Mit „Morbius“ bekommt nun der nächste Anti-Held nach „Venom“ seinen eigenen Film und es ist wohl kein Geheimnis mehr, dass Sony an seinem eigenen Filmuniversum voller Marvel-Schurken arbeitet, die sich irgendwann zu den „Sinister Six“ zusammenschließen und den Kampf gegen Spider-Man aufnehmen sollen. Ob das Publikum nach der durchwachsenen inhaltlichen Qualität und den inszenatorischen Defiziten der ersten Venom-Filme und der schier unübersichtlichen Masse an Superheldenfilmen noch ein weiteres Experiment dieser Art sehen möchte ist natürlich fraglich, zumal die Freigabe „ab 12“ der FSK bereits im Vorfeld für so manches Stirnrunzeln gesorgt hatte. Ob „Morbius“ das Zeug hat, das bisher eher mittelprächtige Marvelschurken-Franchise auf Tour zu bringen, und wie die technische Seite der Blu-ray Disc aus dem Hause Sony Pictures Home Entertainment ausgefallen ist, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Dr. Michael Morbius (J. Leto) leidet seit seiner Kindheit an einer seltenen Blutkrankheit, weshalb er sich der Biochemie verschreibt, um selbst die Möglichkeit zu haben an einer Heilung zu forschen. Finanziert wird er dabei von seinem Kindheitsfreund Loxias „Milo“ Crown (M. Smith), der sein gesundheitliches Schicksal teilt. Mit der Entdeckung einer seltenen Art der Vampirfledermaus, scheint ein Forschungserfolg in greifbare Nähe zu rücken. Überzeugt ein Heilmittel gefunden zu haben, verabreicht sich Dr. Morbius das entwickelte Serum, doch anstatt ihn zu heilen, bewirkt die Injektion eine verheerende Veränderung der DNS und verwandelt ihn in eine Art Vampir, ausgestattet mit der Kraft und Schnelligkeit eines echten Blutsaugers, jedoch immun gegen Sonnenlicht und Kruzifixe. Diese Eigenschaften könnten ein echter Segen sein, wäre da nicht der schier unstillbare Durst nach Menschenblut, welchen Morbius mit künstlichen Blutkonserven versucht in Schach zu halten. Als sich plötzlich Leichen in den Straßen stapeln, denen das Blut ausgesaugt wurde, wird FBI Agenten Stroud (T. Gibson) auf die Sache aufmerksam und glaubt in Morbius den Täter gefunden zu haben. Ist Morbius noch Herr seiner Sinne, oder treibt sich am Ende noch ein anderer Vampir in den Straßen herum? …
Es ist schon einige Zeit her, dass der erste Trailer zu „Morbius“ veröffentlicht wurde, doch aufgrund widriger Umstände wie Pandemiebeschränkungen und geschlossener Lichtspielhäuser wurde der Film immer und immer und immer und immer wieder verschoben, bis er letztendlich im Kino anlief, wo er allerdings nur mäßig freundlich aufgenommen wurde. Vor allem die Freigabe „ab 12“ stieß bereits vor der Ansicht des Films bei vielen Fans auf Unverständnis. Kein Wunder, schließlich ist die Comicvorlage nicht gerade für ihre familienfreundliche und gewaltfreie Gangart berühmt.
Dabei ist der hier vorliegende Film inhaltlich an sich gar nicht schlecht und bietet einem interessanten und ambivalenten Charakter die Bühne, um sich zu entfalten. Leider kränkelt der Film aber an den gleichen Mankos, die auch schon bei „Venom“ zu bemängeln waren. Eigentlich wäre die Figur perfekt geeignet, um einen bluttriefenden Anti-Helden-Actioner für Erwachsene zu kreieren, der sich in sämtlichen Punkten von der glatten, weichgespülten und im Großen und Ganzen familientauglichen MCU-Superhelden-Strahlemann-Masse abhebt, wie es seinerzeit „Blade“, „The Punisher“, „Spawn“, „The Crow“ oder in jüngster Vergangenheit „Deadpool“ und „Wolverine“ taten. Aber trotz der finanziell erfolgreichen und von Publikum wie Kritik wohlwollend aufgenommenen Erwachsenen-Superheldenfilme der gerade genannten Liste visiert man wider besseres Wissen ein jüngeres Publikum an und vergrellt letztendlich beide Zielgruppen damit: Die Erwachsenen, weil der Film trotz aller Brutalität nicht konsequent genug ist und die Jüngeren, weil der Film einfach zu düster, gewalttätig und ernst ist, um wirklich Spaß zu machen.
