Dem scheinbar schier endlosen Haufen von Superhelden, endkrabbelt in der neues Comic-Adaption aus dem Hause DC COMICS ein kleiner blauer Käfer, der es wahrlich in sich hat. Bereits seit den 1940er Jahren aktiv gehörte der „Blue Beetle“ bisher nicht zur ersten Fraktion der Superhelden, sondern versucht nun aus der zweiten Reihe heraus zu den bereits allseits bekannten „Superman“, „Batman“ oder „Flash“ aufzuschließen. Unter der Ägide von Regisseur Neuling Ángel Manuel Soto – auf dessen Konto bisher neben einigen Kurzfilmen die Beiträge „La Granja“ und „Charm City Kings“ gehen – entstand die Origin-Story um einem mexikanischen College-Studenten, der durch den titelgebenden blauen Käfer zum Superhelden mutiert. Der Film wird Publisher WARNER HOME ENTERTAINMENT bzw. UNIVERSAL PICTURES HOME ENTERAINMENT sowohl als Blu-ray als auch im ultra-hochauflösenden 4K-Format in den Handel gebracht. In der Erst-Auflage ist die UHD dann noch in gleich zwei Sondereditionen verfügbar: Zum einen in einer Steelbook, zum anderen noch zusätzlich in einer limitierten Funko Pop Edition, welcher aus dem Steelbook und einer Wackel-Kopf-Figur besteht. Wie sich die beiden blauen Scheiben im Vergleich schlagen, soll anhand des nun folgenden Sichtungsbericht in Erfahrung gebracht werden.
Story
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Unter der Führung von Victoria Kord (S. Sarandon) avanciert des Unternehmen Kord Industries zu einem der größten Waffenlieferanten der Welt. Endgültig an die Spitze der Waffenlobby soll ein außerirdisches Artefakt namens „Skarabäus“ die Firma bringen, durch welches man mit Hilfe des daraus gewonnen „Skarabäus“-Codes Supersoldaten erschaffen möchte. Victorias Nichte Jenny (B. Marquezine) versucht die einst ehrenhaften Vorhaben ihres verschollenen Vaters und Mitbegründer von Kord Industries zu wahren und die zukünftigen Pläne ihrer Tante zu verhindern. Auf Umwegen kommt so das Artefakt in die Hände des College-Studenten Jaime (X. Maridueña), welcher entgegen einer Warnung den Skarabäus aktiviert und so unfreiwillig zum Superhelden wird. Ausgestattet mit einer Reihe von Spezialfähigkeiten und übermenschlichen Kräften befindet sich Jaime bald darauf im Abenteuer seines Lebens. Doch die unbarmherzige Victoria nutzt Jaimes Familie als Druckmittel, damit der Teenager das wertvolle Artefakt wieder zurückgibt. Mit dem ebenfalls stark modifizierten Soldaten Ignacio Carapax (R.M. Trujillo) bekommt es Jaime zusätzlich mit einem ebenso übermenschlichen Gegenspieler zu tun. Doch gegen den Zusammenhalt und Erfinderreichtum von Jaime Familie hat auch ein Supersoldat so seine Schwierigkeiten.
