreich läuft. Warum ausgerechnet dieses Thema als Hollywood-Film?
Ich wollte unbedingt mal mein Glück mit einem Musical versuchen. Mir wurde das Manuskript schon vor ein paar Jahren zugeschickt. Dann blieb es eine zeitlang liegen, bevor ich es wieder in die Hände genommen habe. Ich habe mir “Jersey Boys” auf dem Broadway angeschaut und war begeistert. Es war eine neue Herausforderung für mich.
Sie sind nicht gerade als jemand bekannt, der Musicals macht, sondern eher jemand, der im Kino mit Blicken einschüchtert. Werden Sie auf ihre alten Tage noch weich?
(lacht). Bin nicht sicher, ob ich “weich” werde, aber ich bin immer schon jemand gewesen, der sich geschworen hat, sich weiterentwickeln zu wollen im Leben. Das hat sich bis heute nicht geändert. Stillstand ist nicht gut. Ich habe immer dazulernen wollen. Das hält mich jung.
Machen Sie deshalb mit 84 Jahren weiterhin Filme?
Es ist relativ einfach zu erklären. Sie haben mich bislang noch nicht aus der Stadt gescheucht. Aber ich gebe gerne zu, dass es heute nicht mehr besonders einfach ist, Filme zu machen. Es werden einem heute viele Steine in den Weg gelegt.
Sie wollen uns sagen, dass Clint Eastwood Schwierigkeiten bekommt, wenn er ein Projekt anleiern möchte?
Der Name oder die Erfolge der Vergangenheit spielen in Hollywood nur eine bedingte Rolle. Hollywood wird von Geld und jungen Männern in dunklen Anzügen regiert. Die wollen meist nur Franchises produzieren, die das große Geld versprechen.
Wieviel “Dirty Harry” steckt heute noch in Ihnen?
Ich weiß nicht, ob Dirty Harry jemals in mir steckte. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich dabei um einen fiktiven Charakter gehandelt hat. Ich laufe ja nicht durch die Gegend und entledige mich derer, die ich nicht leiden kann.
Hat Hollywood heute den Respekt für die ältere Generation verloren?
Das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass gerade in Amerika eine Gesellschaft existiert, die sehr von der Jugend abhängt. Das Alter wird nicht besonders respektiert. Gerade in meiner Industrie geht es immer darum, das nächste große Ding zu finden, den nächsten großen Star. Und ich bin mit Sicherheit nicht mehr das nächste "große Ding". Ich bin ein Dinosaurier.
Sie waren schon immer ein großer Musikfan. Wie wichtig ist gute Musik in einem Kinofilm?
Das Salz in der Suppe, das notwendige Gewürz! Absolut wichtig. Musik unterstützt die Gefühle, die die Bilder erzeugen. In all meinen Filmen war mir immer wichtig, dass wir einen guten Soundtrack machen.
Sie werden mit einer Blu-ray-Kollektion geehrt in diesem Sommer. Es sollen wohl sechs ihrer Filme in dieser Sonder-Edition auf den Markt kommen. Freut Sie das?
Mich freut das für die Fans, die die Filme vorher vielleicht noch nie gesehen haben. Somit erhalten junge Generationen einen Einblick auf Fime, die qualitativ hochwertig waren. Blu-ray wie auch DVD sind außerdem tolle Werkzeuge für junge Filminteressierte, alte Techniken zu studieren. Ich bin nämlich der Meinung, dass alles irgendwann einmal zurückkehrt. Ob es nun Erzähltechniken oder auch gewisse Einstellungen sind.
Und Blu-ray kann dabei helfen?
Nicht unbedingt die Technologie, aber allein die Tatsache, dass alte Filme jetzt noch einmal für Home Entertainment neu aufgelegt werden, ist schon toll. Und lockt hoffentlich eine ganz neue Generation von Filmfans an.
Wollten Sie eigentlich immer schonmal ein Musical machen?
Ich habe mal drüber nachgedacht, “A Star is Born” neu aufzulegen. Ich war immer ein echter Fan von dem Musical. Aber das Studio, das ich angesprochen hatte auf dieses Projekt, hatte keine Lust auf die Umsetzung. Ich träume aber weiter davon, es irgendwann noch einmal umzusetzen.
Wie haben Sie sich als Filmemacher in den letzten Jahren von "Unforgiven" über "Million Dollar Baby" und "Gran Torino" bis "Trouble with the Curve" als Filmemacher weiterentwickelt?
Ich glaube, dass ich heute ein noch besseres Auge für Nuancen entwickelt habe. Das ist wichtig beim Drehen. Du musst die Kleinigkeiten entdecken, die den Unterschied ausmachen können in einer emotionalen Situation. Das kann ein Blick sein, ein kurzes Einatmen, ein Zögern. Geduld ist ein Faktor, der von vielen Filmemachern unterschätzt wird.
Gehen Sie heute nur noch Projekte an, die Ihnen Spass machen?
Das kann ich mit einem deutlichen Ja beantworten. Ich lasse mich nicht mehr für Projekte einspannen, die nur noch an meine Person gebunden sind. Ich muss meine Visage nicht mehr ständig auf der Leinwand sehen. (fs/ad)
23.06.2014 - Kategorie: Interviews
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