Mit Pain & Gain legt Regisseur Michael Bay zwischen zwei Transformers-Filmen das vor, was der Blockbuster-Macher unter einem „kleineren“ Projekt versteht. Für rund 26 Mio. US-Dollar liefert er mit Mark Wahlberg und Dwayne Johnson in den Hauptrollen eine düster-humoristische Satire auf den amerikanischen Traum ab, die nun erstmals in Deutschland auf Blu-ray erscheint.
Story
Die unterbelichteten Bodybuilder Daniel Lugo (M. Wahlberg), Paul Doyle (D. Johnson) und Adrian „Noel“ Doorbal (A. Mackie) greifen in Miami nach dem amerikanischen Traum. Lugo ist ein erfolgreicher Fitnesstrainer auf dem Höhepunkt seiner körperlichen Kondition und will doch mehr. Er will an die Speerspitze der High Society. Gut, dass der Millionär Victor Kershaw (T. Shaloub) zu seinen Kunden zählt. Gemeinsam mit seinen beiden Freunden Paul und Adrian entführt er Victor und zwingt ihn, sein gesamtes Vermögen auf die Bodybuilder zu übertragen. Doch keine böse Tat bleibt ungesühnt und so sinnt Victor rasch auf Rache.
Pain & Gain ist sowohl eine Crime-Story als auch eine schwarzhumorige Satire auf den amerikanischen Traum. Obwohl der Film auf wahren Ereignissen um die in der Realität wesentlich skrupellosere Sun Gym Gang basiert, nimmt sich Bay einige Freiheiten heraus. Das ist angesichts der stellenweise arg brutalen Thematik zwar diskussionswürdig, aber wohl notwendig, um die Protagonisten wenigstens im Ansatz sympathisch zu machen. Viel verdankt der Regisseur dabei seinen Darstellern, welche die ironische Note der Geschichte besonders gekonnt zum Leben erwecken. Wahlberg zeigt ähnlich wie in Ted, dass ihm derbe Komödien mindestens genau so gut liegen wie Actionfilme. Eine große Überraschung ist aber vor allem Dwayne Johnson. Der Wrestler liefert darstellerisch die wohl vielseitigste Leistung des Casts ab und pendelt zwischen sympathischer Naivität und beinahe verstörender Geisteskrankheit.
Michael Bay wäre allerdings nicht Michael Bay, wenn er sich an einigen Stellen nicht vergreifen würde. Statt den schwarz-ironischen Humor für sich stehen zu lassen, schlägt er oftmals über die Stränge und findet sich in den gleichen Holzhammer-Gefilden wieder, die schon zu den Schwachpunkten der Transformers-Reihe zählten. Auch Bays Vorliebe für testosterongetränkte Kamerafahrten, die wahlweise die Muskelberge der Hauptdarsteller oder die Rundungen der weiblichen Nebenfiguren betonen, sind nicht jedermanns Sache. Genau solche Dinge sind es, die die Spielzeit von über 130 Minuten zu verschulden haben. 100 Minuten wären völlig ausreichend gewesen. Trotzdem zählt Pain & Gain zu Bays vielseitigeren Filmen und gefällt als leichte, für den Regisseur ungewöhnlich ironische Unterhaltung sehr gut. Sollte Bay diese Ironie auch in seinen nächsten Transformers-Film hinüberretten, hätte sich dieses Experiment bereits gelohnt.
Bildqualität
Michael Bay steht für visuelle Perfektion und dem wird Pain & Gain in HD voll und ganz gerecht. Typisch für den Regisseur, regiert eine sehr warme Farbgebung mit leichtem Rotstich und steilen Kontrasten. Gedreht mit digitalen Kameras, glänzt Filmkorn durch Abwesenheit. Schärfe und Detailgrad sind referenzwürdig, so dass man jede kleine Bartstoppel in Johnsons Gesicht und jede pulsierende Ader in Wahlbergs Muskelbergen erspäht. Visuell eignet sich Pain & Gain damit Bay-typisch als Demomaterial für jedes Heimkino.
Tonqualität
Während sich der Originalton in DolbyTrue HD 7.1 aufpumpt, liegt die deutsche Synchronisation in Dolby Digital 5.1 vor. Auch diese ist aber äußert kräftig und hebt vor allem den pulsierenden, beatlastigen Soundtrack hervor, welcher den Subwoofer fordert. Die Dialoge sind dennoch immer sehr gut verständlich und im Deutschen noch etwas mehr hervorgehoben als in der Originalspur. Auch Umgebungsgeräusche lassen sich sehr gut im Klangbild orten und verfügen, wenn beispielsweise Pistolenschüsse ertönen, über das nötige Gewicht. Summa summarum liegt eine Tonspur vor, welche eines aktuellen Blockbusters würdig ist.
Ausstattung
Auf der deutschen Blu-ray finden sich sämtliche Extras (komplett in HD) der amerikanischen Special Edition. „Top Spiel: Michael Bays Pain & Gain“ (ca. 8:30 Min.) zeigt wie Bay an die für seine Verhältnisse „kleine“ Produktion herangegangen ist und dennoch seinen typischen Hochglanz-Stil beibehält. „Nach einer wahren Geschichte“ (ca. 11 Min.) erzählt von der wahren Sun Gym Gang und der Umsetzung im Film. Drei weitere Beiträge beschäftigen sich spezifisch mit den drei Hauptfiguren und den Schauspielern Wahlberg, Johnson und Mackie (insgesamt ca. 15 Min.). Auch der fiktive Millionär Victor Kershaw und sein Darsteller Tony Shaloub erhalten einen eigenen Beitrag (ca. 6 Min.). Zwei weitere Boni beleuchten die Locations (ca. 9 Min.) sowie die Rolle der Gesetzeshüter im Film (ca. 9 Min.).
Fazit
Pain & Gain liefert die visuelle Perfektion, die man von einem Michael Bay Film erwartet. Warme Farbgebung mit steilen Kontrasten und Schärfe auf Referenzniveau. Auch der für eine Crime-Komödie extrem druckvolle Ton verrät die Action-Wurzeln des Regisseurs. Leider verzettelt sich das Bonusmaterial in zu vielen zu kurzen Schnipseln und könnte mehr in die Tiefe gehen. Trotzdem lohnt sich der Blick hinter die Kulissen. Pain & Gain ist mit seinen 26 Mio. US-Dollar Produktionskosten für Michael Bay „Low Budget“. Die freie Adaption realer Ereignisse um die Sun Gym Gang ist eine Satire auf den amerikanischen Traum, die man dem auf Action abonnierten Regisseur in dieser Form kaum zugetraut hätte. Manchmal kommt zwar Bays Hang zum Holzhammer-Humor durch und schmälert das Filmerlebnis, die gut aufgelegten Hauptdarsteller, allen voran der überraschend facettenreiche Dwayne Johnson, gleichen dies aber geschickt mit ihrem Spiel wieder aus. Für Bay-Fans ist Pain & Gain damit ein sicherer Filmtipp. Selbst wer Bay bisher vor allem als Krachmacher im Kopf hat, darf bei diesem für seine Verhältnisse gesetzten Film gerne reinschauen – und wird vermutlich positiv überrascht werden. (anw)
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