Die Figur des „Blue Beetle“ hat in seinen knapp 85 Jahren so einige Veränderungen hinter sich: Einst als typisch amerikanischer Polizist eingeführt, der nach Feierabend auf Verbrecherjagd geht und dabei dank einem kugelsicheren Anzug und Superkräfte-verleihender Vitamine schnell Erfolge feiert, wurde Jahre später dann ein Archäologe dazu auserkoren, in die Fußstapfen seines Superhelden-Professors zu steigen und mit Kampfsportfähigkeiten und jeder Menge selbst erfundener Waffen gegen das Böse zu kämpfen. Da aller guten Dinge dann Drei sind, schlüpft mit dem mexikanischen Teenager Jaime dann eine weitere Figur in den blauen Anzug des Superhelden. Eben jene letzte Form nimmt dann DC COMICS als Grundlage für die abendfüllende Leinwandadaption des „blauen Käfers“. In dessen Anzug schlüpft Nachwuchsmime Xolo Maridueña, der bisher vor allem im Serien-Umfeld tätig war, von denen „Cobra Kai“ zu den bekanntesten gehören dürfte. Überhaupt setzt man bei der Comic-Verfilmung auf einen größtenteils eher unverbrauchten Cast, ist doch auch die Darstellerin der „Jenny Kord“ durch Bruna Marquezine hierzulande weniger bekannt – wenn sie auch 24 ihrer bisher 28 Lebensjahre bereits vor der Kamera verbrachte, allerdings eben eher in ihrem Heimatland Brasilien. Ihren Bekanntheitsgrad vergrößern konnte sie durch ihre Tätigkeit als Influencerin in den Sozialen Medien und als Lebensabschnittgefährtin von Fußballstar Neymar. Im Film ist sie diejenige, die dafür sorgt, dass der mexikanischer Teenager Jaime in den Besitz des außerirdischen Artefaktes in Form eines Skarabäus kommt. Und der hat es wahrlich in sich, verwandelt er doch seinen Wirt bzw. Host in eine Mischung aus „Iron Man“, „Spider-Man“ und „Transformer“. Ausgestattet mit einer künstlichen Intelligenz schafft es der Superhelden-Anzug in Windeseile seinen Träger in eine One-Man-Army zu mutieren. Und so verwandelt sich der College-Absolvent und Gelegenheits-Jobber Jaime zur Kampfmaschine Widerwillen. Doch ein Superheld läuft meist nur dann zur Höchstform auf, wenn ihm auch seine Sidekicks tatkräftig zur Seite stehen. Die bestehen in der Comic-Adaption aus Jaimes Familie, insbesondere Schwester Milagro, Onkel Rudy und Großmutter Nana sollen hier genannt sein. Das Trio wird von Belissa Escobedo, George Lopez und Adriana Barraza in Szene gesetzt und besteht somit ebenfalls aus eher unbekannten bzw. unverbrauchten Gesichtern.
Mit Susan Sarandon in der Rolle der Antagonistin „Victoria Kord“ zeigt sich dann doch noch eine Hollywood erfahrene Darstellerin, die hier auch einen solide Job abliefert. Ihr zur Seite stellt man mit Raoul Max Trujillo in der Rolle des Supersoldaten „Carapax“ noch einen schlagkräftigen Gegenspieler, welcher den „blauen Käfer“ dank zahlreicher Bio-Modifikationen und Implantate ordentlich Paroli bietet. In ihren höchsten Ausbaustufen gleichen die beiden Figuren zwar eher kleineren Transformers, doch dies soll nur am Rande erwähnt werden. Die Duelle der beiden sorgen jedenfalls für ordentlich Collateral-Schaden an den verschiedenen Handlungsplätzen. Durch das mexikanische Flair bieten diese etwas Abwechslung zu den ansonsten verwendeten Metropolen dieser Welt in anderen Comic-Adaptionen. Ansonsten setzt man auch hier auf klischeehafte Plätze, wie einem Hightech-Labor, eine Superhelden-Höhle samt Spezial-Raumschiff in Skarabäus-Form und einem alten Burg-ähnlichen Gemäuer. Klischee-mäßig läuft auch die Handlung der Geschichte ab, bietet sie doch mit ihrer „unscheinbarer Junge wird zum Held im Anzug mit Spezialkräften“-Thematik nicht wirklich etwas Neues. Dennoch muss man Cast und Crew zugutehalten, dass man mit viel Herzblut bei der Sache ist. „Familie“ wird auch hier wieder sehr großgeschrieben und so kommt es auch zu einigen sehr emotionalen Momenten. Für die Wandlung vom „Nobody“ zum „Superhero“ nimmt man sich zunächst genügend Zeit – sieht man vom Anfang und der Bergung des Skarabäus ab, die einen doch ein wenig ins kalte Wasser schmeißt. Im Verlauf des Films klärt sich dann aber so einiges, sodass die meisten Fragen dann doch geklärt werden sollten.
