Jules Vernes sagte mal: „Alles, was ein Mensch sich vorzustellen vermag, werden andere Menschen verwirklichen können.“ Das lässt sich doch gut auf die 3D-Verfilmung seines Klassikers Die Reise zum Mittelpunkt der Erde übertragen. Nur leider bestanden die Vorstellungen des Regisseurs ausschließlich aus nervigen Charakteren, pseudowitzigen Sprüchen und einer total dünnen Storyline. Aber was soll’s. Der Film war erfolgreich genug, um eine Fortsetzung zu drehen, eine weitere ist bereits in Arbeit. So viel sei von der zweiten Countdown-Hetzjagd verraten: Innovativ ist sie nicht, aber dafür wackelt Dwayne Johnson mit seinen Brüsten.
Story
Es ist schon einige Jahre her, seit Sean (J. Hutcherson) zusammen mit seinem Onkel den Mittelpunkt der Erde entdeckt hat. Nun erhält er einen verschlüsselten Notruf von einer mysteriösen Insel, von der niemand weiß, dass sie existiert. Kurzerhand macht er sich mit seinem Stiefvater Hank (D. Johnson) auf den Weg und fliegt zusammen mit dem Helikopterpiloten Gabato (L. Guzmán) und seiner Tochter Kailani (V. Hugdens) zu den Koordinaten der Insel. Und nach einer kleinen Auseinandersetzung mit dem Wetter, stranden sie tatsächlich auf der Insel, von der Jules Vernes geschrieben hat. Doch ihnen wird schnell klar, dass die Insel binnen weniger Tage durch ein Erdbeben untergeht. Die Flucht erweist sich jedoch als schwierige Angelegenheit.
Dass der Vorgänger Die Reise zum Mittelpunkt der Erde ein Debakel war, kann man nicht leugnen. Der Science Fiction-Anteil war weder spannend noch spektakulär. Der Inhalt wurde lieblos dahingeklatscht. Spaß hat hier nur das „Alles fliegt raus“-3D gemacht.
Die Fortsetzung, die wie der Titel verrät, auf einer Insel spielt, macht da schon wenigstens mehr aus seiner Buchvorlage. Das Drehbuch bleibt aber praktisch dasselbe. Nur die einzelnen Abenteuer sind anders. Und die sind allesamt großartig in Szene gesetzt. Ob Atlantis, riesige Hummeln oder gigantische Zitterale: die Insel bietet einige prächtige Bilder, die den halbherzigen Vorgänger alt aussehen lassen. Die Reise zur geheimnisvollen Insel möchte so gerne ein Film für die ganze Familie sein, das funktioniert aber nur bedingt. Zumindest Kinder dürften an der harmlosen Action große Begeisterung finden, für die Älteren bleiben da eher die schönen Landschaften und Dwayne Johnson übrig, dessen Flirttipps daraus bestehen, die eigenen Burstmuskeln zucken zu lassen. Nun ja…
Die Schauspieler sind mal mehr, mal weniger überzeugend. Josh Hutcherson macht seine Sache ganz ordentlich, Dwayne Johnson ist von allen Protagonisten am besten aufgelegt, Luiz Guzmán ist als Tollpatsch glaubhaft und Michael Cain ist völlig unterfordert und fehlbesetzt. Vanessa Hudgens ist komplett austauschbar. Dafür tut dem Sequel aber der Regiewechsel sehr gut. Brad Peyton hat hier mit viel Liebe zum Detail gearbeitet. Die Kulissen sind oftmals eine Augenweide. Und im Gegensatz zum Vorgänger übertreibt Die Reise zur geheimnisvollen Insel nicht mit seinen Actionszenen, sondern setzt sie zum jeweils passenden Zeitpunkt ein.
Bildqualität
Bildformat: 1920x1080p (1.85:1) Video-Codec: MVC Wer auf das 3D verzichtet, wird von der 2D-Version aber keinesfalls enttäuscht sein. Auch hier ist der Film im Vollbild, die Bildschärfe ist nahe der Referenz und die unglaublich vielen, fast schon nichtigen Details, kommen in HD sensationell rüber. Warner Bros. verdient sich hier ein ganz großes Lob. Die Reise zur geheimnisvollen Insel ist genau das, was man von High Definition erwartet: glasklar und plastisch.