Nichtsdestotrotz bietet „Morbius“ solide Unterhaltung und hat einige gute Ansätze zu bieten. Die Geschichte über den sehr tragischen Antihelden, der im Zwiespalt mit sich selbst ist und sich sowohl seinen inneren als auch den äußeren „Dämonen“ stellen muss ist stimmig erzählt (trotz zahlreicher, gravierender Logiklöcher) und auch wenn die ganze Geschichte recht schnell vorhersehbar wird und in einigen Punkte an den ersten Film, mit dem deutlich cooleren und deutlich härter umgesetzten Marvel-Vampir Blade erinnert, bleibt der Film alles in allem unterhaltsam. Das liegt zum einen an dem sehr vorsichtig dosierten, überwiegend schwarzen Humor und zum anderen an der düsteren Stimmung, die sich trotz Blick auf die Familie als Zielgruppe mehr nach Horrorfilm denn nach Superhelden-Action anfühlt. Zumindest, bis am Ende erwartungsgemäß die „Sau rausgelassen“ wird, und ein CGI-Overkill den Anderen jagt, wobei die von „Venom – Let there be Carnage“ sehr hoch angesetzte Messlatte an mittelprächtigen CGI-Effekten bei weitem nicht erreicht wird. Obendrein bekommen wir leider auch den peinlichsten Tanz-Auftritt seit „Spider-Man 3“. Es hat fast den Anschein, als hätten die Sony-Marvel-Produktionen ein Abo auf derart peinliche Szenen.
Kurz gesagt: Ein wenig mehr Mut hätte Morbius gut zu Gesicht gestanden und ihn zu einem exzellenten Film machen können – zumindest im Rahmen der von der Vorlage gegebenen Möglichkeiten. Die Masken, beziehungsweise CGI-Effekte sind recht brauchbar, die Action mitunter brachial, aber wenn jemand den Kopf abgerissen bekommt, dann sollte auch Blut spritzen. Es ist natürlich so, dass ein Film, der eine Geschichte erzählt und dies nicht ohne die Zurschaustellung von extremer Gewalt bewerkstelligen kann, es im Grunde genommen auch mit Blut und Eingeweiden nicht hinbekommt, aber wenn man schon einen Comic wie diesen verfilmt, dann sollte man der Vorlage in gewisser Weise gerecht werden, damit das Publikum auch bekommt was es erwartet. Ein Erwachsenen-Film für Kinder, das funktioniert nun einmal nicht wirklich. Trotzdem kann man sich „Morbius“ definitiv ansehen und kommt auch zum Teil auf seine Kosten, vorausgesetzt man weiß, worauf man sich einlässt. Die Weichen für eine Zusammenkunft der Sinistren Sechs im Stile der „Avengers“ wird jedenfalls bereits vorbereitet, und auch die Bezüge zu „Spider-Man – No Way Home“ und „Dr. Strange in the Multiverse of Madness“ sind bereits vorhanden. Ob man das gutheißen kann oder nicht, aber es deutet alles darauf hin, dass das eh bereits unübersichtliche Marvel-Universum in absehbarer Zeit noch ein wenig größer werden wird.
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Bildqualität
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Tonqualität
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Ausstattung
- Filmszenen und Patzer (2:35 Minuten)
- Licht, Kamera, Action (5:26 Minuten)
- Definition des Anti-Helden (4:43 Minuten)
- Die Stunt-Arbeit (4:39 Minuten)
- Die Guten, die Bösen und die Hässlichen – Nebendarsteller (3:30 Minuten)
- Nächtliche Ostereier (2:23 Minuten)
- Vom Menschen zum Vampir – Visuelle Effekte (5:13 Minuten)
- Kinomarketing (5:17 Minuten)
Im Bonusmaterial tummeln sich ein paar verpatze Szenen und einiges an Werbematerial, welches teils so gekennzeichnet ist, teils in „Features“ versteckt wird. Wir erfahren dabei zwar einiges über die Hintergründe der Figur und des Drehs, und was der Regisseur doch für ein dufter Typ ist, aber alles in allem wirkt das gesamte Bonusmaterial sehr oberflächlich und nichtssagend. Nett ist hingegen das Feature in dem uns (einige) der zahlreichen im Film versteckten „Easter Eggs“ offenbart werden, die vermutlich andernfalls nur von Hardcore-Fans erkannt worden wären. Trotzdem bleibt auch hier der Eindruck haften, dass man damit nur darauf hinweisen wollte, wie genial der Film doch in Wahrheit ist.
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Fazit
Technisch ist die blaue Scheibe absolut in Ordnung. Auch wenn der Eindruck entsteht, man würde den Film technisch auf Sparflamme köcheln lassen, um die Vorteile der 4k-UHD weiter hervorzuheben, gibt es im Großen und Ganzen nicht viel an der Präsentation auszusetzen. Das Bonusmaterial hätte allerdings etwas umfangreicher und das Bild etwas besser sein können.
Der Film bietet im Grunde solide Unterhaltung, ist allerdings weder auf ein jugendliches noch für ein erwachsenes Publikum zugeschnitten. Die düstere Atmosphäre und Horror-Szenerie gepaart mit der überwiegenden Ernsthaftigkeit und der brachialen Gewalt wird ein jüngeres Publikum vergrellen, während die inkonsequente Umsetzung der Gewaltszenen ein erwachsenes Publikum verärgern wird. Man kann nun einmal keinen Film für alle machen, sondern sollte sich im Vorfeld im Klaren darüber sein, wem man gefallen möchte. Wenn man mit allen anbiedern will, macht man es letztendlich keinem Recht. Vielleicht wäre hier eine härtere Schnittfassung genau das gewesen, was der Film und vor allem der Charakter gebraucht hätte.
(Michael Speier)
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