Und so vergehen die gut 127 Minuten wie im Fluge und unterhalten unter dem Strich recht gut. Zwar hat man das alles irgendwie schon irgendwo gesehen – dennoch sind die Unterschiede groß genug um noch als selbstständig zu gelten und nicht einfach nur als billige Kopie eingestuft zu werden. Die Action – und dabei geht es ja in diesem Genre primär – ist ordentlich in Szene gesetzt. Auch hier steht die ein oder andere Zerstörungsorgie im Vordergrund, wenn auch auf einem etwas kleineren Level, sodass hier nicht gleich ganze Städte, Länder oder Welten in Schutt und Asche gelegt werden. Neben der Action steht DC-untypisch auch Humor recht weit vorne. Gerade die Dialoge zwischen Jaime und der künstlichen Intelligenz des Anzugs, die den Namen „Khaji-Da“ trägt, laden dann doch immer mal wieder zum Schmunzeln ein. Zwar gesellen sich zwar auch einige Gags dazu, die in pubertärer Weise unter die Gürtellinie gehen oder auch etwas überzogen wirken – Stichwort „Granny und Gatlin-Gun“ - und somit gerne hätte vermieden werden können – jedoch sind diese nur die Ausnahme und sollen nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Gespannt sein darf man darauf, wie und ob es mit dem „Krabbelkäfer“ weitergeht: Bei Einnahmen von weltweit aktuell gerade einmal 130 Millionen US Dollar kann man nicht unbedingt von einem riesigen Erfolg sprechen. Dennoch lässt die in Comicfilmen fast schon obligatorische Post Credit-Szene darauf schließen, dass man noch etwas in Petto für den jungen Superhelden hat. Ob es vielleicht auch zu einem Crossover bzw. einer Zusammenarbeit mit anderen Helden der DC COMICS kommt, kann daher aktuell nur gemutmaßt werden. Fans des Genres erhalten hier jedenfalls einen soliden Titel, der die Wartezeit auf den nächsten großen Superhelden-Blockbuster durchaus unterhaltsam überbrücken kann.
Bildqualität
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Das Bild der blauen Scheibe kann schon in der Full HD-Fassung überzeugen, ist dieses doch schon sehr detailliert und gibt viele Feinheiten der Superhelden-Anzüge preis. Die fiktive mexikanische Stadt „Palmera City“ wird in warme Farben getaucht, welche das südländische Flair sehr gut unterstützen. Dennoch muss man insgesamt sagen, dass die Farben ein wenig ausgewaschen herüberkommen, sodass der Kontrast nicht ganz passend eingestellt wurde. Wie für Comic-Verfilmungen inzwischen schon üblich, besteht ein Großteil des Films natürlich aus CGI-Effekten. Diese sind in der Regel aber recht gut ins Gesamtbild integriert worden und können somit als durchaus gelungen angesehen werden. Zahlreiche Abschnitte des Films spielen bei Nacht oder aber in weniger gut ausgeleuchteten Plätzen, wie zum Beispiel der Superhelden-Höhle oder dem Burg-ähnlichen Gemäuer im Finale. Dank eines gut eingestellten Schwarzwertes und den damit einhergehenden Grauabstufungen gelingt es Detailverluste in den Schatten weitestgehend zu vermeiden. Close-Ups bringen Hautporen, einzelne Haarsträhnen oder Falten schon recht gut zur Geltung, lassen aber noch etwas Luft nach oben. Insgesamt kann sich die Blu-ray somit sehr gut sehen lassen und entspricht damit aktuellen Produktionsstandards.
Tonqualität
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- Deutsch Dolby Atmos
- Deutsch Dolby True HD 7.1
- Deutsch Dolby Digital 5.1
- Englisch Dolby Atmos
- Englisch Dolby True HD 7.1
- Englisch Dolby Digital 5.1
- Weitere Tonspuren siehe Datenbank-Eintrag
Bei der akustischen Umsetzung lässt sich WARNER HOME VIDEO nicht lumpen und spendiert sowohl der englischen Originalspur als auch der deutschen Synchronisation eine moderne 3D-Soundspur im Dolby Atmos-Format. Der zugrundeliegende verlustfreie TrueHD-Kern kann dann auch sehr gut überzeugen und das gleich von der ersten Sekunde an: Denn schon das Intro schwirrt dank hervorragender Surround-Effekte um die Zuschauenden herum. Im weiteren Verlauf werden die umherliegenden Kanäle dann auch immer wieder passend mit einbezogen - sei es, wenn Helikopter durch die Lüfte schweben, Explosionen Gesteinsbrocken aufwirbeln oder in Schiesserein die Geschosse jederzeit sehr gut verfolgbar sind. Das alles wird von einigen kräftigen Subwoofer-Einsätzen begleitet, sodass das Heimkino immer mal wieder in Wallung gebracht wird. Die Dialoge sind dabei stets klar zu verstehen und gehen auch in den hektischen Action-Momenten nicht unter. Die deutsche Synchronisation wurde bei der Berliner Interopa Film GmbH erstellt. Hier kümmerten sich Klaus Bickert um das Dialogbuch, während sich Stefan Fredrich für die Dialogregie verantwortlich zeigte. Motivierte Sprecher wie Julian Tennstedt (X. Maridueña), Marlin Wick (R.M. Trujillo), Olivia Büschken (B. Marquezine), Özge Kayalar (B. Escobedo) oder Kerstin Sanders-Dornseif (S. Sarandon) sorgen hier für eine gelungene heimische Vertonung. Einen nennenswerten Unterschied in Sachen Pegel und Dynamik gibt es dann im Vergleich zum O-Ton nicht – beide liegen hier ebenbürtig gleichauf.
