1979 fand im Iran eine Revolution statt, bei der das Volk den seinerzeit von den USA und Großbritannien inthronisierten Machthaber Reza Pahlavi stürzte. Dieser Schah hatte mehr als 20 Jahre lang den Einfluss des Westens im rohstoffreichen Land gesichert. Gleichzeitig herrschte er mit diktatorischer Skrupellosigkeit und versuchte parallel, der Bevölkerung einen westlichen Lebensstil aufzuzwängen. Unterdrückung und kulturelle Ignoranz führten das Land und seine Menschen schließlich in eine streng religiös geprägte Gesellschaft.
Story
Iran, November 1979: Die Revolution wird auch vor die Tore der US-amerikanischen Botschaft getragen. Die erzürnte Menge fordert vehement die Auslieferung des sich im amerikanischen Asyl befindlichen Ex-Premiers Pahlavi. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, beginnen einige Demonstranten mit der Erstürmung des Gebäudes und nehmen 50 Menschen als Geiseln. Sechs Mitarbeitern der Botschaft gelingt derweil die Flucht aus der eskalierenden Situation. Kurzerhand erklärt sich die diplomatische Niederlassung Kanadas bereit, den vom Mob gejagten Amerikanern Zuflucht zu gewähren. Fernab von Straßenschlachten brüten in den USA inzwischen Spezialisten möglichst raffinierte Exfiltrationsmöglichkeiten aus. Dem renommierten Fluchthelfer Tony Mendez (B. Affleck) kommt da eine besondere Idee: Eine fingierte Filmproduktion soll nach geeigneten Drehorten im Iran Ausschau halten und so die verfolgten sechs Amerikaner unbehelligt außer Landes schaffen.
Viele Filme werben mit Authentizität. Zumeist geschieht dies mit einem Slogan wie „Nach einer wahren Geschichte“. Argo, so verkündet es das Cover der Blu-ray, „basiert auf einer freigegebenen Geheimakte“. Und der Einstieg in Ben Afflecks neueste Regie- und Schauspielkombination nährt gleich den Verdacht, es hier mit einem astreinen Polit-Drama zu tun zu haben. Doch erfreulicherweise wird die Geschichtsstunde mit einem guten Schuss Action aufgepeppt, was aber zu keiner Sekunde erzwungen oder aufgesetzt wirkt. Das überragend inszenierte Finale ist gar ein Lehrstück in puncto perfekt arrangierter Dramaturgie und der unbestrittene Höhepunkt eines insgesamt überraschend spannenden Streifens. Erstaunlich, dass Affleck schon zu diesem Zeitpunkt solch eine punktgenaue Gratwanderung meistert. Nachdem der Mann erst 2010 mit The Town einen der besten Gangster-Thriller der letzten Jahre stemmte, bewegt er sich nun auch auf anderem Terrain äußerst zielsicher. Weitaus zurückhaltender, nüchterner agiert dagegen sein Alter Ego vor der Kamera. Dieser Tony Mendez ist kein großspuriger Held, vielmehr ein kühler Denker und Stratege. Sein durchaus patriotisches Handeln wird aber hier nicht überstrapaziert – der befürchtete US-Pathos-Overkill bleibt dankenswerterweise aus. Neben der Hauptfigur gibt es gleich mehrere interessante, weil gut ausgearbeitete Charaktere zu entdecken. Der Cast präsentiert sich homogen und hochwertig zusammengesetzt. Da fällt es leicht, sich auch an den Leistungen der vielen eher unbekannteren Gesichter zu erfreuen. Dass Routiniers wie Bryan Cranston (Breaking Bad) oder Oscar-Preisträger Alan Arkin ihre Rollen problemlos stemmen, ist beinahe eine Selbstverständlichkeit.
Aus naheliegend erscheinenden Gründen wurden die Szenen, welche im Iran spielen, in der Türkei abgedreht. Dem Gros des westlichen Publikums wird dieser Umstand nicht auffallen, zumal die Kamera auch das Land am Bosporus in großartigen Bildern eingefangen hat. Höhepunkte des Bilderreigens sind sicherlich die Aufnahmen inner- und außerhalb der berühmten „Blauen Moschee“, die einige fantastische Einstellungen liefern. Auch die Ausstattung überzeugt voll und ganz. Kostüme und Frisuren wurden mit viel Detailliebe auf das Jahr 1979 getrimmt. Hier wäre sicherlich auch eine Auszeichnung für die beste Ausstattung denkbar gewesen. Argo musste sich aber mit drei Oscars „begnügen“: Jüngst errang Afflecks Werk prestigeträchtiges Gold in den Kategorien Film, Drehbuch und Schnitt.
Bildqualität
- Full HD im Format 2.4:1
- gute bis sehr gute Bildschärfe
- gelungene, jedoch keineswegs perfekte Durchzeichnung des Bildes
- kühle Farbgebung zu Beginn als auch bei diversen Szenen im „Iran“
- dezentes Graining
- sauberer Transfer ohne jedwede Bildfehler
Tonqualität
- Deutsch Dolby Digital 5.1; Englisch DTS-HD MA 5.1
- gut gelungener räumlicher Klang
- vollständig synchronisierter Extended Cut vorhanden
- sehr gut verständliche Sprachausgabe
Ausstattung
- um neun Minuten erweiterter Extended Cut (vollständig synchronisiert)
- PiP-Funktion: Augenzeugenbericht
- Aus Teheran gerettet: Wir waren dort
- Absolute Authentizität
- Die Verbindung zwischen CIA und Hollywood
- Flucht aus dem Iran: Die Hollywood-Option
- Audiokommentar (u.a. Ben Affleck)
Fazit
Eine gute, über weite Strecken gar sehr gute Bildqualität zeichnet dieses Release aus. Auch die deutsche Tonspur gefällt – trotz der Warner-typischen Beschränkung auf deutschen Dolby Digital-Ton. Argo ist bestes Politkino und umschifft die genretypischen Risiken mühelos. Der Film ist keine trockene Abwicklung über ein historisches Ereignis, sondern ein mit exzellenter Dramaturgie und handfester Action aufgepeppter Thriller. Die Realität schreibt vielleicht doch die besten Drehbücher. (dkr)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: PanasonicTX-P50VT20EA
BDP: Panasonic DMP-BDT 310
AVR: Yamaha RX-V565
Boxen: Teufel Hybird/ Teufel Concept