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Ben Burtt: "Das Ohr ist ein tolles Instrument"
25.02.2014
Burtt findet seine Geräusche überall. Das Knirschen der Kaffeemühle am Morgen kann ihn, so sagt er selbst, genauso inspirieren wie die quietschenden Reifen seines alten Honda Civics. Das Quietschen fand seinen Weg in einen der "Indiana Jones"-Filme.
In vielen Filmen verwendete Burtt den sogenannten Wilhelmsschrei, den Schrei eines Mannes aus einer kommerziellen Tondatenbank. In zwei "Star Wars"-Episoden hatte Burtt gar eine kleine Komparsenrolle: in "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" spielte er einen Offizier des Imperiums, der von Han Solo von einer Balkonbrüstung geworfen wird. In "Die dunkle Bedrohung" erscheint er am Schluss im Hintergrund. Seine letzte Oscar-Nominierung brachte Burtt das Sound-Design in "Wall E – Der Letzte räumt die Erde auf" 2009 ein.
Als er von J.J. Abrams, Hollywoods neuem "Wunderkind", angerufen wurde, um ihm mit neuen Sound-Effekten für den Streifen "Star Trek Into Darkness" auszuhelfen, wäre er fast nicht mit an Bord gegangen. "Ich war ein großer Fan der Original-Serie, das war mein Baby, ich hatte kein großes Interesse an einem Reboot", so Burtt. Aber er war zu dem Zeitpunkt der Vorproduktion gerade in Los Angeles, erzählt er weiter, und "so habe ich bei denen vorbeigeschaut, um ein paar Vorschläge zu machen", erinnert sich Burtt.
Wenig später hatte Burtt mehr als 1.500 neue Geräusche für Abrams kreiert und darauf geachtet, "die alten Sounds aus den 60er Jahren mit modernen Geräuschen zu vermischen". Da war er wieder, der "organische Ansatz", der für Burtt, der heute die meiste Zeit in seinem Haus in der Bay Area in Marin County verbringt, so wichtig ist.
Auch wenn sich Ben Burtt langsam aber sicher dem Rentenalter nähert und einige gesundheitliche Probleme in den letzten Monaten seine Mobilität etwas eingeschränkt haben, mischte er auch im vergangenen Jahr immerhin noch bei drei Hollywood-Filmen mit: "Lincoln (2012)", "John Carter – Zwischen zwei Welten" und "Red Tails".
Das "Sound Business" von heute habe sich enorm verändert, sagt Burtt, als er die Schreibtischschublade aufmacht und nach einem Blatt Papier sucht. "Mein Passwort für den Computer", sagt er. "Habe ich auf Papier gekritzelt, damit ich es nicht vergesse", fährt er fort.
Natürlich nutzt auch der Veteran die moderne Computertechnologie. "Es ist unfassbar, was wir mittlerweile im Computer für Geräusche erzeugen können", sagt er. Doch die Stirn krauselt und er rudert ganz offensichtlich in Gedanken zurück. "Dennoch, die jungen Leute sollten nicht vergessen, dass sie jeden Tag in der wirklichen Welt von unendlich vielen Geräuschen umgeben sind. Alles ist Sound. Von dem Moment an da wir aus dem Bett steigen und die Dusche anstellen. Bis zu jener Stunde, da wir das Licht ausmachen und in der Stille liegen."
Der Altmeister fordert von seinen Studenten, wenn er mal wieder an der Uni in Stanford oder seiner Alma Mater an der University of Southern California (USC) einen Gastvortrag hält, dass "die Kids rausgehen in die Natur, die Augen zumachen und lauschen." "Das Ohr ist ein tolles Instrument. Du musst nur den richtigen Weg finden, es zu filtern und für dein Projekt einzusetzen. Das ist alles", sagt der "Sound-Whisperer", als sei das Geschäft mit Geräuschen so einfach wie das Verkaufen von Schuhen.
Dieser Tage geht Burtt immer noch gerne mit seinem alten Kassettenrekorder in die Hügel von San Francisco und nimmt Geräusche auf. Wind, Autos, das Zirpsen von Grashüpfern. Unlängst begegente er bei einem seiner Ausflüge eine Gruppe von jungen Google-Mitarbeitern, die neue digitale Aufnahmegeräte ausprobierten.
Als sie Burtt mit seinem alten Rekorder entdeckten, kam es, so sagt er selbst, zu einem "wundersamen Austausch". Die jungen "Googler" staunten Bauklötze, als sie den Rekorder sahen. "Geradezu so, als hätten sie just einen Dinosaurier entdeckt", so Burtt, der sich ohne Zögern die Zeit nahm, sein Gerät den Teens zu erklären.
Als ihn einer aus der Gruppe fragte, was er denn mit den Geräuschen anfangen würde, die er an diesem sonnigen Tag in der Bay Area aufnehmen würde, erwiderte Burtt mit seiner ruhigen und verständnisvollen Stimme: "Die wandern alle in einen kleinen aufgeschnittenen Schuhkarton." – Was er nicht verriet: Sie landen nur solange in dem Karton bis ein Steven Spielberg oder ein J.J. Abrams anruft und nach dem "Sound-Whisperer" verlangt.
Teil 1: Ben Burtt ist Hollywoods letzter Sound-Flüsterer
(fs)
25.02.2014 - Kategorie: Hollywood
news
KOMMENTARE
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Ein sehr interessanter und informativer Artikel. Liest sich echt gut.
Vielen Dank dafür.
Vielen Dank dafür.
Liest sich genauso gut wie der Vorgänger! Klasse! :)
27.02.2014 um 20:45
von gelöscht
#16
Und wieder ein sehr interessanter Bericht über den begnadeten Soundmagier Ben Burtt. Vielen Dank...
Danke für den schönen und interessanten Artikel.
Viel Kinder wissen auch nicht mehr was ein Kassettenrekorder ist.
Viel Kinder wissen auch nicht mehr was ein Kassettenrekorder ist.
Kannte den bisher noch gar nicht - scheint ja aber eine absolute Ikone zu sein.
Sehr schöner Beitrag. Ist schon toll was Burtt noch alles mit konventionellen Mitteln erreichen kann.
Ein wirklich mehr als wahres Wort, wenn wir nur noch mit Maschinen arbeiten würden und unsere menschlichen Emotionen und Empfindungen außen vorlassen gäbe es überhaupt keine Individualität mehr.
Super Artikel. Hier hab ich jetzt einiges erfahren was ich bisher net kannte. Das ohr ist echt ein tolles instrument, solange es einwandfrei läuft :D
Klasse geschrieben Dankeschön ! Die Gesichter kann ich mir gut vorstellen "was ist das denn ?" Cool
"Alles ist Sound." - klingt fast, wie ein Zitat von Kraftwerk :-).
Grandiose Fortsetzung dieser Newsreihe, die hochinformativ und kompetent verfasst ist.
Burtt ist überdies tatsächlich ein Visionär und überaus sympathisch - Danke für diesen hochinteressanten Newsbeitrag!
Grandiose Fortsetzung dieser Newsreihe, die hochinformativ und kompetent verfasst ist.
Burtt ist überdies tatsächlich ein Visionär und überaus sympathisch - Danke für diesen hochinteressanten Newsbeitrag!
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