In den 1990er Jahren gehörte Francis Ford Coppolas Neffe Nicolas Cage zu den großen Stars des Actionkinos. Mit Filmen wie The Rock, Con Air und Face/Off konnte er sich auf dem hart umkämpften Action-Markt etablieren. In letzter Zeit fand man den smarten Sonnyboy mit dem „Ich bin Schuld“-Blick allerdings immer häufiger in Streifen von eher umstrittener Qualität wieder, die offenkundig nur dem Zweck dienten, den immensen Schuldenberg abzutragen, den Cage im Laufe der Jahre angehäuft hatte. Nun bringt Ascot Elite das neueste Werk des Regisseurs Paco Cabezas auf den deutschen Blu-Ray-Markt, mit Nicolas Cage in der. Die Frage, ob Cage wieder zu alter Form zurückgefunden oder sein Talent für eine weitere überflüssige B-Produktion hingegeben hat, soll dieses Review klären.
Story
Paul Maguire (N. Cage) ist ein angesehener Geschäftsmann mit einer Vorzeigefamilie. Allerdings war das nicht immer so, denn Maguire gehörte einst einer Verbrecherorganisation an und hält einige Geheimnisse in seiner Vergangenheit unter Verschluss. Diese holen ihn allerdings ein, als seine Tochter entführt und mit einer Tokarev TT33 hingerichtet wird – der Lieblingswaffe der Russenmafia. Außer sich vor Wut macht er sich auf den Weg, um die Mörder zu finden und zur Strecke zu bringen.
Nicolas Rage, Verzeihung, Cage versucht offenbar mit Tokarev an die früheren Action-Kracher seiner Vita anzuknüpfen. Die Faust- und Messerkämpfe des in die Jahre gekommenen Mimen wirken angesichts seiner ansonsten eher zurückhaltenden Persönlichkeit zwar ein wenig deplatziert, aber rein actiontechnisch gibt es hier kaum etwas zu meckern. Hin und wieder sorgen sogar ein paar flotte Sprüche für einige Lacher, welche die ansonsten recht ernste Handlung auflockern. Fast möchte man meinen, der Film ist eine Art Bewerbungsvideo für Expendables 4, denn in Punkte Brutalität und Durchschlagskraft kann Cage durchaus einen gewissen Achtungserfolg für sich verbuchen. Und mit seinen inzwischen 50 Lenzen hat der gute Nicolas schließlich auch das entsprechende Alter für „Sly‘s Army“ erreicht. Also, die Action stimmt schon mal – wie sieht es mit der Handlung aus? Die erinnert anfangs stark an Genrevertreter wie z.B. 96 Hours, erfährt allerdings rasch eine Wende und entwickelt sich zu einem Rache-Thriller. Klar, der ein oder andere Logikfehler erschlägt einen förmlich mit dem Zaunpfahl, aber alles in allem bietet Tokarev solide und spannende Unterhaltung die wesentlich besser strukturiert ist, als man eingangs vielleicht befürchten würde.
Action satt, ein akzeptables Maß an Spannung und ein endlich wieder gefälliger Nicolas Cage: So macht Action-Kino Spaß. Dass Cage in einigen Szenen ein wenig unrealistisch rüberkommt, mag man dem Streifen da noch verzeihen. Auch die wenigen Längen, die sich hin und wieder einschleichen, dürften angesichts der ansonsten recht straffen Inszenierung von den meisten als halb so wild angesehen werden. Ein wenig tragisch ist hingegen das Danny Glover als alternder Cop (der eigentlich schon vor 16 Jahren „zu alt für so’n Scheiß war) etwas zu kurz kommt. Auch die anderen namhaften Co-Stars wie Peter Stormare und Rachel Nichols geraten in Cages Rachefeldzug ein wenig ins Hintertreffen. Schade, immerhin hätte man mit Glover als misstrauischem aber gesetzestreuen Polizisten einen weiteren interessanten Gegenspieler ins Feld führen können, aber hier wurden sämtliche Chancen verschenkt. Zum Schluss erfährt die Story noch eine relativ überraschende Wende, welche dem Film im Nachhinein eine bittere Note verleiht. Zwar entstehen dadurch weitere Logikfehler, aber hey – welcher Actionfilm hat die nicht? Andererseits sorgt das Finale dafür, dass sich der ein oder andere Zuschauer unweigerlich die Frage nach dem Sinn und Unsinn von Maguires Rachefeldzug stellt, wodurch der Streifen sogar unter Umständen noch zusätzlich an Tiefgang gewinnt.
Bildqualität
- sehr gute Schärfe mit hohem Detailgrad, speziell in Nahaufnahmen
- saubere Farben und tiefer Schwarzwert
- glasklare Bilder, keinerlei Störfaktoren, kein Filmkorn
- einige wenige weichere Sequenzen in der Halbtotalen
- bei schnellen Bewegungen zieht das Bild minimal nach
Tonqualität
- jederzeit klar verständliche Dialoge
- satte Musikeinspielungen, insbesondere während der Actionsequenzen
- stellenweise grandioses Effektgewitter
- toller Raumklang mit guter Signalortung
Ausstattung
- Audiokommentar mit Regisseur Paco Cabezas
- Deutscher und Originaltrailer
- 6 Entfallene Szenen (22:22 Minuten)
- Interviews (36:18 Minuten)
- B-Roll (30:59 Minuten)
- Trailershow
- Wendecover
Fazit
Optisch sauber mit scharfen Bildern und mit einer tollen Soundkulisse kann der Streifen technisch absolut überzeugen. Hier gibt es nur minimale Beanstandungen, die den Gesamteindruck aber nur wenig beeinträchtigen. Das Bonusmaterial wartet mit einigen Hintergrundinformationen und zusätzlichen Szenen auf und lediglich deutsche Untertitel für den Audiokommentar fehlen hier noch. Der Film bietet solide Action-Thriller-Kost mit einem Nicolas Cage der fast zu alter Qualität zurückgefunden hat. Vor allem das überraschende Ende und die anschließend aufgeworfenen Fragen die sich der Zuschauer stellen mag machen den Film auch über seine Laufzeit hinaus zu einem interessanten und sehenswerten Genrebeitrag. Gar nicht schlecht, Mr. Cage! (ms)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP: Samsung HT-E4500
Boxen: Samsung HT-E4500, 5.1 3D-Dolby Surround System