Heiter bis wolkig Blu-ray
Review
"Humor haben nicht selten die Menschen, die eigentlich nichts
zu lachen haben“, sagte bereits vor einiger Zeit Gerhard
Uhlenbruck, ein deutscher Mediziner und Aphoristiker. Dieses Zitat
trifft sehr gut auf den Film
Heiter bis wolkig von
Regisseur Marco Petry zu. Nach einem Drehbuch von Axel Staeck
entstand eine Tragödie, die das Thema Krebs mit Humor betrachtet,
eine Krankheit die in der heutigen Gesellschaft trauriger Weise zu
stark präsent ist.
Story
Tim (M. Riemelt) und Can (E. M'Barek) sind die allerbesten Freunde,
die mit den blödesten Ideen versuchen, Frauen abzuschleppen.
Manches Mal nimmt das sogar skrupellose Formen an, wenn sie
beispielsweise ausgeben, dass einer der beiden unheilbar an Krebs
erkrankt sei. Mit dieser Masche schafft es Tim, erfolgreiche bei
der hübschen Marie (A. Fischer) zu landen. Dumm nur, dass ihre
Schwester Edda (J. Schwarz) tatsächlich an dieser todbringenden
Krankheit leidet und schnell sein Schauspiel aufdeckt. Zu seinem
Erstaunen denkt die aber in keinster Weise daran, ihn auffliegen zu
lassen. Im Gegenteil: Wenn er ihr bei diversen Dingen Hilfe
leistet, wird sie sein Geheimnis bewahren. Nichtsahnend sagt er zu,
ohne dabei zu wissen, worauf er sich da eingelassen hat.
Krebskranke auf dem Sterbebett, das gab es doch schon einmal im
deutschen Kino? Richtig, bereits 1997 setzte Thomas Jahn mit Til
Schweiger und Jan Josef Liefers in „Knockin' on Heaven's Door“
dieses Thema sehr erfolgreich um. Regisseur Marco Petry (Schule)
setzt dabei weniger auf die reine komödiantische Schiene sondern
tritt eher in die Fußstapfen von Filmen wie „Vincent will Meer“.
Der Zuschauer wird auf eine Reise voller Emotionen geschickt, in
der sich Unbeschwertheit und Zynismus die Hand geben, aber auch
Angst, Erkenntnis, Wut und Liebe keine Fremdworte sind. Die Kunst
besteht lediglich darin, das alles zu einem unterhaltsamen und in
sich stimmigen Werk zu verbinden, was der Filmemacher wirklich gut
meistert.
Der romantische Aspekt in Drehbuch ist dabei nur sekundär. Petry
stellt vielmehr die Frage in den Mittelpunkt, was ein Leben
lebenswert macht. Hat es der Mensch verdient, früh aus der Welt
gerissen zu werden? Sollte man jede Sekunde seines Lebens nutzen
und nicht vergeuden? Erfreulicherweise erschlägt der Regisseur den
Zuschauer nicht zu sehr mit dem philosophischen Hammer, sondern
streut nur dezente Hinweise und Zitate ein, so dass es letztendlich
dem Betrachter selbst überlassen bleibt, welche Erkenntnis er aus
Heiter bis wolkig zieht. Lediglich der teilweise
vorhersehbare Schluss nimmt dem Zuschauer ein wenig die Spannung,
dürfte aber viele dennoch nicht enttäuschen.
Ein weiterer starker Bestandteil ist ebenfalls die bärenstarke und
äußerst authentische Hauptdarstellerriege bestehend aus Max Riemelt
(
Die vierte
Macht,
Napola – Elite für
den Führer), Anna Fischer (
Wir sind die
Nacht,
Liebe
Mauer), Jessica Schwarz (
Jesus liebt
mich,
Das Parfum – Die
Geschichte eines Mörders) und Elyas M’Barek
(
Türkisch für
Anfänger,
Offroad). Auch wenn
letztgenannter einen eher unbeschwerten Charakter verkörpert, passt
das dennoch in das Gesamtgefüge und erscheint keineswegs
deplatziert. Ein großes Kompliment gebührt hingegen Jessica Schwarz
in Rolle der Krebs kranken Edda. Ihre Darbietung nimmt beinahe
schon Oscar verdächtige Züge an und nicht nur einmal sorgt sie für
tiefgehende Gänsehautmomente. Bravo!
