Bei all dem Ruhm, den Clint Eastwood mit Filmen wie Mystic River, Erbarmungslos, Million Dollar Baby oder Gran Tourino eingeheimst hat, geht manchmal unter, dass er schon sehr viel früher erstklassige Filme gedreht hat. Einer der Besten ist der Western Der Texaner – The Outlaw Josey Wales. Dieser spielt zur Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges, fängt wie ein klassischer Rachefilm an und wird nach und nach zur Geschichte der Erlösung eines Mannes, der alles verloren zu haben schien, inklusive seiner selbst.
Story
Der Farmer Josey Wales und seine Familie werden während des Bürgerkriegs unschuldige Opfer einer Bande marodierender, inoffizieller Nordstaatentruppen. Josey muss hilflos mit ansehen, wie seine Familie und seine Farm verbrannt werden, während er schwer verletzt überlebt. Josey schwört Rache, schließt sich selbst einer Gruppe von Renegaten der Südstaaten an und übt im Krieg blutige Vergeltung an den Yankees. Trotzdem der Krieg bereits seit geraumer Zeit beendet ist, legt er die Waffen nicht nieder und kämpft weiter, was ihm zu zweifelhaften Ruhm bei den besiegten Südstaatlern verhilft.
Bald ist er auf der Flucht vor Kopfgeldjägern, der US Armee und feindlichen Indianern, doch längst hat bei ihm eine Wandlung eingesetzt. Doch bevor er seinen Frieden findet, steht ihm noch eine letzte Auseinandersetzung mit den Banditen bevor, die seine Frau und sein Kind ermordeten…
Eastwoods Western beginnt als klassischer Rachefilm in den Wirren des amerikanischen Bürgerkriegs. Josey Wales und seine Familie werden zu unschuldigen Opfern und Josey verliert alles, was ihm etwas bedeutet. Ihm bleiben nur die Rache und das Töten. Doch dieses ist längst zum Selbstzweck geworden, als sich seine Einheit ergibt; Josey weigert sich die Waffen niederzulegen, weil er sonst nichts anderes mehr kennt und sein Leben ihm nicht mehr viel bedeutet. Das Besondere an Der Texaner ist, wie Eastwood den Wandel des Protagonisten inszeniert und spielt. Der Mann, der nichts mehr zu verlieren hatte und nur noch tötete, weil ihm nichts anderes mehr geblieben war, entdeckt, dass das Leben ihm eine 2. Chance und Familie geschenkt hat. Denn auf seiner Flucht schließen sich ihm die verschiedensten Personen an, die sich selbst von seiner rüden Eigenschaft, Kautabak auf alles zu spucken, was sich nicht schnell genug aus dem Staub macht (klasse als Running Gag eingesetzt), nicht abschrecken lassen. Selbst ein streunender Hund bleibt ihm treu, Josey Wales erkennt, dass er nicht mehr allein auf der Welt ist und seine sich bildende Patchwork Familie tatsächlich die Erlösung für ihn bedeuten kann.
Während die Darstellung, bzw. Ausgestaltung des Bösewichts etwas zu eindimensional ist und daher nicht zu den Stärken des Films zählt, ist der Film aber am stärksten dort, wo er sich Zeit und Mühe macht, die Zwischentöne zu beleuchten. John Vernons Rolle als ehemaliger, scheinbar opportunistischer Vorgesetzter zählt genauso dazu, wie der Friedenschluss mit feindlichen Indianern. Auch wenn gerade dieser Dialog heute etwas angestaubt und kitschig wirkt, drückt er doch Eastwoods Weltanschauung aus, der er bis heute treu ist: Die Grundlage des Zusammenlebens ist das Vertrauen zwischen Menschen, nicht Verträge und Abmachungen zwischen Staaten. Dieses Misstrauen der Politik gegenüber ist heute so aktuell wie damals. Dieser kleine Kunstgriff verleiht dem unterhaltsamen Western einen Subtext und Vielschichtigkeit, die man dem Action/Western Kino damals kaum zugetraut hätte. Aber auch wer sich nur gut unterhalten lassen will, wird gut bedient, denn dies ist schlicht ein klasse Film.
Bildqualität
Technik: MPEG4-AVC Codec, 2,35:1 (16:9, HD), Full HD
- sehr gute Schärfe bei Nahaufnahmen und Einstellungen aus mittlerer Distanz
- breite Farbpallette, sowohl fahle, fast farblose Aufnahmen, als auch sommerlich warme Farben werden natürlich wiedergegeben
- umfangreiches, sehr gut abgestuftes Kontrastspektrum
- guter Schwarzwert
- wenig bis kein Graining
- hohe Detaillierung und gute Durchzeichnung
- Hintergründe bei Distanzaufnahmen leicht verwaschen und nicht immer scharf
Tonqualität
Technik: Englisch DTS-HD MA 5.1, Englisch DD 2.0, Deutsch DD 1.0
- deutscher Mono Ton, englischer 5.1 Upmix wirkt künstlich und teilweise unpassend
- deutscher Ton ist natürlich
- sehr gute Dialogverständlichkeit
- überraschend gute Dynamik
- Geräusche und Effekte sind etwas schwächlich
Ausstattung
- sehr gute, umfangreiche Ausstattung, inkl. Kommentar, verschiedene Dokumentationen, Making Of und Trailer
- neu produzierte Features (2) in HD
- irreführendes Menu- die Extras finden sich alle unter dem Menupunkt Making of
Fazit
Das Bild des jungen Klassikers ist hervorragend und der englische Ton steht dem kaum nach, während die deutsche Synchrontonspur etwas Druck und Präzision vermissen lassen, aber immer noch sehr gut ist. Auch die umfangreiche, interessante Zusatzausstattung trägt ihren Teil zum Eindruck bei, dass Warner hier ein sorgfältig geschnürtes Blu-ray Paket anbietet.
Der Texaner ist ein hervorragender Western. Clint Eastwood gelingt es, die Wandlung des Charakters Josey Wales vom nihilistischen Killer zu einem Menschen, der eine 2.Chance ergreift und eine neue Familie findet, glaubhaft zu schildern. Der Cast ist eine wahre Freude, nur Eastwoods damalige Freundin Sondra Locke wirkt wie ein schlafwandelnder, hölzerner Fremdkörper. Grandios ist dagegen die Leistung von Chief Dan George, seine Darstellung ist sowohl lustig, wie auch eindringlich und sicher einer der besten und differenziertesten indianischen Charaktere überhaupt.
Der Texaner ist eindringlich gespielt, spannend erzählt und setzt immer wieder die Mittel des comic relief ein, was erheblich zur unterhaltenden Qualität des Films beiträgt. Eastwood verarbeitet Einflüsse der Regiegiganten John Ford, Sergio Leone und Don Siegel, kopiert aber nicht einfach, sondern verbindet es mit seiner ganz eigenen Sicht. In Der Texaner sind die Grundlagen für sein weiteres Regieschaffen schon gelegt und Westernfans und Eastwood Anhänger sollten sich diesen jungen Klassiker nicht entgehen lassen. (fb)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
Full- HD Beamer: Epson TW 4400 LPE (kalibriert), Celexon Leinwand 2,70*1,58m
Player: Panasonic BD-80
AV-Receiver: Marantz SR5003
Lautsprecher: Teufel Theater 80