Filmkritik
"TRON: Legacy" knüpft nun 28 Jahre später direkt an seinen Vorgänger an. Der erfolgreiche Spieleentwickler Kevin Flynn (J. Bridges) ist seit nunmehr 20 Jahren spurlos verschwunden. Sein Sohn Sam (G. Hedlund) ist seitdem eigentlich rechtmäßiger Eigentümer seiner Firma "Encom". Allerdings stößt ihm die profitorientierte Mentalität des neuen Vorstandes sauer auf und er geht sogar so weit, das Unternehmen regelmäßig zu sabotieren. Eines Tages erhält er eine Nachricht von seinem Vater und stößt in seinem alten Labor auf dessen Computer. Wie es natürlich kommen muss, gerät Sam unfreiwillig in das Raster, in die virtuelle Welt, die auch einst seinen Vater verschluckte.
Bereits der Vorgänger bestach nicht durch seine ausgeklügelte Story oder durch tolle Darsteller, sondern unglaublich gute Effekte. Diesem Prinzip ist Disney treu geblieben. Die düstere Cyber-Welt, in der es scheinbar nur schwarz und weiß, Gut und Böse gibt, ist ein wahrer Augenschmaus. Was 1982 schon für Staunen gesorgt hat, punktet auch heute dank modernster Tricktechnik. Mit dabei sind selbstverständlich auch wieder die bekannten Anzüge, auf denen glühende Linien wie Schaltkreise verlaufen. Die Umgebung hat zudem an Tiefe gewonnen und man kann sich räumlicher in die virtuelle Umgebung hineindenken.
Nicht zuletzt wird dieser Effekt durch den 3D-Anteil des Films verstärkt. Allerdings ist der dreidimensionale Part auch ein wenig enttäuschend. Zum einen setzt der Effekt aus, sobald Szenen aus der realen Welt gezeigt werden, zum anderen wurde er auch im Cyberspace zu spärlich eingesetzt. Hin und wieder ragt ein Gegenstand hervor oder fliegt durch das Bild, voll ausgeschöpft wirkt das Feature aber zu keiner Zeit. Fantastisch inszeniert sind auch die Kampfszenen, allen voran die bekannten Lightcycles. Leider bildet die toll inszenierte Szene in der ersten Filmhälfte schon ein wahres Highlight, wohingegen selbst der Endkampf weniger mitreißend ist. Da der Streifen von seinen Bildern und dem Tempo lebt, hätte hier ruhig noch etwas höher gestapelt werden dürfen.
Diese Bilderflut lässt, wie bereits erwähnt, die darstellerische Leistung ziemlich alt aussehen. Hauptdarsteller Garrett Hedlund baut in der ersten Filmhälfte noch Sympathie auf, verblasst aber dann zunehmend. Olivia Wilde hingegen bietet wohl vor allem den männlichen Zuschauern als sexy Programm Quorra in ihrem hautengen Outfit gute Unterhaltung. Urgestein Jeff Bridges, der neben Bruce Boxleitner als einziger aus der Originalbesetzung stammt, stellt hier noch den größten Lichtblick da. Dabei übernimmt er im Film sogar eine Doppelrolle. Zum einen als Kevin Flynn und zum anderen als CLU, ein von ihm selbst entwickeltes Programm, das ihm beim Aufbau des Rasters helfen sollte. Sein Ebenbild allerdings wandte sich gegen seinen Schöpfer und stellt somit auch den Bösewicht in "TRON: Legacy" dar. CLU hat dabei das Aussehen des jungen Jeff Bridges aus den 80ern per Tricktechnik spendiert bekommen, wirkt in manchen Szenen aber reichlich plastisch. Auch die Dialoge im Allgemeinen passen sich dem gesamten Schauspiel an und so folgt ein One-Liner nach dem anderen.
Ebenso versickert der Versuch, größere Emotionen in den Film einfließen zu lassen. Die Vater-Sohn-Story wird immer wieder fast zwanghaft in den Mittelpunkt gerückt, wirkt aber pausenlos wie eine seichte Nebenhandlung. Mehr im Fokus steht der schier ewige Kampf zwischen Programmierer und Programm, welcher dramaturgisch aber ebenfalls eher versagt. So erscheint auch der leichte Ansatz von Religionsfragen und Ethnologie irgendwie fehl am Platze.