Bild 3D
Bildformat: 1920x1080p (1.85:1) Video-Codec: MVC Kurz und schmerzlos: Von allen 3D Blu-rays, die zur Zeit auf dem Markt sind, gehört Die Reise zur geheimnisvollen Insel ganz klar zu den Besten. New Line Cinema ist leider die einzige (!) Hollywood-Produktionsfirma, die die dritte Dimension bewusst einsetzt und nicht nur dem Trend nachgeht. So hat New Line doch mit Die Reise zum Mittelpunkt der Erde, Final Destination 4 + 5, sowie Harold und Kumar: Alle Jahre wieder bewiesen, dass 3D auch Spaß machen kann.
Journey 2 hat jede Menge Szenen, die in 3D überzeugen. Und wie sie das tun! Bereits auf dem Weg zur Insel macht sich die grandiose Tiefenstaffelung bemerkbar. Diese bleibt im ganzen Film über realistisch und lässt den Fernsehrahmen wie ein Fenster wirken, durch das man in eine andere Welt sieht. Das Bild wird durch die Brille auch nicht stark verfälscht. Die Farben bleiben durchgehend kräftig. Dasselbe lässt sich auch über die unzählbaren Details sagen. Oft ist man auch dazu geneigt, sich zu ducken, wenn etwas aus dem Fernseher fliegt oder ragt, wie Beeren, Flugzeugteile oder Poseidons Dreizack. Hier und da bleibt auch ein Wassertropfen an der 3D-Brille hängen. Ein unterhaltsames Vergnügen, welches auch durch äußerst selten auftretende Geisterbilder und dem 16:9-Vollbild nochmal ordentlich punktet.
Tonqualität
Leider gibt es am Ton etwas auszusetzen. Zuerst einmal sei aber gesagt, dass Die Reise zur geheimnisvollen Insel in jeder Menge Sprachen zu genießen ist, was im Vorfeld ein riesiger Pluspunkt ist. Sogar eine Audiodeskription für Blinde (in Englisch) ist enthalten. Die DTS-HD-Tonspur findet sich aber leider nur in der Originalversion. Diese hört sich zwar sehr gut an, die Dialoge sind immer perfekt verständlich, der Soundtrack kommt hier gut zur Geltung. Nur leider kann man sich nicht richtig hineinversetzen. Das Wohnzimmer verwandelt sich aufgrund der etwas leisen Abmischung nicht in einen Dschungel. Aus den Kanälen kracht es nicht allzu oft, obwohl viele Szenen den Anstoß dazu geben. Die Umgebungsgeräusche sind oftmals einfach zu „schüchtern“. Dasselbe gilt auch für die deutsche 5.1-Tonspur, nur, dass die sich einen Tick leiser und schwächer anhört, als die englische. Wer jedoch über die Unfeinheiten hinwegsieht, kann den Film trotzdem mit einem soliden Sound genießen.
Ausstattung
- Bist du fit genug, um auf der geheimnisvollen Insel zu überleben?
- interaktive Tour
- Inselsafari mit Josh Hutcherson
- verpatzte Szenen
- nicht verwendete Szenen
Fazit
Nach langer Zeit des Wartens kommt endlich wieder ein Film in die Regale, bei dem sich die teurere 3D-Variante bezahlt macht. Wer gerne auf Hummeln über Täler fliegen will, oder einfach nur mit Krimskrams beworfen werden möchte, ist hier genau richtig. In 3D macht der Film zumindest Spaß und kann auch in der separaten 2D-Version überzeugen. Trotz des spärlichen Angebots an Extras und dem eher wenig authentischen Ton kann Die Reise zur geheimnisvollen Insel von der technischen Seite aus überzeugen. Und wie bereits erwähnt, werden insbesondere Kinder Spaß an Journey 2 haben. Den großen Zuschauern fällt zumindest dann die Kinnlade runter, wenn das grandiose Setting seinen Auftritt hat. Die Reise zur geheimnisvollen Insel ist technisch perfekt inszeniertes Popcorn-Kino, das im Gegensatz zu seinem Vorgänger zwar unterhält, von der Handlung jedoch eher einem Schweizer Käse ähnelt. (dw)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Sony KDL-32EX720
Player: Sony BDP-S480
Lautsprecher: Sony HT-AS5 5.1