Bildqualität
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Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
2,35:1
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im Allgemeinen sehr gute Bildschärfe mit solider Detailzeichnung
und nur vereinzelten weichen Darstellungen
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nur feines Filmkorn, das ausschließlich in dunkleren Bereichen
etwas stärker, aber nie negativ auffällt
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satte und natürliche Farbgebung bei gutem, leicht erhöhtem
Kontrast
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guter Schwarzwert mit ordentlicher Durchzeichnung
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äußerst stimmungsvolle Kameraführung
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nahezu keine sichtbaren Kompressionsspuren
Das Bild ist überwiegend von hervorragender Qualität. Die Schärfe
ist nahezu durchgehend sehr gut ausgefallen bei gutem Detailgrad.
Aufgrund des erhöhten Kontrastes neigt die Darstellung hin und
wieder dazu ein wenig zu überstrahlen, was aber nur selten der Fall
ist. Immerhin sind die Farben dafür kräftig und dennoch natürlich.
Die negativen Punkte (leichte Kompressionsspuren, schwache weichere
Darstellungen) bleiben erfreulicher Weise in der Minderheit.
Tonqualität
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Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
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Deutscher HD Sound
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ausgewogene und natürliche Abmischung bei guter
Dynamik
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solide und prägnante Bässe
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erstaunliche viele Surroundeffekte für das Genre
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stets klare Dialogverständlichkeit
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stimmungsvoller Soundtrackeinsatz der perfekt zu jeder Szene
passt
Für das Genre unüblich machen sich erstaunlich viele
Surroundeffekte wie etwa im Eishockey Stadion, in der Disco oder im
Regen bemerkbar, was für eine tolle räumliche Klangkulisse sorgt.
Zwar könnten die Bässe gerne noch etwas kräftiger sein, aber auch
so ist der Tieftonbereich gut vertreten. Der Soundtrack bestehend
aus mehr oder minder bekannten Musikstücken passt hervorragend in
den gesamten Kontext und zur jeweiligen Szene.
Ausstattung
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Making of (HD; 9:54 min.)
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Making of Kurzversion (HD; 3:52 min.)
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Musikvideo Söhne Mannheims (HD; 3:53 min.)
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7 Interviews mit Cast & Crew (HD; 14:47 min.)
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Darstellerinfos
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Trailershow (HD; 13:26 min.)
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Wendecover
Das Bonusmaterial entspricht dem gehobenen Standard und liegt
komplett in HD vor. Das Making of besteht aus Ausschnitten der
beigefügtem Interviews und Passagen aus dem Film. Die Kurzversion
davon entspricht einem knappen TV-Beitrag und liefert keinen
erkennbaren Mehrwert. Den Kern machen die empfehlenswerten
Interviews mit den Hauptdarstellern, dem Regisseur und den
Produzenten aus, die nicht nur ihre Sicht zu ihren Rollen, sondern
auch zur Handlung und dem Thema an sich schildern. Die
Darstellerinfos sind lediglich Texttafeln mit Filmographien der
Schauspieler. Das Musikvideo der Söhne Mannheims zu dem speziell
aufgenommenen Song „Gesucht und Gefunden“ sowie eine umfangreiche
Trailershow komplettieren das Bonusmaterial.
Fazit
In diesem Genre wird selten Wert auf gehobene Qualität gelegt. Umso
erfreulicher ist es, dass sowohl Bild als auch Ton sich da deutlich
abheben. Während das Bild einen durchgehend hohen Detailgrad und
kräftige Farben bietet, ist die Abmischung sehr natürlich
ausgefallen und liefert sogar eine Menge an weiträumig abgemischten
Surroundeffekten. Lediglich das Bonusmaterial fällt da aus dem
Rahmen und hat nur recht wenige zusätzliche Informationen zum Film
parat. Marco Petry hat mit seinem neusten Werk
Heiter bis
wolkig einen sowohl tragischen, aber gleichfalls
humorvollen und gefühlvollen Film abgeliefert, der ein
allgegenwärtiges Thema dennoch respektvoll anspricht. Der Zuschauer
wird nicht nur zum Lachen, zum Weinen, sondern ebenso zum
Nachdenken angeregt. Mehr als nur ein Geheimtipp! (sah)
Story: 8/10
Bildqualität: 9/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 5/10
Gesamt: 7/10
Kaufempfehlung: 8/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Back: Dali Zensor
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