Ausstattung
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- Blue Beetle – Generationen
o Ursprünge (7:28 Min.)
o Produktionsstart (16:12 Min.)
o In vollem Flug (9:03 Min.)
o Die Welt des Helden (13:24 Min.)
- Scarab Vision
o Episode 1: Initiation (6:35 Min.)
o Episode 2: Kontrolle (6:50 Min.)
- Nana weiß es am besten (4:21 Min.)
Die Extras gliedern sich in drei Bereiche, von denen zwei nochmals weiter unterteilt werden. Das erste Feature gibt dabei einen Überblick über die Entstehung der Hauptfigur und deren Wandel im Laufe der Zeit. Comic-Bilder, Ausschnitte aus einer animierten Serie und zahlreiche Impressionen der Dreharbeiten werden hierbei gezeigt. Im nächsten Beitrag steht der Produktionsstart im Fokus. Drehbuch-Lesungen mit dem gesamten Cast und den wichtigsten Teilen der Crew bieten hier den Einstieg. Weiters geben hier die Darsteller einige Infos zu ihren Figuren und ihrer Beteiligung am Film. Die erste Verwandlung des Blue Beetle wird hier ebenso thematisiert wie einige der Action-Szenen. Dazwischen streut man immer wieder Konzeptzeichnungen, Comic-Bilder und animierte Storyboard-Abschnitte ein. Weiter geht es mit einem Featurette zum Gegenspieler „Carapax“ und dessen Entwicklung. Zudem kann man hier einigen Action-Szenen bei ihrer Entstehung beiwohnen. Als nächstes stehen die Handlungsorte des Films auf den Programm, bei denen man sich auf die mexikanische Ausrichtung konzentrierte. Zu der gehört auch der Soundtrack, dessen Aufnahmen man ebenfalls einen Abschnitt spendiert. Dennoch spickt man die Sounduntermalung mit einem Mix aus 1980er Elementen, klassischen Instrumenten und lauten Rock-Gitarren. Der nächste, in zwei Teile gegliederte Block, besteht aus zwei Episoden, in denen zum einen die Verwandlung von Jaime zum Blue Beetle und zum anderen seine immer stärker werdenden Symbiose mit der künstlichen Intelligenz des Anzuges genauer vorgestellt werden. Im letzten Block stellt man die liebenswerte, schlagkräftige aber auch manchmal etwas alberne Großmutter der Familie in den Mittelpunkt. Leider werden die Beiträge zwischendurch ein wenig recycelt und durch die zahlreichen Filmausschnitte bekommt man ebenfalls schon einiges Bekanntes zu sehen.
Fazit
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Die neuste DC COMIC-Adaption bietet im Grunde nicht wirklich etwas Neues, denn letztendlich hat man die „sympathischer Teen wird zum knallharten Superhelden“-Transformation schon einige Male gesehen. Dennoch muss man Cast & Crew zugutehalten, dass man das ganze mit viel Herz umgesetzt hat und man beim Anschauen merkt, dass alle mit viel Spaß bei der Sache waren. Action-Fans kommen hier auf jeden Fall voll auf ihre Kosten, zudem geht es für DC-Verhältnisse ziemlich humorvoll zu – wenn auch ab und an etwas zu albern. Optisch und akustisch geht es ebenfalls sehr solide zu, wenn auch das Bild der Blu-ray etwas farblos ist. Beim Ton sieht es da schon besser aus, welcher doch sehr kraftvoll herüberkommt und durchgehend mit jeder Menge Surround-Effekte gespickt ist. Das Bonus-Material gibt einige nette Einblicke in die Film-Entstehung, kratzt letztendlich aber nur an der Oberfläche und wiederholt sich hier und da. Alles in allem dennoch eine unterhaltsame und sympathische Comic-Verfilmung, die aber trotz Origin-Story austauschbar wirkt.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 65C17LB
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro