Man mag es kaum glauben, aber die kanadische Prog Rock Gruppe Rush besteht nun seit über 40 Jahren in unveränderter Besetzung aus Geddy Lee am Gesang, Bass und den Keyboards, Alex Lifeson an der Gitarre und dem Gesang und Neil Peart am Schlagzeug. Anlässlich dieses Jubiläums hat man sich, wie bereits 10 Jahre zuvor, auf eine spezielle Tour begeben, um dies mit einer entsprechenden Setlist zu feiern. Das Resultat wird nun in Form der Live-Blu-ray „R40 live“ auf den Markt gebracht.
Story
Für diese Veröffentlichung wurden die beiden ausverkauften Gigs in Torontos "Air Canada Centre", am 17.06. und 19. 06.2015 aufgezeichnet und zeigt dabei, dass die Band selbst nach über 40 Jahren noch tight zusammen spielt. Zugegeben: Geddy Lee trifft nicht mehr alle Töne einwandfrei und klingt gerade in höheren Regionen doch etwas unsicher und auch ein Neil Peart haut einmal daneben („YYZ“; was aber gekonnt umspielt wird), aber davor ist absolut keine Band der Welt gefeit.
Denn abgesehen davon wird der Fan mit einer einzigartigen Setlist belohnt, die in entgegengesetzter chronologischer Reihenfolge die Geschichte der Band erzählt und dabei bei „Clockwork Angels“ beginnt und mit dem selbstbetitelten Debutalbum „Rush“ aufhört.
Rush haben bei der Song Auswahl definitiv vieles richtig gemacht. „Jacob's Ladder“ wurde nach 35 Jahren mal wieder ausgegraben, während das unterbewertete „Losing it“ (sogar mit Ben Mink an der Violine!) und „How it is“ bis dato noch nie live gespielt wurden. Zudem wurden die Songs „What You're Doing“ und „Lakeside Park“ zuletzt in den 70ern gespielt und auch die Stücke „Cygnus X-1 Book II: Hemispheres Part I: Prelude“ oder „2112 Part IV: Presentation“ sind lange nicht mehr live gespielt worden, während „Animate“ (in der Originalfassung) und „Roll the Bones“ zuletzt 2004 dargeboten wurden.
Allerdings ist die Idee der chronologischen Reihenfolge nicht konsequent umgesetzt worden, denn leider hat man sich Alben wie „Test for Echo“ (z.B. „Driven“, „Resist“,…), Presto („Show don´t tell“, „The Pass“, „Red Tide“…), „Hold Your Fire“ („Time stands still“ mit Aimee Mann drängt sich da förmlich auf), und „Power Windows“ („Manhattan Project“, „Marathon“, „Middletown Dreams“,…) überhaupt nicht gewidmet, während die beiden letzten Alben sowie „Moving Pictures“, „Permanent Waves“, „A Farewell to Kings“ und das Debut „Rush“ doppelt oder gar dreifach berücksichtigt wurden. Auffällig ist dabei, dass gerade die bei den Fans der Frühwerke verschrienen Synthesizer lastigen 80er Jahre Alben ignoriert wurden. Schade, aber so wird diese Aufnahme zu einer zwar herausragenden aber leider nicht perfekten Live-Veröffentlichung.
Dabei haben sich Rush auch optisch eine Menge Mühe gegeben und begeistern ihre Zuschauer mit einer Menge Gagdets. Wie auch die Songauswahl verändert sich das Bühnenbild entsprechend der gerade aktuellen Zeitebene. Während also zu Beginn noch gigantische Setdekos und Pyro und Licht Effekte vorherrschen, passt sich das von Song zu Song an, bis zum Schluss die Bühne einer nachgebauten Schulsporthalle gleicht inklusive einem auf einem Stuhl stehenden kleinen Bassamp. Grandios, originell und typisch Rush eben!
Bildqualität
Das Bild (1,78:1) bedient die aktuell hohen Standards bei Live-Konzert Aufnahmen, so dass nur wenige Beeinträchtigungen das Auge stören. Dazu gehören lediglich einige weichere Darstellungen, vereinzelt nicht optimale Kontrasteinstellungen sowie in wenigen Momenten leichtes Rauschen. Abgesehen davon ist die Darstellung allerdings wirklich hervorragend ausgefallen. Gerade die Schärfe befindet sich nahezu durchweg auf einem sehr hohen Niveau, so dass in Zusammenspiel mit dem bis auf wenige Ausnahmen ansonsten ausgewogene Kontrast sowie natürlichen und kräftigen Farben häufig eine schöne Plastizität entsteht. So macht das Konzerterlebnis auch im Heimkino Spaß.
Tonqualität
Der Ton wurde verlustfrei komprimiert sowohl in DTS HD Master Audio als auch in Dolby TrueHD in 5.1 Surround und 2.0 Stereo auf die Disc gepackt und sondert sich somit von den üblichen Codecs bei Live-Veröffentlichungen ab. Empfehlenswert ist einer der beiden Surroundfassungen, nicht nur weil dieser aufgrund der Surround-Abmischung eine authentischere Live-Atmosphäre erzeugt, sondern auch einen ausgewogeneren Klang bietet. In diesem Fall klingen auch die Bässe prägnanter aber dennoch nicht zu dominant. Allerdings ist der Mix nicht sonderlich ausgewogen, da gerade die Hintergrundinstrumentierung nicht sonderlich präsent klingt und dabei etwas von Gitarre, Bass, Drums und Gesang übertönt wird.
Ausstattung
- Bonussongs in HD
- One Little Victory (ca. 7 min.)
- Distant Early Warning (ca. 6 min.)
- Red Barchetta (ca. 7 min.)
- Booklet
Fazit
Wie aus dem Hause Rush gewohnt, ist die technische Umsetzung alles andere als schlecht, auch wenn mehr oder weniger Abstriche hingenommen werden müssen. Beim Bild gibt es allerdings nur wenig zu beanstanden, da hier eine wirklich sehr gute Schärfe und satte Farben geboten werden. Der Ton wird natürlich wiedergegeben, wobei letztendlich der rockige Mix nicht alle Instrumente gleichermaßen zur Geltung bringt. Beim Bonusmaterial wurde bei dieser Veröffentlichung leider gegeizt, so dass der Fan mit lediglich 3 Bonussongs auskommen muss.
Momentan bleibt es noch offen, ob Rush mit den R40 Konzerten ihre Abschiedstournee gespielt haben, oder die Band ihren Fans auch weiterhin aktiv erhalten bleibt. Bis es zu einer finalen Aussage kommt heißt es zumindest Geduld üben, wobei man sich bis dahin mit der Blu-ray Rush – R40 live trösten kann, die deutlich macht, dass das Trio auch nach 40 Jahren noch die Bühne rockt. (sah)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX 55CWX704
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 & Dali Vocal / Rear: Dali Zensor 1